Wirtschaftsnobelpreis: Der Armut auf der Spur. Oder: Wasch` mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!

Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 15.10.2019 – wir danken!

Nach einem ersten – allgemeinen – Eindruck – zum Wirtschaftsnobelpreis – jetzt des Weiteren einmal grundsätzlich in langen Linien von herrschenden Paradigmen der Ökonomie gedacht: Wasch` mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!

So könnte man die jetzige Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an drei Ökonomen, die sich mit den Schattenseiten der Globalisierung beschäftigen: Der Armut auf der Spur (https://www.fr.de/wirtschaft/armut-spur-13113093.html externer Link) bezeichnen.

Auf das Große und Ganze gesehen ist die jetzige Vergabe des Nobelpreises für Wirtschaft ein klarer Fortschritt, denn man lässt den „Kampfauftrag“ für den Neoliberalismus wieder einmal klar hinter sich. (https://www.labournet.de/politik/wipo/wipo-deb/wipo-all/der-nobelpreis-als-kampfinstrument-um-die-marktradikale-neoklassik-leben-zu-erhalten/ – oder kurz: https://www.labournet.de/?p=120418)

Wir leben jedoch noch nicht in einem gedanklichen Umfeld, in dem das jetzige Krisen-Geschehen auch schon klar als fast eine Austeritäts-Krise bezeichnet werden kann. (https://www.labournet.de/politik/wipo/finanzmaerkte/maerkte-all/widerspruch-ist-das-erheben-der-vernunft-ueber-die-beschraenkungen-des-verstandes-hegel-achim-truger-als-wirtschaftsweiser-fuer-die-gewerkschaften/ oder auch kurz: https://www.labournet.de/?p=144586)

Einerseits lobt der Ökonom Rudolf Hickel die Entscheidung der diesjährigen Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises verdient große Anerkennung, statt der jahrzehntelangen unkritischen Rechtfertigung der Globalisierung werde eine Forschung über Fehlentwicklungen durch die Verfestigung von Armut nicht nur in den Entwicklungsländern anerkannt.

Andererseits gibt es auch Kritik an den Nobelpreisträgern: Denn ihre Analyse konzentriert sich auf mikroökonomisch analysiertes Verhalten der Armen in den Entwicklungsländern. Die umfassenden Programme zur Umverteilung von Arm zu Reich finden keine Berücksichtigung, so Rudolf Hickel. (https://www.fr.de/wirtschaft/armut-spur-13113093.html externer Link)

Wenn man dies jetzt dann in die gegenwärtige ökonomische „Großwetterlage“ einordnet, so ist dieser aktuelle Schritt zur Erweiterung des ökonomischen Denkens vielleich einfach mit „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ zu kennzeichnen. Dieses Stehen zwischen den Paradigmen hatte ich an anderer Stelle als „Ritt über den Zaun“ bezeichnet. (Vgl. den Abschnitt „Ist die Politik also mit ihrem Latein an ihr – durch ideologische Selbstbeschränkung auferlegtes – Ende gelangt?“ – auf der Seite 3 f. bei https://www.labournet.de/politik/wipo/weltoekonomie/jetzt-der-ritt-ueber-den-zaun-welche-verantwortung-kann-die-politik-gegenueber-den-menschen-noch-wahrnehmen-erosion-der-bisher-geglaubten-grenzen-zwischen-zivilgesellschaft-und-politischen-insti/ – und noch kurz: https://www.labournet.de/?p=155184)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=155843
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