Miete: Fast die Hälfte der Haushalte in deutschen Großstädten zahlen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens

Dossier

Plakat und Logo der Wiener Mietenkampagne: #mieten runter„49,2 Prozent der rund 8,4 Millionen Haushalte, die in Deutschlands Großstädten zur Miete wohnen, müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Miete (bruttowarm) zu bezahlen. Das entspricht mehr als 4,1 Millionen Haushalten, in denen etwa 6,5 Millionen Menschen leben. Dabei sind eventuelle Sozialtransfers und Wohngeld bereits berücksichtigt. (…) Laut Mikrozensus 2018 haben mehr als 7,5 Millionen Menschen in 4,4 Millionen Mieterhaushalten nur Wohnungen, die für sie zu klein oder zu teuer sind. (…) Ohne wirksame Maßnahmen zur Auflösung des weit verbreiteten Niedriglohnsektors sei eine soziale Wohnversorgung in den Großstädten nicht zu gewährleisten, so der HU-Forscher…“ Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung vom 15. Juni 2021 externer Link zur Studie an der Humboldt-Universität Berlin externer Link vom Forschungsteam um den Stadtsoziologen Dr. Andrej Holm, siehe dazu:

  • Mietmarkt vor dem Zusammenbruch? Wohnen wird ein soziales Problem bleiben ohne notwendige Reformen des Mietwucherparagraphen und der Stadtentwicklung New
    • Mietmarkt vor dem Zusammenbruch? Deutscher Mieterbund: Reform des Mietwucherparagraphen ist notwendig
      „Die Entwicklungen der Mietpreise, insbesondere der Neu- und Wiedervermietungsmieten, hat spätestens seit Anfang 2023 mit zweistelligen Steigerungsraten eine unkontrollierte Dynamik angenommen. Es ist daher dringend notwendig, gegen unzulässig hohe Mieten endlich effektiv vorgehen zu können, um den schwarzen Schafen unter den Vermietenden so das Handwerk zu legen – die Reform des sog. Mietwucherparagraphen ist absolut überfällig“, kommentiert der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, den Entwurf eines Gesetzes zur besseren Bekämpfung von Mietwucher (BT-Drs. 20/12391) in der heutigen öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages. Der bestehende Rechtsrahmen des Mietrechts schützt Mieterinnen und Mieter weder ausreichend vor überhöhten Neu- und Wiedervermietungsmieten, noch vor zu hohen Mietpreissteigerungen im laufenden Mietverhältnis. So sind laut BBSR die Mieten inserierter Bestandswohnungen in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Durchschnitt um 7,6 Prozent gestiegen – auf 10,21 Euro pro Quadratmeter nettokalt. In kreisfreien Großstädten über 500.000 Einwohner stiegen sie sogar um 11 Prozent auf 13,30 Euro je Quadratmeter nettokalt. (…) Die im Koalitionsvertrag vorgesehene minimale Absenkung der Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von 15 Prozent auf 11 Prozent in angespannten Wohnungsmärkten ist nach Auffassung des Deutschen Mieterbundes bei Weitem nicht ausreichend, um Mieterinnen und Mieter in Deutschland vor immer weiter steigenden Mieten und den damit verbundenen enormen Wohnkostenbelastungen wirksam zu schützen. „Für viele ist Wohnen zum Armutsrisiko geworden. Hinzu kommen die drastisch angestiegenen Heiz- und Warmwasserkosten. Die Dynamik der aktuellen Mietpreisspirale muss dringend durch die Reaktivierung des Mietwucherparagraphen gestoppt werden. Wir begrüßen daher ausdrücklich den vorliegenden Gesetzesentwurf zur besseren Bekämpfung von Mietwucher und fordern die zügige Umsetzung“, erklärt Siebenkotten.“ Pressemeldung des Deutschen Mieterbundes DMB vom 19. Februar 2024 externer Link
    • Wohnen wird ein soziales Problem bleiben
      „Im vergangenen Jahr sanken die Immobilienpreise erstmals wieder. Ein Grund zum Aufatmen ist das trotzdem nicht. Vor allem die Politik ist weiter in der Pflicht. (…) Die Politik sollte, statt auf Preiskorrekturen im Markt zu hoffen, selbst notwendige Reformen auf den Weg bringen. (…) In den vergangenen zehn Jahren drifteten Kaufpreise und Mieten von Wohnimmobilien weit auseinander, weil die Kaufpreise viel stärker zulegten als die Mieten – wie jährliche Untersuchungen des DIW Berlin festgestellt haben. Damit verbinden nun viele die Hoffnung, dass sinkende Kaufpreise auch zu geringeren Mieten führen werden. Eine Trendumkehr bedeutet jedoch, dass die Preise fallen und gleichzeitig die Mieten – zumindest in größeren Städten – in den kommenden Jahren weiterhin erheblich steigen könnten. Und zwar so lange, bis die Lücke zwischen Kaufpreis und Miete wieder geschlossen ist. Zudem erlebt Deutschland zwar wirtschaftlich schwierige Zeiten, aber private finanzielle Vermögen schrumpfen nicht, sondern