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Der Ball ist nicht rund. Frauenfußball wird weniger anerkannt und schlechter bezahlt

Dossier

Lohnungleichheit bei Männern und Frauen„… Der DFB-Direktor Oliver Bierhoff ist verantwortlich auch für die Frauennationalmannschaft, denn beim DFB steht immer noch der Mann im Mittelpunkt. Er meinte im Jahr 2019: «Der Frauenfußball hat sich in anderen Ländern stärker entwickelt, in England etwa durch die Nähe zur Profiliga, während in Deutschland die Zahl der Spielerinnen rückläufig ist. (…) Es gibt seit 2018 in Deutschland ein Lohngleichheitsgesetz. Die Regeln sind im Männerfußball und im Frauenfußball gleich. Bei der Bezahlung allerdings hapert es. Da ist ein gelungenes Tor, ein Sieg, ein geglückter Spielzug bei den Frauen weit weniger wert als bei den Männern. Vertraglich sind die Spielerinnen zur Geheimhaltung ihrer Gehälter verpflichtet. Eine Erhebung aus dem Jahr 2018 ergibt jedoch, dass in der deutschen Frauenbundesliga im Schnitt gut 39000 Euro im Jahr verdient werden. Zum Vergleich: Männerfußballer der 3. Liga bekommen etwa das Vierfache – durchschnittlich 120000 Euro jährlich. In der Bundesliga gibt es im Schnitt 47500 Euro – pro Spiel, nicht pro Jahr!Artikel von Dieter Braeg in der Soz Nr. 10/2019 externer Link – siehe fast unverändert mehrere Jahre später:

  • Der Fall Rubiales: Hat der Fußball weltweit ein Männerproblem? Streiks und Rücktritte in Spanien, Solidarität auch einiger Frauen-Vereine in Deutschland
    • Keine Eier! Nach dem WM-Titel gewinnen die Spanierinnen auch noch den Kampf gegen den Machismo New
      Als der Frauenfußball feierte, zeigte das Patriarchat seine alte Fratze. Wie gut, dass die spanischen Weltmeisterinnen kontern. (…) Die feministische Bewegung bringt uns jetzt also noch mehr teuren Fußball. (…) Für viele Frauen ist der Kampf um Gleichberechtigung jedoch genau das: selbstverständlich das zu tun, was ihnen gefällt, auch wenn es bisher Männern vorbehalten war. Diese Art des Feminismus, der Domänen erobern will, ist natürlich unverzichtbar, weil Strukturen nicht über Nacht verschwinden.
      Kampf gegen den Machismo
      Fußball zu lieben, das bedeutet schon für viele Mädchen, etwas vermeintlich Unmädchenhaftes zu tun. Dieses Jahr mussten Frauenfußballfans um die TV-Übertragung kämpfen, während eine Männer-WM selbst dann eingekauft würde, wenn sie in Europa um drei Uhr nachts liefe. Die spanischen Spielerinnen stritten erfolgreich für die gleichen Honorare, wie sie die Herren bekommen. Leider ist Fußball längst nicht mehr die schönste Nebensache der Welt, sondern ein korruptes, mafiöses Geschäft, und doch sollten Frauen dafür genauso irrational gefeiert und bewundert werden dürfen wie Männer. (…) Kuss ist ein zu schönes Wort für seinen Übergriff: Rubiales missbraucht seine Macht. Schon beim Abpfiff hatte er sich auf der Tribüne in den Schritt gefasst, als hätte der Ball im Tor etwas mit seinen Eiern zu tun. Gewinnen ist für Machtmänner immer männlich. Im Moment des Sieges kann so einer nur das tun, was seine Männlichkeit bedient, nicht das, was den Frauen Respekt zollt. Männer wie Karl-Heinz Rummenigge wollen selbst entscheiden, was übergriffig ist, auch wenn der Verband längst im Kodex zum Schutz vor sexueller Gewalt solche „Küsse“ ausgeschlossen hat. (…) Jenni Hermoso veröffentlicht ein ehrliches Statement und fordert Konsequenzen. Rubiales dagegen droht ihr mit einer Klage. Die Spielerinnen treten daraufhin geschlossen in den Streik, kurz darauf wird Rubiales von der Fifa vorübergehend suspendiert. Nach dem WM-Titel gewinnen die Spanierinnen auch noch den gegen den Machismo. Vielleicht verändert Fußball ja doch die Welt.“ Kommentar von Jagoda Marinić vom 29.08.2023 im Stern online externer Link
    • In der FR online gibt es dazu einen News-Ticker externer Link von Korbinian Kothny, Alexander Kaindl, Niklas Kirk
    • Ungleiche Bezahlung im spanischen Fußball wird von der Regierung untersucht – dies meldet der engl. Artikel vom 29,8.20 bei Bloomberg externer Link allerdings hinter paywall, bisher nichts anderes gefunden
    • Nach Kuss-Eklat bei der WM: Spanisches Trainerteam tritt aus Solidarität mit Hermoso zurück
      Der spanische Fußballverband hat auf einen Schlag fast den gesamten Trainerstab seiner Nationalmannschaft verloren. Verbandschef Rubiales wurde von der Fifa suspendiert. Im Kuss-Skandal hat fast das gesamte Trainerteam der spanischen Weltmeisterinnen aus Solidarität mit der Spielerin Jennifer Hermoso seinen Rücktritt erklärt. Cheftrainer Jorde Vilda, der bisher fest zu Verbandschef Luis Rubiales steht, verlor damit sein gesamtes Team, wie die spanische Zeitung „Mundo Deportivo“ und andere Medien am Samstag berichteten. Auch Trainer und Trainerinnen von Jugendmannschaften hätten sich dem Schritt angeschlossen, darunter auch die für die Mannschaften der U19 und U17 zuständigen Sonia Bermúdez und Kenio Gonzalo…“ Meldung vom 27.8.2023 im Tagesspiegel online externer Link
    • Der Fall Rubiales: Hat der Fußball ein Männerproblem?
