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Von wegen „Unser Herz aus Stahl hat eine grüne Zukunft“: Trotz Milliardenförderung verzichtet ArcelorMittal (und der Betriebsrat) auf „grünen Stahl“
„Der Betriebsrat des Konzerns ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt hat die Entscheidung der Unternehmensführung, Stahlwerke erstmal nicht umweltfreundlich umzubauen, grundsätzlich verteidigt. Die Nachricht sei zwar im ersten Moment ein Schock gewesen, da die Planungen fortgeschritten seien, sagte der Vorsitzende Vogeler dem RBB. Eine CO2-reduzierte Stahlproduktion sei aber derzeit nicht wirtschaftlich…“ Meldung vom 21.06.2025 im Deutschlandfunk
(„Eisenhüttenstadt: Betriebsrat trägt Entscheidung von ArcelorMittal zur Abkehr von „grünem Stahl“ mit“) und mehr dazu:
- Systemische Störungen: Arcelor-Mittal verzichtet auf »grünen« Stahl
„Beständig und berechenbar ist unter den Bedingungen kapitalistischer Produktionsweise gar nichts, deren Modus vivendi heißt Disruption. Es ist noch gar nicht so lange her, da schien bei Konzernvorständen und Repräsentanten großer kapitalistischer Staaten Einigkeit darin zu bestehen, dass die fortschreitende globale Erwärmung und deren jetzt schon allerorten so sichtbare wie dramatische Folgen eine rasche Reduktion des CO2-Ausstoßes vor allem in der Industrieproduktion dringend erforderlich machen. Und sei es, um eine auf Ausbeutung gegründete Wirtschaftsordnung am Leben zu halten, denn ein Planet, auf dessen Gratisdienste sich nicht mehr zurückgreifen lässt, weil er Wüstenei oder Müllkippe geworden ist, nützt auch dem skrupellosesten Kapitalisten nichts. Inzwischen ist das fossile Rollback in den großen Industrienationen in vollem Gange. Dekarbonisierung ist längst nicht mehr so in wie vor fünf Jahren. Das Problem besteht in einem strukturellen Makel: Kapital kann nicht planen. Auf der Jagd nach schnellstmöglichem Profit erscheinen grundlegende Umstellungen in der Produktionstechnik bald als unrentabel und werden aufgegeben. Das lässt sich näher studieren. Der Stahlgigant Arcelor-Mittal hat seine jüngste Entscheidung, die Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt nun doch nicht auf eine klimaneutrale Produktion ohne Kohleverbrennung umzustellen, mit der aktuellen Marktsituation und fehlender Wirtschaftlichkeit begründet. Wo kein rentables Geschäft winkt, da keine Neuerungen. Die Zukunft kann warten, nach uns die Sintflut oder eben die Wüste. Das wiederum könnte das Aus für die beiden Werke bedeuten, Jobvernichtung inklusive. Das Signal, das vom weltweit zweitgrößten Stahlhersteller ausgeht, könnte aber auch das staatsmonopolistische Projekt »grüner« Stahl in Deutschland insgesamt gefährden. Staatsmonopolistisch? (…) Dieser Staat will »grünen« Stahl, der sich bisher nicht rentiert, darf aber niemals seinem Daseinszweck widersprechen und Privateigentum wie Marktwirtschaft antasten. Systemische Grenzen.“ Kommentar von Daniel Bratanovic in der jungen Welt vom 21. Juni 2025 - Der Ofen ist aus: Arcelor-Mittal begräbt Pläne für »grünen« Stahl an BRD-Standorten in Bremen und Eisenhüttenstadt. IG Metall kritisiert Konzern scharf und fordert Krisengipfel
