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[Nur in USA?] Amazons LagerarbeiterInnen wesentlich häufiger und schwerer verletzt

Dossier

 Primed for Pain: Amazon’s Epidemic of Workplace InjuriesImmer wieder wurden die Arbeitsbedingungen in den Logistiklagern von Amazon kritisiert – etwa aufgrund vermeintlich niedriger Löhne, massiver Überwachung, enormen Zeitdrucks oder Überlastung. Aktuell stehen dabei vor allem Arbeitsunfälle im Fokus, denn eine Studie von Gewerkschaften hatte angeprangert, dass Mitarbeiter bei Amazon fast zweimal so häufig Arbeitsunfälle erleiden wie in anderen Unternehmen, schreibt der Spiegel externer Link. „Die Besessenheit des Unternehmens externer Link von der Geschwindigkeit hat einen hohen Preis für die Belegschaft von Amazon“, schreibt das Strategic Organizing Center, eine Organisation, die von Gewerkschaften gegründet wurde, auf ihrer Website zum Vergleich von Amazon-Verletzungsraten mit anderen Arbeitgebern. Laut ihrer Aussagen werden die Amazon-Mitarbeiter „nicht nur häufiger verletzt, als in Nicht-Amazon-Lagern, sie werden auch schwerer verletzt. (…) Diese Rate an schweren Verletzungen sei im vergangenen Jahr rund 80 Prozent höher gewesen als bei anderen logistischen Arbeitgebern…“ Beitrag „Schwere Arbeitsunfälle bei Amazon – Konzern reagiert mit Änderungen“ von Tina Plewinski vom 03. Juni 2021 beim Amazon-Watchblog externer Link, siehe dazu:

  • [USA] Nach tödlichem Unfall im Versandzentrum in Indiana muss Amazon 7.000 US-Dollar Strafe zahlen – Kritik sowohl an der „Höhe“ der Strafe als auch den Arbeitsschutzbedingungen New
    Der Staat Indiana soll die schwächsten Arbeitsschutzbedingungen der gesamten USA haben
    Bereits im Mai dieses Jahres verstarb ein erst 20-jähriger Amazon-Mitarbeiter in den USA an den Folgen eines schweren Unfalls. Nun hat eine elfwöchige Untersuchung des Falles ergeben, dass der Unfall durch bessere Sicherheitsvorkehrungen sowie -unterweisungen hätte vermieden werden können. Im Zuge dessen verhängt die Sicherheitsaufsichtsbehörde eine Geldstrafe von 7.000 US-Dollar. Wie die Washington Post schreibt externer Link, steht die Höhe der Strafe dabei in Kritik. 
    Arbeitsschutzmaßnahmen mangelhaft
    Der junge Mann war Anfang Mai auf dem Weg, einen Stau in einem Beförderungssystem zu beheben. Er befand sich auf einer Hebebühne, welche ihn zur betreffenden Stelle transportieren sollte, als sein Kopf von der tief stehenden Maschinerie erfasst und eingeklemmt wurde. Der Mann verstarb an stumpfer Gewalteinwirkung im Kopfbereich. Ein unfassbar tragischer Unfall mit welchem Familie und Kolleg:innen des Opfers noch heute zu kämpfen haben. Knapp elf Wochen lang untersuchte die Sicherheitsbehörde des Bundesstaates Indiana den Arbeitsplatz und Unfallhergang und stellte dabei fest, dass es hier deutliche Versäumnisse in Sachen Arbeitsschutz und Unterweisungen gab. So soll das Opfer keine ordnungsgemäße Ausbildung im Betrieb von Hebebühnen, insbesondere bei niedriger Durchfahrtshöhe, erhalten haben. Auch sei die niedrige Durchfahrtshöhe an dieser Stelle nicht hinreichend als Gefahrenzone markiert gewesen zu sein. (…)
    Kritik gegen Arbeitsbedingungen werden immer lauter
    Dass die niedrige Strafzahlung für Amazon einen notwendigen Denkzettel darstellt und somit wirkliche Veränderungen hinsichtlich des Arbeitsschutzes mit sich führt, ist unwahrscheinlich. So sollen in den USA 2022 insgesamt Geldstrafen von 270.000 US-Dollar verhangen worden sein. In Anbetracht der Gewinne des Konzerns seien all diese aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein im Versandzentrum in Indiana kam es sechs Jahre zuvor zu einem Vergleichbaren tödlichen Unfall (siehe Infokasten). Hier hatte die Sicherheitsbehörde vier konkrete Sicherheitsmängel attestiert, die zum Unfall führten und für jede einzelne 7.000 US-Dollar verhangen. Sechs Jahre später scheint dies wenig bewirkt zu haben für den Standort.“ Bericht von Ricarda Eichler vom 27. November 2023 im Amazon-Watchblog externer Link („Nach grausamem Unfall: Amazon muss 7.000 US-Dollar Strafe zahlen“)
  • Großbritannien: Amazon wird beschuldigt, Verletzungen von Arbeitern in Lagerhäusern vertuscht zu haben 
    Ich habe mit Arbeitern gesprochen, die sagten, das Unternehmen habe sie angewiesen, nicht die Notrufnummer 999 anzurufen und sich selbst auf den Weg zum Krankenhaus zu machen. Kommt, nachdem FOI-Anfragen ergeben haben, dass die Zahl der Rettungseinsätze hoch ist.
    Der Trent and Mersey Canal in Rugeley bietet einen angenehmen Spaziergang in einem Gebiet von außergewöhnlicher Schönheit. Maria fährt jeden Tag auf dem Weg zum Amazon-Lagerhaus, das nur einen Steinwurf entfernt ist, daran vorbei. In den Jahren, in denen sie hier arbeitet, ist sie noch nie zu einem gemütlichen Spaziergang vorbeigekommen. Warum sollte sie auch, nach einer zermürbenden Zehn-Stunden-Schicht, in der sie Hunderte von schweren Paketen in halsbrecherischem Tempo umgeschlagen hat? Es ist ein sehr langer Weg von einer Seite des Lagers zur anderen. Das schadet einem körperlich. Die meisten von uns machen Überstunden, um über die Runden zu kommen. Wir haben keine Zeit für etwas anderes.‘
    Die Arbeit hier ist schnelllebig und körperlich anstrengend. Gepaart mit einem drakonischen Überwachungssystem und unmöglichen Zielvorgaben ist dies ein Rezept für eine Katastrophe, wenn es um Gesundheit und Sicherheit geht. Die Verletzungsraten in den Amazon-Lagern werden seit langem kritisch beäugt. Im Mai 2018 ergab eine Anfrage der Gewerkschaft GMB zur Informationsfreiheit, dass 115 Krankenwagen zum Amazon-Lager in Rugeley gerufen worden waren. Im Vergleich dazu gab es im gleichen Zeitraum nur acht Einsätze in einem nahe gelegenen Tesco-Lager ähnlicher Größe.
