Arbeitszeit: XXL. Der Acht-Stunden-Tag auf dem Prüfstand

Dossier

Arbeit ohne EndeWeg mit dem 8-Stunden-Tag? Ins Sommerloch 2015 trötete der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Rainer Dulger, Beschäftigte sollten entscheiden können, statt täglich starr 7 Stunden heute mal 9 und morgen 11 Stunden zu arbeiten, dafür dann aber übermorgen zu Hause zu bleiben. «Das geht aber rechtlich nicht. Deshalb ist der Vorschlag sinnvoll, von einer täglichen auf eine wöchentliche Grenze zu gehen.» Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) berichtete umgehend der Berliner Zeitung: «Ich bin für vieles offen». Tatsächlich stehen bei der Marke «8 Stunden» arbeitsschutzrechtlich keine Schranken irgendwelchen Verwertungsinteressen im Wege. Allein Beschäftigte, die zumindest Schwerbehinderten gleichgestellt sind, können sich auf ihr Verlangen hin von Arbeitszeiten über 8 Stunden hinaus freistellen lassen. Ansonsten finden wir weder vergütungsrechtlich noch kollektivrechtlich eine Regel, die Minsterin Nahles noch schleifen könnte. Das zeigen die nachfolgenden Beispiele…“ Artikel von Tobias Michel in der Soz Nr. 12/2015 externer Link. Siehe dazu:

  • [DGB] Arbeitszeiten: Schon heute flexibel und fair möglich
    Die Arbeitgeber wollen den Acht-Stunden-Tag kippen. Angeblich sei das Arbeitszeitgesetz zu starr für die Arbeitswelt von morgen. Das ist falsch: Schon heute sind flexible und gleichzeitig faire Arbeitszeitregeln für Beschäftigte möglich…“ DGB-Pressemitteilung vom 30.03.2016 externer Link – mit dem Verweis auf die Datenbank der Hans-Böckler-Stiftung und dort „diverse Beispiele für betriebliche Regelungen, die im bestehenden gesetzlichen Rahmen hochflexible Arbeitszeitmodelle mit bis zu neun oder zehn Arbeitsstunden pro Tag ermöglichen – und gleichzeitig faire Ausgleichsregelungen für Beschäftigte enthalten“ sollen (!) – ist nicht genau das ein Einfallstor für die jetzigen Forderungen gewesen?!

