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16. September 2020: Italienweiter Streiktag im privaten Gesundheitssektor

16. September 2020: Italienweiter Streiktag im privaten Gesundheitssektor. Foto: Maurizio C. Am Mittwoch, 16. September 2020, fand ein italienweiter Mobilisierungstag im privaten Gesundheitsbereich statt. Die rund 100.000 Arbeiter*innen der privaten Kliniken und der soziomedizinischen Strukturen verschränkten unter Einhaltung der Minimaldienste für 24 Stunden die Arme, um gegen die abermalige Nichterneuerung des Tarifvertrages zu protestieren. Die Gewerkschaften sprechen von einer 100%-igen Beteiligung. (…) Die Nichtunterzeichnung des Tarifvertrags bedeutet, die Arbeits- und Lohnbedingungen der Gesundheitsarbeiter*innen des Privaten denjenigen des Öffentlichen nicht angleichen zu wollen. Die Arbeiter*innen kämpfen auf mehreren Ebenen gegen diesen vertragslosen Zustand (…) Die Arbeiter*innen kritisieren die klientelistische Verteilung der Gelder und fordern, die Erhaltung von öffentlichen Finanzierungen dem Zwang unterzuordnen, Mindeststandards bezüglich Arbeitsbedingungen zu respektieren. (…) Die gewerkschaftlichen Aktivist*innen werden in ihrer Arbeit vermehrt unter Druck gesetzt und mit willkürlichen Dispiplinarverfahren bestraft. Dies führt oft dazu, dass diese Arbeitskonflikte auf der juristischen Ebene individuell ausgetragen werden. Ein Tarifvertrag würde ein Instrument bieten, dieser Willkür ein Ende zu setzen…“ Artikel von Maurizio C. vom 17.9.2020 – wir danken!

Italienweiter Streiktag im privaten Gesundheitssektor

Am Mittwoch, 16. September 2020, fand ein italienweiter Mobilisierungstag im privaten Gesundheitsbereich statt. Die rund 100.000 Arbeiter*innen der privaten Kliniken und der soziomedizinischen Strukturen verschränkten unter Einhaltung der Minimaldienste für 24 Stunden die Arme, um gegen die abermalige Nichterneuerung des Tarifvertrages zu protestieren. Die Gewerkschaften sprechen von einer 100%-igen Beteiligung.

Am 10. Juni dieses Jahres wurde zwar nach dreijähriger Verhandlung ein Vorabkommen zwischen den Gewerkschaften Cgil, Cisl und Uil und den Unternehmensverbänden gefunden, doch Aiop (Associazione Italiana Ospedalità Privata – Verband der privaten Krankenhäuser) und Aris (Associazione Religiosa Istituti Socio-Sanitari – Verband der religiösen soziomedizinischen Institute) weigerten sich, den nun schon 14 Jahre vorherrschenden vertragslosen Zustand zu beenden, obwohl das Gesundheitsministerium und die Konferenz der Regionen „institutionelle Garantien“ zugesichert hatten.

Die Nichtunterzeichnung des Tarifvertrags bedeutet, die Arbeits- und Lohnbedingungen der Gesundheitsarbeiter*innen des Privaten denjenigen des Öffentlichen nicht angleichen zu wollen. Die Arbeiter*innen kämpfen auf mehreren Ebenen gegen diesen vertragslosen Zustand.

Erstens politisch: Die Finanzierung des Gesundheitswesens wird auf der regionalen Ebene entschieden, so liegt es an der Politik der regionalen Regierung, die Aufteilung der Gelder zwischen Privatem und Öffentlichem zu verwalten. Die Arbeiter*innen kritisieren die klientelistische Verteilung der Gelder und fordern, die Erhaltung von öffentlichen Finanzierungen dem Zwang unterzuordnen, Mindeststandards bezüglich Arbeitsbedingungen zu respektieren.

Zweitens betrieblich: Wie die Arbeiter*innen erzählen, orientierten sich die privaten Kliniken und soziomedizinischen Strukturen noch bis vor einigen Jahren an einen Rahmenvertrag (36-Stunden-Woche mit fixen Mindestlöhne etc.). Seit einiger Zeit jedoch werden den Arbeiter*innen Dumpingverträge mit massiv schlechteren Bedingungen vorgelegt, was einen Dschungel an individuellen Arbeitsverträgen und eine Spaltung zwischen den verschiedenen Generationen der Arbeiter*innen produziert.

Drittens gewerkschaftlich: Die gewerkschaftlichen Aktivist*innen werden in ihrer Arbeit vermehrt unter Druck gesetzt und mit willkürlichen Dispiplinarverfahren bestraft. Dies führt oft dazu, dass diese Arbeitskonflikte auf der juristischen Ebene individuell ausgetragen werden. Ein Tarifvertrag würde ein Instrument bieten, dieser Willkür ein Ende zu setzen.

Die nächste Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaften und privaten Gesundheitsunternehmen ist für kommende Woche vorgesehen.

Artikel von Maurizio C. vom 17.9.2020 – wir danken!

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=178208
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