Rainer Jansen, Mitbegründer der GoG bei Opel in Bochum ist verstorben

Rainer Jansen, Mitbegründer der GoG bei Opel in BochumUnser Kollege, Freund und Genosse Rainer Jansen ist am 28.1.22  nach schwerer Krankheit einen Tag nach seinem 77. Geburtstag verstorben. Rainer war 1972 Mitbe-gründer unserer Gruppe oppositioneller Gewerkschafter GoG bei Opel in Bochum. Im gleichen Jahr erlitt er den Arbeitsunfall als Rangierer bei der Werksbahn mit der Folge einer Beinamputation und der entsprechenden lebenslangen Behinderung durch eine Prothese. 50 Jahre lang, von 1972 bis jetzt, hat Rainer unsere Gruppe aktiv mit-geprägt.  Über ein halbes Jahrhundert haben wir gemeinsam als Betriebsgruppe und in Kreisen der Gewerkschaftslinken in Deutschland und international zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von General-Motors für eine bessere, nichtkapitalistische Welt gearbeitet, diskutiert und organisiert…“ Siehe den Nachruf der Kollegen der GoG (Gegenwehr ohne Grenzen), dem sich Mag Wompel ausdrücklich anschließt, und weitere Informationen zu Rainer Jansen:

Rainer Jansen
Mitbegründer der GoG bei Opel in Bochum ist verstorben

 Ohne Spaß keine Revolution, wissen wir!
(Rainer im GoG-Film „Luft zum Atmen“ von labournet.tv)

Rainer Jansen, Mitbegründer der GoG bei Opel in Bochum

Rainer Jansen in Liverpool – einer der vielen Reisen der GoG, an denen er teilgenommen hat

Unser Kollege, Freund und Genosse Rainer Jansen ist am 28.1.22  nach schwerer Krankheit einen Tag nach seinem 77. Geburtstag verstorben. Rainer war 1972 Mitbegründer unserer Gruppe oppositioneller Gewerkschafter GoG bei Opel in Bochum. Im gleichen Jahr erlitt er den Arbeitsunfall als Rangierer bei der Werksbahn mit der Folge einer Beinamputation und der entsprechenden lebenslangen Behinderung durch eine Prothese. 50 Jahre lang, von 1972 bis jetzt, hat Rainer unsere Gruppe aktiv mitgeprägt. Über ein halbes Jahrhundert haben wir gemeinsam als Betriebsgruppe und in Kreisen der Gewerkschaftslinken in Deutschland und international zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von General-Motors für eine bessere, nichtkapitalistische Welt gearbeitet, diskutiert und organisiert.

Zu erinnern ist auch an Rainers kritischen Kommentar zur offiziellen IGM-Politik im Film „Luft zum Atmen“:

„ Ihre Ausrichtung auf die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen, das ist das zentrale Ziel, das wird immer den Arbeiterinteressen entgegenstehen“

Aber auch unsere Schwäche als Linke hat Rainer analysiert, im ausführlichen Interview im Buch „6 Tage der Selbstermächtigung. Der Streik bei Opel in Bochum Oktober 2004″ [*]:

„Woran die Linke krankt: Wieweit sind wir innerhalb der Linken kompromissfähig? Inwieweit sind wir im Sinne der gemeinsamen Sache überhaupt soweit, dass wir gemeinsame Ziele im Auge haben? Das gilt es erst einmal zu formulieren und dann die Kräfte darauf zu bündeln. (…) Gewisse Leute, die gewerkschaftspolitisch aktiv sind, arbeiten in bestimmten Strukturen. Aber der wirkliche Knackpunkt kommt ja dann, wenn man diese Strukturen dann den sog. Normalos noch vermitteln muss.  (…) Wir haben einen Großteil von Bildzeitungslesern. Wir haben geprägte Fernsehzuschauer (…) Man darf diese Faktoren nicht unterschätzen. Ich will damit auch sagen: Diese Sache des Links-Seins in der Gesellschaft (…) und das Up-to date-Sein in der Gesellschaft, ist etwas, das mit einem unheimlichen Aufwand von Freizeit und Mühe, Lesebereitschaft und dergleichen, begleitet wird. …  Wenn wir die Leute nicht erreichen, können wir alles vergessen… Längerfristig wird es darum gehen, dass genau Leute mit fortschrittlichen Ideen auch in die Sümpfe reingehören, da wo Scheiße geredet wird. (…) Du kannst 1000 Theorien entwickeln und kannst dich drehen und wenden wie du willst, wenn du nicht die, die massenweise und täglich in diese Scheiße eingebunden sind und diese ganze Kacke hier erwirtschaften, wenn du die nicht einbeziehen kannst.“

Rainer war in der Belegschaft auch bekannt wegen seiner 25  auf der letzten Seite der GoG-Zeitungen veröffentlichten Gedichte, hier ein Beispiel vom Februar 1997:

Der Neu-Arbeiter

Die kommen mit uns nicht mehr weiter,
nun formen sie den Neu – Arbeiter.
Er ist artig, muckt nicht auf,
legt täglich noch ne Schüppe drauf.

Er ist willig, sehr geduldig
und fühlt sich auch richtig schuldig
wenn die Produktion mal stockt.
Das ist etwas, was ihn schockt.

Hochmotiviert und stets bereit
mit flexibler Arbeitszeit,
arbeitet er mal kurz, mal lang,
nur der Firma gilt sein Dank.

Urlaub ist im Winter schön
und er findet´s sehr bequem,
daß man im Sommer länger produziert,
weil man dann ja nicht mehr friert.

Wird er krank, statt Krankenschein,
reicht er den Resturlaub ein.
Fehlzeit darf es nicht mehr geben,
auch Aktionäre wollen leben.

Bis zur Rente Tag für Tag,
dann gibt er schnell den Löffel ab.
Nur die Arbeit macht ihn froh.
Paßt nur auf! Die wollen uns so.

Februar 1997

Michael Hillebrandt, Uwe Lübke, Roland Müller-Heidenreich, Wolfgang Schaumberg, Lothar Schröder, Jürgen Schwartz, Johannes Szafranski

*) Informationen zum Buch „Sechs Tage der Selbstermächtigung. Der Streik bei Opel in Bochum Oktober 2004“ im LabourNet-Archiv (bitte scrollen)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=197547
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