Mindestlohn in Deutschland: Experiment mit offenem Ausgang
Ein Mindestlohn von 8,50 Euro brächte jedem sechsten Arbeitnehmer plötzlich mehr Geld. Doch der Mindestlohn hat Tücken, die niemand abschätzen kann. Artikel von Barbara Dribbusch in der taz online vom 22. 10. 2013
Aus dem Text: „… Der Streit über den Mindestlohn lässt die Gefälle in der Wirtschaft hervortreten – nicht nur zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten, sondern auch zwischen großen und kleinen Betrieben, zwischen West und Ost, zwischen exportstarker Industrie und kleinen Dienstleistern. 8,50 Euro die Stunde als untere Lohnuntergrenze: Das wird ein Experiment mit Verschiebungen, Verzerrungen, Gewinnern und auch ein paar Verlierern. (…) Doch in welchen Bereichen höhere Preise vom Kunden akzeptiert werden und wo nicht, ist eine offene Frage. Immerhin steigt mit einem Mindestlohn auch die Kaufkraft, wenn auch nicht erheblich. Laut DIW kommt es bei einer Lohnuntergrenze von 8,50 Euro zu einer Bruttolohnsteigerung von durchschnittlich 3 Prozent. (…) Branchen, die mit Stücklöhnen arbeiten, könnten zudem durch überhöhte Vorgaben indirekt die Entlohnung drücken: Die Vorgaben müssten dann mit unbezahlten Überstunden abgearbeitet werden. Dies passiert derzeit in der Gebäudereinigung, die bereits einen Branchenmindestlohn hat, aber nach geputzten Quadratmetern abrechnet. Bei den Zeitungszustellern müssten im Falle eines Mindestlohnes die Berechnungssysteme nach realistischen Vorgaben „angepasst werden“, betont Betriebsrat Thanner…“