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Audi verkündet 2019 den Abbau von 9500 Arbeitsplätzen in Deutschland in den nächsten 5 Jahren – Stammbelegschaft „gesichert“ bis 2029?
Dossier
“Die Volkswagen-Tochter Audi baut in den nächsten fünf Jahren 9500 Arbeitsplätze in Deutschland ab. Von den derzeit 61.000 Arbeitsplätzen werden dann nur noch etwas mehr als 50.000 übrig sein. Der massive Arbeitsplatzabbau hat die volle Unterstützung der IG Metall und des Betriebsrats, die die Einzelheiten mehrere Monate lang hinter dem Rücken der Belegschaft mit dem Vorstand ausgearbeitet haben. (…) Die global operierenden Autokonzerne nutzen die internationale Absatzkrise, die Umstellung auf E-Mobilität und den Einsatz künstlicher Intelligenz systematisch aus, um Arbeitsplätze abzubauen, die Löhne zu senken, die Arbeitshetze zu erhöhen und so die Profitrate zu steigern…“ Beitrag von Dietmar Gaisenkersting vom 27.11.2019 auf der World Socialist Web Site
und dazu:
- Ein Beispiel für den aktuellen Kampf gegen Entlassungen und Werksschließungen: Vor 50 Jahren fand ein erfolgreicher Kampf für den Erhalt des Audi-Werks in Neckarsulm statt
„Im Zusammenhang mit der angedrohten Schließung von drei VW-Werken im Herbst 2024 wurde von allen Seiten davon gesprochen, dass es das erste mal gewesen sei, dass der VW-Konzern ein Werk schließen wolle. Das zeigt, dass der Versuch 1975 das Audi-NSU-Werk im baden-württembergischen Neckarsulm zu schließen und der erfolgreiche Kampf dagegen in Vergessenheit geraten ist. (…)
Das Audi-Werk in Neckarsulm mit seinen kleinen Zweigwerken in den Nachbarorten Heilbronn und Neuenstein mit insgesamt mehr als 10.000 Beschäftigten sollte dicht gemacht werden. Genau wie 2024/25 akzeptierten IGM-Führung und Betriebsräte Arbeitsplatzvernichtung im Interesse einer höheren Kapitalrendite. Sie wollten nur keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern „sozialverträglichen Abbau“ durch Vorruhestand und Aufhebungsverträge. Sie machten keine Anstalten, einen Kampf gegen Arbeitsplatzvernichtung und die Schließung des Werkes in Neckarsulm zu führen. Das galt auch für den Betriebsrat im Audi-Werk Neckarsulm. Er war der Meinung, die Belegschaft sollte durch Fleiß, gute Qualität und eventuell durch Abstriche bei den in den Jahren zuvor erstreikten tariflichen Fortschritten, Abstriche machen und damit den VW-Vorstand so beeindrucken, dass er von der Schließung Abstand nimmt. (…)
Die Filmdokumentationen von Gewerkschaftsversammlungen in Neckarsulm während des Kampfes um das Audi-Werk machen deutlich, dass es im Betrieb sozialistisch eingestellte Kolleg*innen gab, die wahrscheinlich Mitglieder in verschiedenen politischen Parteien und Organisationen waren. Auf allen Ebenen innerhalb der IG Metall kamen die rechtssozialdemokratischen Führungen und die Betriebsratsfürsten von linken Vertrauensleuten und Funktionär*innen unter Druck. Kämpferische und meist dem linken Flügel in der SPD angehörige Gewerkschafter*innen wurden innerhalb der IGM in führende Funktionen gewählt. Dazu gehörten Klaus Zwickel und Franz Steinkühler. Beide waren Zöglinge von kommunistischen Gewerkschaftern, die den Faschismus überlebt hatten. (…)
