DDR, Treuhand und der Kampf um Angleichung

PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft Heft 212 vom September 2023 "Perspektiven auf Ostdeutschland"Auch 30 Jahre nach der »Wende« sind die Mitbestimmungskulturen in Ostdeutschland noch immer heterogener, prekärer und weniger gewerkschaftlich verankert als in westdeutschen Betrieben. Die empirisch vorfindbaren Muster variieren dabei stark – zwischen Konsolidierung, krisenhaftem Wandel sowie kontinuierlicher Erosion. Im vorliegenden Beitrag zeigen wir anhand von sechs Betrieben der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie, wie diese drei verschiedenen Muster und die ihnen  entsprechenden Gestaltungsräume der Betriebsräte von betrieblichen Entwicklungspfaden abhängen und beeinflusst werden. (…) Typisch »ostdeutsche« Merkmale seien etwa eine kürzere Mitbestimmungstradition, eine als »abhängig« beschriebene betriebliche und ökonomische Situation sowie noch immer deutlich schlechtere tarifliche Konditionen, deren Legitimität bestritten wird. In diesem Punkt ist erheblicher Unmut spürbar und die mangelhafte »Einheit« ist daher nach wie vor Thema – ein Thema, das jüngst von rechten Parteien und Gruppierungen besetzt wird. Auch in unseren Betrieben finden sich entsprechende sozialmoralische Dispositionen in den Belegschaften…“ Artikel von Ingrid Artus, Andreas Fischer, Tobias Gellenthien, Judith Holland und Michael Whittall im Vorabdruck aus der PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft Heft 212 vom September 2023 „Perspektiven auf Ostdeutschland“ – wir danken dem Verlag und empfehlen wie immer das ganze Heft! weiterlesen »

PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft Heft 212 vom September 2023 "Perspektiven auf Ostdeutschland"

Ostdeutsche Mitbestimmung revisited: Betriebsräte 30 Jahre nach der »Wende«
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20 Jahre Kampf um die Angleichung der Arbeitszeit im Osten. Der Weg vom »gewerkschaftlichen Trauma« bis zum Einstieg in die 35-Stunden-Woche
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft Heft 212 vom September 2023 "Perspektiven auf Ostdeutschland"Zwanzig Jahre nach dem Scheitern der IG Metall in der Tarifrunde 2003 um die Angleichung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden im Osten lohnt es sich, einen Blick auf den Arbeitskampf in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie zurückzuwerfen und nach den Gründen für dessen Niederlage zu fragen. Der Artikel widmet sich der Frage der Revitalisierung der Arbeitsangleichungsforderung nach der historischen Niederlage und setzt sich damit auseinander, wie die IG Metall im Osten tarifpolitisch handlungsfähig geworden ist und letztlich ein Tarifergebnis zum Einstieg in die 35-Stunden-Woche erzielten konnte. (…) Ob die Arbeitszeitangleichung perspektivisch in den Flächentarifvertrag übernommen werden kann, bleibt fraglich. Die Arbeitgeber würden dagegen mit harten Bandagen kämpfen. Es käme vermutlich stark auf die Solidarität der IG Metall und der westdeutschen Funktionäre an, einen  unbefristeten Streik angesichts des Widerstands der Arbeitgeber durchzuhalten, wie der Streik 2003 zeigte…“ Artikel von Daniel Menning im Vorabdruck aus der PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft Heft 212 vom September 2023 „Perspektiven auf Ostdeutschland“ – wir danken dem Verlag und empfehlen wie immer das ganze Heft! weiterlesen »

PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft Heft 212 vom September 2023 "Perspektiven auf Ostdeutschland"