      Der für seinen sexuellen Übergriff scharf kritisierte Luis Rubiales, Präsident des spanischen Fußballverbandes, bewegt sich in einem männlich geprägten Machtapparat. Sandra Schwedler, Aufsichtsratsvorsitzende des FC St. Pauli, kritisiert die Strukturen im Fußball und wünscht sich mehr Solidarität aus der männlichen Fußballwelt.
      Spaniens Fußball-Verbandschef Luis Rubiales hat am Freitag (25.08.2023) einen Rücktritt im Zuge seines sexuellen Übergriffs gegenüber Fußballspielerin Jennifer Hermoso ausgeschlossen. Und damit nicht genug: Nach dem Skandal um den erzwungenen Kuss auf die Lippen bei der Ehrung der Weltmeisterinnen und der folgenden Empörung auf der ganzen Welt, eskaliert der Verband den Konflikt weiter – nachdem das gesamte Frauen-Team in den Streik getreten ist. So droht der Verband insbesondere Hermoso nun mit einer Klage, bezichtigt sie ihrerseits der Lüge. Rubiales, der von der FIFA nun erstmal für 90 Tage suspendiert wurde, inszenierte sich bei einer außerordentlichen RFEF-Generalversammlung in einer öffentliche Rede als das vermeintlich wahre Opfer eines „falschen Feminismus“ – und wurde dabei von einem in weiten Teilen männlichen Publikum im Saal beklatscht.
      Im Deutschlandfunk-Gespräch wollte Sandra Schwedler, Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, nicht von einem generellen „Männerproblem“ im Fußball sprechen. Allerdings betonte Schwedler, die die einzige Frau im deutschen Profifußball in ihrer Position ist: „Aber was ich wahrnehme, ist, dass natürlich Männer jahrelang diesen Sport geprägt haben. Und damit vorgegeben haben, wie etwas zu sein hat, das als ‚das Normale‘ tituliert haben und damit einen großen Teil der Gesellschaft, nämlich alles, was nicht männlich ist, ausgeschlossen oder kleingehalten hat.“ Einer dieser Männer, die in Deutschland den Fußball jahrelang geprägt haben, ist Karl-Heinz Rummenigge. Der 67-Jährige, mittlerweile zurück beim FC Bayern München als Mitglied im Aufsichtsrat, war Rubiales nach dem sexuellen Übergriff zuletzt zur Seite gesprungen. (…) Rummenigges Aussage bezeichnete Schwedler im Dlf-Interview als bezeichnend dafür, „wie dramatisch eigentlich die Situation ist. An dieser Stelle nicht das Reflexionsvermögen zu besitzen.“ Die Aufsichtsratsvorsitzende des FC St. Pauli empfand Rummenigges Vergleich als „verheerend, weil ein Karl-Heinz Rummenigge sich dieser Macht, dieser Machtdemonstration und dieser Machtstrukturen im Fußball überhaupt nicht bewusst ist.“
      Währenddessen solidarisierten sich einige Frauen-Vereine wie Nürnberg und Werder Bremen mit Hermoso, genau so die deutschen Nationalspielerinnen Lina Magull und Laura Freigang. Bis auf den spanischen Fußballer Borja Iglesias (Betis Sevilla), der sich dem Streik der spanischen Nationalspielerinnen anschloss und seinerseits verkündete, er werde bis auf Weiteres nicht mehr für das Männer-Nationalteam spielen, herrscht in der Männer-Fußballwelt aber eher Zurückhaltung in der Causa vor. (…) Schwedler stieß auch einen grundsätzlichen Gedanken an: „Vielleicht muss man erst einmal darüber nachdenken, wie eigentlich Fußball im Jahre 2023 strukturiert sein sollte.“ Sie kann sich etwa vorstellen, dass Sexismus auch bereits in den Nachwuchsleistungszentren als Teil der Ausbildung von Spielerinnen und Spielern thematisiert wird.“ Aus dem Text zur Audio des Interviews von Maximilian Rieger am 26.08.2023 im Deutschlandfunk externer Link Audio Datei
    • Spaniens Weltmeisterinnen treten in den Streik
      „Spaniens Fußballchef Luis Rubiales will nach dem Eklat um seinen übergriffigen Kuss beim WM-Finale im Amt bleiben. Die Spielerinnen wollen deswegen nun streiken – bis der Verbandsboss abtritt. (…) Das geht aus einem gemeinsamen Statement aktueller und ehemaliger Auswahlspielerinnen hervor, das ihre Gewerkschaft Futpro am Abend veröffentlichte. Unter den 81 Unterzeichnerinnen war auch das gesamte 23-köpfige Team, das am vergangenen Sonntag in Australien den Weltmeistertitel gewonnen hatte. »Nach all dem, was während der Frauen-WM passiert ist, möchten wir erklären, dass alle Spielerinnen, die diesen Brief unterschrieben haben, einer Berufung in die Nationalmannschaft nicht mehr nachkommen werden, wenn die derzeitige Führung weitermacht«, hieß es in dem Schreiben. »Es erfüllt uns mit Trauer, dass ein solch inakzeptables Ereignis den größten sportlichen Erfolg des spanischen Frauenfußballs zu trüben vermag.« Verbandspräsident Rubiales hatte sich am Freitag geweigert, sein Amt aufzugeben, nachdem er wegen eines Kusses, den er der Spielerin Jennifer Hermoso am Sonntag bei der WM-Siegerehrung aufgedrängt hatte, massiv in die Kritik geraten war. Auf einer Sondersitzung des Verbands beharrte er darauf, im Amt zu bleiben. »Ich werde nicht zurücktreten«, sagte er mehrfach. Hermoso sei mit dem Kuss einverstanden gewesen, behauptete er. Die betroffene Spielerin, Jennifer Hermoso, widersprach dem in dem Statement explizit: »Ich möchte klarstellen, dass ich, wie auf den Bildern zu sehen ist, zu keinem Zeitpunkt in den Kuss eingewilligt habe, den er mir gegeben hat (…) Ich dulde nicht, dass mein Wort infrage gestellt wird und noch viel weniger, dass Worte erfunden werden, die ich nicht gesagt habe«, erklärte Hermoso. (…) Die Regierung strengte inzwischen ein Verfahren vor dem Sportverwaltungsgericht an, das theoretisch zur vorläufigen Suspendierung Rubiales’ führen könnte. Zudem eröffnete der Fußball-Weltverband Fifa ein Disziplinarverfahren. Der 46-jährige Rubiales war im Mai 2018 zum Präsidenten des spanischen Verbands gewählt worden. Der Funktionär sitzt auch als Vizepräsident im Exekutivkomitee des europäischen Fußballverbands (Uefa). Die Uefa hat sich bislang nicht zu dem Fall geäußert.“ Meldung vom 25. August 2023 im Spiegel online externer Link – siehe den Auslöser hier unten