Der Kampf um das Audi-Werk hat gezeigt, dass eine Gewerkschaft in so einer Situation die Arbeiter*innenklasse und die Mittelschichten einer ganzen Region im Kampf vereinen und dadurch eine ungeheure Schlagkraft erzielen kann. Noch deutlicher wurde dies im Kampf gegen die Schließung des Stahlwerks in Rheinhausen, in dem die Kolleg*innen die Kontrolle über den Betrieb übernahmen und es am 10.12.1987 zu einem regionalen Generalstreik mit 200.000 Beteiligten an Massendemonstrationen und Verkehrsblockaden im Ruhrgebiet kam. Der damalige SPD-Fraktionschef im Landtag von NRW, Friedhelm Farthmann, sprach von einer vorrevolutionären Situation an diesem Tag. (…)
In einem Film, in dem die Auseinandersetzung dokumentiert ist, gibt es eine Szene von einer Gewerkschaftsversammlung in der Klaus Zwickel auf die Frage, was die Belegschaft denn rechtlich überhaupt machen könne sinngemäß und sehr entschlossen und überzeugend folgende Antwort gibt: „Wenn wir die Diskussion damit beginnen, was wir rechtlich dürfen, können wir gleich aufhören. Wenn wir alle zusammen kämpfen, schafft das neues Recht“. Und die IGM-Verwaltungsstelle stehe uneingeschränkt hinter allen Aktionen, die sich die Belegschaft zutraue. (…)
Weil die IG Metall seit Jahrzehnten in Tarifrunden keinen Erzwingungsstreik mehr organisiert hat und stattdessen am Verhandlungstisch faule Kompromisse schließt, fehlt es an Streikerfahrung und damit an fehlendem Vertrauen in die eigene Stärke. Linke Kolleg*innen, die in den großen Streiks in den 1970er Jahren, beim Streik für die 35-Stunden-Woche 1984 oder beim Kampf um das Stahlwerk in Rheinhausen eine vorwärtstreibende Rolle gespielt haben, sind inzwischen Rentner*innen. Mangelnde Kampferfahrung, eine IGM-Führung die auf allen Ebenen sich an die kapitalistische Logik angepasst und die Gewerkschaft entpolitisiert hat sowie die negativen Auswirkungen des Neoliberalismus auf das Bewusstsein der Arbeiter*innenklasse haben dazu geführt, dass Werksschließungen wie bei Ford in Saarlouis oder die aktuelle Vernichtung von 35.000 Arbeitsplätzen bei VW ohne ernsthaften Kampf über die Bühne gehen.
Kürzungsprogramm bei Audi
Die Vereinbarung der IGM mit den VW-Werken zur Vernichtung von 35.000 Arbeitsplätzen und zehn Prozent Lohnverlust war die Blaupause für ähnliche Kürzungen in anderen Autokonzernen. Mitte März 2025 haben sich die Konzernspitze und der Gesamtbetriebsrat bei Audi kampflos darauf geeinigt bis 2029 von den 54.000 Arbeitsplätzen in Ingolstadt und Neckarsulm 7500 Arbeitsplätze abzubauen und jährlich eine Milliarde Euro bei den Personalkosten zu kürzen. (…)
Gemeineigentum und Konversion der Autoindustrie notwendig
