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22. März 2021: italienweiter Streik bei Amazon

Dossier

22. März 2021: italienweiter Streik bei AmazonAm kommenden Montag, dem 22. März 2021, soll bei Amazon alles still stehen. Der Streik beim grössten Logistikunternehmen weltweit soll alle Arbeitskategorien betreffen, von den Lagerarbeiter*innen bis zu den Paketzusteller*innen. Das haben die drei grossen Gewerkschaftsverbände Cgil, Cisl und Uil angekündigt. (…) Mit dem italienweiten Streik wollen die Gewerkschaften eine Kursänderung vornehmen, sie fordern zweierlei: Erstens ein monitoring der Arbeitsrhythmen und Arbeitsbelastungen, denn mit dem Ausbruch der Pandemie hat sich das Arbeitsvolumen verdoppelt, die Zahl der Arbeiter*innen jedoch nicht; zweitens einen Rahmentarifvertrag, der die Arbeits- und Lohnbedingungen aller für Amazon tätigen Arbeiter*innen harmonisiert. Bisher sind die unterschiedlichen Unternehmensverbände jedoch nicht bereit, diesen Forderungen nachzukommen.“ Artikel von Maurizio C. vom 16.3.2021 – wir danken! Siehe den ganzen Beitrag, den Aufruf und Hintergründe sowie nun Berichte und Folgen:

  • [Italien] Amazon gibt den Gewerkschaften nach: Abkommen über einen Tarifvertrag für alle Amazon-Beschäftigten – außer Fahrer*innen New
    „Der Online-Gigant Amazon hat nachgegeben: In Italien wurde ein Abkommen über einen Tarifvertrag für die 20.000 Beschäftigten und die Wahl von Betriebsräten unterzeichnet. Dieses einzigartige Ereignis in Europa ist das Ergebnis des weltweit ersten Streiks am 22. März, bei dem die gesamte Lieferkette einbezogen war. (…) Das Abkommen gilt für insgesamt etwa 20.000 Beschäftigte – feste Mitarbeiter*innen, befristet Beschäftigte und Leiharbeiter*innen – in allen Amazon-Lager aller Größenordnungen, von großen Hubs bis hin zu kleinen Stationen. In allen Niederlassungen, in dem es Gewerkschaftsmitglieder gibt, werden gewerkschaftliche Betriebsgremien – Rappresentanze Sindacali Aziendale RSA – gebildet. Der nächste Schritt ist, Rappresentanze Sindacali Unitarie RSU zu wählen, eine gewerkschaftliche Vertretung im Betrieb, die von allen Beschäftigten gewählt wird. Das Abkommen sieht insbesondere die gegenseitige Anerkennung der Konfliktparteien und des nationalen Vertrags „Logistik, Fracht und Schifffahrt“ als „Regulierungsinstrument“ für die Arbeits- und Gewerkschaftsbeziehungen vor. Filt Cgil, Fit Cisl und Uil Trasporti betonen, dass die Vereinbarung „die Aufnahme von Verhandlungen über organisatorische Fragen wie Zeitpläne, Schichten, Arbeitsbelastung, über regulatorische Elemente wie die korrekte Anerkennung der Einstufungsebenen, über die Themen Gesundheit, Sicherheit und Prävention am Arbeitsplatz, Ausbildung und wirtschaftliche Fragen“ wie die Ergebniszulage ermöglicht. Die Verhandlungen hatten kurz nach dem Streik im April begonnen, und die Ausarbeitung des Textes zog sich über Monate hin. (…) Von der Vereinbarung ausgenommen sind noch etwa 20.000 Fahrer*innen, eine Tätigkeit, die sich ständig ausweitet. Für sie wollen die Gewerkschaften in Kürze ein ähnliches Abkommen mit Assoespressi abschließen, ein Zusammenschluss von 81 Transportunternehmen, die fast ausschließlich für Amazon arbeiten. Dabei sind noch zwei Forderungen des Unternehmerverbandes umstritten und für die Gewerkschaften nicht akzeptabel: Änderungen der Regelungen für den Krankheitsfall und Änderungen der Sonntagsarbeit, die den nationalen Vertrag verschlechtern würden. „Eine wichtige Vereinbarung über die Arbeitsbeziehungen und die Anerkennung der Rolle der Gewerkschaften“, sagte Maurizio Landini, Generalsekretär der Gewerkschaft Cgil. Das erzielte Ergebnis ist „die Frucht des gewerkschaftlichen Engagements, der Mobilisierung, der vielen Proteste und Kämpfe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“…“ Bericht vom 6. Oktober 2021 von und bei kommunisten.de externer Link, siehe auch:

