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Lohndiebstahl bei Body Fashion in Thailand: Entlassene Näherinnen für bekannte Unterwäsche-Marken warten seit Corona auf ihren Lohn und Abfindungen

Kampagne #payyourworkers von Clean Clothes CampaignMehr als zwanzig Jahre hat Prasit Koedphithak für die Firma «Body Fashion Thailand» gearbeitet. Als Näherin hat sie Unterwäsche für internationale Modelabels wie Triumph produziert. Vor rund zehn Jahren verkaufte der Schweizer Unterwäsche-Hersteller Triumph das Unternehmen an den malaysischen Investor Robert Ng. Dieser wird Eigentümer von «Body Fashion Thailand» und ist über ein Netz an Firmen auch Eigentümer der österreichischen Huber Holding, zu der ebenfalls verschiedene Modemarken gehören. (…) Während der Corona-Pandemie werden die Arbeiterinnen suspendiert. Es kommt zu Lohnforderungen; Boni und Abfindungen werden nicht ausbezahlt. Rund 900 Angestellte werden entlassen. Vor Gericht erhalten die ehemaligen Angestellten recht, sie haben Anspruch auf Zahlungen. Doch: Robert Ng und seine «Body Fashion Thailand» zahlen nicht. Auch sonst fühlt sich niemand zuständig…“  Beitrag von Martin Aldrovandi vom 18.08.2025 in SRF.ch externer Link und mehr Informationen:

  • Lohnraub bei Body Fashion: In Thailand fordern Textilarbeiter Millionen Euro an ausstehenden Gehältern von reichem Unternehmer
    „Jaruwan Karak ist verzweifelt. Ihr ehemaliger Arbeitgeber Body Fashion schuldet ihr umgerechnet 21 524 Euro Lohn und ihrem Ehemann weitere 17 756 Euro. »Um zu überleben, haben wir uns Geld von der Bank geliehen«, berichtet die thailändische Textilarbeiterin. »Als die Bank die Kredite nicht verlängerte, mussten wir uns an Kredithaie wenden. Jetzt haben wir alles verloren. Unser Auto ist weg und unser Haus auch. Für Lebensmittel sind wir auf Spenden buddhistischer Mönche angewiesen.« Familie Karak ist kein Einzelfall. Insgesamt 6,4 Millionen Euro an ausstehenden Löhnen samt Abfindungen und Zinsen schuldet das Unternehmen den rund 900 Arbeitern, die vor fünf Jahren in der Coronazeit Knall auf Fall entlassen wurden. Es geht um die Fabriken in den Städten Nakhon Sawan und Samut Prakan. Trotz einer Reihe von Urteilen thailändischer Gerichte zugunsten der Arbeiter verweigert Unternehmer Robert Ng die Zahlung. Scott Nova, Direktor der Initiative Workers Rights Consortium, sagte dieser Tage auf einer Pressekonferenz in Bangkok: »Dass Arbeiter nach dem Bankrott eines Unternehmens ihren ausstehenden Lohn nicht erhalten, kommt vor. Aber Body Fashion produziert weiter, und Robert Ng ist weiterhin der Chef. Das macht diesen Fall so einzigartig.« (…) Robert Ng ist zugleich Vorstandsvorsitzender der Huber Holding, einem führenden österreichischen Unterwäscheunternehmen mit Marken wie HOM, Skiny Bodywear und Hanro International. Das Unternehmen hat öffentlich erklärt, nicht für die Beseitigung des Lohndiebstahls in Thailand verantwortlich zu sein. In dieser Zeit hätten die betroffenen Fabriken keine Waren für Huber mehr produziert. Aktivist Nova stellt einerseits klar, dass die Kunden von Body Fashion – darunter in Österreich Otto und Peek & Cloppenburg, in Deutschland unter anderen Galeria und Zalando – direkt nichts mit dem Lohndiebstahl zu tun hätten. »Aber in einer Branche, in der jede Marke und jeder Einzelhändler sich vorgeblich ethischen Geschäftspraktiken verpflichtet, sollte jemand, der offen Millionen von seinen Arbeitern stiehlt, zum Pariah werden. Die moralische Gleichgültigkeit dieser Firmen ist atemberaubend«, sagt Nova. Gertrude Klaffenböck von der Menschenrechtsorganisation Südwind Österreich nennt es »widerwärtig, dass das Management von Huber und der Aufsichtsrat weder Verantwortung übernehmen noch irgendwelche Konsequenzen für Herrn Ng aus seinem Lohndiebstahl ziehen«. (…) David Welsh, Landesdirektor der Arbeiterrechteorganisation Solidarity Center in Thailand, hält es für entscheidend, »die globale Bekleidungslieferkette an ihre Verantwortung zu erinnern und in die Pflicht zu nehmen«. Auch Marken wie Victoria’s Secret, die über viele Jahre hinweg auf den Rücken der meist armen, weiblichen thailändischen Arbeiter riesige Profite gemacht hätten, könnten sich nicht mit dem fadenscheinigen juristischen Argument herausreden, für das Verhalten ihrer Lieferanten nicht verantwortlich zu sein…“ Artikel von Robert Lenz vom 17. August 2025 in Neue Deutschland online externer Link
  • WRC-Untersuchung von «Body Fashion Thailand»
    Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Worker Rights Consortium (WCR) hat die Vorkommnisse rund um die thailändische Firma «Body Fashion Thailand» untersucht, siehe den engl. Report externer Link und bei WCR auch die Presseschau zum Thema externer Link
  • Siehe auch Body Fashion bei der Kampagne #payyourworkers externer Link von Clean Clothes Campaign – auch dort mit Pressespiegel

Siehe ähnlich: Arbeiter*innen in Thailand produzierten Kleidung für Marken der Otto Group – Seit fünf Jahren warten sie auf ihren Lohn

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=230109
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