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Luftindustrie am Boden: Weltweite Arbeitskämpfe als Reaktion auf die „Cost-Cutting Crazyness“

Dossier

FlightDecreaseCovid19 (IATA)Seit Beginn des Sommers 2022 fallen weltweit viele Flüge aus aufgrund der „Cost-Cutting Craziness“, wie es laut Reuters-Meldung vom 7. Juli 2022 externer Link (engl.) Kolleg:innen des Lufthansa-Personals nannten. Wir haben bereits im Artikel Der Traum vom Fliegen? wirtschaftspolitische, pandemische und umweltrelevante Zusammenhänge der Krise der Luftfahrt dokumentiert. Aus umweltpolitischer Sicht sind die Ausfälle der Flüge durchaus zu begrüßen. Immerhin wurde gerade ein weiteres Ozonloch über dem Amazonas entdeckt, das auf 50% der Erdbevölkerung verheerende Auswirkungen haben kann (MDR-Meldung vom 5. Juli 2022 externer Link). Die Erdtemperatur steigt weiter an. Doch die fehlenden umweltfreundlichen und planbaren Alternativen und die stressigen Arbeitsbedingungen in der Luftfahrt sind ein Grund, trotz einer erfreulichen Ruhe am Himmel, das „Flugchaos“ weiter zu beobachten und hier einen Blick auf die Arbeitskämpfe in dieser Industrie sowohl international als auch in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweiz, Spanien, USA (to be continued) zu werfen – denn wer weiß, vielleicht wird auch das Thema „Konversion“ auch beim Fliegen wieder auf die Tagesordnung gesetzt? Siehe unseren internationalen Überblick:

  • Luftverkehr: Abhebende Profite und zunehmende Ausbeutung! Wir unterstützen alle aktuellen Kämpfe auf europäischen Flughäfen New
    Am 16. Juli 2022 trafen sich per Videokonferenz Delegierte der Beschäftigten des Luftverkehrssektors (Spanien, Italien, Frankreich und Portugal) von Gewerkschaftsorganisationen, die dem internationalen Gewerkschaftsnetzwerk für Solidarität und Kampf angehören, um die explosive Situation in der Branche zu erörtern, die durch die Phase nach der Pandemie und das Ende der Beschränkungen und Schließungen gekennzeichnet ist.
    Ausgehend von der Tatsache, dass wir uns immer noch mitten in der Pandemie befinden, mit einer neuen Welle von Infektionen und Todesfällen in ganz Europa, ist die Luftfahrtbranche nach der Aufhebung der Beschränkungen mit hoher Geschwindigkeit wieder angelaufen, wobei der Prozentsatz der Flüge und der beförderten Passagiere die Zahlen für den Sommer 2019 übersteigt, ein Anstieg, der an allen großen Flughäfen ein allgemeines Chaos erzeugt.
    Es sind bereits Tausende von Flügen, die von den großen Haupt- und Billigfluggesellschaften abgesagt wurden. Und viele weitere wurden für die kommenden Wochen abgesagt: Allein die Lufthansa hat in diesem Sommer über 5.000 Flüge gestrichen. Und der Flughafen Heathrow hat sich selbst eine Höchstgrenze für Passagiere pro Tag gesetzt. Auf jedem Flughafen gibt es Verspätungen, Annullierungen, lange Warteschlangen und hunderte verloren gegangene Gepäckstücke bei einem starken Anstieg der Ticketpreise, auch aufgrund der Energiekrise.
    All dies ist das Ergebnis des kapitalistischen Managements der pandemischen Krise in diesem Sektor, bei dem das einzige Ziel darin bestand, die Profite der großen multinationalen Konzerne zu sichern, während für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Sektors nur Entlassungen, ob trocken oder unterstützt oder mit Kurzarbeit, Prekarität und starke Lohnkürzungen vorgesehen waren, wodurch der Sektor nicht auf die Wiederaufnahme des Flugbetriebs vorbereitet war, mit Personalmangel in allen Flughäfen und Unternehmen, mit unannehmbaren Arbeitsbedingungen, sowohl für diejenigen, die weitergearbeitet haben, als auch für diejenigen, die neu in den Sektor gekommen sind.
    Diese Bedingungen schaffen eine explosive Situation mit mehreren Mobilisierungen an verschiedenen europäischen Flughäfen und auch durch spontane Initiativen von Beschäftigten, wie sie in Amsterdam und Brüssel stattfanden. Die Streiks der Beschäftigten von Billigfluggesellschaften (Ryanair, EasyJet, Volotea, Transavia usw.) sind ebenfalls bedeutend, wobei es sogar zu einheitlichen Streiktagen (25. Juni, 13. Juli) in Italien, Frankreich, Portugal und Belgien kam.
    Der Luftverkehr ist in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal mit einer allgemeinen Unterbesetzung in allen Bereichen, Lohnkürzungen, einer Zunahme der Unsicherheit und der Flexibilität konfrontiert, die die Arbeitsbedingungen unhaltbar machen, auch aufgrund der Verschlechterung der klimatischen Bedingungen, die zu einer Verschlechterung der Dienstleistungen für die Passagiere führen.
    Die Fluggesellschaften Tap und Alitalia waren schweren Angriffen ausgesetzt, da sie mit von der Europäischen Union auferlegten Umstrukturierungen zu kämpfen hatten: Die portugiesische Fluggesellschaft zwang den Arbeitnehmern Lohnkürzungen von bis zu 45 % auf, um Finanzmittel von der Europäischen Kommission und dem Unternehmen Ground Force (einem Abfertigungsunternehmen, das zu 49 % eine Tochtergesellschaft von Tap ist) zu erhalten, und meldete Insolvenz an. Alitalia hingegen wurde vollständig aus der Geschichte getilgt und durch das neue Nano-Unternehmen Ita Airways ersetzt, das trotz eines langen und harten Kampfes von Cub Trasporti und dem All Board Committee 5000 Beschäftigte entließ.
    In Frankreich profitiert Air France von der staatlichen Finanzierung (7 Milliarden) und den steigenden Ticketpreisen. Es gab mehrere, jedoch voneinander getrennte Kämpfe, die sowohl das Kabinenpersonal von Transavia (Billigfluglinie von Air France) als auch das Flughafenpersonal als Protagonisten sehen. Der Streik am 1. Juli am Flughafen Roissy Cdg war bedeutend. In Spanien findet eine große Mobilisierung der Piloten und Flugbegleiter der Billigfluggesellschaften EasyJet und Ryanair statt.
    Am Ende des Treffens wurde vorgeschlagen, ein weiteres, größeres Online-Treffen zu organisieren und auch ein physisches Treffen in Erwägung zu ziehen, das so bald wie möglich angesetzt werden sollte, um die Diskussions- und Interventionsgruppe in der Luftfahrtbranche zu erweitern. Angefangen mit der bedingungslosen Unterstützung aller Kämpfe an europäischen Flughäfen.“ Machinenübersetzung der franz. Pressemitteilung am 29.7.2022 beim alternativen gewerkschaftlichen Netzwerk für Solidarität und Kampf externer Link (dem auch LabourNet Germany angehört)