    • CGT se solidariza con Jenni Hermoso y exige el cese de Luis Rubiales. CGT-Soli-erklärung vom 24.08.2023 externer Link
  • Fußball-WM 2023 der Frauen: Auf dem langen Weg zur Gleichberechtigung – nur das Team von Costa Rica mit Tarifvertrag 
    • Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen war ein großer Schritt auf dem Weg zu einem »fairen Preis« und Gleichberechtigung – bis zum ungewollten Kuss für die Siegerin
      • Die WM der Fußballerinnen wird zum Signal des Empowerments
        Es gibt ein großes Vermächtnis der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, auch wenn es einige Männer aus Spanien vielleicht noch nicht verstanden haben
        Es war schon weit nach Mitternacht, als Jorge Vilda die Gesänge aus der Kabine nachmachen sollte. Der Weltmeistertrainer lächelte ein wenig gequält, dann presste er einige »Campeones, Campeones«-Verse hervor, was aber irgendwie hölzern klang. In den sozialen Medien hatte sich längst der erste Sturm der Entrüstung entladen, obwohl beschwingte Spanierinnen gegen zu biedere Engländerinnen das Finale dieser Weltmeisterschaft hochverdient 1:0 gewonnen hatten. Aber warum bloß sagte der Nationalcoach im weltweit ausgestrahlten TV-Interview: »Somos campeones del mundo!« Wir sind Weltmeister. Die Universitätsprofessorin Laura Redondo zürnte auf der Plattform X, die früher Twitter hieß: »Somos CampeonAs, en femenino. Son mujeres, no hombres. Es alucinante.« Also: Weltmeisterinnen, in weiblicher Form. »Sie sind Frauen, keine Männer. Das ist unfassbar.« Weitere Misstöne produzierte die Siegerehrung, als Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales mit beiden Händen den Kopf von Stürmerin Jennifer Hermoso griff, um der zuvor von ihren Emotionen überwältigten Führungsspielerin rasch einen Kuss auf den Mund zu drücken. Es gibt Männer, die haben immer noch nicht verstanden, um was es geht. »Hat mir nicht gefallen«, richtete die 33-Jährige später aus. Da hatte der Chef der Real Federación Española de Fútbol (RFEF) die heimliche Chefin der »Seleccion« also gegen ihren Widerstand gebusselt. (…)
        Das Ringen um Respekt, Anerkennung und Gleichberechtigung wirkt langsam und wird so schnell nicht wieder aufhören. Beim Abschlusskongress der Fifa machten gerade Rednerinnen aus Botswana, Sudan oder Saudi-Arabien an bewegenden Beispielen deutlich, dass es mehr solcher Pflöcke für den gesellschaftlichen Wandel braucht, denn der Weg in ihren Ländern wirkt teils noch unendlich weit. Die Fifa fordert von jedem Mitgliedsverband mittlerweile einen Masterplan, um die Zahl der 16,6 Millionen Spielerinnen zu vervielfachen. Helfen könnte Geld vom Weltverband, der mit dieser WM erstmals die Gewinnzone erreicht hat. Gesamteinnahmen von 570 Millionen Dollar, rund 525 Millionen Euro, ergaben erstmals ein leichtes Plus. Es gebe nicht viele Wettbewerbe, selbst im Männerfußball, so der geschäftstüchtige Fifa-Boss, »die mehr als eine halbe Milliarde einbringen«. Infantino forderte umgehend Partner, Sponsoren und Sendeanstalten auf, künftig »einen fairen Preis zu zahlen«.Artikel von Frank Hellmann, Sydney, vom 21.08.2023 in ND online externer Link, siehe auch stellvertretend für viele:
      • Weltmeister Spanien Rubiales – Halbherzige Entschuldigung nach sexueller Gewalt
        Spaniens Fußballerinnen feiern den WM-Titel. Doch die Party wird von einem Grenzen überschreitenden Kuss von Verbandschef Rubiales überschattet. Der entschuldigt sich – halbherzig…“ Artikel von Olaf Jansen vom 21.08.2023 in sportschau.de externer Link mit Videos
    • Fußball-WM der Frauen: Auf dem langen Weg zur Gleichberechtigung
      Equal Pay statt Menschenrechte: Die WM der Frauen ist weniger umstritten als die in Katar und bietet dennoch viel Stoff für Debatten (…) Doch die Bilder dürfen nicht täuschen: Noch ist eine WM der Frauen kein Event, bei dem sich Fanmassen um Karten für jedes Spiel reißen. Es wird insbesondere in Neuseeland oft viele leere Plätze geben, auch wenn die vom Weltverband Fifa gesteuerten Kameras selten darauf schwenken werden. Sie will schließlich auch dieses Turnier zum Großevent pushen. Dafür wird die neunte WM-Auflage der Frauen erstmals mit 32 Nationen ausgespielt. Mit deutlich mehr Teams aus Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika. Doch die Kluft vor allem in Sachen Fanzuspruch zu Europa ist weiterhin groß, wo die Ligen viel schneller professionelle Strukturen entwickeln. Dass sich Jamaika, Panama, Haiti, die Philippinen, Sambia und Marokko qualifizierten, macht die WM qualitativ vielleicht noch nicht besser, aber bunter. Der Entwicklung des Frauenfußballs in diesen Ländern hilft es allemal.
