Der Nationale Bildungsbericht 2024 mit dem Schwerpunkt zur beruflichen Bildung: Soziale Ungleichheit und Zehntausende ohne Abschluss
„… Der Nationale Bildungsbericht 2024 zeigt ein anhaltendes Problem in Deutschland auf: Trotz des Wachstums im Bildungsbereich verlassen weiterhin zu viele Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Im Jahr 2022 waren es allein 52.300. Laut dem Bericht stieg der Anteil der Gleichaltrigen ohne Abschluss damit von 6,2 auf 6,9 Prozent im Jahr 2022. GEW-Vorsitzende Maike Finnern warnt vor den langfristigen Folgen dieser Bildungsdefizite und fordert entschlossene Maßnahmen, um die soziale Ungleichheit zu bekämpfen. (…) Die GEW fordert nicht nur eine finanzielle Aufstockung des Bildungssystems, sondern auch gezielte Maßnahmen zur Unterstützung benachteiligter Kinder und Familien…“ GEW-Pressemitteilung vom 17. Juni 2024
(„Bildung in Deutschland 2024: Zehntausende ohne Abschluss“) – siehe mehr zum Bildungsbericht:
- Die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2025“bestätigt die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland
„„Ein Jahr nach dem Weckruf der GEW zum Bildungsbericht 2024 bestätigt die heute veröffentlichte OECD-Studie ‚Bildung auf einen Blick 2025‘ erneut: Deutschland versagt weiterhin bei der Chancengleichheit“, sagte GEW-Vorsitzende Finnern heute in Frankfurt am Main. 145 Kompetenzpunkte, so groß sei der Unterschied bei den Literacy-Kompetenzen zwischen jungen Erwachsenen mit Hochschulbildung und solchen ohne Sekundarabschluss II in Deutschland. Bei der Gesamtbevölkerung betrage die Kluft zwischen Hochschul- und Geringqualifizierten immer noch 75 Punkte. Die politisch Verantwortlichen tun nach wie vor nicht genug“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. „Während die Bundesregierung heute MINT-Erfolge feiert, zeigen die Daten eine erhebliche Bildungsungerechtigkeit. Diese extremen Unterschiede belegen, dass das Startchancen-Programm viel zu klein dimensioniert ist und unser Bildungssystem den Zusammenhang von Bildungserfolg und familiärer und sozialer Lernumgebung und –unterstützung verschärft.“ Die Daten der OECD-Studie zeigten, so Finnern, dass Deutschland mit der Schweiz und den USA zu den Ländern mit den größten Kompetenzunterschieden nach Bildungsstand gehört. (…) Das von der Bundesregierung eingeführte Startchancen-Programm mit 20 Milliarden Euro über zehn Jahre sei ein wichtiger Schritt, aber angesichts der OECD-Daten zeige sich, dass die Dimension der Herausforderung deutlich größere Anstrengungen erfordere. (…) Die GEW fordert die politisch Verantwortlichen auf, die Erkenntnisse der OECD-Studie ernst zu nehmen und das Bildungssystem endlich dauerhaft ausreichend zu finanzieren – orientiert an der Selbstverpflichtung aus dem Jahr 2015 mit dem Anteil von 10 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. „Es gilt, die Milliarden aus dem Sondervermögen massiv in die Bildungsinfrastruktur zu investieren. Deutschland muss ehrlich anerkennen: Bei der Bildungsgerechtigkeit gibt es erheblichen Handlungsbedarf“, sagte die GEW-Vorsitzende. Notwendig seien massive Zusatzinvestitionen für benachteiligte Schulen nach dem Prinzip „Ungleiches ungleich behandeln“.“ GEW-Pressemitteilung vom 9. September 2025(„GEW: „OECD bestätigt Bildungsungerechtigkeit in Deutschland“: Bildungsgewerkschaft zur OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2025““)
- GEW zum Bericht „Bildung in Deutschland 2024“: „Eindringlicher Weckruf an die Politik!“