    Informationsfreiheitsanfragen des Daily Mirror an neun Krankenhausträger ergaben, dass zwischen Januar 2018 und August 2021 971 Krankenwagen zu Amazon-Lagern im Vereinigten Königreich gerufen wurden – das entspricht bis zu fünf pro Woche. Allein in Tilbury, wo 2021 ein männlicher Mitarbeiter starb, wurden 178 Krankenwagen gerufen. Für die meisten Unternehmen würden diese Enthüllungen als Weckruf dienen. Sie sind eine schockierende Anklage gegen eine Arbeitsplatzkultur, bei der im Streben nach Profit offenbar an Gesundheit und Sicherheit gespart wird. Doch anstatt sich mit der Ursache der Kontroverse zu befassen, hat Amazon offenbar beschlossen, sie zu vertuschen. In schockierenden Enthüllungen haben Amazon-Mitarbeiter aus ganz Großbritannien der Tribune detailliert geschildert, wie sie davon abgehalten wurden, Krankenwagen zu rufen, wenn sie sich bei der Arbeit verletzten, und ihnen stattdessen gesagt wurde, sie sollten sich selbst auf den Weg ins Krankenhaus machen oder ein Taxi nehmen. (…) Wenn die Arbeitnehmer kein Transportmittel haben und niemanden, der sie ins Krankenhaus bringen kann, bezahlt Amazon nach Angaben von Chris ein Taxi, das sie dorthin bringt. Sie haben einen Vertrag mit einem der örtlichen Taxiunternehmen in Doncaster. Das geht auf ihr Konto. Das kommt verdammt oft vor. Letztes Jahr musste ich ins Krankenhaus, und sie haben das für mich getan.‘ Dies ist nicht das erste Mal, dass Amazon der Vertuschung von Gesundheits- und Sicherheitsfragen beschuldigt wird. Im Jahr 2019 behauptete Amazon auf seiner Website, nachdem die Gewerkschaft GMB eine Untersuchung über die Zahl der Krankenwageneinsätze durchgeführt hatte: „Laut RIDDOR der britischen Regierung (Health and Safety Executive (HSE)) hat Amazon im Durchschnitt 43 % weniger Verletzungen als andere Transport- und Lagerunternehmen in Großbritannien…“ engl. Artikel von Taj Ali vom 27.10.2023 in the Tribune online externer Link („Exposed: How Amazon Covers Up Worker Injuries“, maschinenübersetzt), siehe auch:

    • Amazon Inquiry / Amazon-Anfrage in einem Auslieferungslager
      Ich bin ein Arbeiter im Amazon-Auslieferungslager in Rugeley in den West Midlands. Amazon nennt seine Lagerhäuser „Fulfillment Centres“. Das Zentrum in Rugeley umfasst 700.000 Quadratmeter, beschäftigt mindestens 1.500 Mitarbeiter und verteilt bis zu 600.000 Artikel pro Tag. Seit die Coronavirus-Pandemie das Vereinigte Königreich heimgesucht hat, hat Amazon auf den Nachfrageschub mit der Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte (zumeist Leiharbeitskräfte) reagiert und gleichzeitig zahlreiche Änderungen an der Arbeitsweise vorgenommen, um angeblich die Vorschriften zur sozialen Distanzierung einzuhalten.
      Die Arbeit im Lager ist in kleine, sich wiederholende Aufgaben unterteilt, wobei sich verschiedene Teams von Arbeitnehmern den ganzen Tag über nur auf eine dieser Aufgaben konzentrieren. Es ist hochgradig organisiert, jeder funktioniert wie ein bloßes Rädchen in der Maschine und ist sich kaum bewusst, was die anderen Rädchen gerade tun. Soweit ich weiß, gibt es in dem Lagerhaus fünf verschiedene Arten von Arbeitern, die verschiedenen Managementebenen und Unterstützungsfunktionen nicht mitgerechnet.
      Diese Gruppen haben fast keinen Kontakt zueinander. Die Art und Weise, wie die Arbeit organisiert ist, bedeutet, dass man leicht den ganzen Tag verbringen kann, ohne jemals ein Gespräch mit einem Kollegen zu führen. Wenn man ein Arbeitssystem konstruieren würde, das in erster Linie verhindern soll, dass sich Arbeitnehmer organisieren, wäre man nicht weit davon entfernt. Seit ich in dem Lagerhaus arbeite, habe ich meistens als Stower gearbeitet, aber an manchen Tagen wurde ich auch als Prepper eingesetzt. Amazon muss ein System haben, um zu berechnen, wie viele Mitarbeiter pro Team an einem Tag benötigt werden, um sicherzustellen, dass die Räder effizient in Bewegung bleiben und kein Team durch ein anderes früher im Prozess warten muss. Während meiner Arbeit im Bereich der Vorbereitung wurde ich auch gebeten, beim Transport von Paletten mit Waren, die in einen bestimmten Bereich gehen sollen, von einem Bereich des Lagers in einen anderen zu helfen. Man hat mir immer wieder gesagt, dass ich dafür eine Schulung erhalten werde und dass dies sehr bald geschehen wird, aber im Moment reicht es aus, wenn ich sage, dass ich weiß, wie man einen Hubwagen fährt. Ich habe eigentlich keine Zertifikate, ich weiß nur noch, wie man es macht, weil ich bei einem früheren Job jemand anderen abgeschrieben habe. Es ist nicht einmal vorgeschrieben, dass wir bei der Arbeit in diesem Bereich Schuhe mit Stahlkappen tragen müssen, obwohl ich sie freiwillig trage, da mir schon ein paar Kisten auf die Füße gefallen sind und ich das nicht mit meinen Turnschuhen versuchen möchte. Vielleicht lasse ich nächste Woche eine Palette auf mich fallen und verklage Amazon
      …“ engl. Artikel von John Holland vom 7.10.2020 in „Notes from Below“ externer Link mit weiterer umfagreicher Darstellung der Arbeits- und Organisierungsbedingungen (maschinenübersetzt)
  • An mehreren Amazon-Standorten in den USA wird nun gefährlicher Arbeit der Kampf angesagt 
    Amazon-Beschäftigte im STL8-Fulfillment Center in St. Peters, Missouri, reichten am 3. August eine OSHA-Beschwerde gegen das Unternehmen wegen Verstößen gegen die Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften in ihrem Lager ein. In der Beschwerde wird behauptet, dass das Unternehmen die Beschäftigten absichtlich davon abhält, bei Verletzungen medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Arbeiter sagen, dass AMCARE, Amazons betriebsinternes medizinisches Personal, wiederholt medizinische Beschwerden abweist und Amazon-Mitarbeiter trotz Verstauchungen, Bänderrissen, Bandscheibenvorfällen, eingeklemmten Nerven und Gehirnerschütterungen an ihrem Arbeitsplatz belässt.
    Amazon beschäftigt in STL8, nordwestlich von St. Louis, mehr als 3.000 Mitarbeiter.
    Wendy Taylor arbeitete seit drei Jahren in der Anlage, als sie über eine leere Palette stolperte und fiel, die auf ihrem Arbeitsweg lag. Sie fiel mit dem Gesicht voran auf den Betonboden. Ihre Nase blutete und ihr Kopf schmerzte, aber am meisten erinnert sich Wendy an die schrecklichen Schmerzen in ihrem Bein. Taylor wurde zu AMCARE geschickt, wo sie 30 Minuten lang einen Wärme- und Eisbeutel bekam, bevor AMCARE sie wieder zur Arbeit schickte. Taylor sagt, dass sie mehrmals darum gebeten hat, einen Arzt zu sehen, was ihr jedoch verweigert wurde. „Sie schickten fünf verschiedene Leute zu verschiedenen Zeiten, die versuchten, mir den Arztbesuch auszureden. Ich fühlte mich schikaniert, ich hatte das Gefühl, gegen meinen Willen festgehalten zu werden“, so Taylor. „Alles, was ich wollte, war, dass man sich um mich kümmert, aber sie waren nicht dafür ausgerüstet.“ Als Taylor am nächsten Tag endlich eine Arztpraxis aufsuchte, erklärte ihr eine Krankenschwester, dass die Schwellung in ihrem Bein sofort durch ihre Jeans zu sehen war. Seit März kämpft Taylor mit der Unternehmensleitung um eine angemessene Behandlung für die langfristigen Folgen ihrer Verletzung.
