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Tod und Zerstörung: Geburtstagsgrüße aus Ankara

Anschlag auf Militärkonvoi in Ankara: 17. Februar 2016 (sendika.org)Erdogan hat nächste Woche Geburtstag. Und lässt dann 2.000 Kinder für sich Parade laufen. Sein Sohn, Bilal Erdogan, wird in Italien gerade der Geldwäsche und politischen Korruption verdächtigt, meldete der britische Independent am Mittwoch, 17. Februar, ungefähr zur gleichen Zeit, als uns die Meldungen über einen neuerlichen Anschlag in der türkischen Hauptstadt erreichten. Was ein solcher Anschlag mitten im Regierungsviertel Ankaras eigentlich über die Sicherheitslage – und die Kompetenzen der dafür Verantwortlichen – aussagt, wird nur von oppositioneller Seite hinterfragt. Alle anderen legen sich darauf fest, dass einem Angriff der syrisch-kurdischen YPG – und um nichts anderes soll es sich gehandelt haben können – natürlich ein militärischer Gegenschlag folgen muss. Was die syrischen Kurden übrigens in die missliche Lage bringt, dass sie am Ende überhaupt nur noch auf Putin hoffen können. In den kurdischen Gebieten im Südosten der Türkei sieht die Lage dagegen in zwischen so aus: Die Ausgangssperre in Cizre ist aufgehoben worden, nicht alle Leichen können identifiziert werden. Die Menschen kehren in ihre zerstörten Häuser zurück, Medico International ruft zu Spenden für die Ausgebombten auf. Im Bezirk Sur in Diyarbakir besteht die Dauer-Ausgangssperre weiterhin. Auch hier inzwischen Meldungen von Menschen, die in Kellergebäuden eingeschlossen sind und unter Beschuss liegen. Ausgangssperre auch in Idil, wo ebenfalls Militäroperationen begonnen haben. Siehe dazu unsere Materialsammlung vom 19. Februar 2016 – inklusive einem Veranstaltungshinweis, den unsere türkischen Kolleg*innen von sendika.org empfohlen haben: Heute abend ab 19 Uhr sind in der Uni Bremen unter anderem zwei HDP-Politikerinnen zu Gast, um über die aktuelle Lage in der Türkei zu informieren

  • Bilal Erdogan: Italy names Turkish president’s son in money laundering investigation allegedly connected to political corruption. Bericht von Michael Day im Independent, online vom 17. Februar 2016 externer Link, über die aktuelle Strafverlogung gegen Bilal Erdogan, den Sohn des türksichen Präsidenten, in Italien (wohin er sich nach einer Korruptionsaffäre in der Türkei begeben hatte – englische Übersetzung der damals geleakten Telefonmitschnitte zwischen Vater und Sohn werden im Beitrag noch einmal mitgeliefert)
  • Davutoglu: „Das Recht, alle Maßnahmen gegen das syrische Regime zu ergreifen, ist uns vorbehalten“. Beitrag von Florian Rötzer bei telepolis vom 18.02.2016 externer Link, wo es heißt: „… Türkische Regierung sucht den Terroranschlag in Ankara, für die die YPG, die PKK und das syrische Regime verantwortlich sein sollen, für ihre Interessen auszubeuten. Der Anschlag mit einer Autobombe auf Militärbusse in der türkischen Hauptstadt hat 28 Menschen, 27 Soldaten und 1 Zivilist) das Leben gekostet. Die türkische Regierung scheint geneigt zu sein, als Täter eher die kurdische PKK auszumachen als Attentäter aus den Reihen des IS oder anderer islamistischer Gruppen. Zwar wurden die letzten Anschläge in Istanbul und Ankara schließlich dem IS zugeordnet, auch wenn man selbst zunächst bei dem Anschlag auf linke Kurden in Ankara, der mehr als 100 Menschen das Leben kostete, zunächst auch die PKK ins Spiel gebracht hatte…
  • New Ankara bombing raises questions of security failures – or security connivance. Beitrag vom 18. Februar 2016 bei sendika.org externer Link über die Frage, ob es bei den beiden letzten Anschlägen in Ankara (der vom  10.10.2015 auf eine Friedensdemonstration ist unvergessen) tatsächlich um Sicherheitsversagen – oder nicht doch viel mehr um Mitwisserschaft handelt…
  • The more the massacres, the more authorities stay in office. Beitrag vom 18. Februar 2016 bei sendika.org externer Link über die regelmäßig nicht gezogenen personellen Konsequenzen aus den verschiedenen Terror-Anschlägen der vergangenen Jahre in der Türkei
