Eigentümerin Stadt Bochum droht Villa Kunterbunt mit Zwangsräumung, der ältesten durchgehend bewohnten Hausbesetzung Deutschlands

Bochum: Solidarität mit der Villa Kunterbunt: Demonstration am Montag den 3. November 2025Ende Oktober erhielten die Bewohner*innen der seit 1981 besetzten Villa in Bochum die Räumungsbescheide. Innerhalb einer Woche sollen sie das Haus verlassen – sonst droht die Zwangsräumung. Damit würde die Stadt Bochum 15 Menschen ihr Zuhause nehmen, ohne ihnen eine alternative Unterkunft anzubieten. Die Villa gilt als älteste durchgehend bewohnte Hausbesetzung Deutschlands. Seit über vier Jahrzehnten ist sie ein fester Bestandteil der Bochumer Stadtgeschichte und hat Generationen von Menschen geprägt. Zahlreiche Veranstaltungen, kulturelle Projekte und politische Initiativen haben hier ihren Ursprung… Siehe Infos zur Gegenwehr und Solidarität:

  • Stadt Bochum räumt »Villa Kunterbunt« nach 44 Jahren Besetzung und bietet sie Ex-Besetzer*innen zum (unrealistischen) Kauf an New
    Möglicherweise war die »Villa Kunterbunt« das am längsten besetzte Haus in Deutschland. Seit 1981 jedenfalls lebten Besetzer*innen in der ehemaligen Direktorenvilla der Westfälischen Drahtwerke im Bochumer Stadtteil Langendreer. Damit ist seit Donnerstagmittag Schluss. Nach wochenlangen juristischen Auseinandersetzungen wurde die Besetzung beendet. Heute sind Fenster und Türen des Hauses mit Sperrholzplatten verschlossen.
    Die Situation der Villa war schon lange kurios. In einem großen Teil des Hauses lebten die Besetzer*innen, eine einzelne Wohnung wurde von einem älteren Ehepaar bewohnt, das seine Miete brav an die Stadt Bochum zahlte. Die Stadt ist nämlich Eigentümerin der Villa. Vor Jahren hat sie zwar mal einen Beschluss gefasst, das Grundstück zu verkaufen, umgesetzt hat sie ihn bislang aber nicht. (…)
    Die Bewohner*innen, Mieter*innen wie auch Besetzer*innen, wehrten sich gegen die Räumungsandrohung. Dabei erzielten sie Zwischenerfolge, scheiterten aber vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Das entschied Ende vergangene Woche, dass die Villa erhebliche Brandschutzmängel habe und das Leben der Bewohner*innen in Gefahr sei. Die Ordnungsverfügung zur Räumung sei somit rechtmäßig.
    Versuche der Besetzer*innen und ihres Anwalts, die Räumung weiter hinauszuzögern, erwiesen sich als nicht erfolgreich. Der letzte Versuch der Besetzer*innen: Sie boten der Stadt an, die Villa zu kaufen. Die Stadt Bochum zeigte sich dafür grundsätzlich gesprächsbereit, machte jedoch klar, dass sie keine Gespräche führe, wenn die Räumung unfriedlich verlaufen sollte. Das führte dazu, dass sich am Donnerstag alle Besetzer*innen und Unterstützer*innen vor dem Haus bei einer Mahnwache befanden.
    Das Angebot, dass es nun von der Stadt gibt, sieht auf den ersten Blick gut aus. Für nur einen Euro will sie die Villa verkaufen. Allerdings hat das Angebot gleich zwei Haken. Die Stadt verlangt eine Finanzierungszusage in Höhe von einer Million Euro für die Sanierungsmaßnahmen. Außerdem sollen die Besetzer*innen erst wieder in das Haus einziehen dürfen, wenn die Sanierungen abgeschlossen wurden. Eine Auflage, die ihnen nicht gefällt. Sie wollen in Teilen des Hauses, die sie als nicht brandgefährdet einschätzen, leben und die Sanierung in Eigenregie weiterführen.