    • Amazon: Gewerkschaften, Erhöhungen und Neueinstellungen – erste Ergebnisse der neuen Arbeitsbeziehungen
      „“Das Protokoll über die Arbeitsbeziehungen mit Amazon beginnt erste Ergebnisse zu zeigen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Filt Cgil, Fit Cisl und Uiltrasporti bekräftigen dies einhellig, nachdem sie das Protokoll des Treffens mit Conftrasporto, dem Vertreter von Amazon, unterzeichnet haben und betonen, dass „die Gewährung einer zwischen den Parteien vereinbarten Lohnerhöhung für alle Arbeitnehmer in Italien mit dem Inhalt des Protokolls übereinstimmt„…“ So beginnt die (it.) Meldung vom 27.09.2021 bei Fit Cisl externer Link
    • Siehe zudem zum Generalstreik am 11. Oktober 21: Während des Generalstreiks in Italien am 11.10.21 blockierten ca. 1000 Arbeiter:innen das Amazon-Lager in Piacenza: „Italian general strike: Amazon warehouse blockaded in Piacenza, strikers attacked in Prato“. Bericht vom 12.10.21 bei libcom externer Link mit einigen Videos
  • Lagerhäuser und Kurierdienste im gemeinsamen Streik. Francesco Massimo berichtet vom Kampf bei Amazon Italien 
    Ende März bestreikte ein Bündnis aus drei landesweiten Gewerkschaften erstmals die komplette Amazon-Lieferkette — von den Versandzentren bis zur Paketzustellung. Warum die Streiks ein Meilenstein im Kampf gegen den Online-Giganten sein könnten und was die deutschen Gewerkschaften lernen können, erklärt der italienische Soziologe Francesco Massimo. Er ist gebürtiger Römer und forscht am Institut d’études politiques de Paris zur Arbeit und Arbeitskämpfen bei Amazon. In der vergangenen Woche hat er einen vielbeachteten Artikel zu den Streiks bei Amazon Italien für das US-amerikanische Jacobinmag externer Link geschrieben. Der express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit veröffentlicht online am 9. April 2021 das Interview, das Jörn Boewe und Johannes Schulten am 28. März mit ihm führten externer Link .