steigen weiter – und damit auch die Kaufkraft künftiger Immobilienbesitzer. Über kurz oder lang fallende Zinsen dürften die Preise ebenfalls wieder befeuern. (…) Damit dürfte sich auch die soziale Schieflage weiter verschärfen. In den vergangenen 25 Jahren mussten Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen im Durchschnitt einen immer höheren Anteil ihres monatlichen Nettoeinkommens fürs Wohnen aufbringen: Knapp ein Drittel aller Mieterinnen und Mieter gibt heute mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens für das Wohnen aus. Und der Anstieg der Löhne und Gehälter in den letzten zehn Jahren konnte den bei Mieten und Wohnkosten nicht decken. Hinzu kommt die hohe Inflation, mit stark steigenden Lebensmittelpreisen und Energiekosten – auch sie haben die Lohnsteigerungen deutlich übertroffen, gerade bei Menschen im Niedriglohnbereich. (…) Niemand sollte also auf eine platzende Immobilienpreisblase hoffen. Stattdessen müsste vor allem die Politik die Ursachen für die explodierenden Mieten und Wohnkosten angehen. Langfristig wird nur eine deutliche Ausweitung des Angebots von Wohnungen den Druck auf Preise und Mieten wieder reduzieren können. Dafür müssen Innenstädte verdichtet werden, neue Wohngebiete ausgewiesen und Gewerbeimmobilien umgewandelt werden. Die Politik muss dabei die demografische Entwicklung viel stärker berücksichtigen als bisher, zumal wohl auch in den kommenden zehn Jahren deutlich mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen werden. Auch ein besserer öffentlicher Nahverkehr würde helfen, dass mehr Menschen über größere Distanzen pendeln können. Zudem müssen Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Und die öffentliche Hand muss wieder selbst viel mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren – anstatt das dem Markt zu überlassen. (…) Die Politik ist mehr denn je in der Pflicht, nun die richtigen Weichen zu stellen, damit zumindest innerhalb der kommenden zehn Jahre die Wohnkosten sinken – zum Wohle der Menschen und zur Entlastung der Städte.“ Kolumne von Marcel Fratzscher vom 16. Februar 2024 in der Zeit online externer Link
  • DGB und Mieterbund warnen vor verschärfter Wohnungskrise: Mangel an bezahlbaren Sozialwohnungen und hohe Belastung durch Wohnkosten 
    Nach 2 Jahren Regierungszeit ist die wohnungspolitische Bilanz der Ampel mangelhaft. Zentrale Vorhaben des Koalitionsvertrags sind noch nicht umgesetzt. Unterdessen spitzt sich die Wohnungskrise weiter zu: Steigende Mieten, unbezahlbare Immobilienpreise, kaum Neubau und keine Besserung in Sicht. Es fehlen mehr als 700.000 bezahlbare Mietwohnungen im Bundesgebiet. Zur Halbzeit der Legislaturperiode ziehen der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Deutsche Mieterbund auf einer Pressekonferenz Bilanz…“ DGB-Pressemitteilung vom 06.12.2023 externer Link („Halbzeitbilanz Ampel“) und dort:

    • Halbzeitbilanz Ampel – Verschärfte Krise am Miet- & Wohnungsmarkt
      Bilanz und Forderungen externer Link des Deutschen Mieterbundes & des Deutschen Gewerkschaftsbundes vom 06.12.2023
  • Studie des Öko-Instituts zur aktuellen Wohnkostenbelastung von Mieterinnen und Mietern: Jeder dritte Mieterhaushalt ist finanziell überlastet
    „Bereits jetzt sind über sieben Millionen Haushalte mit ihren Wohnkosten überlastet, das ist jeder dritte Mieterhaushalt. Unsere neuesten Erkenntnisse über die derzeitige Wohnkostenbelastung der Mieterinnen und Mieter sind für die aktuelle Diskussion über die sozialgerechte Verteilung der Kosten für den Heizungsaustausch enorm wichtig“, erklärt der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, während der heutigen Pressekonferenz des Deutschen Mieterbundes. Grundlage sind aktuelle Zahlen des Öko-Instituts zur Mietsituation von Haushalten in Deutschland, insbesondere zur Entwicklung der Wohn- und Energiekostenbelastung von Mietenden, die im Rahmen einer vom DMB beauftragten Studie heute veröffentlicht werden. Laut Studie müssen 3,1 Millionen mietende Haushalte für ihre Kaltmiete inklusive Heizkosten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens ausgeben und gelten damit als besonders belastet. Weitere 4,3 Millionen Mieterhaushalte zahlen zwischen 30 und 40 Prozent ihres Einkommens für ihre Warmmiete, so dass insgesamt über 7 Millionen Haushalte – und damit jeder dritte Mieterhaushalt – in Deutschland durch Wohnkosten überlastet sind. (…) Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes gehört die Hälfte der 21 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland zu den drei untersten Einkommensklassen. (…) Innerhalb eines Jahres, von 2021 bis 2022, haben sich die Ausgaben für das Heizen verdoppelt und lagen bei 1.477 Euro pro Jahr bzw. 123 pro Monat. (…) „Gerade Haushalte, die in älteren, ineffizienten sowie fossil beheizten Gebäuden wohnen, sind viel stärker durch hohe Energiekosten belastet. Hinzu kommen die immer weiter ansteigenden Mieten und die dauerhafte Umlage der Sanierungskosten auf Mietende – das ist für die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter nicht mehr leistbar“, erklärt die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes, Dr. Melanie Weber-Moritz. (…) Jetzt muss noch die Absenkung der Modernisierungsumlage folgen und die derzeitige maximale Kappungsgrenze von 3 Euro pro Quadratmeter und Monat halbiert werden. Dann hätten wir wirklich eine sozialverträgliche Wärmewende, mit der Warmmietenneutralität erreicht würde“, so Weber-Moritz…“ DMB-Pressemitteilung vom 29. Juni 2023 externer Link zur 47-seitigen Studie für den Deutschen Mieterbund vom 22. Juni 2023 externer Link , siehe auch:

  • Destatis: Haushalte wendeten 2022 durchschnittlich 27,8 % ihres Einkommens für die Miete auf – 3,1 Millionen Haushalte hatten eine Mietbelastung von 40% und mehr 
    „… Im Jahr 2022 haben die rund 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte in Deutschland durchschnittlich 27,8 % ihres Einkommens für die Miete ausgegeben. Diese Mietbelastungsquote gibt den Anteil der Bruttokaltmiete (Nettokaltmiete zuzüglich verbrauchsunabhängiger Betriebskosten) am Haushaltsnettoeinkommen an. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Erstergebnissen der Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Wohnsituation 2022 weiter mitteilt, war die Mietbelastungsquote für die rund 6,6 Millionen Haushalte, die ihre Wohnung 2019 oder später angemietet haben, mit 29,5 % um 2,7 Prozentpunkte höher als für die rund 2,7 Millionen Haushalte, die ihren Mietvertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben (26,8%). (…) Rund 1,5 Millionen Mieterhaushalte wiesen 2022 eine Mietbelastung von 50 % oder mehr auf. Etwa 1,6 Millionen weitere Mieterhaushalte wendeten für die Bruttokaltmiete zwischen 40 % und 50 % ihres Haushaltseinkommens auf. Insgesamt hatten somit 16 % aller Haushalte, die zur Miete wohnten, eine Mietbelastung von mehr als 40 %. Besonders belastet waren Einpersonenhaushalte, deren Mietbelastungsquote im Durchschnitt bei knapp einem Drittel (32,7 %) ihres Einkommens lag. Haushalte mit zwei Personen mussten dagegen weniger als ein Viertel (22,8 %) ihres Einkommens für die Miete einplanen. (…) So betrug die Bruttokaltmiete je Quadratmeter im Jahr 2022 bundesweit im Schnitt 8,70Euro. Wer in einer Großstadt lebte, musste auf den Quadratmeter gerechnet mit 9,60 Euro jedoch eine deutlich höhere Miete zahlen als in mittelgroßen Städten (8,20 Euro) oder kleineren Orten (7,50 Euro)…“ Destatis-Pressemitteilung vom 31. März 2023 externer Link
  • Wohnungsmarkt: Mieten steigen wieder schneller 
    „… Der Anstieg der Mieten für Wohnungen in Deutschland hat sich nach einer Phase mit relativ moderaten Zuwächsen wieder beschleunigt. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten nach Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt kräftig um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (plus 4,5 Prozent). In allen Bundesländern lag der Zuwachs über dem mittelfristigen Trend. Besonders stark nach oben gingen die Mieten in Berlin. „Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der hohen Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch vergleichsweise günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte. Unter den Bundesländern stiegen die Angebotsmieten am wenigsten stark in Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen mit gut vier Prozent gemessen am Vorjahresquartal. Am kräftigsten kletterten sie im Saarland (plus 7,9 Prozent), in Brandenburg (9,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10,3 Prozent)…“ Meldung vom 12. Dezember 2022 bei tagesschau.de externer Link
  • Steigende Mietpreise, zu wenig Neubauten: Jeder Zehnte in Deutschland hat zu wenig Wohnraum 