    • Beteiligt an dem Treffen waren Kolleg:innen von CUB TRASPORTI (ITALY) – CGT IBERIA (SPAIN) – SUD AÉRIEN/SOLIDAIRES (FRANCE) – SOS HANDLING (PORTUGAL)
    • Siehe auch die mehrsprachige Variante externer Link
  • „… Fotos von überquellenden Mülleimern und schmutzigen Toiletten werden schnell zu Urlaubserinnerungen – und in vielen Ländern hat die Sommersaison ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Während der Mangel an Pilot:innen zu Flugausfällen führt, ist das größere Problem der Mangel an Reinigungs- und Sicherheitspersonal. Während der Pandemie glichen die Flughäfen Geisterstädten – vorübergehend, aber vielleicht ein Vorgeschmack auf die Zukunft im Zeitalter des fortschreitenden Klimawandels…“ Artikel von Mark Bergfeld, erschienen am 4. Juli 2022 auf Social Europe externer Link („Airport chaos: security guards and cleaners still key”).
  • „Kaum auszudenken, was wäre, wenn man nicht nur seinen Urlaub, sondern auch seine Urlaubswünsche anmelden müsste und dann mitgeteilt bekäme, ob sie sich realisieren liessen oder man umplanen müsse. Das wäre ja dann Plan-Wirtschaft! Gut deshalb, dass wir Marktwirtschaft haben. Da können sich die Bürger im Lande jeden Tag über ihre Vorzüge freuen. Zwar muss man auch in dieser Gesellschaft anmelden, wann man Urlaub zu nehmen gedenkt und bekommt mitgeteilt, ob sich die Urlaubswünsche mit den betrieblichen Abläufen vereinbaren lassen oder nicht. Aber wohin es geht, wie man seinen Urlaub zu gestalten gedenkt, bleibt ganz der eigenen Initiative und der eigenen Planung und Umsetzung überlassen – und den auf Gewinn ausgerichteten Reiseangeboten natürlich. Das kennzeichnet eben eine freiheitliche Gesellschaft…“ Artikel von Suitbert Cechura, erschienen am 7. Juli 2022 auf Untergrund Blättle externer Link („Urlaubschaos – die Früchte freien Unternehmertums“).
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