    In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung befragte WIRED externer Link AMCARE-Mitarbeiter in 12 verschiedenen Amazon-Standorten. Sie fanden heraus, dass das Management die medizinischen Mitarbeiter vor Ort (OMRs) dazu drängte, die Amazon-Beschäftigten bei der Arbeit und von den Ärzten fernzuhalten. Der ehemalige OMR Peter Torres erzählte WIRED, dass Manager das Personal direkt angewiesen haben, die Anzahl der Amazon-Mitarbeiter, die sie zum Arzt schickten, zu verringern, und den AMCARE-Mitarbeitern sagten, dass hohe Verletzungsraten das Unternehmen schlecht aussehen ließen. (…)
    Andere Amazon-Mitarbeiter haben einen anderen Ansatz gewählt. Einige ehemalige Amazon-Mitarbeiter, die aus der Amazon-Belegschaft herausgedrängt wurden, nachdem sie Anpassungen für ihre Behinderungen beantragt hatten, haben auf Facebook versucht, sich für Behindertengerechtigkeit und bessere Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen bei Amazon einzusetzen.
    Eine ehemalige Amazon-Mitarbeiterin, die aus Angst vor Repressalien um Anonymität gebeten hat, berichtet, dass ihr gekündigt wurde, nachdem sie 18 Monate lang in einer Amazon-Lieferstation gearbeitet hatte. Sie hatte mehrfach beantragt, von einem wöchentlich wechselnden „flexiblen“ Arbeitsplan in einen festen Teilzeitarbeitsplan mit begrenzten Stunden umgewandelt zu werden, um ihrer Behinderung Rechnung zu tragen. Sie glaubt, dass ihr dies aufgrund ihrer Anträge auf behinderungsbedingte Anpassungen verweigert wurde. Schließlich wurde ihre Stelle ganz gestrichen.
    Beim Lesen von Kommentaren auf Facebook wurde ihr klar, dass sie nicht die einzige Amazon-Mitarbeiterin war, die sich aufgrund ihrer Anträge auf behindertengerechte Arbeitsbedingungen diskriminiert fühlte. Also gründete sie eine Facebook-Gruppe für Amazon-Mitarbeiter mit Behinderungen. Die Gruppe begann als Diskussionsforum für FMLA-Anträge. Jetzt koordinieren sie OSHA-Beschwerden und Berichte an das Justizministerium, um Untersuchungen zur Diskriminierung von Arbeitnehmern mit Behinderungen bei Amazon einzuleiten.
    „Die bestehenden Gesetze sind archaisch“, sagte mir der anonyme Arbeitnehmer. „Wir arbeiten mit einem System, das nicht arbeitnehmerfreundlich ist, sondern unternehmensfreundlich. Amazon muss zugeben, dass es ein Problem gibt.“ engl. Artikel von Caitlyn Clark vom 8. September 2023 in Labor Notes externer Link („Countering Dangerous Work at Amazon“, maschinenübersetzt)
  • [USA] Vorwurf gegen Amazon: Verletzte Mitarbeiter sollen zum Weiterarbeiten gedrängt werden 
    „… Ein neuer Bericht des Portals Wired externer Link wirft Amazon überdies vor, sich in einigen Fällen nicht ausreichend um verletzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in US-amerikanischen Logistikzentren zu kümmern und sie nicht an das notwendige ärztliche Fachpersonal zu überweisen. Sie sollen stattdessen systematisch zur Weiterarbeit gedrängt werden, wodurch das Risiko für dauerhafte Gesundheitsprobleme steige.  Auf diese Weise versuche der Konzern, die meldepflichtigen Verletzungen zu minimieren, so die Vorwürfe. Auch die US-Arbeitsschutzbehörde OSHA (Occupational Safety and Health Administration) sei bereits auf die angeprangerten Missstände aufmerksam geworden und habe eine Untersuchung eingeleitet.
    Erste-Hilfe-Personal ohne Qualifikation für Diagnose und Behandlung
    Verletzen sich Mitarbeitende von Amazon, haben sie in den USA die Möglichkeit, sich in den Lagern an Erste-Hilfe-Stationen zu wenden, die auch als „AmCare“ oder „Wellness Center“ bekannt sind. Bei dem dort eingesetzten Personal handele es sich in der Regel um Rettungssanitäter:innen, die allerdings keine Qualifikation haben, Diagnosen zu stellen oder Behandlungen bei Verletzten durchzuführen. 
    Sie handeln lediglich nach vorgegebenen Protokollen, die unter Mitwirkung von Ärztinnen und Ärzten entstanden sind. Die Mitarbeitenden an den Stationen geben etwa rezeptfreie Schmerzmittel aus oder verweisen die Betroffenen im Fall der Fälle an Ärzte und Spezialisten. Auch, so heißt es weiter, würden sie verletzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter manchmal tage- oder sogar wochenlang betreuen, obwohl sie lediglich im Bereich der Ersten Hilfe agieren.
    Es soll der Anschein medizinischer Versorgung geweckt worden sein
    Wired habe im Rahmen des Berichts sowohl mit einigen Erste-Hilfe-Kräften bei Amazon als auch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diversen Logistikzentren gesprochen. Sowohl Aussagen der OSHA als auch Berichte von klinischen Angestellten deuten demnach darauf hin, dass das Erste-Hilfe-Personal ermutigt werde, Verletzte direkt im Haus zu betreuen und nicht an Ärzte zu verweisen.
    „Alles, was wir taten, war irgendwie pseudomedizinisch, genug, um den Anschein zu erwecken, medizinisch zu sein“, wird ein eingesetzter Rettungssanitäter aus Nevada zitiert. „Wenn wir als Rettungssanitäter in Krankenwagen sind, geht es vor allem darum, die Menschen zur finalen Versorgung zu bringen. Dann komme ich zu Amazon und es heißt: ,Nein, wir bringen sie nicht zum Arzt.‘ Also, wofür braucht ihr mich? Ich bin die Person, die Menschen zum Arzt bringt.“
    Auch konkrete Zahlen gebe es: So habe die Arbeitsschutzbehörde OSHA festgestellt, dass mindestens sechs Mitarbeiter:innen mit schweren Verletzungen in einem Lagerhaus im Bundesstaat New York über einen Zeitraum von sechs Monaten zurück an ihren Arbeitsplatz geschickt wurden. In einem Fall sei etwa ein Mitarbeiter von einer Kiste am Kopf getroffen worden. Obwohl er Anzeichen eines Schädelbruchs aufwies, ihm Blut aus dem Ohr gelaufen sei und er später unter Kopfschmerzen litt, sei er ohne ärztliche Betreuung zurück an die Arbeit geschickt worden. (…) Bereits in 18 Logistikzentren von Amazon führe die OSHA zurzeit Ermittlungen durch. Neben medizinischer Misswirtschaft und ergonomischer Gefahren stünden dabei auch die beschriebenen Prozesse in der Kritik, dass verletzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst in schweren Fällen nicht ordnungsgemäß medizinisch versorgt worden seien.“  Beitrag von Tina Plewinski vom 17. August 2023 im Amazon-Watchblog externer Link 
  • „Einzigartig gefährlich“: Untersuchung zu Amazons Lagerhäusern in den USA eingeleitet 
    „Amazons Lagerhäuser sollen zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen in den USA zählen. Nun wurde dazu eine Untersuchung eingeleitet.
