Audi 2019: Abbau von 9500 Arbeitsplätzen in Deutschland in den nächsten 5 Jahren verkündet

Elektro-Mobilität“Die Volkswagen-Tochter Audi baut in den nächsten fünf Jahren 9500 Arbeitsplätze in Deutschland ab. Von den derzeit 61.000 Arbeitsplätzen werden dann nur noch etwas mehr als 50.000 übrig sein. Der massive Arbeitsplatzabbau hat die volle Unterstützung der IG Metall und des Betriebsrats, die die Einzelheiten mehrere Monate lang hinter dem Rücken der Belegschaft mit dem Vorstand ausgearbeitet haben. (…) Die global operierenden Autokonzerne nutzen die internationale Absatzkrise, die Umstellung auf E-Mobilität und den Einsatz künstlicher Intelligenz systematisch aus, um Arbeitsplätze abzubauen, die Löhne zu senken, die Arbeitshetze zu erhöhen und so die Profitrate zu steigern…“ Beitrag von Dietmar Gaisenkersting vom 27.11.2019 auf der World Socialist Web Site externer Link und dazu:

  • Auch bei Audi gilt „LeiharbeiterInnen zuerst“: In Neckarsulm müssen alle (mehrere hundert) gehen – „die Entscheidung sei dem Betriebsratsgremium nicht leichtgefallen“ – Stammbelegschaft „gesichert“ bis 2029 New
    Der Autobauer Audi wird sich in seinem Neckarsulmer Werk von allen Zeitarbeitern trennen. Als Grund wird eine komplexe Marktsituation genannt. Mehrere hundert Zeitarbeiter werden nach SWR Informationen ihre Jobs im Neckarsulmer Audi-Werk (Kreis Heilbronn) verlieren. Genaue Zahlen nennt der Autobauer nicht. Man nutze das Instrument Zeitarbeit, um Bedarfsspitzen abzudecken, so eine Sprecherin. Seit dem Vormittag werden die rund 15.500 Audi-Mitarbeiter im Werk informiert. Die Entscheidung sei dem Betriebsratsgremium nicht leichtgefallen, dem Abbau der Zeitarbeitskräfte zuzustimmen, so Rainer Schirmer gegenüber dem SWR. Die Mehrheit der betroffenen Leiharbeiter hätten unter einem Jahr im Audi-Werk gearbeitet. Auch Audi-Werkleiter Fred Schulze spricht von einer „schweren Entscheidung“. Die Zeitarbeitskollegen seien gut qualifiziert und auch motiviert.
    Beschäftigungssicherung für Stammbelegschaft
    Für die Stammbelegschaft gilt unverändert eine Beschäftigungssicherung bis 2029. Kurzarbeit sei nicht geplant, heißt es…“ Beitrag von Alexander Dambach vom 12.12.2023 im SWR externer Link („Neckarsulmer Autobauer trennt sich von allen Zeitarbeitern im Werk – Audi-Betriebsratschef: „Die Zeitarbeitskollegen sind tief getroffen““)