Es ist der IGM-Verwaltungsstelle Neckarsulm zu verdanken, dass der Kampf bei Audi von Anfang an von einem Filmteam begleitet wurde und Demonstrationen, Reden, Versammlungen dokumentiert sind. In dem Filmmaterial über den Kampf bei Audi kommt ein älterer Kollege zu Wort, der erklärt, dass die Kolleg*innen bei Audi in Neckarsulm nach dem Krieg gesagt hätten: „Wir übernehmen den Laden, wir brauchen die Chefs nicht.“ Aber das wäre ihnen ausgeredet worden. Nach dem spektakulären öffentlichkeitswirksamen Marsch nach Heilbronn am 18.4.1974 zeigte sich der IGM-Vorsitzende Eugen Loderer alarmiert, dass es danach in der Region zu einem Generalstreik kommen könnte. In einer Antwort darauf versicherte Klaus Zwickel ihm, „dass ich genügend zu tun hab, um viele andere spektakuläre Aktionen abzuwenden“. Dazu gehörte die Besetzung der Autobahn und die Besetzung des Werkes. Tatsächlich wurde die Besetzung des Audi-Werkes 1974 von Vertrauensleuten und Belegschaftsmitgliedern diskutiert, aber ihnen wieder ausgeredet. Eine Werksbesetzung in einem VW-Werk hätte in der damaligen Situation der Funke sein können, die anderen von Arbeitsplatzabbau betroffenen Belegschaften bei VW und anderswo in den Kampf und im besten Fall ebenfalls zu Betriebsbesetzungen zu animieren. Das hätte das Kräfteverhältnis in der Gesellschaft zugunsten der Arbeiter*innenklasse verschoben und das gesamte kapitalistische System in Deutschland herausgefordert. Die tiefe Krise der Autoindustrie schreit danach, dass innerhalb der IGM die Diskussion darüber geführt wird, die Arbeitsplätze durch die Überführung aller „markt- und wirtschaftsbestimmenden Unternehmen in Gemeineigentum“ (§ 2 IGM-Satzung) zu retten…“ Artikel von Ursel Beck vom 23. Mai 2025 in Sol(„Vor 50 Jahren: Erfolgreicher Kampf für den Erhalt des Audi-Werks in Neckarsulm“) – Sozialistische Organisation Solidarität
- Die (magische?) Zukunftsvereinbarung bei Audi soll „mehrere tiefgreifende Verschlechterungen verhindern“, aber gleichzeitig jährlich eine Milliarde Euro einsparen
- Verhandlungsergebnis: Betriebsrat und IG Metall schaffen bei Audi Zukunftsperspektiven und verhindern massive Einschnitte
„Verhandlungsergebnis bringt Verlängerung der Beschäftigungssicherung und Milliardeninvestitionen. Tarifvertrag bleibt unangetastet. IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott: „Bekenntnis zu den beiden Standorten und langfristige Sicherheit für Beschäftigte.“
Nach etlichen Sondierungen und Verhandlungen haben der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall mit dem Unternehmen ein Verhandlungsergebnis für die Beschäftigten bei Audi erzielt. Dabei konnten Zukunftsperspektiven sichergestellt und mehrere vom Unternehmen geforderte tiefgreifende Verschlechterungen für die Beschäftigten verhindert werden. Insbesondere bleibt der Flächentarifvertrag unangetastet, es wird keine Einschnitte beim monatlichen Tarifentgelt geben.
Die Zukunft der Werke und Beschäftigten in Ingolstadt und Neckarsulm wird gestärkt durch eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung bis Ende 2033 (bisher bis 2029), Investitionen in Höhe von mehr als acht Milliarden Euro, ein weiteres Verbrennermodell in Ingolstadt sowie die Vorbereitung für ein vollelektrisches Modell in Neckarsulm. Vom Tisch sind auch die Auslagerungspläne für die Gastronomie, den Werksservice und den Vertrieb Deutschland.
