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Marokkos Jugend protestiert: „Wir haben Fußballstadien, wo bleiben die Spitäler?“

Dossier

GenZ212: Marokkos Jugend protestiert gegen die Kosten des African Cup: "Wir haben Fußballstadien, wo bleiben die Spitäler?"In Marokko geht die Gen Z für bessere Bildungschancen und gegen Korruption auf die Straße. Der Ärger über die Ausgaben für die Fußball-WM 2030 ist groß und der Zeitpunkt der Proteste brisant. Seit Tagen protestieren junge Menschen in mehreren marokkanischen Städten gegen das marode Bildungs- und Gesundheitswesen. Es sind die größten Anti-Regierungs-Proteste in Marokko seit Jahren. Die Demonstranten, die größtenteils der Generation Z angehören, prangern erstmals lautstark die aus ihrer Sicht falschen Prioritäten der Regierung an. (…) In Marokko empören sich die Protestierenden nicht nur über die Perspektivlosigkeit der Jugend, sondern auch über die hohe Jugendarbeitslosigkeit: Knapp jeder Dritte ist ohne Arbeit. Richtig zu brodeln begann es am vergangenen Wochenende, dem letzten im September, nachdem in diesem Monat allein acht Frauen bei der Geburt ihrer Kinder in einem öffentlichen Krankenhaus in der Küstenstadt Agadir gestorben waren…“ Artikel vom 1. Oktober 2025 in derstandard.de externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Die anhaltenden Proteste der Jugend in Marokko erinnern, dass Bildung und soziale Gerechtigkeit durch Tourismus und die FIFA nicht zu ersetzen sind New
    • Proteste in Marokko: Das Land boomt, die Jugend rebelliert
      Während Marokko immer mehr Touristen anzieht und sich mit internationalen Sportveranstaltungen profiliert, protestieren junge Menschen gegen die Regierung. Sie fordern eine bessere öffentliche Versorgung – und soziale Gerechtigkeit.
      Marokko ist derzeit das meistbesuchte Land Afrikas und hat damit Ägypten abgelöst. Im Dezember beginnt hier der Afrika-Cup. Und vielerorts weisen Plakate auch schon auf die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2030 hin. Doch in diesen Tagen fliegen in Marokkos Städten Steine, jeden Abend gehen im ganzen Land Hunderte junger Menschen auf die Straße. (…)
      Fußballstadien oder Krankenhäuser?
      Marokko bereitet sich derzeit für die Fußball-WM 2030 vor. Überall entstehen neue Stadien, es werden Milliarden in die Infrastruktur investiert. Viele der Jugendlichen empfinden diese Priorisierung der Ausgaben als ungerecht – während es in manchen Regionen Marokkos nicht einmal Krankenhäuser gibt.
      Auch das öffentliche Bildungssystem ist marode. Wer Geld hat, schickt seine Kinder in Marokko auf private Schulen. Das kann sich die Mehrheit aber nicht leisten, und so lernen viele Schüler und Schülerinnen in überfüllten Klassen und maroden Schulgebäuden.
      Bildungsexperten wie Azeddine Akesbi von der Universität Rabat warnen schon seit Jahren vor einem Bildungsnotstand. Denn die Zahl der Schulabbrecher und Analphabeten sei unter jungen Menschen sehr hoch. Betroffen seien in ländlichen Gebieten oft vor allem Mädchen.
      Wohin führen die Proteste?
      Die Bilder von brennenden Autos und geplünderten Geschäften in der vergangenen Woche gingen um die Welt. Der Staat reagierte mit großer Polizeipräsenz auf die Ausschreitungen. Seitdem ist es ruhiger geworden. Aber noch ist nicht absehbar, wohin sich die Proteste entwickeln und wie lange sie andauern werden. Klar sei, wenn die jungen Menschen ihre Rechte erhielten, dann würden die meisten auch nicht darüber nachdenken, Marokko zu verlassen, meint Souad Brahma, Anwältin und Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation AMDH. Sie ist überzeugt, dass die Proteste weitergehen werden…“ Bericht von Anne Baier, ARD Rabat, vom 07.10.2025 auf tagesschau.de externer Link
    • Marokko gegen den WM-Wahnsinn
      In dem nordafrikanischen Gastgeberland der WM 2030 toben seit Tagen wütende Proteste gegen das milliardenteure FIFA-Turnier. Sogar Marokkos Nationalkeeper Bono unterstützt die Demonstrierenden…“ Artikel von Rolf Heßbrügge vom 07.10.2025 bei 11Freunde externer Link leider hinter Paywall
    • Gen-Z-Proteste – was ist auf Marokkos Straßen los?