  • Audi: IG-Metall preist Abbau von 9.500 Arbeitsplätzen als „gut tragbaren Kompromiss“ 
    “Am 9. und 10. Dezember veranstalteten die IG-Metall-Betriebsräte und der Audi-Vorstand Betriebsversammlungen in den Werken in Ingolstadt und Neckarsulm. Dort priesen sie über alle Maßen ihre Vereinbarung namens „Audi.Zukunft“ externer Link , mit der fast jeder sechste der 60.000 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut wird. Zudem deutet alles darauf hin, dass dies erst der Anfang ist. (…) Beide Betriebsversammlungen fanden vor dem Hintergrund großer Skepsis der Arbeiter gegen die Abbau-Vereinbarung statt. Den meisten Arbeitern ist bewusst, dass die IG Metall und ihre Betriebsräte die Pläne der Unternehmensleitung vorbehaltlos unterstützen und ihre Hauptaufgabe darin sehen, diese umzusetzen. (…) Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch lobte die Vereinbarung als Erfolg für die Arbeiter und die Regionen. Mosch erklärte, die Details der von ihm unterzeichneten Vereinbarung würden erst noch in den kommenden Monaten ausgearbeitet. Er nannte den massiven Arbeitsplatzabbau und die Sparprogramme einen „gut tragbaren Kompromiss“. Mit der angeblichen Beschäftigungssicherung bis 2029 sei der „Grundstein für die nächsten zehn Jahre gelegt“. Wie so häufig in der Großindustrie sollen auch die Audi-Arbeitsplätze über Abfindungen, Vorruhestandsregelungen und Altersteilzeitprogramme abgebaut werden. Die Gewerkschaft kann dann immer hervorheben, „betriebsbedingte Kündigungen“ seien verhindert worden. Die jeweils vereinbarte Beschäftigungssicherung gilt nur für die übriggebliebenen Beschäftigten – und das meist auch nur unter Vorbehalt. Der angebliche Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist die Art und Weise, wie die IG Metall und alle anderen Gewerkschaften seit Jahrzehnten den Arbeitsplatzabbau organisieren. Im letzten halben Jahrhundert ist kein Stahl- oder Bergarbeiter und kein Autoarbeiter der großen Hersteller betriebsbedingt entlassen worden. Trotzdem sind dort in dieser Zeit Hunderttausende von Arbeitsplätzen vernichtet, viele Werke geschlossen worden. Ähnlich wie Mosch lobte Rolf Klotz, Betriebsratsvorsitzender in Neckarsulm, die Vereinbarung. In Neckarsulm werden die Verbrennungsmotoren der Modelle A4 bis A8 und R8 produziert. Der Absatz dieser Modelle stagniert. (…) Betriebsrat Klotz sagte in der Betriebsversammlung, das Werk sei seit längerem nur zu etwas mehr als 60 Prozent ausgelastet. Daran werde sich in den nächsten drei Jahren nichts Wesentliches ändern. Deshalb deutete er bereits einen weiteren Arbeitsplatzabbau an: „Wenn das Unternehmen den Absatz unserer Modelle nicht steigern kann, erwarten wir Lösungen für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den produzierenden Bereichen.“ (…) Auch einen Manager lässt der Donaukurier zu Wort kommen. Er kritisierte die auf den Betriebsversammlungen verbreiteten Lügen. Das Unternehmen müsse die „Wahrheit gegenüber den Beschäftigten“ sagen. Er deutete an, dass es mehr Stellenabbau geben würde, da der Umsatzrückgang nicht vorübergehend sei. „Der Markt ist gesättigt, wenn nicht gar übersättigt“, sagte er. Man müsse daher damit rechnen, dass die Kapazitäten in der Produktion weiter zurückgehen. (…) Auch Audi erwirtschaftet seine Gewinne im Wesentlichen aus der Produktion in Billiglohnländern, darunter Ungarn, China, Indien, Mexiko, Algerien, Russland, Brasilien, Spanien und die Slowakei. Das größte Elektro- und Verbrennungsmotorenwerk befindet sich im ungarischen Győr. Im Jahr 2018 produzierte das Werk fast 2 Millionen Motoren. Den Arbeitern wird ein Bruttogehalt von 1200 Euro gezahlt, ein Drittel des Betrags, den Autoarbeiter in Deutschland verdienen, obwohl die Lebenshaltungskosten in Ungarn ähnlich hoch sind wie in Westeuropa. (…) Die ungarische Audi-Gewerkschaft AHFSZ in Győr arbeitete eng mit der IG Metall zusammen und würgte den Streik ab. Aufgrund der Unterstützung des Streiks durch Arbeiter im Westen wollten deutsche wie ungarische Gewerkschaft einen gemeinsamen Widerstand der Arbeiter unter allen Umständen verhindern. Eine weitere Täuschung ist die Behauptung von Audi und IG Metall, „Audi.Zukunft“ sei eine „Elektrifizierungs-Offensive“ und damit „Zukunftssicherung“. In Wahrheit sind diese leeren Phrasen eine kombinierte Offensive gegen die Autoarbeiter. (…) Der Betriebsrat unter Mosch verschwieg auf den Betriebsversammlungen daher, dass der Abbau von 9500 Stellen nur der Anfang sein wird. In einem Interview, das Mosch dem Magazin Focus zwei Wochen vor den Betriebsversammlungen gab, sagte er zu dem Abbau-Programm: „Wir überprüfen das Programm im Jahr 2024 und sehen uns die wirtschaftliche Situation an. Theoretisch ist alles möglich. Aber die Zahl 9.500 steht erst einmal fest, und es müsste schon gute Gründe geben, daran etwas zu ändern.“ Arbeiter können sich sicher sein, dass Mosch in vier Jahren diese Gründe finden wird…“ Beitrag von K. Nesan und Dietmar Gaisenkersting vom 20.12.2019 auf World Socialist Web Site externer Link – darin auch: „… Die Vorstände kommen und gehen, die IG Metall und ihre Betriebsräte bleiben. Sie sind die Konstanten in den letzten Jahrzehnten, und haben vor, ihre Rolle als Co-Manager und Betriebspolizei auch weiterhin zu spielen. Der 47-jährige Mosch ist seit über 20 Jahren Betriebsrat, seit 13 Jahren Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. Für seine Arbeit wird er – genauso wie seine Kollegen aus Gewerkschaft und Betriebsrat – fürstlich entlohnt. Als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi und als Aufsichtsratsmitglied bei Volkswagen hat Mosch im Jahr 2018 über 464.000 Euro erhalten. Die zehn IG-Metall-Vertreter im Audi-Aufsichtsrat erhielten im letzten Jahr über 884.000 Euro…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=158013
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