      Eine WM der Frauen ist, gerade wegen der ständigen Quervergleiche mit den Männern, die es in dieser Form in keiner anderen Sportart gibt, auch ein Kampf für Gleichberechtigung geworden. Dabei sind deutsche Nationalspielerinnen in anderer Form beispielhaft. Es ist fast nur noch eine Randnotiz, wenn Lea Schüller ausführlich über ihre Partnerschaft mit der Seglerin Lara Vadlau spricht. Kein Problem, die Stürmerin am Sonntag vor dem Teamhotel nach Mitspielerin Svenja Huth zu befragen, deren Frau nach einer künstlichen Befruchtung bald ein Kind erwartet. Solche Offenheit ist den Männern im deutschen Profifußball bis heute völlig fremd. Keiner hat sich seit Thomas Hitzlsperger geoutet. Besonders rund um die WM in Katar wurde hier eine Chance verpasst.
      Bei den Frauen geht es auch auf dem Platz ehrlicher zu, wird weniger geschauspielert und gemeckert, vor der Kamera weniger geheuchelt – und trotzdem (noch) viel weniger verdient. Die Fifa hat die Prämien gegenüber 2019 auf insgesamt 150 Millionen Dollar verdreifacht. An die Männer wurden jedoch in Katar 440 Millionen ausgeschüttet. Erstmals wird das Gros direkt immerhin direkt an die Spielerinnen verteilt. Jede hat bereits 30 000 Dollar, umgerechnet 28 000 Euro sicher. Eine Viertelmillion bekommt man als Weltmeisterin.
      Dennoch ist das einigen zu wenig: Die 23 australischen WM-Spielerinnen kritisierten die neue Regelung heftig, weil sie von ihrem eigenen Verband bereits dieselben Prämien bekommen wie die männlichen Kollegen. »Die Fifa bietet den Frauen für die gleiche Leistung aber weiterhin nur ein Viertel des Preisgeldes«, heißt es nun. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Weltverband bei den Frauen nur einen Bruchteil der Summen im Vergleich zum Turnier der Männer einnimmt. Immerhin: Infantino hat Equal Pay für Männer (WM 2026) und Frauen (2027) angekündigt. Dass er dann von Fernsehanstalten und Werbepartnern dieselben Gebote erwartet, ist zu befürchten. Es geht nun einmal nicht unbedingt um Angleichung, sondern um Gewinnmaximierung…“ Artikel von Frank Hellmann, Sydney, vom 19.07.2023 in ND online externer Link, siehe auch:
    • Brot und Spiele. Lateinamerika und die Karibik sind bei der Frauen-WM 2023 zahlreich vertreten
      Vom 20. Juli bis zum 20. August 2023 nehmen sieben Teams aus Lateinamerika und der Karibik an der Frauen-Weltmeisterschaft teil, die dieses Jahr in Australien und Neuseeland ausgetragen wird. Während Brasilien bereits zum neunten Mal bei der Frauen-WM um einen Titel spielt, haben sich Haiti und Panama zum ersten Mal qualifiziert. Das Turnier steht dabei aber auch im Schatten zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen nationalen Fußballverbänden und Spielerinnen. (…) Jamaika und Costa Rica nehmen erst zum zweiten Mal an einer Weltmeisterschaft teil. Costa Rica kehrt dieses Jahr auf die WM-Bühne zurück, nachdem es bei der WM 2019 in Frankreich nicht klappte und ein neuer Tarifvertrag zwischen Spielerinnen und Verband abgeschlossen wurde. Das jamaikanische Team erlebt seinerseits den Höhepunkt seiner Wiedergeburt im Frauenfußball, auch wenn seine Situation prekär bleibt. In den 2000er Jahren stand das Team kurz vor der Auflösung und musste sich aus internationalen Wettbewerben zurückziehen, bis die Sängerin und Tochter von Bob Marley, Cedella Marley, als Investorin einstieg und zudem eine Crowdfunding-Kampagne für das Team startete. Auch nach der zweiten WM-Qualifikation gehen die Probleme jedoch weiter. Am 15. Juni 2023, nur einen Monat vor Beginn des Turniers, veröffentlichten die Spielerinnen einen Brief in den sozialen Medien, in dem sie Veränderungen im jamaikanischen Fußballverband forderten. Sie erklärten, dass sie wiederholt spielten „ohne die vertraglich vereinbarte Bezahlung zu erhalten“, Freundschafts-spiele wegen „extremer Desorganisation“ verpasst hätten und es weiter unklar sei, ob Tage vor der Weltmeisterschaft überhaupt noch ein Trainingslager stattfinden würde.