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Bericht „Bildung in Deutschland 2024“, der heute veröffentlicht worden ist, als einen „eindringlichen Weckruf an alle Politikerinnen und Politiker“ bezeichnet. „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Studie verantworten, haben die systemischen Schwachstellen und Defizite des Bildungswesens und deren Folgen für die Gesellschaft dankeswert offen benannt. Wenn die Bildungspolitik jetzt nicht radikal umgesteuert wird, müssen die nächsten Generationen die Zeche zahlen. Wenn die jungen Menschen nicht gut ausgebildet werden, erleben sie keine Partizipation an der Gesellschaft und es verschlechtern sich individuell die Zukunftsaussichten. Zudem fehlen künftig Steuereinnahmen und die Sozialsysteme sind nicht mehr zu finanzieren“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Montag in Frankfurt a.M. „Es muss deutlich mehr Geld in das Bildungssystem, das seit vielen Jahren erheblich unterfinanziert ist, investiert werden. Mit diesen Mitteln müssen insbesondere arme Kinder und deren Familien sowie Bildungseinrichtungen in herausfordernder Lage unterstützt werden, um den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg endlich aufzubrechen. Das ‚Startchancenprogramm‘, das ab dem nächsten Schuljahr greifen soll, ist ein richtiger, aber eben nur ein erster und zudem zu kleiner Schritt.“
„Nur wenn wir Ungleiches auch ungleich behandeln, sprich Bildungseinrichtungen in schwierigen sozialen Lagen und damit die hier lernenden Menschen zusätzlich unterstützen, können wir einen nennenswerten Beitrag dazu leisten, der sozialen Spaltung in der Gesellschaft entgegenzuarbeiten“, betonte Finnern. „Wenn das Bildungssystem soziale Ungleichheit verfestigt oder sogar verstärkt, wachsen die sozialen Disparitäten weiter, werden immer mehr Menschen in der Gesellschaft abgehängt. Von dieser Entwicklung profitieren nur die rechten Rattenfänger – ebenso wie von einem weiteren Abbau des Sozialstaates!“…“ Pressemitteilung vom 17.06.2024 - Stark-Watzinger/Streichert-Clivot zum Nationalen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2024“
„Der zehnte Nationale Bildungsbericht ist heute veröffentlicht worden. Er beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens und widmet sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig der beruflichen Bildung. Der Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre. Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Der Bildungsbericht zeigt, dass unser Bildungssystem vor großen Herausforderungen steht. Wir brauchen dringend eine bildungspolitische Trendwende. Hier setzen wir auf verschiedenen Ebenen und Altersstufen an: Von den Kitas bis zu den Ausbildungsbetrieben – wir brauchen einen Perspektivwechsel und Bildungsinstitutionen, die Vielfalt als Chance begreifen. Wir setzen uns mit aller Kraft für mehr Chancengerechtigkeit ein. Mit dem Startchancen-Programm wird zum kommenden Schuljahr das größte und langfristigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Wirklichkeit. Ebenso zeigt der neue Bildungsbericht, dass wir ein starkes Berufsbildungssystem brauchen, das junge Menschen konsequent fördert und an die speziellen Bedarfe der modernen Arbeitswelt angepasst ist. Deshalb geben wir mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung mit gezielten Maßnahmen dem gesamten System der beruflichen Bildung einen neuen Schub.“…“ KMK-Meldung vom 17.06.2024
Grundinfos:
- Bildung in Deutschland – die Homepage zum Bildungsbericht
- Das Schwerpunktkapitel 2024 befasst sich mit beruflicher Bildung
. Thematisiert werden Strukturen und berufliche Bildungswege in den 3 Bildungsbereichen Ausbildung (mit den Sektoren duale Ausbildung, schulische Ausbildung und Übergangssektor), Hochschulbildung und Weiterbildung. Ein besonderer Fokus liegt u.a. auf den Themen Steuerung und Qualitätssicherung, berufliche Orientierung und Übergang in die berufliche Bildung, Abbrüche und Umorientierungen sowie Weiterqualifizierung und Erwerbstätigkeit.
- Siehe auch von 2018: Bildung oder Abrichtung für „den Markt“? Worüber der Bildungsbericht Aufschluss gibt