Offener Brief vom Ortsjugendausschuss der IG Metall Mittelhessen an Dorothee Dienstbühl, Autorin von „Linksextremismus: Die Erben der RAF – Verstörende Menschenbilder“ im Magazin der GdP

Auch die Bochumer Polizei fühlt sich von ihren KritikerInnen bedroht...Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl, In dem Magazin der Gewerkschaft der Polizei (GdP) vom Juli 2020 wurde Ihr Artikel „Linksextremismus: Die Erben der RAF – Verstörende Menschenbilder“ veröffentlicht. Darin berichten Sie unter anderem von linksextremistischen Gewalttaten, die unter dem Deckmantel des Antifaschismus gerechtfertigt werden und bezeichnen das Menschenbild von (gewalttätigen) selbsternannten Antifaschist*innen als nur wenig humanistisch. Diese Gruppierungen würden Menschen, Institutionen und den deutschen Staat denunzieren. Außerdem zeichnen Sie ein klares Bild davon, welche Menschen die „linksextreme Szene“ anzieht: Dies seien vor allem „entlaufene Wohlstandkinder“ mit studentischem Hintergrund. Das alles wird unterlegt mit Vergleichen zur RAF. Sie verstärken das Feindbild zwischen Polizei und linken Gruppen. Und das, wo gerade in der letzten Zeit vermehrt faschistische Anschläge verübt wurden. Wir sind der Ortsjugendausschuss der IG Metall Mittelhessen und möchten Ihnen unsere Perspektive zu einigen von Ihnen angesprochenen Punkten erläutern, weil wir  denken, dass einiges in der Art, wie Sie es darstellen, nicht so stehen gelassen werden kann…“ Offener Brief vom Ortsjugendausschuss der IG Metall Mittelhessen vom 5.8.2020  – wir danken! Siehe unsere Lieblingsstellen aus dem umfangreichen Brief und unseren früheren Beitrag  zum Thema:

  • Unsere Lieblingsstellen aus dem umfangreichen Brief: „… Rechte Strukturen innerhalb der Polizei sind mit der Satzung des DGB unvereinbar. Gerade in einer Zeit, wo deutschlandweit über Polizeigewalt, Racial Profiling und rechtsradikale Gruppierungen innerhalb der Polizei diskutiert wird, denken wir, dass eine Polizeigewerkschaft diejenigen Kolleg*innen schützen sollte, die sich gegen diese und andere Formen der Diskriminierung stellen. Dazu ist es auch notwendig, offen die Probleme, die ohnehin zunehmend sichtbarer werden, innerhalb der  Polizeistrukturen anzusprechen und zu bearbeiten, anstatt Sie durch Pressearbeit zu retuschieren. (…) Sie argumentieren gegen Gewalt. Warum kritisieren Sie dann nicht auch die Gewalt der Polizei? Warum wehrt sich die Polizei vehement dagegen, solche Fälle aufzuklären, indem beispielsweise für die Einrichtung unabhängiger Beobachter*innen der Polizei gesorgt wird? (…) Im Übrigen sind wir als Ortsjugendausschuss der IG Metall Mittelhessen auch eine antifaschistische Gruppe, indem wir uns an der IG Metall-Satzung und dem darin verankerten Antifaschismus orientieren. Die wenigsten von uns kommen aus einem akademischen  gutbürgerlichen“ Elternhaus. Aber sagen wir mal, dass dem so wäre, also nur die reichen Studierenden „Linksextremisten“ wären. Entwertet dies die Anliegen der angesprochenen Gruppe? Um Polizeigewalt oder den Staat kritisieren zu dürfen, muss eine Person keine komplett „weiße Weste“ haben oder moralisch über jeden Absolutheitsanspruch erhaben sein. Gerade Sie sollten das wissen, wo Sie doch dem Gedanken der gesellschaftlichen Wiedereingliederung einen „besonders hohen Stellenwert“ beimessen…“
  • Siehe zum Hintergrund unseren Beitrag vom 03. Juli 2020: Speerspitze der Hetze gegen Antifaschisten: Die deutsche Polizei-Bruderschaft GdP. Mit Unterstützung des DGB – auf einen Link zu DP hatten wir bewusst verzichtet!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176449
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