      Unruhen zwischen Spielerinnen und Verbänden kommen jedoch auch außerhalb von Lateinamerika und der Karibik vor. Die Kapitänin der französischen Nationalelf Wendie Renard sowie zwei weitere Spielerinnen kritisierten den Verband und kündigten einen Boykott der WM an. Auf Twitter schrieb Renard: „Ich kann das derzeitige System nicht mehr unterstützen, das weit von den Anforderungen der ersten Liga entfernt ist.”. Zwei Wochen später wurde die Trainerin entlassen. Auch das kanadische Team protestierte gegen mangelnde Unterstützung und Lohnungleichheit, in Spanien wollten 15 Spielerinnen nicht für den Nationalkader berufen werden, „bis Situationen, die unseren emotionalen und persönlichen Zustand, unsere Leistung und folglich die Auswahlentscheidungen beeinträchtigen und zu unerwünschten Verletzungen führen könnten, rückgängig gemacht werden“, wie sie in einer Erklärung mitteilten. Drei der 15 unterzeichnenden Spielerinnen nehmen allerdings trotzdem an der bevorstehenden WM teil. Der fehlende Wille der Verbände in den Frauenfußball zu investieren und ihn damit zu professionalisieren, führen dazu, dass viele Spielerinnen sich kurz vor der WM mitten im Arbeitskampf befinden.
      Diese Weltmeisterschaft ist auch in anderer Hinsicht einzigartig. Das Teilnehmerfeld wurde von 24 auf 32 Teams vergrößert, darunter acht Teams, die zum ersten Mal bei einer WM mitspielen. Außerdem garantiert die FIFA erstmals jeder Spielerin, die an der Gruppenphase teilnimmt, ein Preisgeld von umgerechnet mindestens 27.000 Euro. Für Teams, die über die Gruppenphase hinaus kommen, erhöht sich das Preisgeld. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Förderung des Frauenfußballs und fällt besonders ins Gewicht, da 29 Prozent der Spielerinnen laut einem Bericht der Organisation FIFPRO „keine Zahlungen von ihren Nationalteams erhalten“.
      Andere Verbände können sich ein Beispiel an der Vereinbarung zwischen dem costa-ricanischen Verband und seinen Spielerinnen nehmen. Diese unterzeichneten im April 2022 einen Tarifvertrag. Nach dem Vorbild der Vereinbarung für männliche Fußballer von 2014 wurden Prämien, Zulagen und Grundbedürfnisse für die Spielerinnen festgelegt. So wurde beispielsweise vereinbart, dass sie den gleichen Prozentsatz der von der FIFA gezahlten Einnahmen als Bonus erhalten wie die männlichen Profis…“ Artikel von John Mark Shorack in Lateinamerika-Nachrichten Juli/August 2023 externer Link
    • Frauen, Fußball, Freiheit – Frauen und Mädchen kämpfen weltweit um Anerkennung im Fußball
      Fußball kann Hoffnungen wecken auf ein besseres Leben und eine politische Rolle spielen für das Ringen um Gleichberechtigung: „Frauen, Fußball, Freiheit“ ist eine Dokumentations-Reihe der ZDF-Auslandskorrespondent*innen, die zeigt, wie der Fußball den Weg junger Frauen beeinflusst…“ Reportage in 6 Folgen beim ZDF externer Link
  • Jetzt und nur bis zum 21.5.23 online: Die ersten zwei Folgen des Filmprojektes „Kicken wie ein Mädchen“
    Nach der erfolgreichen Premiere in München im Rahmen des DOK.Fest, sind jetzt die ersten zwei Folgen von „KICKEN WIE EIN MÄDCHEN“ online und können von zuhause aus auf der digitalen Leinwand angeschaut werden. Hier geht es zum Stream externer Link . Die zwei Folgen sind nur bis zum 21.5. verfügbar. Siehe weitere Infos auf der Homepage zum Film externer Link (Aktuelles auf Twitter externer Link)und hier unseren früheren Unterstützungsaufruf:

    • Crowdfunding-Kampagne für den Film „Kicken wie ein Mädchen“ 
      „„Kicken wie ein Mädchen“ ist ein Dokumentarfilm über Mädchen aus dem Ruhrgebiet, die eines teilen: die Leidenschaft für den Fußballsport und den Traum, Profifußballerin zu werden. Sie alle spielen in einem Essener Verein, der sich die Förderung von weiblichen Talenten auf die Fahne geschrieben hat. Die TrainerInnen bringen jungen Mädchen bei, ihr Potenzial – im Sport wie in anderen Lebensbereichen – nicht ungenutzt zu lassen, sich Selbstbewusstsein anzutrainieren und sich Höchstleistungen zuzutrauen. „Kicken wie ein Mädchen“ ist ein Film über Selbstbehauptung. Er zeigt, wie wichtig es ist, Mädchen so zu fördern, dass sie ihre Talente entfalten können. Gleichzeitig soll der Film die Sichtbarkeit von Frauenfußball erhöhen – stellvertretend für viele andere Bereiche in der Gesellschaft, in denen die Leistungen von Frauen nicht im selben Maße gewürdigt werden, wie die von Männern…“ Darstellung auf der Homepage zum Film , dort weitere Informationen, ein Trailer und die Crowdfunding-Kampagne externer Link
  • Wenn nicht jetzt, wann dann? Wie der Fußball der Frauen mit dem Start der Bundesliga wachsen will 