20 Jahre Kampf um die Angleichung der Arbeitszeit im Osten. Der Weg vom »gewerkschaftlichen Trauma« bis zum Einstieg in die 35-Stunden-Woche
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November 1089: "Wir waren das Volk"Dass die realsozialistischen Gesellschaften nicht frei von Herrschaftsstrukturen waren, lässt sich heute schwer bezweifeln. Aber drückte sich in diesen Strukturen, wie in den kapitalistischen Ländern, ein Klassenverhältnis aus? Eine Ost-West-Betrachtung (…) Worin unterschied sich die Klasse der Arbeiter*innen im großen Pool der »Werktätigen der DDR« überhaupt noch? Nicht einmal die weit auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich ließe sich in der DDR als Merkmal einer Klassengesellschaft heranziehen, waren doch die Reichtumsunterschiede zwischen der »sozialistischen Dienstklasse« und dem gemeinen Volk eher bescheiden. Und wie sah es mit dem Zugang zur Bildung als Klassenmerkmal aus? Hier fällt die Antwort etwas differenzierter aus: Zwar gab es eine gemeinsame allgemeine Schulbildung bis zur zehnten Klasse, an die Universitäten jedoch gelangten infolge der »sozialen Schließung« nur wenige Arbeiterkinder. Anders gesagt, die Normalität einer Herrschaftsgesellschaft, in der sich gewöhnlich die soziale und Klassenstruktur reproduziert, charakterisierte seit dem Ende der 60er Jahre auch die DDR. (…) Es gibt – so weit ich sehe – kaum Untersuchungen über die DDR, in der dieses Verhältnis zwischen »oben« und »unten« dahingehend befragt wird, ob sich hier ein Klassenverhältnis zeigen würde…“ Artikel „Im Dickicht der Klassen“ von Renate Hürtgen vom 25.06.2021 im ND online weiterlesen »

November 1089: "Wir waren das Volk"

War die DDR eine Klassengesellschaft?
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Mosambik
Offener Brief an die Bundesregierung: Für Entschädigungszahlungen an die ehemaligen mosambikanischen DDR-Vertragsarbeiter:innen
Für Entschädigungszahlungen an die ehemaligen mosambikanischen DDR-Vertragsarbeiter:innenJeden Mittwoch demonstrieren in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo ehemalige DDR-Vertragsarbeiter:innen. Die Rückkehrer:innen, in Mosambik „Madgermanes“ genannt, kämpfen seit Jahrzehnten um Anerkennung und um eine zumindest symbolische Entschädigung für einbehaltene Lohnzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge. In Deutschland erinnern zahlreiche Gedenkstätten, Archive, Vereine und Einrichtungen der politischen Bildung an das begangene Unrecht des SED-Regimes. Ein zentrales „Mahnmal für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in Deutschland“ ist in Planung. Forschungen zur DDR und zur Transformationsgeschichte werden seit den 1990er Jahren so intensiv und institutionell gefördert wie zu keiner anderen Epoche der deutschen Geschichte zuvor.  Umso irritierender ist, wie vergleichsweise geringen Widerhall die Forderungen der ehemaligen mosambikanischen Vertragsarbeiter:innen finden, die in der DDR um einen beträchtlichen Teil ihres Lohnes betrogen worden sind… Offener Brief vom 11.4.2021 von Wissenschaftler*innen, die rasche und unbürokratische Entschädigungszahlungen fordern, dort auch Hintergründe, wie z.B. die Aktionsseite Vertragsarbeit Mosambik – DDR weiterlesen »

Für Entschädigungszahlungen an die ehemaligen mosambikanischen DDR-Vertragsarbeiter:innen

Offener Brief an die Bundesregierung: Für Entschädigungszahlungen an die ehemaligen mosambikanischen DDR-Vertragsarbeiter:innen
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[Buch] Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer PerspektiveDer Mauerfall vor 30 Jahren bedeutete eine gewaltvolle Zäsur für migrantisches und jüdisches Leben in Ost und West. Während die einen vereinigt wurden, wurden die anderen ausgeschlossen. Das vorliegende Buch möchte ausgegrenzte Perspektiven auf die deutsch-deutsche Vereinigung wieder sichtbar machen und an die Kämpfe um Teilhabe in den 1980er Jahren, einschneidende Erlebnisse um die Wende und die Selbstbehauptung gegen den Rassismus der 1990er Jahre erinnern. So beinhaltet der Band Geschichten von Bürgerrechts- und Asylkämpfen ehemaliger Gastarbeiter*innen, von Geflüchteten in BRD und DDR, Beiträge über den Eigensinn von Vertragsarbeiter*innen, von damaligen internationalen Studierenden, über jüdisches Leben in Ost und West sowie über die Kämpfe von Sinti und Roma im geteilten Deutschland…“ Aus dem Klappentext des Verbrecherverlags zum von Lydia Lierke und Massimo Perinelli herausgegenenen Sammelband – siehe weitere Infos und „3. Oktober / 9. November: Deutsche Einheit? – Oder: Die Einheit der Deutschen!“ – die Rezension fürs LabourNet Germany von Michael Banos – wir danken! weiterlesen »