    Immer wieder wird Amazon für seine Arbeitsbedingungen kritisiert. Dem Konzern wurde in der Vergangenheit bereits häufig vorgeworfen, Angestellten Pausen zu verwehren, es kam sogar der Vorwurf auf, die Mitarbeiter müssten in Flaschen urinieren, weil sie keine Zeit für eine Toilettenpause hätten. Jetzt hat sich US-Senator Bernie Sanders in die Debatte eingeschaltet und eine Untersuchung der Lagerhäuser des E-Commerce-Riesen angekündigt. Grundlage sei die nach Sanders Meinung vorherrschende „katastrophale Sicherheitsbilanz“. „Amazon ist eines der wertvollsten Unternehmen der Welt im Besitz von Jeff Bezos, einem der reichsten Männer der Welt“, schrieb er bei Twitter externer Link zur Ankündigung der Untersuchung. „Amazon sollte der sicherste Arbeitsplatz in Amerika sein, nicht einer der gefährlichsten.“
    Profitstreben gefährdet Gesundheit der Mitarbeiter
    In einem offenen Brief an Amazon-Chef Andy Jassy externer Link äußert sich Sanders zu den „gefährlichen und illegalen Bedingungen in Amazons Lagerhäusern“ und kritisiert darin auch die nicht ausreichende medizinische Versorgung für die Mitarbeiter vor Ort. Er stellt besonders das Profitstreben des Konzerns an den Pranger und, dass Amazon dadurch „die Körper der Mitarbeiter unter dem ständigen Druck eines Überwachungssystems“ opfere. Sanders fordert Jassy dazu auf, nicht länger seine Mitarbeiter „über ihre Grenzen hinaus [zu] drängen und sie zu entlassen, wenn sie nicht mehr nützlich sind.“ Zusätzlich fordert er den US-Konzern dazu auf, Informationen zur gesundheitlichen Versorgung der Mitarbeiter, zu den Kosten bestimmter empfohlener Sicherheitsmaßnahmen sowie den vermeintlich höheren Verletzungen in Roboter-unterstützten Lagerhäusern offenzulegen…“ Beitrag von Corinna Flemming vom 21. Juni 2023 im Amazon-Watchblog externer Link
  • Der Senat von Minnesota hat, wegen überdurchschnittlicher Verletzungsrate, das stärkste Gesetz der USA zum Schutz von Amazon-Lagerarbeitern verabschiedet 
    „Das neue Gesetz, das gegen den erbitterten Widerstand des Unternehmens verabschiedet wurde, ist das Ergebnis einer langen Kampagne von Amazon-Beschäftigten und der örtlichen Gemeinde.
    Gestern hat der Senat von Minnesota das stärkste Gesetz zum Schutz von Amazon-Lagerarbeitern in der Nation verabschiedet. Der Warehouse Worker Protection Act, Minnesota House Bill HF36 / SF58, stellt sicher, dass ein Unternehmen wie Amazon nicht in unsere Gemeinden kommen und die Sicherheit seiner Mitarbeiter missachten oder Minnesotaner ihrer Gesundheit und ihres Lebensunterhalts berauben kann. Minnesota hat auf die harte Tour gelernt, welche menschlichen Kosten durch Amazons steigende Gewinne und die immer größer werdende Präsenz des Unternehmens entstehen. Nachdem Amazon vor acht Jahren in den Bundesstaat kam, importierte das Unternehmen sein Hightech-Geschäftsmodell und gefährliche Managementpraktiken, die seine Lagerhäuser zu einem der unsichersten Arbeitsplätze in Minnesota gemacht haben. In den Lagerhäusern von Minnesota sind die Verletzungs- und Fluktuationsraten von Amazon astronomisch hoch. Jedes Jahr kommt auf neun Amazon-Lagerarbeiter ein Arbeitsunfall. Das ist doppelt so hoch wie die Verletzungsrate in Nicht-Amazon-Lagern in Minnesota und mehr als viermal so hoch wie in der Privatwirtschaft. (…) Das Gesetz zum Schutz von Lagerarbeitern kann dies ändern. Der Gesetzentwurf verpflichtet Arbeitgeber, Lagerarbeiter schriftlich über alle Quoten und Leistungsstandards zu informieren, die für sie gelten, und darüber, wie diese Quoten und Standards festgelegt werden. Die Arbeitgeber müssen diese Informationen in der Hauptsprache des Arbeitnehmers zur Verfügung stellen – eine wichtige Anforderung für Lagerhäuser in unserem Bundesstaat, in dem mehr als 86.000 somalischstämmige Einwanderer und ihre Familienangehörigen leben.
    Wichtig ist, dass der Gesetzesentwurf auch festlegt, dass Arbeitgeber einen Arbeitnehmer, der eine nicht offengelegte Quote nicht erfüllt, nicht entlassen oder disziplinarische Maßnahmen gegen ihn ergreifen können, wodurch eine der Hauptausreden, die Amazon verwenden kann, um Arbeitnehmer zu bestrafen oder zu entlassen, die bessere Bedingungen anstreben oder sich organisieren, entkräftet wird. Der Gesetzentwurf sieht außerdem vor, dass der Kommissar für Arbeit und Industrie von Minnesota eine Untersuchung einleitet, wenn die Verletzungsrate bei Amazon oder an einem bestimmten Standort 30 Prozent über dem Branchendurchschnitt des betreffenden Jahres liegt…“ engl. Artikel von Abdirahman Muse, Emma Greenman und Erin Murphy vom 17.5.2023 in The Nation externer Link („Minnesota Enacts Landmark Protections for Amazon Warehouse Workers“, maschinenübersetzt)
  • Amazon in den USA: Schwere Verletzungen viel häufiger als bei der Konkurrenz 
    „… Wo gelagert, rangiert und geräumt wird, bleiben Unfälle nicht aus. Gerade in der Logistik drohen ohne notwendige Maßnahmen schwere Verletzungen. Doch wie oft kommen diese eigentlich vor? Neue Zahlen aus den USA belegen, dass die Gefahr in den Logistikzentren von Amazon offenbar deutlich größer ist als bei vergleichbaren Firmen. Die logistischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Online-Riesen sollen 2022 mehr als doppelt so häufig von schweren Verletzungen betroffen gewesen sein wie jene in ähnlichen Einrichtungen. Darüber informiert CNBC und verweist auf einen Bericht der Gewerkschaftskoalition Strategic Organizing Center, der sich wiederum auf bundesweite Verletzungsdaten der Arbeitsschutzbehörde OSHA stützt. (…) Als konkrete Werte nennen die Berichte 6,6 schwere Verletzungen auf 100 Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. In Lagerhäusern abseits von Amazon liege diese Rate bei nur 3,2 schweren Verletzungen pro 100 Beschäftigten. Die besagte Verletzungsrate bei Amazon sei im Zeitraum zwischen 2021 und 2022 um rund 3 Prozent gesunken – zuvor hatte sie noch bei 6,8 gelegen. Im Vergleich mit dem Jahr 2020, als es auf 100 Beschäftige noch 5,9 schwere Verletzungen gab, liegen die jüngsten Werte allerdings wieder deutlich höher. (…) Im Bericht der Gewerkschaftskoalition werde festgehalten, dass Amazon in der Zeit zwischen 2017 und 2022 mit Blick auf die Gesamtzahl der Verletzungen „keine nennenswerten Fortschritte“ vorweisen könne. Zwar sei die Zahl schwerer Verletzungen im Hause Amazon zwischen 2021 und 2022 rückläufig, dafür sei jedoch die Zahl der Verletzungen insgesamt angestiegen. An den US-amerikanischen Amazon-Standorten soll es 2022 insgesamt rund 39.000 Verletzungen und 2021 etwa 38.300 Gesamtverletzungen gegeben haben. „Laut dem Bericht war Amazon im Jahr 2022 für mehr als die Hälfte aller schweren Verletzungen in der Lagerbranche verantwortlich, während die Zahl der Beschäftigten bei 36 Prozent lag“, heißt es weiter…“ Beitrag von Tina Plewinski vom 13. April 2023 im amazon-watchblog.de externer Link
  • Arbeitsschutz in USA: Gamification in Amazon-Lagerhäusern ist gefährlich 