    In der Lokalpolitik muss sich die Bochumer Verwaltung nun einige unangenehme Fragen stellen lassen. Etwa, wie sie das Haus, das sich in ihrem Besitz befindet und sogar denkmalgeschützt ist, so verfallen lassen konnte
    …“ Artikel von Sebastian Weiermann vom 19.12.2025 in ND online externer Link („Bochum: »Villa Kunterbunt« nach 44 Jahren Besetzung geräumt“) und dazu:

    • Bilder von der Räumung
      Mit einem gewaltigen Polizeiaufgebot wurde heute die „Villa Kunterbunt“ Auf den Holln 3 geräumt. Die Beamten hatten allerdings sehr viel Langeweile, denn die Hausbewohner:innen und die Unterstützer:innen waren – so ein Augenzeuge – extrem friedlich. Wir haben Bilder.“ Beitrag vom 18.12.25 bei bo-alternativ externer Link
    • Zur gerichtlich bestätigten Nutzungsuntersagung der „Villa Kunterbunt“:  Eigentum verpflichtet – auch die Stadt Bochum!
      Für das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung erklärt Wolfgang Czapracki- Mohnhaupt zur gerichtlich bestätigten Nutzungsuntersagung der „Villa Kunterbunt“:
      Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hat in letzter Instanz entschieden: Die Nutzung der „Villa Kunterbunt“ ist aus brandschutzrechtlichen Gründen zu Recht untersagt worden (siehe Pressemitteilung OVG Münster vom 12.12.2025 externer Link). Die erneute Ordnungsverfügung der Stadt Bochum hat einer gerichtlichen Überprüfung standgehalten. Die Nutzungsuntersagung kann zwangsweise durchgesetzt werden, wenn die derzeitigen Nutzer:innen nicht freiwillig gehen. Sie haben also vergeblich versucht, mit ihren bescheidenen Mitteln ihr Zuhause instandzuhalten. Aber wer ist denn für den Zustand des Hauses verantwortlich?
      …“ Beitrag vom 16.12.25 bei bo-alternativ externer Link
    • Auf der Seite bo-alternativ.de gibt es weitere kürzliche Meldungen und eine Dokumentation über die Zeit der Besetzung 1981 externer Link
  • Verwaltungsgericht Gelsenkirchen stoppt die Räumung vorerst, doch Stadt Bochum versucht, Strom und Wasseranschlüsse der Villa Kunterbunt auszubauen
    • Stadt unterminiert Gerichtsentscheid
      Es gibt neue Entwicklungen im Falle der Villa Kunterbunt in Bochum. Nachdem einem Eilantrag beim Gelsenkirchener Verwaltungsgericht Erfolg hatte, die Aufschiebende Wirkung des Widerspruchs gegen die Bauamtliche Ordnungsverfügung wiederherzustellen. Jetzt sind Heute Morgen die Stadtwerke angerückt beim Haus und wollten den Bewohnern, die dort noch immer leben, den Wasser- und Stromzähler ausbauen. Auch existiert ein mündlicher Abbindeauftrag bei den Stadtwerken, diese wollen es auch mit Baumaßnahmen durchsetzen, das Haus von der Grundversorgung zu trennen während noch Leute darin wohnen. Darin sieht die Villa einen eklatanten Angriff auf die Grundrechte und Unversehrtheit der dort lebenden Bewohner und der Mieterin, die ebenfalls von diesen Maßnahmen betroffen ist.
      Der Zugang zu den Zählern wurde von Leuten aus dem Haus untersagt und unser Anwalt, Erich Eisel, hat bereits Schritte eingeleitet um das zu verhindern. Trotzdem wollen wir hiermit auf die mafiösen Versuche der Stadt aufmerksam machen, ihre Anordnung notfalls mit Verletzung der Rechte ihrer Bürger und Bürgerinnen durchzusetzen.
      Sollte dies geschehen so fassen die Bewohner der Villa das Verhalten der Stadt als Nötigung auf und werden Strafanzeige deswegen stellen.
      Mit freundlichen Grüßen, Die Villa Kunterbunt“ e-mail vom 5.11. dokumentiert bei bo-alternativ externer Link
    • Das fängt ja gut an! Maßnahmen wie zu Heusner-Zeiten!
      Zur angedrohten Räumung der Häuser Auf den Holln 1 und 3 erklärt das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung: »Der neue Oberbürgermeister und die neuen Ratsmitglieder waren noch nicht vereidigt, da erließ die Verwaltung schnell noch eine Ordnungsverfügung, mit der zur kurzfristigen Räumung des seit mehr als 40 Jahren besetzten Hauses Auf den Holln 1-3 – bekannt als „Villa Kunterbunt“ – aufgefordert wird.