Der mittelfristige Abbau von Arbeitsplätzen konnte gegenüber den Forderungen des Unternehmens in den Verhandlungen erheblich reduziert werden. Statt der ursprünglich geforderten 12.000 Stellen bis 2027 sollen nun im gleichen Zeitraum maximal 6000 Stellen abgebaut werden, zugleich allerdings werden bis zu 1000 Stellen durch das Insourcing von Dienstleistungen aufgebaut. 2028 und 2029 sollen weitere maximal 1500 Stellen abgebaut werden. Zur nachhaltigen Absenkung der Arbeitskosten werden betriebliche Erfolgsbeteiligungen reduziert. (…) Neu vereinbart wurde auch ein jährlicher Bonus für IG Metall-Mitglieder ab 2026. „Damit wird die Solidarität der Beschäftigten belohnt, die sich füreinander einsetzen, für eine starke IG Metall sorgen und damit Tarifverträge und gute Verhandlungsergebnisse überhaupt erst ermöglichen“, erläutert Ott.“ Meldung der IG Metall Bayern vom 17. März 2025 - Jobtod bei Audi: Konzernbosse und Gesamtbetriebsrat vereinbaren Streichliste. Weiterer Gewinneinbruch beim Autobauer
„… Der Anlass des Aufzugs der vier krawattenlosen Sakkoträger steht über der Ablichtung: »Unternehmensleitung und Betriebsrat schließen Zukunftsvereinbarung«. Ein Synonym für Abbau, Umbau, Rückbau – oder wie das Handelsblatt am Dienstag schlagzeilte: »Audi streicht 7.500 Stellen.« Demnach haben sich bereits am vergangenen Wochenende Autobosse und Belegschaftsvertreter auf die Vernichtung besagter Jobs geeinigt. Bis zum Jahr 2029. Auf betriebsbedingte Kündigungen will die Vorstandsetage indes verzichten. Die Beschäftigungssicherung für die verbleibenden Kollegen in den deutschen Werken Ingolstadt und Neckarsulm soll bis Ende 2033 verlängert werden. Heißt es jetzt jedenfalls. (…) Die ersten 6.000 Stellen sollen bis 2027 gestrichen werden, weitere 1.500 bis Ende 2029. Offen ist bislang, an welcher Fertigungsstätte wie viele Arbeitsplätze demontiert werden. Der »Stellenabbau« soll laut Audi im »indirekten Bereich« stattfinden, also nicht in der Produktion. Damit ginge ferner ein »Abbau der Bürokratie« einher. Insgesamt wolle der Autobauer mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro »einsparen«, verlautbarten Döllner und Ros. Jährlich, wohlgemerkt. Gleichzeitig seien Investitionen in Höhe von acht Milliarden Euro in die Heimatstandorte vorgesehen. Für die »Transition zur Elektromobilität«, aber auch zur Entwicklung eines Verbrennermodells und »die Elektronikarchitektur der Verbrennerfahrzeuge«…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 19.03.2025 - Auf IG Metall @ Audi
bisher nix gefunden
- Verhandlungsergebnis: Betriebsrat und IG Metall schaffen bei Audi Zukunftsperspektiven und verhindern massive Einschnitte
- Gewerkschaft enthüllt bisher unveröffentlichte Sparpläne. Sparhammer bei Audi: IG Metall spricht von „Liste des Grauens“
„… Audi setzt den Rotstift an: Laut einem Flugblatt der Gewerkschaft IG Metall sollen ganz konkret Löhne gesenkt, Beschäftigte ohne Absprache versetzt und Jubiläumszahlungen gestrichen werden. Das geht aus einem Flugblatt der Gewerkschaft hervor, das jetzt in den Audi-Werken in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) und Ingolstadt (Bayern) verteilt wurde. Die Sparmaßnahmen waren bisher noch nicht öffentlich bekannt. (…) In dem Flugblatt, das dem SWR vorliegt, spricht die IG Metall von einer „Schonungslos-Liste des Audi-Vorstands“. Zu den oben erwähnten Kürzungen und Vorgaben sollen außerdem aktuelle Tariferhöhungen zeitlich nach hinten verschoben werden, so die Gewerkschaft weiter. Für sie sind die Sparpläne des Audi-Managements nach eigenen Angaben eine „Liste des Grauens“. Audi äußerte sich zu den Vorwürfen der IG Metall verhalten. „Der Audi-Vorstand und der Betriebsrat befinden sich in vertrauensvollen und geordneten Gesprächen im Sinne des Unternehmens und der Audi-Beschäftigten“, sagte eine Sprecherin dem SWR. (…) Man halte aber weiterhin an der in der Grundsatzvereinbarung „Audi.Zukunft“ festgelegten Beschäftigungsgarantie bis 2029 fest – und das „trotz verschärfter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen“, so die Audi-Sprecherin weiter. Gleichzeitig sehe die Vereinbarung vor, dass bei schlechteren Rahmenbedingungen neue Verhandlungen aufgenommen werden. „Der Audi-Vorstand bestätigte, dass dies der Fall sei“, heißt es.“ Beitrag von Ulrike Schirmer vom 29. Januar 2025 im SWR-siehe auch:
- Arbeitnehmer reagieren mit Widerstand gegen Sparpläne
„Die renditeschwache Premiumtochter von VW muss sparen. Der Audi-Vorstand um Gernot Döllner hat eine Liste mit Maßnahmen erstellt. Was geplant ist und wie IG Metall und Betriebsräte reagieren. (…) „Diese Vorschläge sind ein Frontalangriff auf die Beschäftigten und die bestehenden Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen“, sagt Schlagbauer. Karola Franke, Vorsitzende der IG Metall bei Audi, kündigt Widerstand an. Die IG Metall werde gemeinsam mit den Mitgliedern und den Beschäftigten „für die Zukunft der vier Ringe kämpfen“, sagt Franke.