    „… In vielen Städten Deutschland herrscht nicht nur ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum – es fehlt auch an ausreichend großen Wohnungen. Das Statistische Bundesamt teilte am Donnerstag mit: Rund 8,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik leben in überbelegten Wohnungen, was mehr als zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht. Als überbelegt gilt eine Wohnung per definitionem, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Das wäre etwa der Fall, wenn eine Familie das Wohnzimmer zum Schlafzimmer umfunktionieren müsste. Oder wenn in einer Familie Jungen und Mädchen über zwölf Jahren keine separaten Kinderzimmer haben. Besonders betroffen sind Familien, und mit der Zahl der Kinder steigt das Risiko. Von allen Haushalten mit Kindern lebten 2021 knapp 15,9 Prozent beengt. Bei Familien mit drei oder mehr Kindern lag der Anteil dagegen bei 30,7 Prozent. Bei Alleinerziehenden mit Kindern lag die Quote bei 28,4 Prozent. Von den Haushalten ohne Kinder waren nur 6,5 Prozent betroffen. Aber auch Singles können in Wohnungen leben, die zu klein sind. Bei ihnen gilt Wohnraum als überbelegt, wenn der Haushalt nicht mindestens über zwei Zimmer, also etwa ein getrenntes Wohn- und Schlafzimmer, verfügt. Knapp jeder achte Single (11,9 Prozent) lebte in einer solchen Wohnung. Der Wohnraummangel betrifft häufig Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Mit 17,8 Prozent war die Überbelegungsquote bei ihnen rund sechsmal so hoch wie bei älteren Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren (3 Prozent). Vor allem in Städten ist demnach der Wohnraum knapp und überbelegt. In größeren Städten (15,5 Prozent) lebten fast doppelt so viele Menschen in überbelegten Wohnungen als in den Vororten und kleineren Städten (8,6 Prozent). Im ländlichen Raum steht den Menschen dagegen am häufigsten angemessener Wohnraum zur Verfügung; der Anteil der überbelegten Wohnungen liegt dort bei nur 4,9 Prozent. (…) Für viele Menschen dürfte es nur ein schwacher Trost sein, dass Deutschland im EU-Vergleich noch gut abschneidet. Die Überbelegung ist auch eine Folge von einem eklatanten Wohnungsmangel in der Bundesrepublik. Die Bundesregierung plant, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen zu lassen; davon sollen 100.000 Sozialwohnungen sein. Doch dieses Ziel wird sie voraussichtlich nicht erreichen. Im vorigen Jahr wurden lediglich 300.000 gebaut – und in diesem Jahr dürften es weniger sein. (…) Vor diesem Hintergrund plädierte der kirchliche Sozialverband Caritas für einen „verantwortungsvollen Umgang mit Wohnraum in Deutschland“. Viele Wohnungen stünden leer oder würden als Ferien- oder Zweitwohnung genutzt, obwohl man sie dringend benötige. Es müssten „wirksamere Maßnahmen gegen das Verschwinden von preisgünstigen und geförderten Maßnahmen ergriffen werden“, so der Verband. Dazu gehöre eine angemessene Quote von Sozialwohnungen mit langfristigen Bindungen bei Neubauten, ebenso die Verlängerung von bestehenden oder auslaufenden Bindungen und rechtsfeste Vorkaufsrechte der Kommunen.“ Beitrag von Bernd Müller vom 18. November 2022 bei Telepolis externer Link
  • Wenn das Geld nicht reicht – zum Wohnen
    Die Inflation spürt man nicht nur an der Ladenkasse oder der Zapfsäule. Auch bei den Wohnkosten stoßen viele Deutsche inzwischen an ihre Grenzen. Nebenkosten fast so hoch wie die Miete.“ Video der ZDF-Reportage von Oliver Koytek und Jovanna Weber vom 10.11.2022 externer Link (30 min, Video verfügbar bis 30.10.2027), siehe zum Hintergrund:

  • Bezahlbare Mieten – weniger Emissionen. IG BAU fordert zum Rekordhoch beim Berufspendeln: Die Menschen müssen auch dort leben können, wo sie arbeiten 
    „Die Bilder ähneln sich morgens und am Nachmittag in der ganzen Republik: Überquellende Bahnhöfe, Menschenmassen, die zu den Zügen strömen oder von ihnen ausgespien werden; Blechlawinen, die über die Straßen rollen. Deutschland ist ein Pendlerland, und für das Klima ist das eine enorme Belastung, denn noch immer ist das Auto das beliebteste Verkehrsmittel. Die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland musste im Jahr 2020 den Wohnort verlassen, um zum Arbeitsplatz zu kommen. (…) Einen entscheidenden Grund für die tägliche Pendelei sieht Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), in teuren Mieten und Hauspreisen. Am Mittwoch erklärte er, diese zwängen Millionen Menschen mitunter zu stundenlanger Fahrerei. „Längst nicht jeder kann Homeoffice machen – viele Menschen müssen weite Pendelwege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen“, sagte er. Für Bauarbeiter zum Beispiel seien Strecken von mehr als 100 Kilometern alles andere als eine Seltenheit. (…) Einen entscheidenden Beitrag gegen den klimaschädlichen „Pendel-Wahnsinn“ sieht Feiger darin, dass dort, wo die Menschen arbeiten, auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Es