[Globale Wertschöpfungsketten und Ausbeutung] Der Kapitalismus wird Arbeiter niemals von Armut befreien

Klassenkampf kennt keine Grenzen„… Globale Wertschöpfungsketten (GWKs) »steigern die Einkommen, schaffen bessere Arbeitsplätze und verringern die Armut«. Das behauptet zumindest die Weltbank. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks 1991 und der Wiedereingliederung Chinas in die Weltwirtschaft wird der Welthandel zunehmend über globale Wertschöpfungsketten organisiert. Die einzelnen Komponenten für das iPhone von Apple – eine Ikone der kapitalistischen Globalisierung – werden etwa von Millionen von Arbeiterinnen und Arbeitern in über fünfzig Ländern hergestellt. Transnationale Unternehmen etablierten GWKs als Teil ihrer Wettbewerbsstrategie. Bestehende Arbeitsprozesse wurden outgesourct oder neue Aktivitäten in Ländern mit niedrigerem Lohnniveau aufgenommen. Staatliche Manager im gesamten Globalen Süden begannen, den Aufbau integrierter einheimischer Industrien zunehmend zu vernachlässigen und versuchten stattdessen, sich als Zulieferer in GWKs einzugliedern. Heute sind über 450 Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Industrien von GWKs beschäftigt…“ Artikel von Benjamin Selwyn vom 5. Januar 2023 in Jacobin.de externer Link und mehr daraus:

  • Weiter im Artikel von Benjamin Selwyn in der Übersetzung von Astrid Zimmermann vom 5. Januar 2023 in Jacobin.de externer Link: „… In Wirklichkeit sind die GWKs vor allem für einige der weltgrößten Unternehmen ein Segen, nicht aber für ihre Beschäftigten. Es wäre daher zutreffender, von globalen Armutsketten und nicht von globalen Wertschöpfungsketten zu sprechen. (…) GWKs entstanden, als der Neoliberalismus weltweit vorherrschend wurde. Freiwirtschaftszonen, die ausländisches Kapital von Einfuhr- und Ausfuhrsteuern befreien und Zugang zu billigen, oft nicht gewerkschaftlich organisierten Arbeitskräften bieten, haben die Verbreitung von GWKs vorangetrieben. Während es im Jahr 1975 weltweit nur 79 GWKs in insgesamt 25 Ländern gab, waren es im Jahr 2006 bereits 3.500 in 130 Ländern. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten etwa 66 Millionen Menschen in Freiwirtschaftszonen. (…) Die International Labor Organisation (ILO) fand heraus, dass in etwa 80 Prozent der Freiwirtschaftszonen weniger als der nationale Mindestlohn gezahlt wurde. Ähnliche Arbeitsbedingungen haben sich über ganze Volkswirtschaften ausgebreitet, wovon Konzerne auf Kosten der Beschäftigten massiv profitieren. In einem Bericht der Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) von 2018 heißt es etwa: »Der Anstieg der Gewinne der größten transnationalen Unternehmen war für mehr als zwei Drittel des Rückgangs des Anteils des globalen Arbeitseinkommens zwischen 1995 und 2015 verantwortlich. Obwohl der steigende Anteil der Gewinne der führenden transnationalen Konzerne auf Kosten kleinerer Unternehmen ging, korreliert er seit Beginn des neuen Jahrtausends auch stark mit dem sinkenden Anteil des Arbeitseinkommens.« (…) Die weit verbreitete Erwerbsarmut der Beschäftigten in GWKs deutet darauf hin, dass diese eben nicht für steigende Einkommen, bessere Arbeitsplätze und geringere Armut sorgen, wie die Weltbank und zahlreiche Akademiker uns glauben machen wollen. GWKs sind vielmehr eine Organisationsstrategie für transnationale Unternehmen, die darauf angelegt ist, Ausbeutung zu verschärfen, indem man die Löhne unter dem Wert der Arbeitskraft hält. Diese Strategie hat zwar transnationalen Konzernen Rekord-Profite beschert, aber Hunderte Millionen von Menschen dazu gezwungen, gesundheitsschädliche Arbeit zu Hungerlöhnen zu verrichten. (…) Es hat unzählige Arbeitskämpfe für bessere Löhne und Bedingungen in den GWKs gegeben, von Arbeitsniederlegungen in Chinas riesigen Elektronikfabriken über die Kämpfe mittelamerikanischer Landarbeiterinnen für die Anerkennung von Gewerkschaften bis hin zu den Massenstreiks in Thailands Textilfabriken. Nur auf Basis dieser Kämpfe kann die Macht transnationaler Konzerne und ihrer globalen Armutsketten herausgefordert werden.“ – So etwas wie „Klassenkampf“ kommt trotz Marx-Bezug leider nicht vor…

Siehe daher z.B. auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=207593
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