Mobbing-Report 2024: „Physische und psychische Gesundheit sind ein Arbeitnehmerrecht“ – 6,5 Prozent der Beschäftigten betroffen
„Mobbing ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: Denn Mobbing schadet den Beschäftigten, dem Betriebsklima und dem Unternehmen. In welch unterschiedlichen Gewändern sich Mobbing arbeitsalltäglich zeigt und welche Maßnahmen zur Prävention es gibt, beleuchten eine wissenschaftliche Studie sowie der „Mobbing-Report 2024“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). (…) 6,5 Prozent der Befragten gaben beispielsweise an, innerhalb des letzten halben Jahres mindestens wöchentlich von Kolleginnen und Kollegen wie auch von Vorgesetzten gemobbt worden zu sein. Dazu zählten sie ungerechtfertigte Kritik, Schikanen oder das Bloßstellen vor anderen. Insgesamt 4,4 Prozent der Befragten erlebten nach eigener Darstellung dabei Mobbing durch Kolleginnen und Kollegen und 3,5 Prozent durch Vorgesetzte. Zudem waren Beschäftigte im Alter zwischen 18 und 29 Jahren häufiger betroffen als ältere Mitarbeitende…“ Beitrag von Beate Henes-Karnahl vom 25.04.2025 in betriebsratspraxis24.de
zum Mobbing-Report 2024
vom BMAS und nun ein Kommentar dazu:
- Was der neue Mobbingreport verschweigt. Absicht?
„Der wichtigste Satz aus dem neuen, ansonsten vergleichsweise kümmerlichen Mobbingreport aus Exminister Heils vergangenem Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, BMAS: „Im Ergebnis des Mobbinggeschehens verliert das mobbende Unternehmen fast immer gesunde langjährig beschäftigte, sozial wie fachlich kompetente und engagierte Mitarbeitende.“ (…) Kompetent und engagiert, aha. Wie ungeheuer wichtig wäre es für all die vielen isolierten Mobbingopfer, dass dies allgemein bekannt würde! Leider erfuhren aber nur ein paar Aktive aus Mobbinginitiativen nach hartnäckigem Nachfragen von obigem Satz, weil der Report nach drei verschobenen Ankündigungen erst kurz nach der Wahl 2025 erschien. Die Presse interessierte sich gerade für anderes. Absicht? So bleibt alles beim Alten. Dabei sind keineswegs wenige betroffen: „Inzwischen gehen die ver.di-Expert/innen von anderthalb bis zwei Millionen Betroffenen aus. Und die Zahl steigt.“ (Zglinicki) (…) In Frankreich wurden mit dem Mobbinggesetz 2017 bis 2022 etwa 58 % aller Mobbingprozesse gewonnen (vgl. Böhm, Zahlen von mir in Prozent umgerechnet). In Deutschland gewannen Kläger/innen mit unseren Einzelparagrafen bis 2014 nur zu 5 % (vgl. Hucht), und dies, obwohl es 2001 schon ein gutes Grundsatzurteil gab (vgl. LAG Thüringen). (…) Da ist es kein Wunder, dass 20 % der 10 000 jährlichen Suizide allein durch Mobbing verursacht werden (vgl. Dahlkamp und Statista Suizide), also 2000. Das sind fast dreimal so viele Tote wie durch Mord und Totschlag zusammen, jährlich etwa je 350 (vgl. Statista Mord/Totschlag). (…) Experten sind längst bestens informiert, bekommen aber viel zu selten öffentlich gebührend Gehör. So bleibt die dringend notwendige gesellschaftliche Debatte aus, und das bequeme, falsche Weltbild voller Vorurteile hält sich felsenfest. Nur bei Schülern wird das Problem von der Presse wenigstens einigermaßen beachtet, doch geschieht auch hier noch viel zu wenig: „Ein Viertel der von Cybermobbing betroffenen Kinder und Jugendlichen hatte deswegen Suizidgedanken“ (Bündnis gegen Cybermobbing 2024) (…) Der neue Report berechnete die höchste Mobbingrate bei Auszubildenden mit 8,9 % und bei Arbeitenden mit 7,8 % (vgl. BMAS Report S. 21). (…) Wieso aber lehnt die SPD ein Mobbinggesetz auch dann ab, wenn ihre ureigenste Klientel laut eigener Untersuchung vermeintlich am stärksten betroffen ist? Der erste Schritt einer Lösung wäre, wenigstens das AGG für Mobbingopfer ohne Diskriminierungsmerkmal erweitern, wie es auch bei den befragten Experten in der Leipziger Studie zur Sprache kam (vgl. BMAS Studie S. 241). Nicht nur, aber besonders für Schüler ist zusätzlich ein Cybermobbingparagraf wichtig. Vor allem aber muss sich die Informationslage in der Öffentlichkeit deutlich bessern, damit die gewaltigen Vorurteile schrumpfen. BITTE HELFEN SIE DABEI!“ Aus dem Beitrag von der bereits einmal von Mobbing selbstbetroffen Anonyma vom Juni 2025 (wir danken für die Zusendung)