[Buch] Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive

[Buch] Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive
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[DASA-Ausstellung] “Gesichter der Arbeit” Fotografien aus Ostberliner Industriebetrieben - Foto aus der aus der Pressemappe der DASASchauplatz Ostberlin, genauer gesagt die Großindustrie der 1970er und 1980er Jahre. Eine ziemliche Zeitreise aus heutiger Sicht. Und doch schlummert da viel Bekanntes, wenn man das Ruhrgebiet aus dieser Zeit vor Augen hat. Lass dich ein auf eine untergegangene Welt. Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit. Rauchende Schlote, Menschen in Kittelschürze und Blaumann: Vor deinen Augen lässt der Ostberliner Fotograf Günter Krawutschke den Alltag der „Werktätigen“ wiederentstehen. Knapp 50 Fotos zeigen ungestellt und ungeschönt, emotional und stark, was im Osten Berlins Sache war. Das sind sehr seltene Dokumentationen von Arbeit und ihren Bedingungen vor dem radikalen Umbruch 1989/90. Das sind ungewöhnliche Porträts der ostdeutschen Industriearbeiterschaft, die schon wenige Jahre später so nicht mehr existierte. Der Fotograf Günter Krawutschke (*1940) kommt aus Staßfurt, Sachsen-Anhalt. Er ist ausgebildeter Fotograf und Designer und arbeitete als Bildreporter in(Ost-)Berlin. Industrieporträts gehör(t)en zu seiner Leidenschaft.“ Info bei der DASA in Dortmund zur Ausstellung vom 23.10.2020 bis zum 28.03.2021, siehe auch eine Empfehlung weiterlesen »

[DASA-Ausstellung] “Gesichter der Arbeit” Fotografien aus Ostberliner Industriebetrieben - Foto aus der aus der Pressemappe der DASA

[DASA-Ausstellung] “Gesichter der Arbeit” Fotografien aus Ostberliner Industriebetrieben
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30 Jahre nach der „Wende“: Ein kleiner Über- und Rückblick
November 1089: "Wir waren das Volk"1989 hat das Volk sich selbst zum Sprechen ermächtigt und seine Stimme gegen die Zentren der Macht politisch wirksam werden lassen. Es hat den alten Hirten die Gefolgschaft aufgekündigt und sich neue gesucht, die seine Vertreibung ins Paradies, so das treffende Bild von Daniela Dahn, organisierten. Das Paradies der kapitalistischen Warenwelt, der grenzenlosen Reise- und Redefreiheit, der individuellen Bedürfnisbefriedigung, der bunten Medienvielfalt und der unerschöpflichen Zerstreuungs- und Unterhaltungsindustrie. Keine Frage, nach den Kriterien des westlichen Vorbilds ist der Lebensstandard für eine Mehrheit der Menschen in Ostdeutschland gestiegen – und mehr noch, das Ausmaß sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Spaltungen. Für den Sieger war dies ein überwältigender Sieg, und da die Geschichte bekanntlich von den Siegern geschrieben wird, kann es keinen Zweifel geben, wer der Sieger des historischen Augenblicks ist. Es ist die kapitalistische Wirtschaftsordnung und mit ihr die Lebensformen und Annehmlichkeiten des Konsums, die sie ermöglicht. Bleibt noch die Frage, wer eigentlich die Verlierer der Ereignisse von 1989 sind…“ Aus dem Artikel von Rainer Mausfeld vom 29. September 2020 bei Telepolis: „Die Einheit – ein kapitalistisches Übernahmeprojekt“. Siehe anlässlich der Feierlichkeiten zu 30 Jahre „deutsche Einheit“ einige weitere Beiträge sowie Aufrufe zu Demos weiterlesen »

November 1089: "Wir waren das Volk"