    Amazon soll das Gamification-System seiner Lagerhäuser überarbeiten, da es ein Risiko für Verletzungen der Mitarbeiter darstellt. Das US-Arbeitsministerium verwarnte laut einem Bericht von Business Insider externer Link Manager von drei Lagerhäusern in New York, Colorado und Idaho. In den Schreiben heißt es, dass die Arbeiter dort häufig mit schweren Gegenständen und schnell arbeiten müssten, was im Zusammenhang mit Gamification ein erhöhtes Risiko für Verletzungen darstelle. Im Jahr 2019 führte Amazon ein Gamification-System ein externer Link, um Arbeiter in den Lagerhäusern durch spielerische Belohnungen zu motivieren, die anstrengende Arbeit des Packens, Sortierens und Kommissionierens von Produkten zu erleichtern und die Produktivität zu steigern. Die Spiele haben Namen wie Mission Racer, Picks In Space, Dragon Duel und Castle Crafter. Arbeiter, die mehr Waren als ihre Kollegen bewegen und die Rangliste anführen, erhalten Swag-Bucks, die sie für Kleidung und Ausrüstung von Amazon ausgeben können. (…) Das Spiel scheint zwar zu motivieren, doch es gibt auch immer wieder Verletzungen, wenn Arbeiter sich “ verdrehen, beugen und strecken, um Artikel zu heben“, wie Business Insider schreibt. Die Behörden wollen deshalb auch Geldstrafen verhängen…“ Beitrag von Andreas Donath vom 3. Februar 2023 bei Golem externer Link
  • „Niemand sollte neben einer Leiche arbeiten“ – Empörung nach Tod im Amazon-Lager in Colorado Springs 
    Der Umgang mit einem Todesfall in einem Amazon-Warenlager sorgt aktuell erneut für Empörung. Angestellte kreiden den fehlenden Respekt des Unternehmens an. Am Morgen des 27. Dezember 2022 kam es im Amazon-Lager in Colorado Springs, im US-Bundesstaat Colorado, zu einem tragischen Vorfall. Der 61-Jährige Rick Jacobs starb kurz vor Schichtende im Lager, Grund waren Herzprobleme. Nun melden sich immer mehr Kollegen des Verstorbenen zu Wort und berichten vom vermeintlich respektlosen Verhalten Amazons im Umgang mit dieser Situation. Wie der Guardian berichtet externer Link, wurden die Angestellten nicht über den Tod ihres Kollegen informiert, sondern arbeiteten in unmittelbarer Nähe der Leiche weiter. Laut Zeugenaussagen wurde der Bereich, in dem sich der Vorfall ereignete, lediglich mit einer behelfsmäßigen Absperrung aus großen Pappkartons um den verstorbenen Arbeiter herum abgesperrt. Amazon selbst leugnet die Verwendung von Kartons, um den Bereich abzusperren, sagt aber, dass Manager in der Nähe standen, um sicherzustellen, dass niemand näher komme, um die Privatsphäre und Sicherheit zu gewährleisten. Besonders scharf in der Kritik steht das Verhalten von Amazon nach dem Vorfall. Wie die Mitarbeiter der Tagesschicht berichten, erschienen sie zum Beginn ihrer Arbeit, wurden aber nicht über den Tod ihres Kollegen informiert. Sie gingen nach eigenen Aussagen ihrer Arbeit nach, obwohl der Leichnam nicht weit entfernt noch immer auf dem Hallenboden lag. (…) Es ist bei Weitem nicht der erste Todesfall, der sich in einem Amazon-Warenlager ereignet hat. Dennoch scheint der Konzern noch immer keine genaue Vorgehensweise für einen solchen Vorfall zu haben. Erst Mitte November kam es bei Amazon in Leipzig zu einem ganz ähnlichen Fall. Auch hier brach ein Mann während der Arbeit zusammen und verstarb noch vor Ort. Trotz des tragischen Vorfalls wurden die Kollegen des Toten dazu animiert, weiterzuarbeiten, den Leichnam schirmte man lediglich mit ein paar Pappen ab. Hier hat der Konzern im Nachhinein allerdings Fehler eingeräumt und betonte, dass diese provisorische Abschirmung des Verstorbenen der Hektik nach dem Vorfall geschuldet war.“ Beitrag von Corinna Flemming vom 12. Januar 2023 im Amazon-Watchblog externer Link
  • Amazon kündigt bewusst Kolleg:innen mit hohen gesundheitlichen Risiken u.a. den Mitbegründer von ALU [Spendenaufruf] und den Organizer Michael Verrasto bei Albany
    • „Amazon hat es gezielt auf Gewerkschaftsunterstützer:innen mit Behinderungen/Krankheiten abgesehen und sie massenhaft entlassen und hat gerade ALU Mitbegründer @JayyTCOEW gefeuert, der dialysepflichtig ist und eine Nierentransplantation benötigen wird. Jetzt hat er seine Krankenversicherung verloren.“ Tweet von More Perfect Union vom 18. Oktober 2022 externer Link   (engl.)
    • “Jordan Flowers ist seit März 2020 von JFK8 suspendiert, nachdem er zusammen mit Christian Smalls, Gerald Bryson und Derrick Palmer gegen die Covid-19-Politik von Amazon protestiert hat. Seit März 2020 hat er sich mit dem Congress of Essential Workers und der Amazon Labor Union organisiert. Jordan ist immer noch arbeitslos, da er auf eine Operation wartet. Bitte ziehe in Erwägung, für Jordan zu spenden, der im Kampf um die Rechte der Arbeitenden gegen Amazon eine führende Rolle spielt. Jeder Betrag hilft.” Spendenaufruf für Jordan Flowers externer Link (engl.)
    • Albany Organizer Michael Verrasto wird entlassen, weil er gegen einen Karton trat, er hat Prostatakrebs und schwere Depressionen – und keine Krankenversicherung mehr
      „Amazon-Manager im gewerkschaftlich organisierten Lagerhaus des Unternehmens in Albany, NY, haben einen 60-jährigen Krebspatienten entlassen, nachdem eine Untersuchung bestätigt hatte, dass er gegen eine leere Kiste getreten hatte. Als sich der Vorfall Ende letzter Woche ereignete, saß Michael Verrastro allein an einem Arbeitsplatz und kämpfte mit mehreren nicht funktionierenden Geräten. Aufgrund von Problemen mit Scannern und Druckern musste er bereits zu einem neuen Arbeitsplatz wechseln und geriet nun immer mehr in Rückstand, was die von Amazon streng kontrollierte Produktionsquote betraf. Als er mit einem weiteren Fehler konfrontiert wurde, ließ Verrastro seinen Ärger an einem Stück Hohlpappe aus. „Ich habe es auf einem leeren Karton auf dem Boden ausgelassen“, sagte Verrastro zu More Perfect Union. „Ich habe es nicht an einer anderen Person ausgelassen. Ich habe meine Wut oder meinen Frust nicht an einer Person ausgelassen. Ich habe es an einer Kiste ausgelassen.“ (…) Später sprach ein Vorgesetzter Verrastro an und fragte ihn, ob er einen Spaziergang machen und den Vorfall besprechen wolle. Da er mit seiner Arbeit im Rückstand war, entschied er sich stattdessen, am Arbeitsplatz zu bleiben. Am nächsten Tag, als er sich wegen seiner Krebsbehandlung unwohl fühlte, erhielt Verrastro die Erlaubnis, früher nach Hause zu gehen. Das sollte das letzte Mal sein, dass Verrastro das Lagerhaus betrat; am Sonntag wurde er von der Arbeit suspendiert, bevor er wegen angeblicher Verstöße gegen die Unternehmensrichtlinien zu Gewalt, Drogen- und Alkoholmissbrauch am Arbeitsplatz entlassen wurde. Verrastro, der seit zwei Jahren wegen einer aggressiven Form von Prostatakrebs behandelt wird, hatte fleißig daran gearbeitet, seine Gesundheitsleistungen aufrechtzuerhalten. Während der Bestrahlung begann er morgens um 7:30 Uhr mit der Behandlung und fuhr dann um 8:15 Uhr zu Amazon, um seine Frühschicht anzutreten. Diese Gesundheitsleistungen werden nun Ende September gestrichen, so dass er einem Kampf gegen die Krankheit ausgesetzt ist, der noch lange nicht vorbei ist. Am Tag vor seiner Entlassung hatte Verrastro einen Termin bei seinem Onkologen, der eine Ultraschalluntersuchung seiner Nieren empfahl…“ Artikel von Jordan Zakarin vom 2. September 2022 bei PerfectUnion externer Link („Amazon Fires Cancer-Stricken Worker for Kicking an Empty Box“).