      Seit einer Woche demonstrieren junge Leute in Marokkos Städten. Wer steckt hinter den Protesten und wie lauten ihre Forderungen?
      In den Straßen der marokkanischen Hauptstadt Rabat ist es seit vergangener Woche ungewöhnlich ruhig. Am Abend jedoch wird das Stadtzentrum zum Schauplatz von Demonstrationen, die von einem anonymen Kollektiv mit dem Namen Gen Z 212 angeführt werden. Gen Z, das gibt einen Hinweis auf das Alter der Demonstrierenden, mehrheitlich Teenager oder junge Menschen in ihren Zwanzigern. Die Zahl 212 steht für die Ländervorwahl Marokkos. Kleinere Proteste begannen am 27. September, doch innerhalb weniger Tage ergriffen sie die Arbeiterviertel von Rabat, dann weitere Großstädte, darunter Casablanca und Agadir, und schließlich auch kleinere Städte. (…) Bilder zeigen Demonstrierende, die marokkanische Sicherheitskräfte provozieren, Autos und Geschäfte in Brand setzen, Fensterscheiben einschlagen und Steine werfen.Laut der staatlichen marokkanischen Nachrichtenagentur starben am 1. Oktober zwei Menschen, nachdem die Polizei in der südmarokkanischen Stadt Lqliaa, eigenen Angaben zufolge in Notwehr, auf die Demonstrierenden geschossen hatte.(…) Riesige Summen öffentlicher Gelder sind in Marokko in die Errichtung von Fußballstadien geflossen, die für verschiedene Turniere genutzt werden sollen, darunter den Afrika-Cup 2026 und die FIFA Weltmeisterschaft 2030. Schulen und Krankenhäuser bleiben dagegen unterfinanziert. (…) Etwa 30 Prozent der Bevölkerung Marokkos sind zwischen 15 und 34 Jahren alt. Zwar gehört die Forderung nach Arbeit nicht zu den zentralen Forderungen von Gen Z 212, doch diese Altersgruppe ist in den Arbeitslosenzahlen überrepräsentiert: etwa 37 Prozent sind arbeitslos. In den Städten beträgt die Arbeitslosenrate sogar bis zu 48 Prozent. (…) Die Gruppe sei „ein reines Produkt des Internets“, sagt der marokkanische Politik-Analyst Rachid Belghiti der DW. „Sie verfügt weder über traditionelle Organisationsstrukturen noch über eine bekannte Führungsriege“. (…) Das unterscheidet sie von früheren Anti-Regierungsbewegungen in Marokko, wie etwa der „Bewegung 20. Februar“, so Belghiti. (…) Fatima-Zahra Mansouri, marokkanische Wohnungsbauministerin und Bürgermeisterin von Marrakesch, beschrieb die Proteste als Zeichen „demokratischer Lebendigkeit“. „Wir haben keine Angst vor der Jugend“, sagte sie zu Beginn der Woche. „Proteste sind legitim, aber wir hoffen, dass sie im Rahmen des Gesetzes bleiben und so einen Dialog ermöglichen.“ (…) Die Aktivisten von Gen Z 212 betonen, dass sie es nicht auf dieses System abgesehen haben. „Uns geht es nur um diese Regierung und ihre Politik“, versichern sie in einer Erklärung. „Die Kritik an der Situation sollte nicht mit einer Ablehnung der Nation verwechselt werden.“ (…) Analyst Belghiti ist überzeugt, dass die Regierung weiterhin die Sicherheitskräfte einsetzen wird, um sicherzustellen, dass die Proteste nicht außer Kontrolle geraten. (…) Sollten die Proteste der Jugendlichen anhalten oder sogar größer werden, könnte Premierminister Akhannouch aus dem Amt gedrängt werden, vermutet Belghiti. Im Moment jedoch sei die Situation noch offen. Einer Einschätzung der sich auch weitere von der DW kontaktierte Fachleute anschlossen.“ Beitrag von Mohamed Moustaid vom 3. Oktober 2025 bei DW.com externer Link, siehe auch das Video von Sebastian Kisters vom 05.10.2025 externer Link , ARD Madrid, zzt. Marokko, zu anhaltenden Jugendprotesten in Marokko
  • Ärger um Fußball-WM 2030: Proteste der „Gen Z“ in Marokko