30 Jahre nach der „Wende“: Ein kleiner Über- und Rückblick
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Die Großen für den Westen, die Kleinen für den Osten: Die Treuhandanstalt verkaufte vor allem die produktiven DDR-Firmen an die Konkurrenz aus den alten Bundesländern
Marcus Böick: Die Treuhand: Idee - Praxis - Erfahrung 1990-1994„Die Privatisierung der volkseigenen Betriebe (VEB) der DDR ist bis heute beispiellos in der Geschichte moderner Industriegesellschaften. Sie veränderte nicht allein die Wirtschafts-, sondern auch die Eigentumsstruktur Deutschlands langfristig. Im Privatisierungsprozess nahm die Treuhandanstalt, die 1990 Anteilseignerin der in Kapitalgesellschaften umgewandelten VEB wurde und damit verantwortlich für rund vier Millionen Beschäftigte war, eine zentrale Rolle ein. Selbst 30 Jahre nach der Vereinigung liegt noch vieles im Dunkeln, was die Arbeit der Treuhandanstalt angeht. Um Aufklärung bemüht sich eine jetzt vorgestellte Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim -, des Ifo-Instituts in München und der Universität Brüssel. Demnach verkaufte die dem Bundesfinanzministerium unterstellte Behörde produktive Firmen häufiger und rascher als weniger produktive Betriebe und bekam dafür mehr Geld. Brisanter ist ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Treuhand übergab solche erfolgreichen Unternehmen mit höherer Wahrscheinlichkeit an westdeutsche Investoren. »Gerade produktive DDR-Firmen blieben seltener in ostdeutschem Eigentum«, erklärt Ifo-Forscher Lukas Mergele. (…) Für eine Aussage über konkrete Privatisierungsentscheidungen reicht dies natürlich genauso wenig wie für eine umfassende Historie der Treuhandanstalt. An Letzterer arbeitet das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ), und zwar schon seit 2017. Bei der Präsentation erster Zwischenergebnisse stellten die Forscher der Treuhand vor Kurzem ein schlechtes Zeugnis aus. Die Transformation der Wirtschaft habe zu Massenarbeitslosigkeit und zu einem neuen Stadt-Land-Gefälle mit plötzlich abgehängten Regionen geführt. Darüber hinaus betont das IfZ, dass die Privatisierung der Betriebe »nicht alternativlos« war…“ Artikel von Hermannus Pfeiffer vom 22. September 2020 in neues Deutschland online, siehe dazu die ZEW-PM samt Download der ZEW-Kurzexpertise sowie beim IfZ das Buch „Transformation einer Volkswirtschaft. Neue Forschungen zur Geschichte der Treuhandanstalt“ –  auch abrufbar als Open Access E-Book weiterlesen »

Marcus Böick: Die Treuhand: Idee - Praxis - Erfahrung 1990-1994

Die Großen für den Westen, die Kleinen für den Osten: Die Treuhandanstalt verkaufte vor allem die produktiven DDR-Firmen an die Konkurrenz aus den alten Bundesländern
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November 1089: "Wir waren das Volk"„… Es ist ein Erinnern an die Geschichte der Sieger. Da bleibt kein Platz für die Geschichte der Geschlagenen und Gedemütigten, und damit sind nicht die aus einem Politbüro gemeint, sondern jene, die für Sozialismus und Selbstbestimmung kämpften, die anschließend Widerstand gegen die Durchsetzung des Kapitalismus leisteten und dann versuchten, weitere Verschlechterungen abzuwehren. „Die Geschichte ist Gegenstand einer Konstruktion, deren Ort nicht die homogene und leere Zeit, sondern die von Jetztzeit erfüllte bildet“, heißt es bei Walter Benjamin. (…) Wir dürfen die Kämpfe nicht zweimal verlieren – auf diesen Leitsatz hatte einst der leider zu wenig beachtete Publizist Fritz Güde die Arbeiten Walter Benjamins gebracht. Einmal verloren gingen die Kämpfe bereits: der Kampf für einen demokratischen Sozialismus in der DDR wie die Verteidigungskämpfe in Bischofferode und Magdeburg. Schlimmer als diese Niederlagen wäre es, sie, ihre Gründe und ihre Erfahrungen zu vergessen. Im Eingedenken verlorener Kämpfe besteht die Möglichkeit, sich in Beziehung zu setzen – zu den Geschundenen, Gedemütigten, Geschlagenen. Eingedenken bedeutet Erkennen, Begreifen und Nachempfinden. (…) Es ist eine merkwürdige Dialektik, dass sich einige Linke erst wieder mit der sozialen Frage befasst haben, als die Rechten begannen, diese nationalistisch zu beantworten. Ähnliches ist gerade in Bezug auf Ostdeutschland zu beobachten. Selbstredend gibt es die linken Stimmen aus dem Osten schon lange, nur scheint es, als würden sie erst jetzt allmählich Gehör finden. Es sind freilich auch zaudernde Stimmen. „Für die Erfahrung der Selbstermächtigung, die Erinnerung an das Uneingelöste der Revolution von 1989/90, fehlt uns heute die Sprache“, meint etwa Elske Rosenfeld. Vielleicht öffnen zeitliche Distanz und die von rechts erzwungene Auseinandersetzung neue Perspektiven. Eingedenken hilft dabei, Spuren zu finden, denen es nachzugehen lohnt. Der Herbst 1989, die Kämpfe gegen die kapitalistische Schocktherapie und die Proteste gegen die Zerstörung des Sozialstaates sind solche Spuren.“ Beitrag von Sebastian Friedrich vom 1. Januar 2020 aus ‚der Freitag‘ Ausgabe 43/2019 weiterlesen »