    • Siehe zu Amazon Albany auch unser LabourNet Germany Dossier: Weitere Kampagne für Amazon-Gewerkschaft in den USA, u.a. in Staten Island/New York
    • Weitere Infos dazu bei @AlbUnited
  • Staten Island: Amazon suspendiert 50 ArbeiterInnen, die sich nach Ausbruch des Feuers weigerten zu arbeiten – und erneut brennt es bei Amazon in Albany, NY 
    Ein Anwalt der Amazon-Gewerkschaft bezeichnete die Bestrafung der Beschäftigten in Staten Island als „Verletzung der Rechte der Arbeitnehmer, sich an einer kollektiven Aktion zu den Bedingungen ihrer Beschäftigung zu beteiligen“.
    Amazon hat am Dienstag mindestens 50 Beschäftigte suspendiert, die sich am Montagabend aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen geweigert hatten, nach einem Brand im JFK8 Fulfillment Center in New York City, dem einzigen gewerkschaftlich organisierten Lager des Unternehmens in den USA, für einige Stunden an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Etwa 100 Arbeiter der Nachtschicht in der Anlage auf Staten Island nahmen an einer Arbeitsniederlegung teil, „kurz nachdem ein Feuer in einer Müllpresse für Kartonagen ausgebrochen war“, berichtete die Washington Post unter Berufung auf Vertreter der Amazon Labor Union (ALU). „Arbeiterführer sagten, dass das Lagerhaus nach Rauch roch und dass sie nicht atmen konnten. Ein Arbeiter kam ins Krankenhaus, sagten sie. Am späten Montagabend twitterte ALU-Präsident Christian Smalls: „Ich war hier draußen im Regen und habe mit verärgerten Arbeitern gesprochen. Anstatt sie nach Hause zu schicken, droht das Amazon-Management mit Zeitabzügen und schriftlichen Verwarnungen, wenn sie nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren. Das Dock riecht nach verbrannten Chemikalien, [aber] anstatt es zu schließen, heuern sie eine Reinigungsmannschaft an.“ Smalls teilte kürzlich Aufnahmen des Brandes und der darauf folgenden Proteste in den sozialen Medien. „Anstatt sich um Gesundheit und Sicherheit zu kümmern, hat [Amazon] die Arbeiter in den bezahlten Ausstand versetzt“, schrieb er. „Shame on them!„…“ Maschinenübersetzung aus dem engl. Artikel von Kenny Stancil am 5.10.2022 in Commondreams externer Link („‚Unreal‘: Amazon Suspends 50 Employees Who Refused to Work After Fire Broke Out“). Siehe u.a.:

    • engl. Thread mit Video von Christian Smalls am 4.10.22 externer Link : „… Nach einem wütenden Brand im Schiffsdock saßen mehr als 500 Arbeiter im Pausenraum und forderten, wegen des Rauchs gegen Bezahlung nach Hause geschickt zu werden. @amazonlabor Führende Organisatoren marschieren jetzt mit Hunderten von Arbeitern auf den Boss!…“
    • Breaking News ‼ ALB1 Albany, NY Amazon ist derzeit in Flammen! dies ist das dritte Gebäude allein in dieser Woche @amazonlabor  wird in Kürze Updates haben wir sammeln derzeit weitere Informationen von unseren Leads vor Ort…“ engl. Tweet von Christian Smalls vom 6.10.22 externer Link, siehe dazu:
      • Wir haben von ALB1-Arbeitern die Nachricht erhalten, dass das Schodack-Lagerhaus derzeit in Flammen steht. Wir bitten alle unsere Brüder und Schwestern dringend, in Sicherheit zu sein, und wir werden Neuigkeiten melden, sobald wir sie erhalten. Das Feuer ist Berichten zufolge unter Kontrolle. Es brannte mindestens 45 bis 60 Minuten lang und die Arbeiter wurden evakuiert. Wie viele gesagt haben, ist dies der dritte Brand in einem Amazon-Lager innerhalb einer Woche. Die Höhe des Schadens und mögliche Verletzte sind noch unbekannt.“ engl. Thread von Amazon Labor Union am 6.10.22 externer Link mit Foto
    • Siehe für weitere Infos die Twitter-Accounts von Christian Smalls externer Link und den der Amazon Labor Union externer Link
  • Demonstration von ca 1.200 GewerkschafterInnen (Teamsters) am Hauptsitz von Amazon in Seattle v.a. für Arbeits- und Gesundheitsschutz 
    Tausend Teamster und lokale Unterstützer hielten heute eine große Kundgebung vor dem Hauptsitz von Amazon in Seattle ab, um das Unternehmen aufzufordern, seine gewerkschaftsfeindlichen Taktiken und gefährlichen Arbeitspraktiken zu beenden. Die Kundgebung fand zeitgleich mit der Teamsters-Frauenkonferenz statt, die diese Woche in Seattle abgehalten wird. Während der Kundgebung marschierten die Demonstranten um die Amazon-Zentrale und hielten Schilder mit der Aufschrift „Organize Amazon“ und „Amazon Hurts Workers“. (…) Die Kundgebung findet Wochen nach der offiziellen Ankündigung der Amazon Division der Teamsters statt, einem neuen Zweig der stärksten nordamerikanischen Gewerkschaft, der sich der Vereinigung der Amazon-Beschäftigten, der Sicherung von mehr Schutz am Arbeitsplatz in der Lager- und Logistikbranche und der Verteidigung der Arbeitnehmer gegen die unkontrollierte Ausbeutung durch einen der gefährlichsten Arbeitgeber der Welt widmet. Die Amazon-Beschäftigten im ganzen Land haben sich erhoben und fordern bessere Arbeitsplatzstandards, und die Gemeinden verlangen zunehmend, dass Amazon für seine Verletzungsrate, seinen Beitrag zur Umweltverschmutzung und zuletzt für eine Reihe von Todesfällen in Lagerhäusern in New Jersey zur Verantwortung gezogen wird. In Zusammenarbeit mit den Teamsters ist es engagierten Partnern in den Gemeinden gelungen, die Expansion von Amazon an beiden Küsten zu begrenzen, da das Wachstum des Unternehmensriesen gut bezahlte Arbeitsplätze und den Umweltschutz bedroht…“ Maschinenübersetzung aus der engl. Pressemitteilung der Teamsters vom 20.9.2022 externer Link („Teamsters Demand E-Commerce Giant End Aggressive Union Busting, Dangerous Labor Practices“), siehe

  • Amazon ignoriert Arbeitsrechte von Schwangeren und Menschen mit Behinderungen – US-Beschäftigte verklagen den Konzern