brauche „jetzt rasch viel mehr Wohnungen, die sich auch Gering- und Normalverdiener leisten können – zu Quadratmeterpreisen zwischen sechs und 8,50 Euro kalt“, betonte der IG-BAU-Vorsitzende. Die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau müssten massiv aufgestockt werden und es sei eine dauerhafte Preisbindung nötig. „Es muss gelten: einmal Sozialwohnung, immer Sozialwohnung“. Ein weiterer Vorschlag kam im letzten Jahr vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Regionalforschung. Dessen Leiter, Markus Eltges, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die verschiedenen Formen der mobilen Arbeit auch in Zukunft erhalten bleiben. Sie böten „die große Chance, den Pendelverkehr in den Großstädten und ihrem Umland zu reduzieren – und damit auch die umwelt- und gesundheitlichen Belastungen zu verringern, die durch das Pendeln entstehen“. Kleine und mittelgroße Kommunen könnten als Wohnorte attraktiver werden, wenn die Beschäftigten nur wenige Tage im Monat im Büro sei müssten und größtenteils von zuhause arbeiten könnten. Die Unternehmen müssten das nur wollen, so Eltges.“ Beitrag von Bernd Müller vom 20. Januar 2022 in Telepolis externer Link, siehe auch die Pressemitteilung der IG BAU vom 19.1.2022 externer Link: Rekordhoch beim Berufspendeln – mehr bezahlbarer Wohnraum gefordert
  • Zahl der Woche: Haushalte mit Einkommen unter 1 300 Euro geben anteilig am meisten für Strom, Heizung und Warmwasser aus 
    Der Anteil der Kosten für Wohnenergie an den Gesamtausgaben privater Haushalte hängt stark vom jeweiligen Nettoeinkommen ab. Im Jahr 2020 gaben Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1 300 Euro im Schnitt 95 Euro für Wohnenergie aus. Das entsprach einem Anteil von 9,5 % an den Konsumausgaben insgesamt, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Haushalte der höchsten Einkommensklasse, also mit monatlich mindestens 5 000 Euro, gaben zwar mit durchschnittlich 206 Euro deutlich mehr für Wohnenergie aus. Der Anteil an den privaten Konsumausgaben war mit 4,7 % allerdings nicht einmal halb so hoch wie bei den Haushalten der niedrigsten Einkommensklasse. Zu den Ausgaben für Wohnenergie zählen die Kosten für Heizung, Strom und Warmwasser – unabhängig vom Energieträger.
    Über alle Einkommensklassen hinweg wandten die Haushalte im Schnitt monatlich 152 Euro beziehungsweise 6,1 % ihrer Konsumausgaben für Strom, Heizung und Warmwasser auf. Im Jahr 2019 waren es noch 5,8 % beziehungsweise 150 Euro. Während der Betrag mit steigendem Einkommen kontinuierlich wächst, nimmt der Anteil an den Ausgaben insgesamt ebenso stetig ab. Dies hängt auch damit zusammen, dass Haushalte mit einem höheren Einkommen im Schnitt aus mehr Personen bestehen und sich somit Einspareffekte bei den Energieausgaben zeigen.
    Die Verbraucherpreise für Haushaltsenergie steigen seit mehreren Monaten teilweise deutlich an. Mit +101,9 % im November 2021 gegenüber November 2020 verdoppelten sich die Preise für Heizöl binnen Jahresfrist. Auch die Preise für Erdgas (+9,6 %) und Strom (+3,1 %) erhöhten sich. Neben sehr niedrigen Energiepreisen im November 2020 wirkte sich die zu Jahresbeginn 2021 eingeführte CO2-Abgabe preiserhöhend aus…“ Destatis-Pressemitteilung zur Zahl der Woche Nr. 02 vom 11. Januar 2022 externer Link
  • Vom Leben auf der Straße: Explosion der Miet- und Energiekosten, massiver Wohnungsmangel und wachsender Einkommensarmut bei höheren Preisen lassen die Zahl der wohnungslosen Menschen ansteigen
    Zu den unveräußerlichen Menschenrechten gehören ohne Zweifel eine sichere Unterkunft und das Wohnen in Würde, auch in Deutschland. In den vergangenen 10 Jahren ist die Zahl der Menschen ohne Wohnung stetig angestiegen. Mittlerweile sind rund 256.000 Menschen wohnungslos, knapp 50.000 davon sind obdachlos. Das ist eine ganze Stadt voller Menschen, denen das Recht auf Wohnen verweigert wird. Hinzu kommt eine Dunkelziffer, die niemand genau abschätzen kann.
    Auch in NRW ist die Zahl der wohnungslosen Menschen weiter gestiegen, im Jahr 2020 waren es 49.987, gut 3.000 mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen, explodierende Kosten für Miete und Energie, wegbrechender Neubau von Sozialwohnungen und steigende Einkommensarmut sorgen dafür, dass immer mehr Menschen auf der Straße leben müssen. Hinter den Zahlen verbergen sich Menschen, die in Armut gedrückt wurden, deren Leben irgendwann einmal ins Schlingern kam und die nun dem mörderischen Leben auf der Straße ausgesetzt sind.
