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Großküche der Uniklinik Bonn: Die fristlose Kündigung des Vorsitzenden des Betriebsrats der UKB-Catering muss zurückgenommen werden!

Dossier

[DGB-Kampagne] Stop Union BustingDer Vorsitzende des Betriebsrats der UKB-Catering ist fristlos gekündigt worden. Am 25.11.2025 soll nun der Gütetermin zur Kündigung nach §103 BetrVG am Arbeitsgericht Bonn stattfinden. Der Betriebsratsvorsitzende der UKB-Catering scheint mit dem Erkämpfen einer 500 € Inflationsausgleichprämie sowie der politischen Forderung nach gleicher tariflicher Behandlung zur Persona non grata geworden zu sein. Die UKB-Catering ist eine outgesourcte Tochter der Universitätsklinik Bonn. Schon seit längerer Zeit kamen Klagen der Beschäftigten nach einer besseren Bezahlung, mehr Wertschätzung sowie nach Verbesserungen der allgemeinen Arbeitsbedingungen auf. Insbesondere der Betriebsrat machte vor Ort auf sich aufmerksam…“  Meldung vom 21.10.2025 vom ver.di-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen externer Link und mehr daraus/darüber:

  • Nur noch zwei von sieben Betriebsratsmitgliedern übrig: Ministerium für Wissenschaft sieht keine Anzeichen für Union Busting bei UKB-Catering New
    „… Der Ärger begann, als der 2022 gewählte Betriebsrat auf einer Schulung erfuhr, dass in Betrieben mit ständig mehr als 100 Beschäftigten Fachausschüsse zu bilden sind. Das trifft für die UKB Catering GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Uniklinik Bonn, zu: Rund 130 Angestellte arbeiten hier, wie das Klinikum auf Anfrage mitteilte. Seitdem soll die Geschäftsleitung Beschäftigten zufolge Kostenübernahmen für Betriebsratsschulungen beständig verweigern. Absagen erfolgten zumeist telefonisch, damit der Betriebsrat nichts Handfestes vorweisen könne.
    Noch mehr Dampf ist im betrieblichen Kessel, seit die Küchenangestellten fordern, wie ihre Kollegen in Direktanstellung nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) statt nach dem Tarif des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes bezahlt zu werden. Einer der delikaten Unterschiede: Im TV-L werden die Berufsjahre angerechnet. Die Differenz kann laut Verdi je nach Tätigkeit und Berufsjahren zwischen 200 und 800 Euro im Monat liegen. Für solche Beträge lohnt es sich, einen Streit mit dem Chef auszutragen.
    2 von 7 Betriebsratsmitgliedern übrig: Ministerium für Wissenschaft sieht keine Anzeichen für Union Busting
    Doch schon, seit der Betriebsrat eine Inflationsprämie von 500 Euro durchsetzte, sind laut Verdi im Betrieb vermehrt vorgefertigte Rücktrittsformulare für Betriebsräte und Musteraustrittsformulare für Mitglieder der Gewerkschaft aufgetaucht. Verdi wertet das als Behinderung der Betriebsratsarbeit und Eingriff in die gewerkschaftliche Koalitionsfreiheit. Vorgesetzte sollen in Gesprächen zudem starken Druck auf Betriebsratsmitglieder ausgeübt haben, und tatsächlich seien Rücktritte von Betriebsräten teils unter Verwendung gleicher Formulare erfolgt.
    Die Uniklinik Bonn erklärte gegenüber der Autorin , dass die Auslagerungen von Catering, Patientenservice und Gebäudereinigung 2004 und 2007 auf Struktur-, Managementoptimierungen und Personaleinsparungen abgezielt hätten. Stephanie Schwedhelm ist Geschäftsführerin der drei Töchter und Leiterin der Rechtsabteilung der Uniklinik. Als solche ist sie laut Betriebsverfassungsgesetz verpflichtet, vertrauensvoll mit Betriebsräten zusammenzuarbeiten und Betriebsratsmitglieder vor Behinderung und Benachteiligung zu schützen. Das Gegenteil scheint der Fall – und gilt als Straftat.
    Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sah auf Anfrage der Autorin keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür, dass die Geschäftsführung der Uniklinik die Gewerkschafts- oder Betriebsratsarbeit behindert hätte. Das Thema Union Busting nehme die Landesregierung jedoch sehr ernst, so ein Sprecher
    …“ Beitrag von Jessica Reisner vom 26. November 2025 bei Arbeitsunrecht in Deutschland externer Link („UKB-Catering: Druck im Betriebskessel“)
  • Druck im Betriebskessel: Küchenpersonal der Uniklinik Bonn klagt über Arbeitsbedingungen. Gewerkschaftliche Organisierung wird von Chefetage torpediert
    Viele Köche verderben den Brei? Nein! In Großküchen wie der Zentralküche der Universitätsklinik Bonn leisten sie Enormes. Um die Patientenverpflegung zu sichern, wird hier gewissenhaft geschnippelt, gerührt und gegart. Ist alles bereitet, stellen die Frauen am Band innerhalb einer Stunde unter Hochdruck rund 1.600 Mahlzeiten zusammen – plus 180 Diät- und 190 Sondergerichte für die Privatpatientenstationen, dreimal täglich das Ganze. Verdorben ist jedoch das Arbeitsklima: Kehrt man die Reste zusammen, sind von ehemals sieben Betriebsratsmitgliedern gerade noch zwei übrig. Zehn Rücktritte aus dem Betriebsrat, inklusive der Ersatzliste, gab es seit 2022. Jetzt müssen Neuwahlen stattfinden. Gleichzeitig heizt die Geschäftsleitung unter Stephanie Schwedhelm die Negativstimmung im Betrieb weiter an. Vorläufiger Höhepunkt war die jüngste Kündigung und Freistellung des Betriebsratsvorsitzenden. Angestellte berichten von einem angstbesetzten Arbeitsalltag: Wer nicht spurt – und beispielsweise ablehnt, kurzfristig einzuspringen –, muss demnach schon mal für sechs Stunden Essensreste in den sogenannten Schweineeimer befördern. Schnell würde einem hier das Leben zur Hölle gemacht, so Maurice Graf, zuständiger Sekretär der Gewerkschaft Verdi. (…)
    Die Uniklinik Bonn erklärte gegenüber jW, dass die Auslagerungen von Catering, Patientenservice und Gebäudereinigung 2004 und 2007 auf Struktur-, Managementoptimierungen und Personaleinsparungen abgezielt hätten. Stephanie Schwedhelm ist Geschäftsführerin der drei Töchter und Leiterin der Rechtsabteilung der Uniklinik. Als solche ist sie laut Betriebsverfassungsgesetz verpflichtet, vertrauensvoll mit Betriebsräten zusammenzuarbeiten und Betriebsratsmitglieder vor Behinderung und Benachteiligung zu schützen. Das Gegenteil scheint der Fall – und gilt als Straftat. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sah auf Anfrage von jW keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür, dass die Geschäftsführung der Uniklinik die Gewerkschafts- oder Betriebsratsarbeit behindert hätte. Das Thema Union Busting nehme die Landesregierung jedoch sehr ernst, so ein Sprecher. Die volkswirtschaftlichen Folgen von Auslagerung und Lohndumping sind derweil verminderte Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträge und Altersarmut. Dabei sollte doch gerade beim Essen, und noch mehr bei der Verpflegung Kranker, gelten: Lieber ein bisschen besser und dafür etwas mehr Geld ausgeben.“
    Artikel von Jessica Reisner in der jungen Welt vom 13. November 2025 externer Link
  • [Interview] Union Busting im Krankenhaus. Uni-Klinik Bonn gegen Betriebsrat?
    „… Also grundsätzlich ist der aktuelle Stand, dass es ein Zustimmungssetzungsverfahren gibt vor dem Arbeitsgericht. Sprich das Arbeitsgericht soll die Zustimmung des Betriebsrates ersetzen, damit der Betriebsratsvorsitzende außerordentlich im Zweifelsfall ordentlich gekündigt werden kann.
    [Und ihr mobilisiert auch zum Prozesstermin?]