Zu den angekündigten Maßnahmen gehören laut IG Metall unter anderem ein Absenken des Tarifentgelts und das Wegfallen von Zuschlägen beispielsweise für Nachtschichten sowie die Auslagerung von Beschäftigten in Produktion, Logistik und Verwaltung. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Audi in Deutschland per Betriebsvereinbarung bis 2029 ausgeschlossen. Anders als bei der Konzernschwester Volkswagen hat das Management die Beschäftigungssicherung auch nicht gekündigt. Dennoch ist intern von milliardenschweren Einsparungen die Rede (…) Die Sparpläne gehen allerdings noch weiter. So würde der Vorstand laut dem Schreiben der IG Metall und der Betriebsräte an Tarifverträgen rütteln und Outsourcing-Pläne für ganze Bereiche verfolgen. Davon wären unter anderem der Vertrieb, der Kundendienst, operative Personalbereiche, die Beschaffung, die technische Entwicklung, die Unternehmenskommunikation, das Controlling sowie Produktionsbereiche betroffen. Außerdem sollen 40-Stunden-Verträge drastisch reduziert, die Erfolgsbeteiligung beschnitten und Jubiläumszahlungen gestrichen werden. Audi plant den Betriebsräten zufolge zudem, mehr Leiharbeiter in direkten und indirekten Bereichen einzustellen.“ Artikel von Markus Fasse und Roman Tyborski vom 30.01.2025 im Handelsblatt online - beobachte IG Metall @ Audi
– bisher nix und nirgends bei der IGM gefunden
- Arbeitnehmer reagieren mit Widerstand gegen Sparpläne
- Auch bei Audi gilt „LeiharbeiterInnen zuerst“: In Neckarsulm müssen alle (mehrere hundert) gehen – „die Entscheidung sei dem Betriebsratsgremium nicht leichtgefallen“ – Stammbelegschaft „gesichert“ bis 2029
„Der Autobauer Audi wird sich in seinem Neckarsulmer Werk von allen Zeitarbeitern trennen. Als Grund wird eine komplexe Marktsituation genannt. Mehrere hundert Zeitarbeiter werden nach SWR Informationen ihre Jobs im Neckarsulmer Audi-Werk (Kreis Heilbronn) verlieren. Genaue Zahlen nennt der Autobauer nicht. Man nutze das Instrument Zeitarbeit, um Bedarfsspitzen abzudecken, so eine Sprecherin. Seit dem Vormittag werden die rund 15.500 Audi-Mitarbeiter im Werk informiert. Die Entscheidung sei dem Betriebsratsgremium nicht leichtgefallen, dem Abbau der Zeitarbeitskräfte zuzustimmen, so Rainer Schirmer gegenüber dem SWR. Die Mehrheit der betroffenen Leiharbeiter hätten unter einem Jahr im Audi-Werk gearbeitet. Auch Audi-Werkleiter Fred Schulze spricht von einer „schweren Entscheidung“. Die Zeitarbeitskollegen seien gut qualifiziert und auch motiviert.