    Falls sie darüber reden und ihre persönliche Geschichte erzählen wollen, hört ihnen niemand zu. Für ihre Mitmenschen sind sie nur lästig mit ihrer Bettelei, dazu stören sie das Stadtbild und vergraulen die Kunden in den Kaufmeilen.
    Für die Politik gibt es sie meistens gar nicht, kommen sie doch angeblich täglich aus anderen Orten in die Stadt und wenn man etwas zu viel für sie tut, werden immer mehr von ihnen angezogen. Da sie sich nicht wehren oder gar Forderungen stellen, braucht man sich sozialpolitisch erst gar nicht aus dem Fenster zu lehnen. Wird das Problem zu sichtbar, ist es eines für den Einsatz von Polizei und Ordnungskräften. Im Folgenden wird versucht, sich den obdach- und wohnungslosen Menschen in der Großstadt einmal zu nähern…“ Beitrag vom 9. Januar 2022 beim Gewerkschaftsforum externer Link
  • Forscher untersuchen Kaufpreise und Mieten: Corona-Pandemie vergrößert Ungleichheit auf den Wohnungsmärkten 
    „Durch die Corona-Pandemie ist die Situation von potenziellen Immobilienkäuferinnen und -käufern in Deutschland noch schwieriger geworden. Auch Mieterinnen und Mieter bleiben stark belastet. Das ergibt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte neue Studie. Anders als Anfang vergangenen Jahres durchaus für möglich gehalten, gab es 2020 keine Preiseinbrüche bei Wohnimmobilien, sondern im Gegenteil in vielen Regionen einen zusätzlichen Pandemie-Effekt, der den Preisauftrieb weiter verstärkt hat. Im bundesweiten Durchschnitt zogen die Angebotspreise für Eigentumswohnungen um zusätzliche 0,7 Prozentpunkte an, die für Ein- und Zweifamilienhäuser sogar um 1,1, Prozentpunkte (detaillierte Daten unten). Auch die Angebotsmieten für Neuverträge haben 2020 schneller als die Einkommen zugelegt. Der zusätzliche Corona-Effekt ist hier bundesweit klein und regional unterschiedlich: Während die Pandemie das Neu-Mietenwachstum in Groß- und Mittelstädten leicht gedämpft hat, trieb sie in ländlicheren Regionen die Angebotsmieten für Neuverträge zusätzlich nach oben. Da gleichzeitig die Einkommen vieler Menschen trotz der weitgehend erfolgreichen staatlichen Stabilisierungspolitik weniger stark zulegten als die Mieten, dürfte der Anteil der Mietausgaben am durchschnittlichen Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im Jahr 2020 gestiegen sein. Bei Haushalten, die einen neuen Mietvertrag abschlossen, erhöhte sich die Belastungsquote durch die Nettokaltmiete spürbar um 0,6 Prozentpunkte, wovon 0,3 Prozentpunkte auf Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen sind. Das ist für ein einzelnes Jahr erheblich, und es ist noch unklar, ob und wie schnell sich der Effekt zurückbildet. Forscher der International Real Estate Business School (IREBS) an der Universität Regensburg haben im Auftrag der Stiftung für 2020 die relevanten Daten auf dem deutschen Wohnungsmarkt analysiert und die Entwicklungen einem Szenario ohne Pandemie gegenübergestellt. Dafür nutzten sie zahlreiche Prognosen, die 2019 für 2020 abgegeben worden waren. Fazit der Immobilienexperten um Prof. Dr. Tobias Just nach dem ersten Corona-Jahr: „Starke Verwerfungen auf den Wohnungsmärkten wurden durch die Pandemie (bislang) nicht ausgelöst“. Insbesondere wurde die aufsteigende Tendenz bei der Neubautätigkeit nicht unterbrochen, weil die Baustellen trotz der Erschwernisse offenblieben. Doch die weitgehende Kontinuität bedeutet auch, dass Mieten und vor allem Kaufpreise wie in den Vorjahren stärker stiegen als die Einkommen. Das vergrößert die Ungleichheit auf den Wohnungsmärkten: Wohneigentum werde vielerorts vor allem für Haushalte mit durchschnittlichen oder kleineren Einkommen „zunehmend unerschwinglich“, schreiben die Immobilienökonomen. Und vor allem für Mieter mit geringen Einkommen, die schon vor der Krise einen relativ hohen Anteil ihres Geldes fürs Wohnen aufwenden mussten, „dürfte sich die Belastung durch hohe Wohnkosten verschärft haben“, so Just und sein Ko-Autor Rupert K. Eisfeld…“ Pressemitteilung vom 15. September 2021 von und bei der Hans-Böckler-Stiftung externer Link mit Link zur 68-seitigen IMK-Study Nr. 74 „Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die deutschen Wohnungsmärkte“ vom September 2021 von Tobias Just und Rupert K. Eisfeld
  • Wohnungslos trotz Job: Feierabend in der Notunterkunft. Immer mehr Erwerbstätige in den Städten können sich kein eigenes Zuhause leisten. Gibt es in Deutschland eine neue Form der „Working Poor“? 