  • Nahles will neue „Wahlarbeitszeit“
    Zwei Drittel aller Beschäftigten haben mittlerweile nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) einen digitalisierten Arbeitsplatz. Ihr Präsident Ingo Kramer fordert nun, das Arbeitszeitrecht von einer Tageshöchstarbeit auf eine Wochenarbeitszeit umzustellen…“ Artikel von Thomas Öchsner vom 30. März 2016 in der Süddeutschen online externer Link
  • Arbeitszeit: Anwesenheitswahn in der Arbeit – das muss aufhören
    „Arbeitgeber bringen den Zehn-Stunden-Tag ins Gespräch. Eine neue Debatte über die Arbeitszeit ist zwar richtig – doch wir müssen über ganz andere Dinge reden. (…) Der Gesetzgeber (…) sollte nicht einer Entgrenzung der Arbeitszeiten Tür und Tor öffnen. (…) Die Möglichkeit, von der Arbeit abschalten zu können, sollte dabei nie verloren gehen. Vielleicht wird es deshalb irgendwann einmal ein gesetzliches Recht auf Unerreichbarkeit geben.“ Kommentar Thomas Öchsner vom 29. März 2016 bei Süddeutsche Zeitung online externer Link
  • Arbeitgeber fordern flexiblere Arbeitszeiten – DGB für Recht auf Ruhe
    Die Wirtschaft ist unzufrieden mit dem Arbeitszeitgesetz – sie hält es für zu starr. Bei Ministerin Nahles will sie mit Forderungen nach mehr Flexibilität durchdringen. Der DGB hat andere Vorstellungen. Deutschlands Arbeitgeber fordern mehr Flexibilität in den gesetzlichen Regeln zur Arbeitszeit. „Es sollte zum Beispiel möglich sein, auch einmal über zehn Stunden hinaus zu arbeiten und den Ausgleich hierfür an anderen Tagen zu nehmen“, sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer der dpa. Dies wolle er in einem Dialog zu dem Thema einbringen, den Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für die kommenden Monate angekündigt hatte. (…) Die Ankündigung der Koalition, ein Recht zur Rückkehr von einer Teil- in eine Vollzeitstelle schaffen zu wollen, kritisierte Kramer heftig…Beitrag von Andreas Wilkens bei heise online vom 29. März 2016 externer Link
  • Arbeitszeitgesetz: Arbeitgeber fordern mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit
    „Die Wirtschaft ist unzufrieden mit dem Arbeitszeitgesetz – sie hält es für zu starr. Bei Arbeitsministerin Andrea Nahles will sie mit Forderungen zu mehr Flexibilität durchdringen. Der DGB hat andere Vorstellungen…“ Artikel vom 29. März 2016 bei Handelsblatt online externer Link
  • Acht-Stunden-Tag adé? Wir brauchen mehr Freizeit, nicht mehr Arbeit
    Die Arbeitgeberverbände fordern, dass der Acht-Stunden-Tag abgeschafft wird – für zeitgemäße Arbeitsmodelle. Allerdings käme die neue Flexibilität vor allem Arbeitgebern zugute. Den Arbeitnehmern hingegen drohen noch mehr Überstunden. (…) Sie wollen den Acht-Stunden-Tag abschaffen und das Gesetz auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden umstellen – für mehr Flexibilität am Arbeitsplatz. Wer glaubt, die neue Zeitplanung käme beiden Seiten zugute, irrt. Eine Lockerung würde vor allem eins bewirken: noch mehr Arbeit. (…) Wie die Ziele der Arbeitgeberverbände auch formuliert sind, die berufliche Praxis wird vermutlich anders aussehen: Es gibt zu viele schwarze Schafe, die die Lockerung ausschließlich zu ihren Gunsten und auf Kosten der Arbeitnehmer nutzen würden. Ein Blick auf die gegenwärtige Situation genügt: Überstunden erfolgen laut einer Studie oft ohne Ausgleich und so schultern Einzelne den Arbeitsumfang, für den es erforderlich wäre, neue Mitarbeiter einzustellen…“ Kommentar von Vanessa Kockegei vom 24.12.2015 bei n-tv externer Link
  • Konzernlobby macht gegen Acht-Stunden-Tag mobil
    BDA-Chef fordert von Beschäftigten »mehr Beweglichkeit« / Kramer: Ständige Erreichbarkeit ist nur Problem der Selbstdisziplin / Psychische Erkrankungen nicht auf Arbeitsstress zurückzuführen
    Der Konzernlobbyist Ingo Kramer hat von den Beschäftigten »mehr Beweglichkeit bei der wöchentlichen Arbeitszeit« gefordert, wie es in einem Zeitungsbericht heißt. »Der starre Acht-Stunden-Tag passt nicht mehr ins digitale Zeitalter, wir wollen mehr Beweglichkeit«, sagte Kramer der »Rheinischen Post«. Es könne sein, dass jemand an einem Tag zwölf Stunden arbeitet und am nächsten nur vier, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: »Wir wollen ja die Wochenarbeitszeit nicht ausweiten.« ...“ Artikel vom 19.12.2015 in Neues Deutschland online externer Link
  • Siehe dazu: Interview mit Ingo Kramer: „Wir müssen nicht 24 Stunden online sein“
    Der Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer ist zu Hause nicht über Handy zu erreichen. Grenzen zu ziehen in der digitalen Arbeitswelt, das sei eine Frage der Selbstdisziplin, sagt er im Interview mit unserer Redaktion. (…) [Frage] Die Arbeitgeber möchten aber den Acht-Stunden-Tag abschaffen. Da liegt der Verdacht nahe, dass die Firmen doch Mehrarbeit verlangen. [Kramer] Das stimmt nicht. Wir wollen ja die Wochenarbeitszeit nicht ausweiten. Der starre Acht-Stunden-Tag passt nur nicht mehr ins digitale Zeitalter, wir wollen mehr Beweglichkeit. Es kann sein, dass jemand an einem Tag zwölf Stunden arbeitet und am nächsten nur vier…“ Interview von Jan Drebes und Birgit Marschall   vom 18. Dezember 2015 bei RP online externer Link
  • Arbeit im „digitalen Zeitalter“: Arbeitgeber dringen auf Ende des starren Acht-Stunden-Tags
    Sheena Easton sang im Hit „Morning Train“: „Er arbeitet von neun bis fünf.“ Der Acht-Stunden-Tag ist jedoch oft nicht mehr die Realität. Die Arbeitgeber wollen die Arbeitszeitgesetze deshalb ändern: Sie passten nicht mehr ins digitale Zeitalter. (…) Daimlers Personalvorstand Wilfried Porth hält eine Lockerung der Arbeitszeitgesetze ebenfalls für notwendig. (…) Arbeitgeberpräsident Kramer hatte bereits vor einigen Monaten gefordert, das Arbeitszeitgesetz von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen, um mehr Spielräume zu schaffen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt das ab.“ Meldung vom 19.12.2015 bei heise online externer Link
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