Beschäftigungssicherung für Stammbelegschaft
Für die Stammbelegschaft gilt unverändert eine Beschäftigungssicherung bis 2029. Kurzarbeit sei nicht geplant, heißt es…“ Beitrag von Alexander Dambach vom 12.12.2023 im SWR(„Neckarsulmer Autobauer trennt sich von allen Zeitarbeitern im Werk – Audi-Betriebsratschef: „Die Zeitarbeitskollegen sind tief getroffen““)
- Bei der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm
nichts dazu gefunden
- Es erinnert uns an unser Dossier: „Sparprogramm“ und Effizienzsteigerung dank E-Auto auch bei Daimler – Leiharbeiter zuerst…
- Siehe auch aktuell: Schweden: Flexibilitätspuffer wie überall: Alle 400 LeiharbeiterInnen bei Volvo Trucks in Umeå entlassen – und vorher noch zu Überstunden am Wochenende verdonnert
- Bei der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm
- Audi: IG-Metall preist Abbau von 9.500 Arbeitsplätzen als „gut tragbaren Kompromiss“
“Am 9. und 10. Dezember veranstalteten die IG-Metall-Betriebsräte und der Audi-Vorstand Betriebsversammlungen in den Werken in Ingolstadt und Neckarsulm. Dort priesen sie über alle Maßen ihre Vereinbarung namens „Audi.Zukunft“, mit der fast jeder sechste der 60.000 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut wird. Zudem deutet alles darauf hin, dass dies erst der Anfang ist. (…) Beide Betriebsversammlungen fanden vor dem Hintergrund großer Skepsis der Arbeiter gegen die Abbau-Vereinbarung statt. Den meisten Arbeitern ist bewusst, dass die IG Metall und ihre Betriebsräte die Pläne der Unternehmensleitung vorbehaltlos unterstützen und ihre Hauptaufgabe darin sehen, diese umzusetzen. (…) Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch lobte die Vereinbarung als Erfolg für die Arbeiter und die Regionen. Mosch erklärte, die Details der von ihm unterzeichneten Vereinbarung würden erst noch in den kommenden Monaten ausgearbeitet. Er nannte den massiven Arbeitsplatzabbau und die Sparprogramme einen „gut tragbaren Kompromiss“. Mit der angeblichen Beschäftigungssicherung bis 2029 sei der „Grundstein für die nächsten zehn Jahre gelegt“. Wie so häufig in der Großindustrie sollen auch die Audi-Arbeitsplätze über Abfindungen, Vorruhestandsregelungen und Altersteilzeitprogramme abgebaut werden. Die Gewerkschaft kann dann immer hervorheben, „betriebsbedingte Kündigungen“ seien verhindert worden. Die jeweils vereinbarte Beschäftigungssicherung gilt nur für die übriggebliebenen Beschäftigten – und das meist auch nur unter Vorbehalt. Der angebliche Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist die Art und Weise, wie die IG Metall und alle anderen Gewerkschaften seit Jahrzehnten den Arbeitsplatzabbau organisieren. Im letzten halben Jahrhundert ist kein Stahl- oder Bergarbeiter und kein Autoarbeiter der großen Hersteller betriebsbedingt entlassen worden. Trotzdem sind dort in dieser Zeit Hunderttausende von Arbeitsplätzen vernichtet, viele Werke geschlossen worden. Ähnlich wie Mosch lobte Rolf Klotz, Betriebsratsvorsitzender in Neckarsulm, die Vereinbarung. In Neckarsulm werden die Verbrennungsmotoren der Modelle A4 bis A8 und R8 produziert. Der Absatz dieser Modelle stagniert. (…) Betriebsrat Klotz sagte in der Betriebsversammlung, das Werk sei seit längerem nur zu etwas mehr als 60 Prozent ausgelastet. Daran werde sich in den nächsten drei Jahren nichts Wesentliches ändern. Deshalb deutete er bereits einen weiteren Arbeitsplatzabbau an: „Wenn das Unternehmen den Absatz unserer Modelle nicht steigern kann, erwarten wir Lösungen für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den produzierenden Bereichen.