November 1089: "Wir waren das Volk"

Nicht zweimal verlieren. Die Geschichte der vergangenen 30 Jahre ist in Ostdeutschland eine Geschichte der Niederlagen. Es ist an der Zeit, sie endlich umfassend aufzuarbeiten
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Lohnungleichheit bei Männern und Frauen„… Zum dreißigsten Jahrestag der Wende ist sie präsent wie nie: die „Ostfrau“. (…) Gerda Jasper sieht das etwas nüchterner. „Natürlich sähe die Bundesrepublik heute anders aus, wären wir nicht dazu gekommen“, sagt sie. „Aber den Rollback haben wir nicht verhindern können.“ Jasper ist Ökonomin. (…) Schon zu DDR-Zeiten beschäftigte sich Jasper mit feministischen Theorien, obwohl diese im Osten nicht gerade verbreitet waren. Sie gelangte zur Überzeugung, dass die Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht automatisch zur Gleichheit zwischen den Geschlechtern führt. Das Patriarchat, sagt sie, habe es auch in der DDR gegeben. „Dennoch waren wir im Vergleich zum Kapitalismus auf vielen Gebieten weiter.“ (…) Tatsächlich war der Einigungsvertrag von 1990 eine Niederlage, allein schon, weil damit die Abtreibungsparagrafen 218 und 219 im Osten rechtswirksam wurden. Zuvor galt in der DDR das „Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft“ und Frauen konnten in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft eigenverantwortlich über einen Abbruch entscheiden. Auch die Abwicklung der DDR-Wirtschaft traf Frauen, die nun mit steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert waren: Zuvorderst die 34.600 ausländischen Vertragsarbeiterinnen, die in der DDR lebten, nach der Wende keinen Aufenthaltstitel und keinen Arbeitsplatz mehr hatten und denen die Abschiebung drohte. Anderen Arbeiterinnen wurde in den Neunzigern nahegelegt, die „Chance“ zu nutzen, sich nun endlich um die Kinder kümmern zu können. Ihnen wurde immer wieder vorgehalten, mit dem Anspruch, weiterhin berufstätig sein zu wollen, zur steigenden Massenarbeitslosigkeit im Osten beizutragen. Viele haben sich das nicht gefallen lassen, dafür war ihnen ihre Unabhängigkeit zu wichtig. „Unsere Töchter sind in den Westen gegangen und für sie war es selbstverständlich, arbeiten zu gehen“, sagt Christel Panzig. Dass es in weiten Teilen Ostdeutschlands heute einen „Frauenmangel“ gibt, ist auch Folge davon. Gleichzeitig brach die Geburtenrate dramatisch ein. Die Unsicherheit, die die Wende mit sich brachte, hinterließ Spuren…“ Beitrag von Nelli Tügel aus an.schläge Ausgabe IV/2019 weiterlesen »