    „… Das Unternehmen soll die Bedürfnisse von schwangeren und behinderten Logistik-Mitarbeitern nicht beachtet haben, obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben sind. Einer der Vorwürfe: Amazon habe Richtlinien, die schwangere Arbeiterinnen und Arbeiter mit Behinderungen dazu zwingen, unbezahlten Urlaub zu nehmen, anstatt ihnen angemessene Bedingungen zu bieten. Dabei komme es teilweise auch zu internen Meinungsverschiedenheiten bei Amazon (…) Der Bericht nennt mehrere Beispiele: So sollte eine schwangere Mitarbeiterin weiterhin Pakete, die über 12,5 Kilo schwer sind, heben – obwohl sie eine Genehmigung beantragt hatte. Amazon soll nicht auf Beschwerden reagiert haben. Als sich die Mitarbeiterin verletzte, sollte sie unbezahlten Urlaub nehmen. Ein anderer Mitarbeiter musste aus medizinischen Gründen bestimmte Schlafenszeiten einhalten, sein Vorgesetzter erlaubte ihm aber den Wechsel der Schichten nicht. Einem weiteren behinderten Mitarbeiter wurde letztendlich die gesetzlich zulässige Kürzung der Arbeitszeit verweigert – obwohl diese ihm von dem dafür zuständigen Amazon-Berater zunächst genehmigt worden sei. Amazon beschäftigt insgesamt 39.000 Arbeiter im Bundesstaat New York und hat für derartige Fälle sogenannte Accommodations Consultants. Deren Empfehlungen wurden aber offensichtlich teils von leitenden Managern nicht beachtet oder übergangen. Die New Yorker Abteilung für Menschenrechte fordert Amazon auf, das diskriminierende Verhalten einzustellen und entsprechende Richtlinien und Praktiken für die Überprüfung von Anträgen auf angemessene Vorkehrungen einzuführen. Außerdem soll das Unternehmen seine Mitarbeiter thematisch zum Menschenrechtsgesetz schulen, auch zivilrechtliche Bußgelder und Strafen sind möglich…“ Artikel von Markus Gärtner auf Amazon-Watchblog.org, erschienen am 19. Mai 2022 externer Link („Klage gegen Amazon wegen Diskriminierung von Schwangeren und Behinderten“).
  • [„Das dreckige Dutzend“ in den USA] Amazon-Lager gehören zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen
    Bei Amazon arbeiten ist gefährlich: Eine US-Organisation zählt den Online-Riesen zu den unsichersten Arbeitgebern. „Das dreckige Dutzend“ ist nicht nur ein US-amerikanischer Kriegsfilm von 1967, sondern auch ein wenig schmeichelhaftes Ranking: Die US-Organisation National Council for Occupational Safety and Health (COSH) zeichnet damit die ihrer Ansicht nach für die eigenen Mitarbeiter gefährlichsten Arbeitgeber in den USA aus. In diesem Jahr ist auch Amazon mit dabei, wie die Organisation mitteilt externer Link. (…) Amazon wurde unter anderem wegen der sechs Toten nach einem Tornado-Unglück und den überdurchschnittlich hohen Verletzungsraten externer Link in den Logistikzentren ausgewählt…“ Beitrag von Markus Gärtner vom 28. April 2022 im Amazon-Watchblog externer Link
  • Bei Amazon USA kommt es zu 6,8 schweren Verletzungen pro 100 Arbeiter – mehr als doppelt so viel wie der Durchschnitt der Branche 
    Die Bedingungen in den Amazon-Logistiklagern stehen immer wieder in der Kritik: Stress, niedrige Löhne und harte Arbeit – und auch die Gefahr für Verletzungen ist hoch, wie eine neue Studie zeigt. Das Strategic Organizing Center (SOC), eine Initiative aus vier Gewerkschaften, hat in seinem Bericht „The Injury Machine“ externer Link die gemeldeten Unfälle bei Amazon analysiert und kommt zu einem schlechten Ergebnis, wie cnbc.com berichtet externer Link. Im Schnitt kam es im Jahr 2021 bei derartigen Logistik-Unternehmen zu 3,3 schweren Verletzungen pro 100 Arbeiter – bei Amazon war die Rate mit 6,8 mehr als doppelt so hoch. Das Problem ist nicht neu: Amazon selbst hat erst Ende Januar eine eigene Statistik veröffentlicht, bei der die Verletzungsrate in den Lagern ebenfalls über dem Schnitt liegt (siehe Infokasten). Die Gründe dafür sollen unter anderem in dem hohen Leistungsdruck und auch Amazons mangelndem Engagement in Sachen Sicherheit liegen, kritisiert die SOC. „Die Fakten zeigen, dass Amazon trotz aller Bemühungen in der Öffentlichkeitsarbeit nicht genug für die Sicherheit der Arbeiter tut.[…] Amazon könnte sich dafür entscheiden, das Arbeitstempo zu verlangsamen oder den Druck durch seine bedrückenden Überwachungssysteme zu verringern. Doch nachdem das Unternehmen dies im Jahr 2020 getan hatte, um Sicherheitsvorkehrungen für die Pandemie zu treffen, kehrte es 2021 weitgehend zu seinen alten Systemen von Überwachung und Druck zurück – was sich in den Verletzungsdaten widerspiegelt“, heißt es im Fazit des Berichts. (…) „Die Verletzungsrate des Unternehmens wird mit ziemlicher Sicherheit alarmierend hoch bleiben, es sei denn, Arbeitnehmer, Regulierungsbehörden und andere zwingen Amazon dazu, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen, um seine Arbeitsplätze sicherer zu machen.““ Beitrag von Markus Gärtner vom 13. April 2022 im Amazon-Watchblog externer Link
  • „Working Well Huddles“: Amazon-Mitarbeiter sollen in Gruppenübungen lernen, wie man richtig Kisten hebt – um die hohe Unfallrate zu senken 
    „… Die Arbeitsbedingungen in Amazon-Versandzentren stehen immer wieder in der Kritik – nun will der US-Konzern mit verpflichtenden Gruppenübungen in den Lagerhallen dafür sorgen, die Gesundheit der Beteiligten mithilfe von kurzen Videos zu verbessern – und gleichzeitig die hohe Unfallrate senken. (…) Die von Amazon „Working Well Huddles“ genannten Zusammenkünfte finden vor einem Fernseher oder Laptop statt, auf dem ein animiertes Video zu sehen ist. Ein Beispiel für das „Wohlfühlprogramm“ ist etwa ein Roboter, der Dehnungsübungen vorzeigt, die von den Angestellten nachgemacht werden sollen. Nach ein paar Minuten geht es zurück an die Arbeit. (…) In einem Artikel von „Vice“ werden mehrere Amazon-Mitarbeiter zitiert, die man laut eigenen Aussagen etwa einmal pro Monat auffordere, an solchen Versammlungen teilzunehmen. Die Videos würden sie als oberflächlich und wenig hilfreich bezeichnen, da man dem Roboter im Video natürlich auch keine Fragen stellen könne. (…) Alle zitierten Arbeiter sind sich einig, dass die Videos offenbar eher dazu gedacht waren, Amazon gut aussehen zu lassen, als den Lagerarbeitern wirklich nützliche Schulungen und Ratschläge zu bieten. „Sie wollen wohl sagen: ‚Wir haben ihnen beigebracht, wie man sich dehnt, wir haben ihnen das beigebracht. Es ist nicht so, dass sie nicht wüssten, wie man es richtig macht.’…“ Beitrag der Redaktion von DerStandard vom 26. Jänner 2022 externer Link
  • [USA] Verletzte Amazon-Mitarbeiter klagen über Druck und fehlende Unterstützung 