“ (…) Auch einen Manager lässt der Donaukurier zu Wort kommen. Er kritisierte die auf den Betriebsversammlungen verbreiteten Lügen. Das Unternehmen müsse die „Wahrheit gegenüber den Beschäftigten“ sagen. Er deutete an, dass es mehr Stellenabbau geben würde, da der Umsatzrückgang nicht vorübergehend sei. „Der Markt ist gesättigt, wenn nicht gar übersättigt“, sagte er. Man müsse daher damit rechnen, dass die Kapazitäten in der Produktion weiter zurückgehen. (…) Auch Audi erwirtschaftet seine Gewinne im Wesentlichen aus der Produktion in Billiglohnländern, darunter Ungarn, China, Indien, Mexiko, Algerien, Russland, Brasilien, Spanien und die Slowakei. Das größte Elektro- und Verbrennungsmotorenwerk befindet sich im ungarischen Győr. Im Jahr 2018 produzierte das Werk fast 2 Millionen Motoren. Den Arbeitern wird ein Bruttogehalt von 1200 Euro gezahlt, ein Drittel des Betrags, den Autoarbeiter in Deutschland verdienen, obwohl die Lebenshaltungskosten in Ungarn ähnlich hoch sind wie in Westeuropa. (…) Die ungarische Audi-Gewerkschaft AHFSZ in Győr arbeitete eng mit der IG Metall zusammen und würgte den Streik ab. Aufgrund der Unterstützung des Streiks durch Arbeiter im Westen wollten deutsche wie ungarische Gewerkschaft einen gemeinsamen Widerstand der Arbeiter unter allen Umständen verhindern. Eine weitere Täuschung ist die Behauptung von Audi und IG Metall, „Audi.Zukunft“ sei eine „Elektrifizierungs-Offensive“ und damit „Zukunftssicherung“. In Wahrheit sind diese leeren Phrasen eine kombinierte Offensive gegen die Autoarbeiter. (…) Der Betriebsrat unter Mosch verschwieg auf den Betriebsversammlungen daher, dass der Abbau von 9500 Stellen nur der Anfang sein wird. In einem Interview, das Mosch dem Magazin Focus zwei Wochen vor den Betriebsversammlungen gab, sagte er zu dem Abbau-Programm: „Wir überprüfen das Programm im Jahr 2024 und sehen uns die wirtschaftliche Situation an. Theoretisch ist alles möglich. Aber die Zahl 9.500 steht erst einmal fest, und es müsste schon gute Gründe geben, daran etwas zu ändern.“ Arbeiter können sich sicher sein, dass Mosch in vier Jahren diese Gründe finden wird…“ Beitrag von K. Nesan und Dietmar Gaisenkersting vom 20.12.2019 auf World Socialist Web Site
– darin auch: „… Die Vorstände kommen und gehen, die IG Metall und ihre Betriebsräte bleiben. Sie sind die Konstanten in den letzten Jahrzehnten, und haben vor, ihre Rolle als Co-Manager und Betriebspolizei auch weiterhin zu spielen. Der 47-jährige Mosch ist seit über 20 Jahren Betriebsrat, seit 13 Jahren Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. Für seine Arbeit wird er – genauso wie seine Kollegen aus Gewerkschaft und Betriebsrat – fürstlich entlohnt. Als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi und als Aufsichtsratsmitglied bei Volkswagen hat Mosch im Jahr 2018 über 464.000 Euro erhalten. Die zehn IG-Metall-Vertreter im Audi-Aufsichtsrat erhielten im letzten Jahr über 884.000 Euro…“