Lohnungleichheit bei Männern und Frauen

1989 organisierten sich in der DDR Frauen, um für vollständige Gleichstellung zu kämpfen und einen Rollback zu verhindern. Gelungen ist dies nicht
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November 1089: "Wir waren das Volk"„Für die politischen Ereignisse, die im Herbst 1989 ihren Anfang nahmen und nach einem turbulenten Jahr am 3. Oktober 1990 mit dem Beitritt zur Bundesrepublik das Ende der DDR besiegelten, haben sich in der kollektiven Wahrnehmung zwei konkurrierende Bezeichnungen und ein weltweit anerkanntes Ereignis von symbolischer Wirkung festgesetzt. „Wende“ und „Friedliche Revolution“ sind die beiden Sammelbezeichnungen, und das symbolische Ereignis ist der „Fall der Mauer“ am 9. November 1989. Alle drei Begriffe haben in den drei Jahrzehnten seither neben ihrem faktischen Inhalt einen propagandistischen Beigeschmack bekommen. (…) Ähnlich doppeldeutig stehen die beiden berühmten, damals vor allem in Leipzig gerufenen Losungen „Wir sind das Volk“ und, Wochen danach: „Wir sind ein Volk“. (…) Diese Doppeldeutigkeit wohnte dem umstürzenden Aufbruch von Anfang an inne. Die widersprüchlichen Begriffspaare „Oben-Unten“, „Ost-West“ „Umwälzung-Kurskorrektur“, „liberal-illiberal“ waren in jenen Wochen alle gleichzeitig handlungswirksam vorhanden, aber eine Entscheidung wurde vertagt und bis heute nicht eingelöst. Im Gegenteil: Nachdem die Hängestellung eine Dekade lang beruhigt erschien, brechen nun, im dreißigsten Jahr danach, die Widersprüche als Feldzeichen politischer Gegensätze wieder auf. (…) Im Rückblick auf das Epochenjahr 1989 kann ich sagen, dass der Graben bereits damals deutlich merkbar vorhanden war. Nicht in den politisch aktiven bürgerbewegten Gruppen, die fast ausschließlich links oder liberal oder beides waren. Auch nicht unter denen, die später zur Gruppe der Nichtwähler wurden, wo eher die autoritäre Tendenz verdeckt vorhanden war. Doch in den großen Demonstrationen waren beide Tendenzen da, und sie haben ja auch den Umschlag seit dem späteren Oktober bis zum Jahresende von „Wir sind das Volk“ in „Wir sind ein Volk“ katalysiert. (…) Schon damals war jedoch weit weniger klar, was „die unten“ im ganzen Ostblock wie in der DDR stattdessen wollten. Heute hingegen, mit der zunehmenden Zerrissenheit der Bevölkerungen dieser Länder zeigt sich die ganze Doppeldeutigkeit der damaligen Ereignisse. Einen echten Epochenwechsel in Richtung auf eine stabile demokratische Verfassung in allen im Zuge der Umwälzung im Ostblock entstandenen 15 neuen und wiedererstandenen fünf älteren Nationalstaaten mag man die Ereignisse um das Jahr 1989 heute, 30 Jahre später, nicht mehr nennen…“ Beitrag von Jens Reich aus »Blätter« 11/2019 weiterlesen »
November 1089: "Wir waren das Volk""Für die politischen Ereignisse, die im Herbst 1989 ihren Anfang nahmen und nach einem turbulenten Jahr am 3. Oktober 1990 mit dem Beitritt zur Bundesrepublik das Ende der DDR besiegelten, haben sich in der kollektiven Wahrnehmung zwei konkurrierende Bezeichnungen weiterlesen »

November 1089: "Wir waren das Volk"„… Nun sind die Feierlichkeiten zum 30ten Jahrestag des Mauerfalls auch schon Geschichte. Es gab natürlich viel Selbstbeweihräucherung der BRD. Doch die Erzählung, dass mit dem 9. November 1989 die Freiheit über die Tyrannei gesiegt hat, bleibt nicht mehr unwidersprochen. Der Aufbruch Ost ist eine Initiative junger Leute, die die offizielle Einheitserzählung hinterfragen. Auch die Arbeit der Treuhand wird von ihnen kritisch gemustert. Wenn die Initiatoren den Anspruch bekräftigen, die ostdeutsche Debatte nach links verschieben zu wollen und dabei bewusst an die linke DDR-Opposition anknüpfen, dann kann man das nur begrüßen. Allerdings ist es schon verwunderlich, dass die Initiative selbst die Spielregeln des linksliberalen Diskurses so verinnerlicht hat, dass allen der Begriff Klassenkampf tabu zu sein scheint. (…) Es ist zu hoffen, dass die Initiatoren von Aufbruch Ost die Scheu vor dem Begriff Klassenkampf verlieren, wenn sie es ernst meinen mit ihrem löblichen Vorhaben, gewerkschaftliche Initiativen zu fördern. Sie können damit an einen Strang der linken DDR-Opposition anknüpfen, der heute wenig bekannt ist. Auf der Großdemonstration am 4. November verzichtete der Dramatiker Heiner Müller auf eine eigene Rede und verlas stattdessen einen Aufruf zur Gründung unabhängiger Gewerkschaften, der nicht nur eine vernichtende Kritik an den DDR-Staatsgewerkschaften enthielt. (…) Kürzlich haben linke Ostoppositionelle unter dem Titel 30 Jahre AfD eine Doppelnummer des telegraph herausgebracht. Es ist die linke DDR-Zeitung, der der Soziologe Bernd Drücke in seinem Buch „Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht“ über die Geschichte der libertären Presse in Ost und West bescheinigt, wesentlich zu den Veränderungen im Herbst 1989 beigetragen zu haben. Der Titel des aktuellen telegraph zielt auf die 1989 von den Unionsparteien mit anderen Rechtsparteien initiierte Allianz für Deutschland, die im Herbst 1989 die Stimmung für die Wiedervereinigung mit Erfolg anheizte. Im Vorwort der aktuellen telegraph-Ausgabe heißt es: „Wir fragen in dieser Ausgabe ebenso nach den politischen Einflussfaktoren der Entmachtung eines „dritten Wegs“ im nachrevolutionären Prozess von 1990, der Marginalisierung einer Alternative jenseits stalinistischer oder politbürokratischer Zwangsvergesellschaftung und knechtender kapitalistischer Gesellschaftsformierung.“…“ Beitrag von Peter Nowak vom 12. November 2019 bei Telepolis weiterlesen »
November 1089: "Wir waren das Volk""... Nun sind die Feierlichkeiten zum 30ten Jahrestag des Mauerfalls auch schon Geschichte. Es gab natürlich viel Selbstbeweihräucherung der BRD. Doch die Erzählung, dass mit dem 9. November 1989 die Freiheit über die Tyrannei gesiegt hat, bleibt nicht mehr weiterlesen »