    • Eine gekürzte Version erschien zuvor in der Wochenzeitung der Freitag externer Link
    • Wichtig u.E. darin: „… [Und ökonomisch? Hat der Streik Amazon geschadet?] Das ist schwer zu sagen. Beteiligt haben sich die Lagerarbeiter:innen und die Zusteller:innen, die für die sogenannte letzte Meile zuständig sind und nicht direkt für Amazon arbeiten. Allerdings war nicht das komplette Logistiknetz vom Streik betroffen. In Italien, wie auch im restlichen Europa und in den USA, lagert das Unternehmen einen Teil der Lieferungen an große private Logistikunternehmen wie UPS und FedEx-TNT oder an die nationalen Postdienste wie Poste Italiane aus. Amazon setzt also auf ein  Multichannel-Liefernetzwerk. Dies schafft „Redundanz“, also die Fähigkeit, Lieferungen im Falle von Unterbrechungen umzuleiten. Um wirklich effektiv zu sein, müssten die Streiks auch diese Teile einbeziehen. Wir brauchen also Solidarität in der gesamten Logistikbranche. [Nach Gewerkschaftsangaben lag die Beteiligung bei über 70 Prozent. Das wäre phänomenal hoch. Wenn in Deutschland in Bad Hersfeld oder Leipzig gestreikt wird, folgen etwa 30 bis 40 Prozent der Belegschaft dem Aufruf. Und das ist sehr viel im internationalen Vergleich.] Wir haben keine vollständigen und erschöpfenden Daten. Die Gewerkschaften können die Streikbeteiligung nur schätzen, da sie nicht wissen, wie viele Menschen für Amazon arbeiten. Amazon als datengetriebenes Unternehmen hat die genauen Zahlen. Allerdings gibt das Management diese nicht heraus. Das gilt im Übrigen auch für Zahlen zu befristet Beschäftigten, Arbeitsunfällen oder arbeitsbedingten Erkrankungen. Diese fehlende Transparenz ist ein großes Problem. Laut Amazon lag die Streikbeteiligung in den Lagerhäusern bei zehn Prozent und bei 20 Prozent bei den Kurierfahrern. Die Gewerkschaften sprechen von 70 bis 75 Prozent, in einigen ausgelagerten Betrieben sollen sich sogar 90 Prozent der Kurierfahrer beteiligt haben. [Wenn das stimmt, ist das sehr hoch. Was könnte der Grund sein?] Der Job der Fahrer:innen ist noch härter ist als die Arbeit in einem Fulfillment Center (FC). In beiden Fällen haben Beschäftigte mit den schnellen Arbeitsrhythmen, der ständigen Kontrolle und einem völligen Mangel an Autonomie zu kämpfen. Auch bei den Kurierfahrer:innen wird die Arbeit von Amazon geplant und überwacht – die Routen, das Arbeitspensum, die Arbeitszeit und die Bewertungen. Gleichzeitig sind sie aber nicht direkt bei Amazon angestellt und Amazon übernimmt keinerlei Verantwortung für sie. Sie befinden sich gewissermaßen auf der untersten Stufe der Befehlskette und müssen mit der intensivsten Ausbeutung und der größten „Flexibilität“ fertig werden. Die von Amazon beauftragten Logistikfirmen stellen sie in der Hochsaison zu Tausenden ein. Diese Firmen werden dann von Amazon in Konkurrenz zueinander gesetzt, um mehr und schneller zu liefern – den Druck geben sie natürlich an die Kurierfahrer:innen weiter…“
  • Zehntausende im Streik: Amazon-Beschäftigte in Italien legen die Arbeit nieder 
    Zehntausende Beschäftigte des Online-Händlers Amazon haben am Montag in ganz Italien für 24 Stunden die Arbeit niedergelegt. Dem Streikaufruf der FILT-CGIL, FIT-CISL und Uiltrasporti folgten Medienberichten zufolge rund 40.000 Menschen, die Beteiligung lag nach Angaben der Gewerkschaften landesweit bei rund 75 Prozent und umfasste die gesamte Lieferkette des Konzerns – von den Versandzentren bis zu den Fahrern, die die Pakete bis an die Haustür bringen. Seit den frühen Morgenstunden versammelten sich die Streikenden vor den Einrichtungen des Konzerns, schwenkten die Fahnen ihrer Gewerkschaften und riefen die Italienerinnen und Italiener auf, als Zeichen der Solidarität an diesem Tag auf Bestellungen bei Amazon zu verzichten. Die Tageszeitung La Repubblica zitierte in einem langen Artikel Berichte von Amazon-Beschäftigten, die ihren Kolleginnen und Kollegen in Deutschland sehr bekannt vorkommen dürften. (…) „Die Beteiligung am Streik ist unterschiedlich, aber wir liegen bei 70 bis 75 Prozent“, sagte der Generalsekretär der FILT-CGIL, Stefano Malorgio, dem Nachrichtensender RAI News 24. Aus aller Welt erreichten die Streikenden Solidaritätsbekundungen von Amazon-Beschäftigten und anderen Gewerkschafter*innen. So sandten deutsche Kolleginnen und Kollegen Fotobotschaften nach Italien, die internationale Dienstleistungsgewerkschaft UNI Global Union rief ebenfalls zur Solidarität auf. Die italienischen Kolleginnen und Kollegen ihrerseits sandten Grüße nach Alabama, wo noch bis zur nächsten Woche die Abstimmung über die Gründung der ersten Gewerkschaft bei Amazon in den USA läuft.“ Bericht vom 22. März 2021 bei ver.di Handel externer Link, siehe auch:

    • Amazon Italien: erstmals gesamte Lieferkette bestreikt
      Wenn Gewerkschaften unter der Parole „gemeinsam für Gerechtigkeit“ entstanden sind, dann haben gestern (22.3.) die italienischen Gewerkschaften für das Transportwesen – Filt Cgil, Fit Cisl und Uiltrasporti – eine Rückkehr zu den Ursprüngen vollbracht, indem sie die Kämpfe von 40.000 Beschäftigten zusammengebracht haben, die nur durch die Tatsache vereint sind, den Boss des Online-Händlers Amazon, Jeff Bezos, immer reicher zu machen. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad in der gesamten Lieferkette ist naturgemäß niedrig, sagt Danilo Morini von der nationalen Leitung der Filt Cgil. „Indem wir die Lieferkette zusammengeführt haben, haben wir jedoch die stärksten Elemente vereint“, erklärt Morini weiter. Der gestrige Streik ist der erste Fall in der Welt, in dem sich die Arbeiter*innen der gesamten Lieferkette von Amazon, von den Lagern bis zu den Kurieren, an einem Streik beteiligen: die 9.000 festen Mitarbeiter von Amazon Italy Logistics, die in riesigen Lagerzentren und in den kleinsten Stationen über die Halbinsel verstreut sind, weitere 9.000 befristet Beschäftigte sowie ca. 1.500 Leiharbeiter*innen. Am stärksten war die Streikbeteiligung bei den ca. 19.000 Fahrer*innen, von denen keiner ein direkter Amazon-Beschäftigter ist, die es aber in der Pandemie ermöglichen, ein fast normales Leben zu führen, weil sie jede Art von materiellen Gütern nach Hause bringen. Gewerkschaften appellieren an die Verbraucher*innen: „Unentbehrliche Arbeitskräfte, wie sie ständig von allen definiert werden, wie wir sie sicherlich alle wahrgenommen haben und weiterhin wahrnehmen, aber sie werden nicht als solche behandelt“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der drei Gewerkschaften an die italienischen Haushalte. Die Fahrer*innen müssen „den Angaben eines Algorithmus folgen, der weder die Normen der Regulierung der Zeiten des Lebens und der Arbeit kennt, noch viel weniger die des Verkehrs unserer Städte“, heißt es weiter. „In den Lagern“, so fahren Filt Cgil, Fit Cisl und Uiltrasporti in dem Appell an die Bürger*innen fort, „arbeiten sie 8 Stunden mit einer Mittagspause von einer halben Stunde, ohne Kontrolle der Arbeitsschichten. Keine Verhandlungen, keine Diskussion mit den Vertretungsorganisationen über das auferlegte Arbeitstempo und für die Anerkennung von Gewerkschaftsrechten. Keine Sozialklausel oder Beschäftigungskontinuität für Fahrer*innen im Falle eines Lieferantenwechsels. Keine Entschädigung für die gestiegenen Belastungen durch Covid-19.“ „Es geht um den Respekt für die Arbeit, um die Würde der Arbeiter*innen, um die Sicherheit für sie und für Sie. Deshalb brauchen wir, um diesen Kampf um Gerechtigkeit und Zivilität zu gewinnen, die Solidarität aller Kundinnen und aller Kunden von Amazon“, schließt der Appell der Gewerkschaften an die Amazon-Kund*innen. Diese Losung wurde in den Sprechchören und Reden immer wieder aufgegriffen: „Arbeit – Rechte – Würde“ skandierten die Streikenden vor den Toren der Amazon-Niederlassungen…“ Artikel von Leo Mayer vom 23. März 2021  bei ISW externer Link
    • Den Algorithmus überwinden. In Italien streiken Amazon-Beschäftigte gegen Ausbeutung und Arbeitsdruck
      Rund 9500 Beschäftigte hat der US-Konzern Amazon in Italien, nach Gewerkschaftsangaben könnten es mit allen Fahrern zusammen aber bis zu 40 000 Mitarbeiter sein. Nach Angaben der Gewerkschaften CGIL, CISL und UIL beteiligten sich »im Schnitt 75 Prozent, in einigen Gebieten 90 Prozent« der Belegschaft an dem Ausstand. Amazon spricht dagegen von zehn Prozent Beteiligung. Für 24 Stunden legten sowohl die Festangestellten wie die Lieferboten des Konzerns die Arbeit nieder. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und ein menschenwürdigeres Betriebsklima. (…) Die Solidarität mit den Streikenden ist derweil groß. Maurizio Landini, Generalsekretär der größten italienischen Gewerkschaft CGIL, forderte Amazon auf, sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Luigi Sbarra von der CISL erklärte: »Heute streiken die Arbeitnehmer*innen für angemessene Löhne und menschenwürdige Arbeitszeiten und gegen das Prekariat. Menschen sind keine Ware.« Die Demokratische Partei hat über ihren stellvertretenden Sekretär Beppe Provenzano wissen lassen, dass man auf der Seite der Arbeitnehmer stehe, um ihre Rechte auch »im Zeitalter des Algorithmus zu verteidigen«. Auch Rossella Accoto von der 5 Sterne Bewegung und Staatssekretärin im Arbeitsministerium erklärte, dass »ein Algorithmus keine Lösung« sei und man sich mit diesen Themen eingehend beschäftigen müsse. Die Belegschaft von Amazon hatte die Kunden aufgefordert, sich solidarisch zu zeigen und am Tag des Streiks keine Ware zu bestellen. Wie weit diese dem Appell gefolgt sind, weiß man noch nicht. Von allen Solidaritätsbekundungen hat besonders eine alle Beschäftigten überrascht und gefreut. Sie beginnt mit den Worten »Liebe italienische Brüder und Schwestern, wir wünschen euch viel Glück« und kommt aus dem Werk in Bessemer, Alabama, wo Arbeiter gerade versuchen, zum ersten Mal einen Betriebsrat bei Amazon in den USA zu bilden.“ Artikel von Anna Maldini, Rom, vom 23.03.2021 im ND online externer Link