    „Auf dem großen Parkplatz vor der Frankfurter Arena strömen derzeit täglich Menschen in Dirndl, Lederhose und Janker umher, um sich beim Frankfurter Oktoberfest zu vergnügen. Feiervolk und Fußballfans begegnen sich unweigerlich auf den Zuwegen, wenn das Eröffnungsspiel der Frauenbundesliga zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München an diesem Freitag ansteht. Die hessischen Gastgeber verbreiten fast ein Hochgefühl wie aus einem stimmungsvollen Bierzelt mit bayrischer Blasmusik. »Jede von uns freut sich, bei Flutlicht in diesem Stadion spielen zu dürfen. Das wird ein Megaerlebnis«, sagt die Frankfurter Kapitänin Tanja Pawollek. Die 23-Jährige hat gute Argumente, wenn sie die Werbetrommel für den Fußball der Frauen rührt. »Wir haben den ehrlichen Fußball. Kein Schnickschnack. Wir spielen Fußball aus Liebe zum Sport, es ist noch nicht so viel Geld im Spiel.« Auch Schauspielerei brauchten die Frauen im Gegensatz zu den Männer nicht, erklärt Pawollek: »Man liegt am Boden und steht wieder auf.« Mit dem Startschuss soll der bei der Europameisterschaft in England von den deutschen Fußballerinnen entfachte Hype in den Ligaalltag transportiert werden. Niemand erwartet 18 Millionen Zuschauer am Fernsehgerät wie beim EM-Finale und auch keine 80 000 wie im Wembley-Stadion, aber Eintracht Frankfurt kündigt eine »geschichtsträchtige Kulisse« an, die bei mehr als 20 000 Fans liegen soll. Auch wenn zehn Vizeeuropameisterinnen auf beiden Seiten auflaufen: Einen Rahmen von 30 000 oder 40 000 Besuchern hatten die Verantwortlichen von vornherein als illusorisch abgetan. (…) »Viele Vereine kommunizieren einen großen Professionalisierungswillen, der in der Umsetzung aber zu wenig sichtbar wird. Nachhaltige Veränderung funktioniert nur, wenn die Entscheider der Klubs und auch des Deutschen Fußballbundes Kräfte bündeln und mit einer wirklich gelebten Strategie gemeinsam anschieben. Noch stehen zu viele auf der Bremse.« Das Kardinalproblem aus Seidels Sicht: »In der Liga fehlt der Wettbewerb.« Auch die von ihm betreute Gwinn, mit inzwischen fast 500 000 Instagram-Followern der Social-Media-Star der Liga, zählt mit Bayern, VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt nur drei Klubs auf, »die viel für den Frauenfußball tun und in denen es wirklich professionell zugeht«. Die 23-Jährige weiß: »Viele Spielerinnen arbeiten zusätzlich zum Fußball 40 Stunden pro Woche in einem anderen Beruf, auch der Rückhalt vom Verein ist nicht überall gleich stark.« Ihr ist Equal Play daher viel wichtiger als Equal Pay. »Erst müssen gerechte Bedingungen geschaffen werden. Danach kann man auch über eine Anpassung der Gehälter sprechen.« Millionengagen fordert indes niemand…“ Artikel von Frank Hellmann vom 15. September 2022 in neues Deutschland online externer Link, siehe auch:

  • Equal Pay im Fußball? D’accord, aber auf dem Level der Frauen! 
    Debatte um Verdienste im Fußball wird falsch geführt. Denn horrende Summen haben dem Geist des Sports geschadet. Aber es gibt noch Gegenbeispiele. (…) Die Forderung nach „Equal Pay“, gleicher Bezahlung beider Geschlechter, ist nun auch im Fußball angekommen. Die Frauen sollen die gleichen Prämien für Spiele und Erfolge im Nationalteam erhalten wie die Männer. Sogar Olaf Scholz hat sich in die Debatte eingeschaltet und diese Forderung nachdrücklich unterstützt. Ich bin auch dafür, nur genau andersherum: Die Angleichung der Prämien sollte auf das Niveau der Frauen erfolgen, denn deren Prämie für den Fall eines Gewinns der Europameisterschaft ist hoch genug. 60.000 Euro würde jede Spielerin für den EM-Triumph erhalten, so viel wie noch nie. Bei den Männern hätte der DFB bei der EM 2021 im Fall des Titelgewinns jedem Spieler 400.000 Euro überwiesen. Dazu ist es Gott sei Dank nicht gekommen. Wenn man irgendetwas lernen kann aus der Geschichte des Profifußballs, dann ist es das: Das große Geld hat dem Sport geschadet, die Freude und den Enthusiasmus erstickt. (…)
    Man gewinnt keine Titel des Geldes wegen, zumal dann, wenn man eh in Kohle schwimmt. Vielleicht steht es um den Männerfußball in Deutschland seit einiger Zeit so schlecht, weil die Jungs übersättigt sind. Sie kommen vor lauter Friseur- und Tätowierterminen kaum noch zum Trainieren. Und dann abends noch vor laufenden Kameras vergoldete Steaks essen. Als Uli Stein, damals Torwart der Frankfurter Eintracht, uns vor circa 30 Jahren im Butzbacher Gefängnis besuchte und aus seiner Autobiografie las, schilderte er, wie das große Geld dem Fußball die Seele geraubt hat. Die Spieler seien nichts weiter als Geschäftsleute, die ihren privaten Nutzen verfolgten. Bei einem Torerfolg überwiege nicht mehr die Freude über den erzielten Treffer, sondern man frage sich, welchen Einfluss der Treffer auf den Marktwert haben könnte. Nichts verbände die Spieler mit dem Verein, dessen Angestellte sie so lange seien, bis ihnen ein anderer Verein ein besseres Angebot unterbreite. Dann zögen sie weiter. Die Spieler hätten weder zum jeweiligen Verein noch zu den Menschen um ihn herum eine wirkliche Verbindung. Daran kranke der Fußball. Uli wusste natürlich, dass er Teil dieses kranken Systems war und an ihm mitwirkte. Aber er durchschaute es und nannte die Dinge bei ihrem Namen.