[Webdokumentation über Migrant*innen in der DDR] Eigensinn im Bruderland„Eine Webdokumentation über Migrant*innen, die als Vertragsarbeiter*innen, als Studierende oder politische Emigranten in die DDR kamen und ihre eigenen Vorstellungen behaupteten. Menschen aus Äthiopien, Chile, Mosambik, der Türkei und Vietnam erzählen von ihren Erfahrungen und von ihren Kämpfen. Akten der DDR-Behörden, Bilder und Einführungstexte erläutern Hintergründe zur Migration in die DDR. (…) In die DDR migrieren meist junge Menschen. Sie kommen als Studierende, „ausländische Werktätige“ und Lehrlinge in die DDR. Oft sind ihre Herkunftsländer mit der DDR befreundete sozialistische Staaten wie Vietnam, Mosambik, Kuba oder Angola. Die Regierungen dieser Länder delegieren sie, damit sie nach ihrer Ausbildung dem Aufbau des Heimatlandes dienen. Andere werden als politisch Verfolgte von der DDR aufgenommen. Alle bringen ihre Träume und Ängste mit und sind voller Erwartungen an die Zukunft in dem fremden Land. Wie es in der DDR für die Einzelnen weitergeht, hängt davon ab woher sie kommen sowie auf welcher Grundlage und zu welchem Zeitpunkt sie einreisen. Seit den 1950er Jahren delegieren DDR-nahe Regierungen oder Solidaritätskomitees ausgewählte Studierende zur Hochschulausbildung in der DDR. Jene, die einen der begehrten Plätze bekommen, bezahlen keine Studiengebühren, die meisten erhalten außerdem ein Stipendium der DDR. Politisch Verfolgte können in der DDR Zuflucht und Unterstützung finden, wenn es den Interessen der DDR entspricht. Einige verfolgte Kommunist*innen aus nicht-sozialistischen Ländern leben versteckt in der DDR. (…) Die meisten der in der DDR lebenden Migrant*innen kommen auf Grundlage von bilateralen Staatsverträgen als Arbeiter*innen in das Land. Auch ihnen wird eine Ausbildung „im Prozess der produktiven Tätigkeit“ versprochen. Sie werden in Betrieben eingesetzt, um den Arbeitskräftemangel der DDR zu beheben. Im Arbeiter- und Bauernstaat hat diese Gruppe die schlechtesten Bedingungen…“ Prolog zur Webdokumentation der Initiative ‚Bruderland‘ (ohne Datum) weiterlesen »
[Webdokumentation über Migrant*innen in der DDR] Eigensinn im Bruderland"Eine Webdokumentation über Migrant*innen, die als Vertragsarbeiter*innen, als Studierende oder politische Emigranten in die DDR kamen und ihre eigenen Vorstellungen behaupteten. Menschen aus Äthiopien, Chile, Mosambik, der Türkei und Vietnam erzählen von ihren Erfahrungen und von weiterlesen »