    Junge Demonstranten der „Gen Z“ sind in Marokko in den vergangenen Tagen mit der Polizei aneinandergeraten. Am Dienstagabend kam es in mehreren Städten des nordafrikanischen Landes zu Zusammenstößen zwischen Teilnehmern der Proteste und Sicherheitskräften, wie örtliche Medien berichteten. Die Proteste richten sich gegen ausufernde Korruption im Land und große Infrastrukturprojekte der Regierung vor der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2030. (…) Teils kam es zu dramatischen Szenen. Videos zeigten, wie Sicherheitskräfte mit Fahrzeugen schnell durch Menschenmengen fuhren und einige Demonstranten offenbar auch anfuhren. (…) Angeführt werden sie von einer Jugendbewegung, die sich „Gen Z 212“ nennt. 212 ist die internationale Ländervorwahl für Marokko. Die Bewegung fordert bessere Bildung und eine bessere Gesundheitsversorgung…“ APA-Meldung vom 1.10.2025 in derstandard.at externer Link mit Fotos
  • Sozialprotest in Marokko: Gen Z trotzt der Monarchie
    Landesweite Proteste für bessere Bildungschancen und gegen Korruption. König reagiert mit Verboten und Repressionen
    Die sogenannten Generation Z hat die Nase voll – in Nepal, Madagaskar und auch in Marokko. Seit dem Wochenende gehen in dem nordafrikanischen Königreich Tausende Jugendliche auf die Straße, um gegen unerträgliche Lebensbedingungen zu demonstrieren. Was sie empört, sind insbesondere unhaltbare Zustände bei Bildung und Gesundheit sowie Perspektivlosigkeit – während zugleich Milliardenbeträge für Mondprojekte wie die Fußball-WM der Männer 2030 verschleudert werden und die soziale Ungleichheit stetig wächst. »657.000 Euro am Tag kostet König Mohammed VI. die Marokkaner, dessen persönlicher Berater Mounir Al-Majidi streicht ganze 120.000 im Monat ein – in einem Land, in dem die meisten noch nicht einmal über das Mindesteinkommen von 280 Euro verfügen«, heißt es in einem von etlichen Kommentaren im Internet.
    Die landesweiten Proteste waren am Sonnabend nach einem anonymen Aufruf unter dem Schlagwort »GenZ212« auf dem Kurznachrichtendienst Discord gestartet worden und gingen auch am Dienstag weiter. Die marokkanischen Behörden reagierten sofort mit Verboten und Repressionen, fahnden aber bisher vergeblich nach den Urhebern. Die Nachrichtenseite Le Desk berichtete, dass Einsatzkräfte in der Hauptstadt Rabat und der Wirtschaftsmetropole Casablanca versucht hätten, jede Versammlung sofort zu zerschlagen. Auch zahlreiche Minderjährige seien festgenommen und am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt worden. Im Internet kursierende Videoclips dokumentieren die brutale Gewalt der Polizei auch gegenüber Frauen und Vätern mit Kindern.
    Die Marokkaner haben allen Grund, auf die Straße zu gehen. Das Gesundheitssystem liegt in dem nordafrikanischen Land seit langem am Boden. Nicht nur, dass Korruption allgegenwärtig ist und man oft nur mit Schmiergeld weiterkommt. Mehr noch riskieren Hilfsbedürftige in öffentlichen Kliniken wortwörtlich ihr Leben. Ähnlich sieht es bei Bildung aus. Während eine kleine Oberschicht ihren Nachwuchs für horrende Beträge auf Privatschulen schickt, bleiben der verarmten Masse nur Einrichtungen, in denen Eltern um das Wohlergehen ihrer Kinder fürchten müssen. Ganz allgemein haben Jugendliche in Marokko keine Perspektive – auch wenn sie in den Genuss einer Ausbildung gekommen sind. Ins Ausland gehen können legal aber nur Reiche.
    Die Beteiligung an den Protesten ist derart groß, dass der frühere Premierminister Abdelilah Benkirane am Sonntag laut der Infoseite Yabiladi vor einer »Wiederkehr des arabischen Frühlings« warnte. Tatsächlich unterstützen die gleichen Kräfte die Demonstrationen, die schon 2011 im Rahmen der damaligen »Bewegung des 20. Februar« eine wenn auch marginale Verfassungsreform und Neuwahlen durchgesetzt hatten…“ Artikel von Jörg Tiedjen in der jungen Welt vom 01.10.2025 externer Link
  • Siehe #GenZ212

Siehe zuletzt Marokkanische Gewerkschaften protestieren gegen Streikgesetzentwurf, der ausgerechnet Proteste gegen Lebenshaltungskosten oder die Regierung verbietet – wird sicher noch eine Rolle spielen…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=230966
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