„Groß ist die Unruhe. In der Belegschaft. Kein Wunder: Am Donnerstag abend verkündete der Stahlriese Arcelor-Mittal das Aus für eine CO2-reduzierte und später klimaneutrale Produktion von Stahl mittels »grünem« Wasserstoff. Jedenfalls an den deutschen Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt. Die IG Metall (IGM) reagierte rasch, verurteilte am Freitag die Kehrtwende des Konzerns »scharf« – und forderte seitens des »schwarz-roten« Bundeskabinetts »einen Krisengipfel für die Stahlindustrie«. Bloß – warum die Abkehr von der Dekarbonisierung? Der Bau von Elektrolichtbogenöfen bzw. Direktreduktionsanlagen sei – unter den aktuellen deutschen Rahmen- und Förderbedingungen – nicht wettbewerbsfähig, nicht wirtschaftlich. (…) Kurios ist: Der Bund, also der Steuerzahler, hätte den Ökoumbau der beiden Arcelor-Mittal-Flachstahlwerke gesponsert. Mit 1,3 Milliarden Euro. Offenbar nicht genug. Und offenbar ist die Transformation geschäftlich zu risikoreich. Jürgen Kerner regt das auf. Die Entscheidung der Firmenleitung an der Themse sei strategisch kurzsichtig, unternehmerisch falsch »und mit Blick auf die Beschäftigten wie auch auf die gesamtgesellschaftlichen Folgen in höchstem Maße unverantwortlich«, betonte der Zweite IGM-Vorsitzende. Eine dekarbonisierte Stahlindustrie sei ein Jahrhundertprojekt und bedeute eine Kraftanstrengung aller Beteiligten. Kerner: »Die einzigen, die die Nerven verlieren und wackeln, sind die Manager von Arcelor-Mittal.« Fakt ist, es geht um die Grundstoffindustrie in Deutschland, nicht zuletzt um die »grüne« Wasserstoffstrategie hierzulande. Beide dürften nicht »Kleingeistern« in Konzernzentralen überlassen werden. »Stahl muss Chefsache werden«, so der IGM-Vize weiter. Also der Regierung, des Kanzlers. Umgehend. (…) Bemerkenswert: Anders als Arcelor-Mittal bekräftigte der deutsche Branchenprimus Thyssen-Krupp seine »Grünstahlpläne« am Freitag. Vier Tage zuvor hatte bereits der Dekarbonisierungsdirektor der Stahl-Holding Saar, Michael Bott, gegenüber der FAZ erklärt: »Alle Genehmigungen liegen jetzt vor, zum ersten Mal in Deutschland.« Für Bau und Betrieb zweier bestellter Elektroöfen im Wert von 2,4 Milliarden Euro. Davon sind die Bremer Stahlwerker weit entfernt. Deshalb werde es eine Kundgebung vor dem Werkstor geben, kündigte Buggeln an. »Wir müssen uns gewissermaßen sammeln.« Denn der Ärger der Kolleginnen und Kollegen sei groß, »muss sich artikulieren«. Wird aus Unruhe Aufruhr? Ein bisschen vielleicht?“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 21. Juni 2025 - ArcelorMittal: IG Metall verurteilt Kehrtwende scharf
„Der Stahlkonzern ArcelorMittal will laut eigener Ankündigung die Pläne zur Umrüstung seiner deutschen Stahlwerke für eine klimaneutrale Stahlproduktion nicht weiter verfolgen +++ Die IG Metall fordert die Bundesregierung auf, umgehend das globale Management von ArcelorMittal zum Gespräch zu bitten…“ Pressemitteilung vom 20. Juni 2025 - 1,3 Milliarden Euro Staatshilfe abgelehnt ArcelorMittal verwirft Projekt für klimaneutrale Stahlproduktion
„Rückschlag für »grünen« Stahl: ArcelorMittal schlägt eine Milliardenförderung aus und wird seine Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt vorerst nicht auf klimaneutrale Produktion umstellen. Der Grund: mangelnde Wirtschaftlichkeit…“ Meldung vom 19.06.2025 im Spiegel online
Siehe zum Thema:
- Sozialpartnerschaftliche Stoffwechselpolitik: Konsens und Konflikt in der Dekarbonisierung der Stahlindustrie
- Klimaschutz – ein Mengenproblem: Ein klimaneutraler Umbau der Stahl- und Chemieindustrie geht nicht ohne Schrumpfung
- Dossier: Nur europäischer Stahl ist sexy: Die Pläne der EU, sich vor chinesischen Exporten zu schützen – und die IG Metall
- Umstellung auf grünen Stahl: Was SPD und IG Metall nicht fordern