November 1089: "Wir waren das Volk"Zwischen Einheitskitsch und Stasi-Thriller: In den Medien werde ein einseitiges Bild von der DDR gezeichnet, in dem sich weder die letzte DDR-Generation noch die Nachwendegeneration wiederfinde, sagte der Journalist Josa Mania-Schlegel im Dlf. Zu viele Geschichten würden aus westdeutscher Perspektive erzählt. Es ist die Geschichte von Freiheit, von gewaltlosem Widerstand und von der Revolte gegen ein System der Jahrzehnte langen Unterdrückung: 30 Jahre Mauerfall werden diese Woche in Berlin gefeiert. Aber wie viel wissen wir eigentlich wirklich – 30 Jahre später – über das Leben in der DDR damals? Und wieviel über das Leben, die Herausforderungen und den Alltag in den ostdeutschen Bundesländern heute? Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen werfen da Fragen auf. Aber auch die Darstellung der DDR-Geschichte in den Medien wird schon lange als einseitig kritisiert. (…) Schlegel: Ich glaube, dass man sich zum Teil fürchtet vor dem, was dann rauskommen könnte. Ich glaube, es gibt im Osten einen ganz differenzierten Blick zum einen auf die DDR, dass man also jetzt auch anfängt darüber zu reden, was alles vielleicht nicht hätte abgeschafft werden sollen, ob das alles überhaupt so gut war mit der Wiedervereinigung, also eine ganz gefährliche Debatte, wo ganz viel infrage gestellt wird, auf das man eigentlich total stolz ist. Also die deutsche Einheit hat ja nicht umsonst einen Feiertag. Das will man eigentlich nicht infrage gestellt wissen. Na ja, dann ist es einfach die Erzählung, die in unserem Land so vorangetrieben wurde von letztlich eigentlich der CDU als der größten Partei und auch der Einheits-Partei, die dann die Geschichte so geschrieben hat, wie sie nun vor uns liegt...“ Josa Mania-Schlegel im Gespräch mit Mirjam Kid am 5.11.2019 beim Deutschlandfunk weiterlesen »
November 1089: "Wir waren das Volk""Zwischen Einheitskitsch und Stasi-Thriller: In den Medien werde ein einseitiges Bild von der DDR gezeichnet, in dem sich weder die letzte DDR-Generation noch die Nachwendegeneration wiederfinde, sagte der Journalist Josa Mania-Schlegel im Dlf. Zu viele Geschichten würden aus westdeutscher weiterlesen »

November 1089: "Wir waren das Volk"Das wollten zwei Aktivisten wissen und waren das Jahr über unterwegs und haben sich mit verschiedenen linke DDR-Oppositionelle getroffen. Triebfeder dafür war das Bedürfnis, der gängigen BRD-Geschichtsschreibung von Mauerfall, Einheit und Deutschtümelei eine andere Erzählung entgegen zu stellen. Wir fragten: Ging es im Herbst 1989 nur um Mauerfall und Deutsche Einheit? Ehemalige DDR-Oppositionelle aus Erfurt, Berlin, Potsdam, Jena, Leipzig, antworten. Außerdem haben wir gefragt: Wo warstDu im Herbst 1989? Warst Du in der DDR-Opposition aktiv? Was hätte Deiner Meinung nach, politisch oder gesellschaftlich, mit der DDR geschehen sollen? Wie stehst Du zu Deutschlandfahnen? Wie hast du den Wechsel von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“ wahrgenommen? Was bedeutet für dich „Wir sind das Volk“? Was können Bewegungen Heute von damals lernen? Raus gekommen sind circa 20-minütige Interviews, die ab dem 6.11. auf dem youtube Kanal der Zeitschrift telegraph landen werden. Ein Projekt der AG Timur und sein Trupp und der Zeitschrift telegraph.cc“ 4 Trailer bei der Zeitschrift telegraph.cc weiterlesen »
November 1089: "Wir waren das Volk""Das wollten zwei Aktivisten wissen und waren das Jahr über unterwegs und haben sich mit verschiedenen linke DDR-Oppositionelle getroffen. Triebfeder dafür war das Bedürfnis, der gängigen BRD-Geschichtsschreibung von Mauerfall, Einheit und Deutschtümelei eine andere Erzählung entgegen zu stellen. Wir weiterlesen »

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