    „Amazon-Mitarbeiter in den USA kritisieren den Leistungsdruck und Amazons mangelnde Hilfe bei Verletzungen. Die Arbeit in Amazons verschiedenen Logistiklagern ist hart und eintönig. Immer wieder kommt es dabei auch zu Verletzungen. Im Guardian externer Link klagen jetzt einige Mitarbeiter aus verschiedenen US-Standorten über den auf ihnen lastenden Druck, der zu Unfällen führen kann – und auch über fehlende Hilfe, wenn etwas passiert ist. Dabei entstehe durch das „übermäßig schnelle Arbeitstempo“, die Überwachung und die verschiedenen Disziplinarsysteme ein gefährliches Umfeld bei Amazon. (…) Die Ex-Amazon-Mitarbeiterin Chloe Roberson aus Chattanooga, Tennessee verletzte sich in ihrer Schicht am Knie, musste operiert werden und ist seitdem arbeitslos. (…) Jerald Crowley arbeitete in einem Amazon-Vertriebszentrum in Greenville, South Carolina, und verletzte sich bei der Arbeit am Handgelenk. Er denkt, dass daran auch die hohen Leistungsvorgaben schuld sind. (…) Im Bericht des Guardian werden noch weitere Fälle aufgelistet. (…) In der Vergangenheit haben bereits verschiedene Analysen und Berichte auf die erhöhte Verletzungsgefahr bei Amazon hingewiesen, woraufhin Amazon Aspekte änderte. Das sei allerdings nicht genug, erklärt Irene Tung von der Organisation NELP (National Employment Law Project), die den jüngsten Bericht mitverfasst hat. „Keine dieser Maßnahmen, die Amazon ergriffen hat, hat wirklich den Kern des Problems getroffen, nämlich das übermäßig hohe Arbeitstempo und die Art und Weise, wie es durch das sehr ausgeprägte Disziplinarsystem durchgesetzt wird, das intensive elektronische Überwachung mit sehr häufigen Disziplinierungen und Kündigungen kombiniert. Das haben sie nicht in Angriff genommen, und das ist der Hauptgrund für diese Verletzungen“…“ Beitrag von Markus Gärtner vom 30. Dezember 2021 im amazon-watchblog externer Link
  • Kalifornien nimmt es mit Amazon auf und bringt einen Gesetzesentwurf zur Regulierung harter Zielvorgaben für LagerarbeiterInnen auf den Weg 
    Dass das Kapital die wirkliche „hate speech“ oder Hassrede begründet, lässt sich am Begriff der bei Amazon eingesetzten „metrics“ (Zielvorgaben) sehen. Mit diesen „metrics“ wird die konkrete Arbeitsleistung, das heißt die Anzahl der von einer Person bewegten Güter erfasst. Sie dienen nicht bloß dazu, eine fiktive „Produktivität“ der bei Amazon erbrachten Dienstleistungen zu messen und die Kolleg:innen untereinander in unmittelbare Konkurrenz zu setzen, sondern, „Sie brechen [damit] unsere Körper“, wie es eine Aktivistin ausdrückt und verdeutlichen dadurch den Hass des Kapitals auf die Arbeit. Dagegen hat nun der Senat von Kalifornien ein Gesetz erlassen, das in Zukunft die Offenlegung der durch die Firmen gesetzten Quoten erfordert. Damit können Quoten verboten werden, die die Arbeiter:innen daran hindern, staatlich festgelegte Pausen zu nehmen oder die Toilette aufzusuchen oder die den Kapitalisten die Einhaltung der Arbeitschutzgesetzgebung verunmöglichen. Um das Gesetz durchzukriegen, verzichteten die Unterstützer:innen auf die Forderung, dass die kalifornische Behörde für Arbeitsschutz Schutzbestimmungen zur Minimierung von Arbeitsunfällen mit Auswirkungen auf das Muskel-Skelett-System bei Logistikbeschäftigten erarbeiten solle. Nach einer weiteren Anhörung steht die Unterzeichnung durch den Gouverneur aus. Die Teamsters haben im Juni 2021 überdies beschlossen, das Organizing bei Amazon zu einer Priorität zu erheben, da es um die Verteidigung von über Jahrzehnte erfochtenen Standards geht… So im Wesentlichen der (engl.) Artikel von Suhauna Hussain vom 8.9.2021 in der LA Times externer Link

    • Siehe auch den Artikel von Luis Feliz Leon am 9. September 2021 in New Republic externer Link: Regulating Amazon’s Warehouse Algorithms Is About More Than Injuries.A California law limiting warehouse quotas could also help with high turnover, giving workers more opportunities to organize…“ (Bei der Regulierung von Amazons Lagerhaus-Algorithmen geht es um mehr als nur um Verletzungen. Ein kalifornisches Gesetz zur Begrenzung der Lagerquoten könnte auch bei hoher Fluktuation helfen und den Beschäftigten mehr Möglichkeiten zur Organisierung geben…)
  • [Prime Day etc.] Verletzungen von Amazon-Mitarbeitern steigen im Vorfeld der wichtigsten Einkaufstermine an – GMB startet Petition 
    Verletzungen von Amazon-Mitarbeitern steigen im Vorfeld von wichtigen Verkaufsterminen wie dem Prime Day sprunghaft an, wie eine GMB-Studie zeigt. Die Analyse der Gewerkschaft von Krankenwageneinsätzen in Amazon-Lagern zeigt einen Anstieg vor dem Prime Day, dem Schwarzen Freitag und Weihnachten. GMB-Untersuchungen zu den Arbeitsbedingungen bei Amazon haben ergeben, dass Arbeiter bewusstlos werden, sich Knochen brechen und aufgrund von Brustschmerzen und Atemproblemen Krankenwagen rufen müssen – und dass schwangere Arbeiterinnen gezwungen werden, stundenlang zu stehen… Pünktlich zum Prime Day hat GMB heute einen digitalen Hub für seine Hunderte von Amazon-Mitgliedern externer Link gestartet, um Vorfälle und Sicherheitsbedenken zu melden… So die wichtigsten Aspekte der GMB-Meldung vom 21.6.2021 externer Link, siehe auch die Petition:
  • [GMB-Petition] Amazon workers are not robots
    Niemand sollte Angst haben, die Arbeit in einem Krankenwagen zu verlassen. Aber das ist die Realität, die Hunderte von Amazon-Lagerarbeitern bei jeder Schicht erleben. Es ist Zeit für eine parlamentarische Untersuchung von Amazon. In den letzten drei Jahren wurden mehr als 600 Krankenwagen in Amazon-Lagerhäuser externer Link gerufen. Und die ganze Zeit über weigert sich der Milliardär Jeff Bezos – der reichste Mann der Welt – den Arbeitern grundlegende Rechte zu geben. Die GMB Union möchte mit Amazon zusammenarbeiten, um die Arbeitsbedingungen für unsere Mitglieder zu verbessern. Aber bis jetzt weigert sich Amazon, die Gewerkschaft anzuerkennen oder sich auch nur mit ihr zu treffen…“ Siehe die Petition externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=190684
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