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Sie hungern, sie sterben – sie setzen sich zur Wehr: „Papierlose“ (nicht nur) in der spanischen Landwirtschaft

Mobilisierung für den Aktionstag zur Regularisierung Papierloser in Spanien am 19. Juli 2020In elf Städten Spaniens – darunter auch Madrid und Barcelona – fanden am Sonntag, 19. Juli 2020, Demonstration, Kundgebungen und Proteste statt, mit denen die sofortige, dauerhafte und generelle Normalisierung des Status von Migrantinnen und Migranten gefordert wurde. Über 1.000 Gruppierungen hatten ein entsprechendes Manifest unterzeichnet und verbreitet, mit dem die spanische Regierung aufgefordert wurde, entsprechend zu handeln. Der Aktionstag war beschlossen worden, um für eine Befassung der Gesetzgebenden mit einer entsprechenden Initiative zu fordern, die (oftmals erst in der Epidemiezeit entstandene) selbstorganisierte migrantische Kollektive erarbeitet hatten. Die Situation von rund 600.000 Menschen, die meist – aber bei weitem nicht nur – in der Landwirtschaft beschäftigt sind, hat sich durch die Epidemie nochmals verschärft, so können sie beispielsweise das sogenannte (und als sozial gefeierte) Grundeinkommen nicht beziehen – nicht wenige von ihnen blieben „sich selbst überlassen“. Dementsprechend richtete sich die Kritik vor allem gegen die Unternehmen, die willkürlich vorgehen, aber auch gegen ihre medialen Helfer und die Kumpanei einer untätigen Regierung. Zu den weiteren unterzeichnenden Organisationen des Demonstrationsaufrufs gehören auch zahlreiche alternative gewerkschaftliche Gruppierungen, wie etwa die andalusische Regionalgewerkschaft SAT oder die „Kellys“ aus der Hotelreinigung, aber auch die CGT Telepizza externer Link – allesamt Gewerkschaften und gewerkschaftsähnliche Zusammenschlüsse aus Bereichen, in denen die Arbeit von Migrantinnen und Migranten eine besonders wichtige Rolle spielen. Siehe zum „Sonntag der Legalisierung“ sechs aktuelle Beiträge: Worin neben dem Aufruf und Unterzeichnenden auch mehrere beispielhafte Berichte über die aktuelle Lebenslage der betroffenen Menschen zu finden sind – und der Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zur Situation in der spanischen Landwirtschaft:

„Colectivos migrantes convocan movilizaciones para reivindicar un proceso de regularización amplio y sin condiciones“ am 19. Juli 2020 bei El Salto Diario externer Link ist ein redaktioneller Beitrag, in dem die wesentlichen Forderungen und der Aktionstag, sowie die ihn tragenden Organisationen überblicksartig zusammen gefasst werden.

„Colectivos, sindicatos, e intelectuales gritan: Las Vidas Precarias y Migrantes Importan“ am 10. Juli 2020 bei kaosenlared externer Link kommentiert und dokumentiert den Aufruf (inklusive Forderungskatalog) für die Regularisierung und die unterzeichnenden Gruppierungen und Personen, einem Kreis dem neben migrantischen Selbstorganisationen und Alternativgewerkschaften auch eine ganze Reihe prominenter Personen aus ganz Spanien angehören.

„7.000 temporeras marroquíes atrapadas y ningún plan“ von Sarah Babijer am 10. Juli 2020 ebenfalls bei El Salto Diario externer Link berichtete von den rund 7.000 marokkanischen Erntehelferinnen, die ohne jedes Einkommen und ohne jede Information oder sonstigen offiziellen Beistand in Spanien „gestrandet“ sind. Ihre Rückkehr nach Marokko ist normalerweise nach Ablauf ihrer Arbeitsverträge vorgesehen, findet aber gegenwärtig nicht statt – sie müssen oftmals alleine gelassen auf Feldern entfernt vom nächsten Ort überleben. Oder die Gefahren auf sich nehmen, die beim Gang oder der (Anhalter) Fahrt dorthin entstehen…

„CGT denuncia el abandono de decenas de migrantes tras el incendio acaecido este lunes en un asentamiento de Lepe“ am 16. Juli 2020 bei der CGT externer Link berichtet von einem Brand in Huelva in einem Wohnlager von Saison-ArbeiterInnen – die bis dahin mit den Folgen dieses Unglücks alleine gelassen worden waren – ein Beispiel auch für eine ganze Reihe ähnlicher Berichte aus verschiedenen Gegenden,  in denen stets die totale Missachtung der Menschen im Mittelpunkt der Kritik steht.

„Virus spike in Spain reveals plight of seasonal farm workers“ von Aritz Parra am 05. Juli 2020 im Medical Express externer Link gab einen Überblick über die Quarantäne-Situation der MigrantInnen ohne Papiere, einschließlich der Situation jener, die schlicht auf der Straße überleben müssen – oder in provisorischen Hallen…

„Racismo institucional: Protocolos mas estrictos para migrantes que para el turismo con el fin de prevenir nuevos brotes de covid19“ am 13. Juli 2020 bei kaosenlared externer Link ist ein Beitrag, der die Epidemie-Vorschriften für MigrantInnen mit jenen für Touristen vergleicht – und dabei zum Schluss kommt, dass jene für MigrantInnen wesentlicher „schärfer“ seien, was als ein weiterer Ausdruck des institutionellen Rassismus in Spanen bewertet wird, wofür auch mehrere Zusammenhänge aufgezeigt werden.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=175750
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