Allianzen gegen bedrängte Lebensverhältnisse: Grundeinkommen, Vergesellschaftung: Wie können Bausteine einer humanen, postkapitalistischen Reproduktionsweise aussehen?

Effizienz macht hässlichDerzeit erleben wir wilde Debatten: längere Lebensarbeitszeit, Teilzeit zu Vollzeit, Abschaffung von Urlaubs- und Feiertagen, Flexibilisierung der täglichen Maximalarbeitszeit, Deckelung der Lohnnebenkosten und in der Folge Kürzungen der Sozialleistungen. Und gleichzeitig erneut ein erhöhter Druck auf Erwerbslose und Niedriglöhner*innen die restriktive Finanzpolitik, von den vorgesehenen Rüstungsausgaben geprägt, führt zu weiterem Abbau im Steinbruch des Sozialstaates. (…) Zukunftsweisende politische Kräfte in heutiger Klassengesellschaft, die den Status quo umwerfen möchten, scheinen verschwunden zu sein; daran haben kurze Klassenkämpfe und breit angelegte soziale Bewegungen nichts geändert, sie verpuffen oder wurden integriert. Herrschende Einbindungen unterworfener Klassen erweisen sich meist wirkmächtiger als Ideen zu einer Gesellschaft der Gleichen…“ Artikel von Harald Rein und Uli Wesser vom 29.08.2025 in ND online externer Link und mehr daraus:

  • Weiter aus dem Artikel von Harald Rein und Uli Wesser vom 29.08.2025 in ND online externer Link: „(…) Gegen Verletzlichkeit und blinden Produktivismus wird eine Reihe von Konzepten in Stellung gebracht. Eine vielversprechende Kombination für sozialistische Politik möchten wir hier hervorheben: Sie muss nicht nur auf Produktion und Verteilung, sondern auf gesellschaftliche Reproduktion, ihre ganzen Verhältnisse zielen – nicht zuletzt verstanden als die gesellschaftliche Organisation der Bedingungen des Lebens selbst. In dieser Perspektive gewinnen sowohl das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) als auch die Frage vergesellschafteter Infrastrukturen neue Bedeutung – nicht bloß als sozialpolitische Reforminstrumente, sondern als Bausteine einer neuen, postkapitalistischen Reproduktionsweise.
    Vergesellschaftung meint mehr als Rekommunalisierung oder Verstaatlichung. Sie zielt auf Entkommodifizierung durch kostenfreie Nutzung, auf kooperative Planung und ihre Integration in neue, kollektive Lebensweisen. (…)
    Ein BGE allein kann existenzielle Unsicherheit lindern, verändert aber die strukturelle Reproduktionsweise kaum. Infrastrukturpolitik allein sichert kollektive Bedingungen, erreicht aber nicht individuelle Verfügung über Zeit und Ressourcen. Für ein emanzipatorisches BGE ist kollektive Infrastruktur Bedingung. Für eine demokratische Infrastruktur ist das BGE Hebel. Beide gemeinsam bilden eine strategische Antwort auf die prekären Reproduktionsverhältnisse des Kapitalismus. Erst in der Verbindung entsteht eine Art »reproduktive Doppelmacht«: Das BGE sichert Zeit und Autonomie. Die Infrastruktur sichert Kollektivität und Materialität. Zusammen bilden sie zumindest einen Sockel für neue soziale Subjektivierung, Solidarität und gesellschaftliche Transformation…“
  • Harald Rein und Uli Wesser gehören AK System Change Frankfurt am Main an. Die Gruppe gibt es seit 2020, sie versteht sich als Teil der undogmatischen Linken. Sie diskutiert über Bedingungen, Wege und Ziele einer nachkapitalistischen Gesellschaft und darüber, wie Linke mit diesen umgehen.
  • Siehe AK System Change (2023): Her mit den Konzepten für System Change! Einladung zu einer neuen Sozialismus-Diskussion. In: express 9/2023 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=230404
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