    Den Tod Uwe Seelers könnte und sollte man zum Anlass nehmen, über Entwicklungen im Sport und speziell im Fußball einmal grundsätzlicher nachzudenken. Er war bei den Menschen so beliebt, weil er eine inzwischen vom Aussterben bedrohte Haltung verkörperte. Uwe blieb dem HSV, der Stadt Hamburg und seiner Frau Ilka treu. Die Seelers kannten noch die Kategorie des Genug, mit mehr Geld konnte man sie nicht weglocken. (…)
    Fußball könnte gerade in der heutigen Zeit ein anschauliches Beispiel geben, dass die Zukunft von uns allen darin liegt, auf Befriedigungsersatz zu verzichten und stattdessen Lebensqualität zu gewinnen. Der Kapitalismus aber wirft uns als Entschädigung für den Verlust all dessen, was wir eigentlich wollen: lebendige Gemeinschaft, sinnvolle Tätigkeit und die Gelegenheit, uns und unsere Fähigkeiten zu entwickeln, ein paar schäbige Brocken hin…“ Beitrag von Götz Eisenberg vom 30. Juli 2022 in Telepolis externer Link – dem wir im Prinzip zustimmen, allerdings blendet er aus, dass die Spielerinnen der 1. Liga es immer noch „nebenberuflich“ tun müssen
  • Frauenfußball: Sexismus und strukturelle Ungleichbehandlung – den größten Unterschied gibt es bei der Bezahlung 
    Millionen verfolgen derzeit die Spiele der Fußball-EM, die Aufmerksamkeit für die deutschen Spielerinnen ist groß. Im Alltag sind Fußballerinnen jedoch regelmäßig mit sexistischen, herabwürdigenden Kommentaren konfrontiert. Das zeigt eine Recherche von NDR und SZ.
    Nationalspielerin Almuth Schult hat so ziemlich alles gewonnen, von dem eine Fußballerin träumt: Olympisches Gold, sechs Mal wurde sie deutsche Meisterin, sie wurde als Welttorhüterin ausgezeichnet. Und trotzdem schlagen ihr bis heute Vorurteile entgegen: „Wenn man von Journalisten angesprochen wird: ‚Und wie fühlt sich das dann an, wenn man als eine der wenigen in der Mannschaft einen Mann liebt und keine Frau?'“ Die Frage spiele auf das Vorurteil an, dass nur lesbische Frauen Fußball spielen, so Schult. Auch für viele andere Fußballerinnen gehören sexistische und herabwürdigende Kommentare und Strukturen zur Realität. Das zeigt die Recherche von NDR und Süddeutscher Zeitung (SZ), für die Reporterinnen und Reporter mit Spielerinnen von der Amateurliga bis zur Nationalmannschaft, mit Schiedsrichterinnen, Manager:innen und Betreuer:innen sowie Trainer:innen und Funktionär:innen gesprochen haben. (…) Fußball ist unter Mädchen und Frauen in Deutschland eine der beliebtesten und mitgliederstärksten Sportarten. Dennoch werden in vielen Vereinen Frauen und Männer nicht gleichberechtigt behandelt. Sie haben nicht die gleichen Trainingsbedingungen. Viele Spielerinnen fühlen sich ignoriert, belächelt, objektifiziert und sexistischen Kommentaren ausgesetzt. Dabei gehe es um anzügliche Bemerkungen, sexistische Vorurteile und das Absprechen von Kompetenz. Es ist die Hand auf dem Po bei Fotos mit Fans, es sind erniedrigende Äußerungen von Zuschauern oder sogar vom eigenen Trainer. (…) Zwar gäbe es im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten auch mehr Anerkennung und Akzeptanz, auch bessere Bedingungen, doch noch immer würden sie ungleich behandelt, berichten viele Spielerinnen gegenüber NDR und SZ. (…) Den größten Unterschied gibt es bei der Bezahlung, obwohl die Frauen genauso viel trainieren und ebenso viele Spiele haben. Nach Angaben des DFB verdienen Fußballspielerinnen in der Bundesliga im Durchschnitt 2.600 Euro brutto im Monat. Männliche Spieler verdienen sogar in der 3. Liga mehr: im Schnitt 6.700 Euro. Während viele männliche Fußballer noch in ihrer aktiven Karriere Vater werden, ist Almuth Schult die einzige Mutter in der Bundesliga. Die meisten Spielerinnen fühlen sich offenbar nicht genug abgesichert. Neben dem Fußball müssen sie arbeiten, viele studieren nebenbei. Bevor man das Thema Equal Pay angehe, sei für den DFB eine Entwicklung zur „gleichberechtigten Verteilung von Ressourcen“ wichtig, so Heike Ullrich. Von Trainingszeiten „bis hin zur Nutzung der Duschräume“. Darüber hinaus müsse man an der Sichtbarkeit von Frauenteams arbeiten. Vielen Spielerinnen geht die Entwicklung zu langsam…“ Recherche von Lena Gürtler, Elena Kuch und Hendrik Maaßen vom 21.07.2022 beim NDR externer Link („Sexismus im Fußball: „Wir haben gelernt wegzuhören““), sie ist auch Thema der Panorama-Sendung am 21.07.2022 externer Link , siehe auch:

    • Fußballerinnen beklagen strukturelle sexuelle Belästigung
      Medienrecherchen zeigen, dass Profifußballerinnen noch immer starken Sexismus erleben. Belastet wird auch ein ehemaliger Bundesligatrainer…“ Artikel vom 21. Juli 2022 in der Zeit online externer Link mit Video
    • EM: „Und plötzlich hat man die Hand am Hintern“
      „Dass Frauen Fußball spielen, ist heute ganz normal? Von wegen! Freizeit- und Nationalspielerinnen, Schiedsrichterinnen und Funktionärinnen berichten über alltäglichen Sexismus, strukturelle Benachteiligung – und Männer, die „Ausziehen! Ausziehen!“ rufen…“ Artikel von Nina Bovensiepen, Anna Dreher, Elena Kuch und Hendrik Maaßen vom 21. Juli 2022 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link – leider abopflichtig!