    Das ist zuerst mal ein kleiner Gütetermin. Wir werden mit einer kleinen Delegation da sein, den Kollegen erstmal mental unterstützen, machen aber noch keine große Aktion. Da wir gerade doch sehr fest davon ausgehen, dass der Termin sehr schnell vorbei sein wird, dem Kollegen auch Recht gegeben werden kann. (…) Wir haben mit den Kolleginnen und Kollegen gesprochen, im Gremium, aber auch außerhalb, um uns da ein Bild zu machen. Und da stand schon der Fall gewesen zu sein, dass vor Ort wohl auch mittlere Führungskräfte vor allem einen gewissen Druck auf Leute ausgeübt haben, dass sie aus dem Betriebsrat austreten sowie aus der Gewerkschaft. (…)
    Wir haben uns gestern mit den Gesellschaftern erstmal darauf geeinigt, dass die Wahlen auf jeden Fall stattfinden sollen, sehr zügig stattfinden sollen und auch nicht weiter beeinflusst werden. Es gab da so einen Moment, zu dem wir auch unterschiedliche Interpretationen haben, den wir als Wahlbeeinflussung wahrgenommen haben. Da ging es darum, dass die Geschäftsführerin wohl in der Küche war und den Beschäftigten nahegelegt hätte, dass, wenn sie jetzt ihren Betriebsrat wiederwählen würden, dass man überlege, den Laden wieder zu verkaufen. (…)
    Also die Geschäftsführerin hat sehr kenntlich gemacht, dass sie mit den anderen beiden Betriebsräten der beiden anderen Gewerkschaften sehr gut zusammenarbeitet. Die sind tatsächlich aber auch nicht verdi-gebunden. Die sind in einer anderen Organisation. Ob das jetzt gelbe Listen sind, sei mal dahingestellt. Dafür kenne ich die Kolleginnen noch nicht gut genug. Aber ich gehe schon fest davon aus, dass die Geschäftsführerin sich andere Kandidatinnen und Kandidaten erwünscht, die wahrscheinlich eher in ihrem Geiste als Betriebsräte agieren. Dass dort kein Betriebsrat vor Ort sein sollte, das wird nicht passieren, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich gehe schon davon aus, dass wir eine Gegenliste haben werden.“ Audio und Text des Interviews von Elmar Wigand vom 10. November 2025 externer Link Audio Datei mit Maurice Graf (Ver.di-Sekretär) bei Arbeitsunrecht
  • Für faire Arbeitsbedingungen auch bei den Tochterfirmen der Uniklinik Bonn!
    Weiter aus der Meldung vom 21.10.2025 im ver.di-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen externer Link: „… Darüber hinaus adressierte er im Engagement für seine Kolleg*innen die Politik in NRW mit der Forderung, dass keine 2 Klassengesellschaft an den Unikliniken zugelassen werden dürfe. Auch bei der 100%igen Tochtergesellschaft UKB Catering soll – wie bei der Uniklinik selbst – der Tarifvertrag der Länder (TV – L) zur Anwendung kommen.
    Aktivitäten dieser Art scheinen den Entscheidungsträgern der Servicetochter nicht gefallen zu haben. Als Gewerkschaft ver.di vernehmen wir seit dem 19.11.2024 das vermehrte Aufkommen von Musterrücktrittsformulare aus dem Betriebsrat sowie Musteraustrittsformulare aus der Gewerkschaft. Aus unserer Perspektive entsteht hier der Verdacht der Behinderung der Betriebsratsarbeit nach §119 BetrVG sowie eines Eingriffs in die Koalitionsfreiheit nach Art.9 Abs.3 GG.
    Nun ist der Betriebsrat lediglich kommissarisch im Amt und der Betriebsratsvorsitzende soll mit fadenscheinig wirkenden Begründungen außerordentlich gekündigt werden. „Im Rahmen einer Betriebsbegehung der Küche fanden wir ein Klima der Angst vor, in dem die Beschäftigten erst sprachen, wenn kein Vorgesetzter in Sicht war!“, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Maurice Graf. Man müsse aufpassen mit wem man spricht, da die Leitungen einem sonst „das Leben zur Hölle“ machten…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=231664
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