[Buch] Klassengesellschaft akut. Warum Lohnarbeit spaltet – und wie es anders gehen kann

Klassengesellschaft akut. Warum Lohnarbeit spaltet - und wie es anders gehen kann. Buch von Nicole Mayer-Ahuja im C.H.Beck. Verlag„… Mayer-Ahuja beschreibt die sich vertiefende Kluft zwischen Arbeit und Kapital, aber auch zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen. Deren Arbeits- und Lebensbedingungen haben sich so polarisiert, dass manche Lohnabhängige auf Kosten anderer abgesichert werden: Stammbelegschaften grenzen sich in Unternehmen von Randbelegschaften ab, prekäre Hausangestellte kompensieren die flexiblen Arbeitszeiten von «Hochqualifizierten», Frauen und migrantische Beschäftigte arbeiten überproportional im Niedriglohnsektor etc. Mit Blick auf prekäre Jobs und qualifizierte Festanstellungen fragt das Buch, welche Erfahrungen verschiedene Gruppen von Arbeitenden verbinden. Die Angst vor Arbeitsplatzverlust, steigender Leistungsdruck, Fremdbestimmung und mangelnder Einfluss auf die eigene Arbeitssituation, aber auch die Konfrontation selbst Festangestellter mit der prekären Lage ihrer Kinder oder Partnerin können Ohnmacht schüren. Oder als Ansatzpunkte für Solidarisierung dienen. Ein Buch, das zum Aufbruch in eine gerechtere Gesellschaft anregt.“ Verlag C.H.Beck zum Buch von Nicole Mayer-Ahuja – siehe mehr zum Buch und eine Leseprobe daraus:

  • Nicole Mayer-Ahuja: „Klassengesellschaft akut – Warum Lohnarbeit spaltet – und wie es anders gehen kann.“

Kap. 9. Schritte zu einer besseren Gesellschaft

„… Die Forderung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sollten wie «früher»  funktionieren, ist eigentlich zutiefst konservativ, weil sie die Bewahrung des Alten fordert. Der selektive Bezug auf Vergangenes kann jedoch auch zum Ausgangspunkt für das Nachdenken über Neues werden. Selbst in einer Zeit, in der «Zukunft» eher mit Ängsten als mit Hoffnungen verbunden wird und Uto pie nur als düstere Dystopie denkbar scheint, ist dieser Rückgriff auf eine selektiv erinnerte Vergangenheit eine Möglichkeit, humane Zukunftsalternativen zu formulieren.
Welche Rolle könnten Elemente einer «moralischen Ökonomie» heute für eine solidarische Politik der Arbeit spielen? Abweichende Vorstellungen von einer «gerechten Wirtschaft» werden vor allem in Umbruchsituationen formuliert. Werfen wir also einen kurzen Blick auf drei Konstellationen, in denen utopische Potentiale erkennbar werden, weil etablierte Standards unter Druck geraten. (…)
Alles, was wir über tayloristische Industrieproduktion und die anschließende Einführung und Rücknahme von Gruppenarbeit wissen, spricht gegen die Annahme, dass es eine «gute alte Zeit» gegeben hat, in der man «in Ruhe» arbeiten und kollegialen Austausch pflegen konnte und das Management ein Auge zudrückte, wenn die Belegschaft feiern wollte. Für den «Kampf um die Köpfe» von Arbeitenden ist es jedoch egal, ob diese ein realistisches Bild der Vergangenheit zeichnen. Viel wichtiger ist, dass die «Legende von einst besseren Tagen» ihnen als Grundlage dient, um die gegenwärtigen Veränderungen von Arbeitsorganisation scharf zu kritisieren. Gerade weil sie unter Verweis auf «damals» ins gemeinsame Nachdenken darüber kommen, wie es künftig anders gehen könnte, werden Konturen einer menschengerechteren Arbeitswelt überhaupt erst diskutierbar. (…)
Versuchen wir das (scheinbar) Unmögliche! Denken wir ohne Schere im Kopf über den Status quo hinaus – und konkretisieren wir unsere Vorstellungen davon, wie Arbeit, soziale Sicherheit und Demokratie in Wirtschaft und Gesellschaft aussehen sollen. Sorgen wir dafür, dass sich das «Wir» der Lohnabhängigen erweitert – dass aus Potentialen der Solidarisierung tatsächlich Solidarität wird. Tun wir gemeinsam Schritt für Schritt hin zu einer besseren Gesellschaft
…“ Aus der Leseprobe aus dem Kapitel 9. : „Schritte zu einer besseren Gesellschaft“ (S. 227-233) samt dem Inhaltsverzeichnis – wir danken dem Verlag für die Freigabe und der Autorin für die tolle Zusammenarbeit! Siehe und höre zum Buch auch:

  • Warum Lohnarbeit spaltet: Soziologin Mayer-Ahuja im Gespräch
    Die Göttinger Soziologin Nicole Mayer-Ahuja beobachtet: Die Ungleichheit in Deutschland wächst, Armut verkürzt das Leben, und selbst gut Ausgebildete erleben Unsicherheit und Konkurrenz.
    Mayer-Ahuja widerspricht dem Mythos der klassenlosen Gesellschaft. In ihrem Buch „Klassengesellschaft akut“ zeigt sie, warum Lohnarbeit spaltet, wie sich Klassen heute neu formieren – und wo Chancen für Solidarität liegen…“ Text und Audio des Interviews von Sebastian Friedrich vom 26.10.2025 im NDR externer Link Audio Datei
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=232838
nach oben