    „… „Heute war wenig Schmutz“, sagt Schulz. In der schwarzen Arbeitsjacke der Reinigungsfirma und Turnschuhen steht er vor dem Einkaufszentrum in Berlin-Hohenschönhausen. Ein drahtiger 31-Jähriger mit Dreitagebart und auffallend grünen Augen. Er sieht etwas müde aus. Früher fertig werden ist gut. Und gleichzeitig schlecht. Denn weniger Arbeitszeit bedeutet weniger Geld. Schulz verdient 16,50 Euro die Stunde, für einfache Tätigkeiten wie die auf dem Parkplatz bekommt er 14,45 Euro. Bei zwei Stunden Arbeit lohnt es sich kaum, dafür um vier Uhr morgens aufzustehen. Schulz geht über die Straße zur Haltestelle der Tram. Seine zweite Schicht beginnt erst um 15 Uhr, dann muss er sieben Stunden lang Glasscheiben und Fußböden putzen. Für die Zeit dazwischen fährt er nach Hause. Wobei das mit dem Zuhause so eine Sache ist. Schulz ist seit September 2019 wohnungslos. Übergangsweise lebt er in einer Einraumwohnung der Caritas. Er arbeitet Vollzeit als Glas- und Gebäudereiniger, er verdient nicht schlecht. Doch eine eigene Bleibe findet er nicht. Trotz Arbeit keine Wohnung – in dieser Situation ist nicht nur Christian Schulz. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe erhebt jedes Jahr Zahlen zu Wohnungslosen in Deutschland. Den aktuellen Bericht hat der Verband an diesem Donnerstag veröffentlicht. Demnach hat sich der Anteil der erwerbstätigen Wohnungslosen in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt: 2009 hatten 6 Prozent der Wohnungslosen in Deutschland einen Job. 2019 waren es bereits 11,7 Prozent. Eine Entwicklung, die VertreterInnen der Wohnungslosenhilfe aus verschiedenen Regionen Deutschlands im Gespräch bestätigen. Leistung muss sich lohnen, heißt es oft. Was aber, wenn das nicht stimmt, wenn man arbeitet und trotzdem kein gutes, eigenständiges Leben führen kann? Aus den USA kennt man Geschichten von Leuten, die mehrere Jobs haben und im Wohnwagen leben müssen. Gibt es inzwischen auch in Deutschland diese Form der „Working Poor“? (…) An den Zahlen der BAG Wohnungslosenhilfe kann man vieles ablesen. Etwa, dass heute mehr Menschen mit Migrationshintergrund unter den Wohnungslosen sind als früher. Seit 2014 haben EU-BürgerInnen aus Rumänien und Bulgarien das Recht, sich in Deutschland Arbeit zu suchen, das merkt man in den Einrichtungen. Seit 2015 kommen auch Flüchtlinge. Die Zahlen zeigen zudem, dass mehr Frauen und Familien wohnungslos sind. Und eben, dass mehr als jeder zehnte Wohnungslose inzwischen einen Job hat. (…) Eine Wohnung mieten zu können, wird vielerorts zum Luxus. Gleichzeitig werden die, die eine Wohnung besitzen, reich, ohne viel zu tun. Sie müssen nur abwarten. Denn nicht nur die Mieten sind gestiegen, auch die Immobilienpreise haben sich in den letzten 20 Jahren vervielfacht…“ Artikel von Antje Lang-Lendorff vom 30. August 2021 in der taz online externer Link
  • Geringverdienende: Höhere Mietbelastung bei schlechterer Wohnqualität 
    „… Je geringer das Einkommen eines Haushalts ist, desto höher ist die Mietkostenbelastung und umso kleiner und schlechter ausgestattet sind die Wohnungen. Zu diesem Fazit kommt eine im August erschienene Studie von Andrej Holm, Valentin Regnault, Maximilian Sprengholz und Meret Stephan von der Humboldt-Universität Berlin für die Hans-Böckler-Stiftung. (…) Das Forscherteam arbeitet heraus, dass jedem achten Mieterhaushalt in den untersuchten deutschen Großstädten nach Abzug der Miete nun noch weniger als das Existenzminimum zum Leben bleibt. Besonders betroffen von diesen Entwicklungen sind hierbei Haushalte mit geringen Einkommen: Während insgesamt jeder zweite Haushalt mehr als 30 Prozent für die Miete aufbringen muss, sind es bei den Haushalten mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze (weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens) 91 Prozent, die mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen. Zum Leben bleibt da nicht mehr viel übrig. (…) Gleichzeitig wohnen Geringverdienende unter schlechteren Bedingungen. Denn während die Haushalte mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze pro Kopf nur eine Wohnfläche