    • Amazon Strikers in Italy: “From Piacenza to Alabama—One Big Union” – Bericht vom 22.3.21 bei der UNI externer Link
    • Kundgebung am 22. März 2020 in Tübingen mit ca 30 Personen - u.a. solidarisch mit dem Streik in ItalienAmazon: Landini, dopo convinta adesione a sciopero multinazionale riapra confronto – Pressemitteilung vom 22.3.21 der CGIL externer Link, in der sie bis 75%ige Streikbeteiligung angibt, siehe auch einen Artikel bei CNBC externer Link in dem es heißt: „… Salvatore Pellecchia, general secretary of FIT-CISL, told CNBC in a statement that 75% of Amazon workers in Italy participated in the strike on Monday. He added that the union expected a lower turnout because many of the participants are temporary workers, who feel their job could be at risk if they strike. “If Amazon does not change its position, we will be forced to organize another strike,” Pellecchia said in a statement. “Amazon has registered a huge increase in turnover and profits thanks to the pandemic, and now must talk with us to give its employee what they are waiting for.”…“
    • Wir erhielten allerdings auch einen Zeugenbericht aus Italien: „Ich war kurz beim Streik in Arzano, dem südlichsten Lagerhaus von Amazon, bei Napoli. Leider hat dort kein*e einizig*e*r Arbeiter*in gestreikt und auch die 75% Streikbeteiligung, die die CGIL, CISL und UIL kommuniziert haben, scheint mir sehr übertrieben.“
    • Siehe auch: Kundgebung am 22. März 2020 in Tübingen mit ca 30 Personen – u.a. solidarisch mit dem Streik in Italien – dem Bericht ist auch das obige Foto entnommen
  • „Dieser Streik ist nicht nur gegen Amazon … dieser Generalstreik muss ein Streik gegen Amazon und seine Welt werden“ – die bisher breite Streikbeteiligung lässt hoffen 
    Die Streikbeteiligung scheint in Italien alle Niederlassungen vom Norden bis in den Süden zu erfassen und dabei auch alle beteiligten Berufsgruppen. Noch sind wir auf Twitter-Meldungen angewiesen: „Brescia Bergamo Monza Varese, ein einziger Schrei aus #Lombardia: #Amazon Arbeiter fordern Rechte!“ So die Meldung von CGIL Lombardia am Vormittag des 22.3. auf ihrem Twitter-Kanal externer Link (in der Google-Übersetzung), dort finden sich Foto-Berichte und internationale Soligrüsse ebenso wie bei Cgil Bologna externer Link, CGIL Liguria externer Link oder übergreifend bei der Cgil Nazionale externer Link (die u.a. breite Streikbeteiligung auch in der Toskana meldet) und  bei den Amazon Workers International externer Link sowie unter #Amazon #whitemonday #StrikeHard #ScioperoAmazon
  • The National Strike against Amazon and its Exploitative Algorithm in Italy 
    On Monday 22th March, in Italy the first national strike against Amazon will take place, involving the entire supply chain of those who work in and for the Seattle-based giant. The strikes against Amazon, however, are not new and take place within a sector marked by a long and hard cycle of struggles. For several years now, workers of the Seattle-based giant have been striking during every Black Friday, Prime Day and Christmas peak. For years, they have been making their voices heard, demanding higher wages and better working conditions. For years, they have been meeting in transnational meetings of Amazon Workers International externer Link to converge towards a common strategy, even though their national situations are very different. For this reason, we are not among those who look at the national strike against Amazon as an absolute “first”, because even in the Italian warehouses, and especially in Piacenza, they have been stubbornly fighting for years. Nonetheless, we are certainly among those who were looking forward to it, because we know that those struggles often carried out in solitude and in prohibitive conditions needed something like this. That is why we think that the national strike should be considered a significant novelty, not only because of its territorial scale, but because it involves all the different figures working in the Amazon supply chain – sorting and storage workers, drivers, security workers – in an overall rejection of the working conditions imposed by the algorithm. It is an important moment in the transnational struggle against Amazon. This strike, like others that are going on in the logistics sector, is not a measure of the strength of the unions that are calling for it, nor is it an episode, however interesting, in an Italian comedy. Only if we place and understand it on the long road to Seattle externer Link, it helps us to understand where we are, how far we can go, what possibilities and spaces for struggle and organization it opens up…“ Artikel von PRECARIOUS CONNECTIONS (Italy) vom 22.3.2021 bei der Transnational Social Strike Platform externer Link – im Vorfeld des Streiks geschrieben als Analyse des Streiks in Italien im Kontext der weltweiten Kämpfe