  • „YPG steckt hinter Anschlag in Ankara“ – Warum diese Behauptung so absehbar war. Pressemitteilung des Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. vom 18.02.2016 externer Link, wo es heißt: „Schon am Morgen nach dem verheerenden Anschlag in Ankara, bei dem mindesten 28 Menschen ums Leben gekommen sind, haben die Ermittlerteams der türkischen Sicherheitskräfte ganze Arbeit geleistet und den scheinbar Verantwortlichen bereits ermittelt: Demnach ist der Täter ein 24-jähriger namens Salih Neccar, geb. 1992 in der nordsyrischen Stadt Amudê. Das ließ der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu am Donnerstag verlautbaren. Neccar habe sich selbst in die Luft gejagt und sei – welch Überraschung! – Mitglied der YPG (Volksverteidigungseinheiten, Teil der Demokratischen Kräfte Syriens)…
  • Hunderte islamistische Kämpfer überschreiten türkische Grenze nach Azaz. Pressemitteilung des Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. vom 18.02.2016 externer Link, wo es heißt: „Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschrechte [zufolge] sollen hunderte islamistischer Kämpfer von der Türkei aus ins umkämpfte Azaz gelangt sein. Vertraulichen Augenzeugenberichten zufolge soll der Grenzübergang unter den Augen der türkischen Sicherheitsbehörden erfolgt sein. Bereits am 15.Februar 2016 veröffentlichte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, dass sich 350 islamistische Kämpfer mit leichten und schweren Waffen nach Aleppo und Tall Rifaat begeben hätten. Auch hier soll der Übergang über die türkische Grenze in Idlib unter den Augen der türkischen Behörden erfolgt sein…
  • Rund 200 Zivilisten in Sur von einem Massaker des türkischen Staates bedroht. Meldung beim Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. vom 18.02.2016 externer Link, wo es heißt: „Nach den Massakern des türkischen Militärs in der kurdischen Stadt Cizîr (Cizre) sind nun im Stadtbezirk Sur rund 200 Menschen der akuten Gefahr eines Massakers ausgesetzt. Der Bezirk Sur in der kurdischen Großstadt Amed (Diyarbakir) wird nun seit 79 Tagen durch das türkische Militär belagert und angegriffen. Seit den Morgenstunden des 18. Februar werden die in Sur eingeschlossenen Menschen massivem Raketenbeschuss ausgesetzt. Gleichzeitig kreisen Militärflugzeuge des türkischen Staates im Tiefflug über den Bezirk…
  • A sms from Sur: Another Cizre may be coming. Meldung beim Journalistinnen-Netzwerk Jinhaber vom 17. Februar 2016 externer Link, wo es heißt: „For 78 days, Sur district of Diyarbakır has been under blockade. DİHA reporter Mazlum Dolan sent a sms from a basement in Sur, „We can be killed like in Cizre“. For 78 days, State forces have attacked and blockaded the Sur district of Diyarbakır. DİHA reporter Mazlum Dolan has been in the town since 24-hour curfew declared in the town to reflect the truth to public. Mazlum reported that they are facing with the threat of massacres. Mazlum wrote that he has been stuck in a basement with some families due to the ongoing attacks. The sms reads, „We are in a basement. The situation is bad. I am with some families. Another Cizre may be coming soon. The clashes are very violent. The building has been shelled with mortars and tanks. They have announced „We will fire on you from the air and kill all of you.“ Take care of yourself, give my regards to friends.“
  • Brot für die Ausgebombten. Es herrscht Krieg in den kurdischen Städten in der Türkei. medico-Partner versorgen bis zu 2000 Familien. Helfen Sie mit! Spendenaufruf von Medico International externer Link – Spendenkonto:medico international ||IBAN: DE21 5005 0201 0000 0018 00 || BIC: HELADEF1822 || Frankfurter Sparkasse
  • Brecht das Schweigen! Über den Krieg in Türkei-Kurdistan. Informations- und Diskussionsveranstaltung externer Link mit Gülsüm Agaoglu, Istanbul, Mitglied im Parteirat der HDP, Mitglied im „Frauenfreiheitsrat“; Ayse Berktay, Istanbul, Mitglied im Parteirat der HDP, Mitglied im „Frauenfreiheitsrat“, Gewinnerin des „Barbara Goldsmith Freedom to Write Award“ (PEN); Prof. Dr. Gazi Caglar, Hildesheim, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst. Wo: Hochschule Bremen, Saal M26a (Eingang Mensa) Neustadtwall 30, 28199 Bremen // Wann: 19.2.2016, 19:00 Uhr
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=93659
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