      Doch damit nicht genug! Nachdem das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen per Eilentscheidung die Räumung vorerst gestoppt hatte, versuchten Mitarbeiter der Stadtwerke Bochum, Strom und Wasseranschlüsse im Haus auszubauen. Das erinnert nun doch an Maßnahmen der Stadt Bochum zur Räumung des Heusnerviertels Anfang der Achtzigerjahre. Manche dort durchgeführte Zwangsräumung wurde im Nachhinein von Gerichten für rechtswidrig erklärt. (…)
      Aber wer im Rathaus kann ein Interesse daran haben, dass der neu gewählte Oberbürgermeister und der neu gewählte Rat mit der Räumung eines seit mehr als 40 Jahren besetzten denkmalgeschützten stadteigenen Hauses in die neue Ratsperiode starten? Durch die Räumung wird schließlich das Augenmerk auf eine seit Jahren verfehlte Wohnungspolitik in Bochum gelenkt. (…)
      Oder will sich die Verwaltung nur eines im Haus entstandenen Problems entledigen? Mitte 2024 hatte die Lokalpresse über einen Konflikt zwischen den im Haus wohnenden Parteien berichtet. Dieser Konflikt ist aber mittlerweile allein durch die Räumungsverfügung beigelegt. Im Haus herrscht heute wechselseitig Solidarität!
      Da fragt sich: Wie kann es mit der „Villa Kunterbunt“ nun weitergehen?
      Die Stadt Bochum lädt in ihrer Reihe „Stadtgespräch“ am 12. November 2025 ab 19:00 Uhr ins Kunstmuseum Bochum, Kortumstraße 147. Das Thema diesmal: „Gemeinschaftliches Wohnen“
      …“ Beitrag vom 07.11.25 bei bo-alternativ externer Link
  • Solidarität mit der Villa Kunterbunt: Demonstration am Montag den 3. November
    Bochum: Solidarität mit der Villa Kunterbunt: Demonstration am Montag den 3. November 2025Die Villa Kunterbunt ruft auf ihrem Instagramkanal mit dem nebenstehenden Plakat zu einer Demonstration am Montag, den 3. November um 18 Uhr vor dem Bochumer Hauptbahnhof auf…“ Meldung von bo-alternativ vom 01.11.25 externer Link samt der Soli-Erklärung der Bochumer Linken
  • Villa Kunterbunt wehrt sich gegen Räumung
    Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen reagieren die Bewohner:innen des Hauses „Auf den Holln 1-3“ in Bochum-Werne auf die Ordnungsverfügung der Stadt Bochum, ihr Haus bis zum 4. November zu verlassen. Die gestern eingereichte Klage richtet sich gegen die Ordnungsverfügung selbst, insbesondere aber gegen die Anordnung des sofortigen Vollzugs. In einem Vorab-Schreiben an die Stadt rügt der Anwalt der Bewohner:innen die Rechtswidrigkeit der Verfügung, da die Mängel, wegen derer nun die Unbewohnbarkeit des Hauses festgestellt werde, seit mehr als 14 Jahren bekannt seien und von der Stadt als Eigentümerin selbst hätten beseitigt werden müssen.
    Das denkmalgeschützte Haus, früher in der Szene unter dem Namen „Der Holln“ bekannt, ist in den 80er Jahren besetzt worden, um es vor dem Verfall zu bewahren – wie viele andere damals auch. Damit ist es heute das am längsten besetzte Haus in Deutschland. Eigentümerin ist die Stadt Bochum, die irgendwann mit den Bewohner:innen eine Vereinbarung geschlossen hat…“ Meldung vom 31.10.25 bei bo-alternativ externer Link
  • Auch die Antifaschistische Linke Bochum ruft die Stadt dazu auf, in den Dialog zu treten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die den Erhalt der Villa ermöglichen, so deren Meldung „Räumungsbescheid für die Villa Kunterbunt – Bewohnerinnen und Unterstützerinnen fordern Erhalt eines wichtigen Freiraums“ am 30.10. per e-mail (daraus auch die Infos für den Anreisser – danke!)
  • Siehe für mehr Infos den Instagram-Account externer Link und für Soli-Bekundungen die Mailadresse: villa.kunterbunt1981@gmail.com
  • Spendenkampagne bei Gofundme externer Link

Siehe zu Bochum auch unser Dossier: “Haldi 47”: In Bochum wurde das ehemalige AWO Wohnheim besetzt – als Wohnraum für obdachlose Menschen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=231699
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