    • Sexismus im Fußball: Diese Sprüche müssen sich die Frauen anhören
      Sprüche wie „Mannsweib“, weniger Bezahlung und Belästigung: Im Fußball steht Sexismus an der Tagesordnung. In einem Bericht schildern Spielerinnen, was ihnen widerfährt.“ Video vom 21.07.2022 bei web.de externer Link
    • Sexismus-Problem: UEFA meldet 290 Beleidigungen bei Frauen-EM
      Deutschlands Fußballerinnen haben mit ihren mitreißenden EM-Auftritten Millionen Fanherzen erobert – doch immer noch werden die Spielerinnen regelmäßig mit sexistischen oder herabwürdigenden Kommentaren konfrontiert. Der Erfolg der Präventionsarbeit hält sich im Fußball ebenso wie in vielen anderen Teilen der Gesellschaft beim Thema Sexismus in GrenzenVideo vom 21.07.2022 bei web.de externer Link
  • Die anderen können es doch auch: Immer mehr Fußballverbände bezahlen Frauen- und Männernationalteams gleich. Der Deutsche Fußball-Bund hinkt dagegen hinterher 
    „Auf dem Weg vom Eröffnungsspiel der Frauen-EM 2022 in Manchester an diesem Mittwoch bis zum Finale am 31. Juli geht es für die teilnehmenden Fußballverbände neben den sportlichen Ambitionen auch um lukrative Preisgelder. Im Vergleich zur letzten Europameisterschaft 2017 hat der Dachverband des europäischen Fußballs die Ausschüttungen verdoppelt, insgesamt 16 Millionen Euro verteilt die Uefa auf die Verbände. Alle 16 teilnehmenden Teams bekommen ein Antrittsgeld von 600 000 Euro. Durch verschiedene Siegprämien können die Gewinnerinnen sogar gut zwei Millionen Euro für ihren Verband erspielen – so viel wie noch nie zuvor bei einem EM-Turnier der Frauen. Wie viel davon allerdings im Fall eines Titelgewinns als Erfolgsprämie an die Nationalspielerinnen weitergegeben wird, variiert bei den Nationalverbänden und sorgt derzeit für viel Gesprächsstoff: Während in einigen Ländern die Spielerinnen die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Nationalmannschaftskollegen erhalten, hinken anderswo die Frauenprämien denen der Männer weit hinterher. Von »Equal Pay«, also der gleichwertigen Entlohnung von Frauen und Männern für die gleiche Leistung, sind auch die deutschen Nationalteams ein gutes Stück entfernt: Zwar würden die deutschen Spielerinnen bei einem EM-Sieg in England eine Rekordprämie von 60 000 Euro vom Deutschen Fußballbund (DFB) erhalten. Die deutsche Männermannschaft um Manuel Neuer hätte jedoch bei einem Titel letztes Jahr mit 400 000 Euro pro Akteur ein Vielfaches mehr bekommen. (…) Die Debatte um »Equal Pay« wurde vor allem von den Weltmeisterinnen aus den USA vorangetrieben. Jahrelang stritten sie vor Gericht mit ihrem nationalen Verband um die gleiche Bezahlung, im vergangenen Februar wurde dann endlich eine Einigung erzielt: Alle Einnahmen aus Männer- und Frauenturnieren werden nun addiert und gleichmäßig an die Auswahlspielerinnen und -spieler verteilt. Die Fußballerinnen aus Dänemark gingen 2017 sogar in den Streik, um eine fairere Entlohnung zu erhalten. Die deutschen Akteurinnen sind da weniger fordernd als ihre internationalen Kolleginnen. Nationalspielerin Sara Däbritz sagte zur ausgehandelten Prämie für die DFB-Frauen: »Es ist eine deutliche Steigerung zur letzten EM. Deswegen sind wir auf einem guten Weg.« (…) Die Errungenschaften der DFB-Frauen, mit acht Titeln immerhin Rekordeuropameisterinnen, sind denen der Männer schließlich mindestens ebenbürtig. Und wieso sollte ein möglicher EM-Titel der Frauen weniger wert sein als einer der Männer?…“ Artikel von Noah Kohn vom 5. Juli 2022 in neues Deutschland online externer Link
  • Siehe auch unser Dossier zu USA: Frauenfußball: Fußballerinnen in den USA erhalten erstmals Tarifvertrag
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=156638
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