von 39 Quadratmetern zur Verfügung haben, sind es bei den Haushalten mit den höchsten Einkommen (mehr als 140 Prozent des Durchschnittseinkommens) immerhin 51 Quadratmeter (…) Darüber hinaus leben Haushalte mit niedrigen Einkommen proportional häufiger im Bestand des alten sozialen Wohnungsbaus, während Neubauwohnungen primär von Haushalten mit überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen bewohnt werden. Die Studie kommt daher zu dem Schluss: „Die Wohnverhältnisse werden von den Einkommen bestimmt. Je geringer das verfügbare Einkommen, desto kleiner die verfügbare Wohnfläche, desto geringer der Anteil selbstgenutzten Eigentums und desto seltener eine Wohnung in neu errichteten Wohngebäuden.“ (…) Die Kampagne Mietenstopp, die vom DGB mitgetragen wird, beteiligt sich deshalb an der Mietendemo „Wohnen für Alle! Gemeinsam gegen hohe Mieten und Verdrängung“, die am 11. September in Berlin stattfindet. Die Demonstration startet um 13 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Alexanderplatz und endet mit einer Schlusskundgebung auf der Straße des 17. Juni…“ Meldung von und bei DGB-klartext 24/2021 vom 12. August 2021 mit Link zur Studie externer Link
  • HBS-Studie: Fast 13 Prozent der Mieterhaushalte in deutschen Großstädten haben nach Abzug der Miete weniger als das Existenzminimum zur Verfügung
    „Die hohe Mietbelastung, die insbesondere viele Haushalte mit niedrigen Einkommen tragen müssen, führt knapp 1,1 Millionen oder 12,9 Prozent aller Mieterhaushalte in den deutschen Großstädten in eine extrem prekäre wirtschaftliche Lage. Diesen Haushalten mit rund 2,1 Millionen Menschen bleibt weniger als das im Sozialrecht festgelegte Existenzminimum übrig, nachdem sie Miete und Nebenkosten (bruttowarm) bezahlt haben. Dabei sind eventuelle Sozialtransfers und Wohngeld bereits berücksichtigt. Besonders stark betroffen sind Haushalte von Alleinerziehenden: In dieser Gruppe bleibt einem guten Viertel nur ein Resteinkommen unterhalb des ALG II-Regelbedarfs bzw. Existenzminimums. Gleichzeitig verstärken hohe Wohnkosten die Einkommensspreizung in den Großstädten sehr deutlich: Mieterhaushalte der höchsten Einkommensklasse haben vor Abzug von Warmmiete und Nebenkosten im Mittel 4,4-mal so viel monatliches Nettoeinkommen wie die Haushalte der niedrigsten Klasse. Nach Zahlung der Bruttowarmmiete steigt dieser Faktor auf das 6,7-fache. Grund dafür: Ärmere Haushalte müssen einen weit überdurchschnittlichen Anteil ihres Einkommens fürs Wohnen aufwenden, obwohl sie auf deutlich weniger Wohnraum in schlechter ausgestatteten Wohnungen leben. Das ergibt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Forschungsteam um den Stadtsoziologen Dr. Andrej Holm hat dafür die neuesten verfügbaren repräsentativen Wohn-Daten ausgewertet, die aus dem Mikrozensus 2018 stammen. „Die Wohnverhältnisse sind nicht nur Ausdruck, sondern selbst Faktor der sozialen Ungleichheit in unseren Städten. Die ohnehin schon bestehende Einkommenspolarisierung wird durch die Mietzahlung verstärkt. Und: Wohnen kann arm machen“, resümieren die Forscherinnen und Forscher (…) Mieterhaushalte mit niedrigen Einkommen wohnen in deutlich stärkerem Maße als höhere Einkommensgruppen in Gebäuden, die zwischen 1919 und 1978 errichtet worden sind. In Neubauten, die seit der Jahrtausendwende gebaut wurden, sind vor allem ärmere Haushalte deutlich unterrepräsentiert. (…) Um die größten Wohnungsprobleme in den deutschen Großstädten zu entspannen, wäre nach Analyse der Forschenden ein deutlich größeres Angebot an Wohnungen mit einer Bruttowarmmiete von maximal 9 Euro pro Quadratmeter nötig. Das entspricht einer (Netto-)Kaltmiete von höchstens 6,35 Euro…“ Pressemitteilung vom 4. August 2021 von und bei der Hans-Böckler-Stiftung externer Link zur 234-seitigen Studie „Muster sozialer Ungleichheit der Wohnversorgung in deutschen Großstädten“ externer Link vom August 2021 von Andrej Holm, Valentin Regnault, Max Sprengholz und Meret Stephan

Siehe auch zum Thema im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=190944
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