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22. März 2021: italienweiter Streik bei Amazon

Am kommenden Montag, dem 22. März 2021, soll bei Amazon alles still stehen. Der Streik beim grössten Logistikunternehmen weltweit soll alle Arbeitskategorien betreffen, von den Lagerarbeiter*innen bis zu den Paketzusteller*innen. Das haben die drei grossen Gewerkschaftsverbände Cgil, Cisl und Uil angekündigt.

In Italien arbeiten rund 40.000 Arbeiter*innen für Amazon. 9.000 davon sind direkt bei Amazon Italia Logistica in den grossen Lagerhäusern (hub) und in den kleineren Zentren (station) angestellt. Dazu kommen weitere 9.000 Zeitarbeiter*innen in der Logistik; diese kommen mittlerweile nicht mehr nur während den Festtagen wie Weihnachten zum Einsatz, sondern gehören zur Stammbelegschaft, obwohl sie unter schlechteren Bedingugnen arbeiten. Auch müssen rund 1.500 Logistikarbeiter*innen von Subunternhemen dazugezählt werden, die ihre Dienste aber ausschliesslich an Amazon anbieten.

Rund 19.000 Personen arbeiten als Paketzusteller*innen (driver) für Amazon, diese sind aber nicht direkt bei Amazon angestellt, da sich das multinationale Unternehmen auf eine Pluralität von kleineren und grösseren Betrieben stützt, um die Zustellung zu organisieren. Diese Betriebe gehören auch nicht alle zum gleichen Unternehmensverband.

Diese Fragmentierung wirkt sich sowohl auf die Anstellungsbedingungen wie auch auf die gewerkschftlichen Organisierung aus: Es gibt zurzeit keinen Amazon-Tarifvertrag, der die Bedingungen aller für Amazon tätigen Arbeiter*innen vereinheitlicht (in den Lagern gilt der Handelstarifvertrag, der nicht für die driver gilt). Auch die eher schwache Mitgliedschaft bei den Gewerkschaften erlauben es heute noch nicht, menschenwürdige Bedingungen durchzusetzen.

Mit dem italienweiten Streik wollen die Gewerkschaften eine Kursänderung vornehmen, sie fordern zweierlei: Erstens ein monitoring der Arbeitsrhythmen und Arbeitsbelastungen, denn mit dem Ausbruch der Pandemie hat sich das Arbeitsvolumen verdoppelt, die Zahl der Arbeiter*innen jedoch nicht; zweitens einen Rahmentarifvertrag, der die Arbeits- und Lohnbedingungen aller für Amazon tätigen Arbeiter*innen harmonisiert. Bisher sind die unterschiedlichen Unternehmensverbände jedoch nicht bereit, diesen Forderungen nachzukommen.

Artikel von Maurizio C. vom 16.3.2021 – wir danken!

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=187898
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