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#Noustoutes – Proteste in mehreren Städten Frankreichs: Aufstehen gegen Gewalt an Frauen

Dossier

#Noustoutes - Proteste in mehreren Städten Frankreichs: Aufstehen gegen Gewalt an FrauenAuf Frankreichs Straßen protestieren Tausende gegen Gewalt an Frauen. Sie wollen Gesetze, Geld und Sichtbarkeit. Viele erinnern an das Schicksal von Gisèle Pelicot – und ihren Mut. „Die Scham muss die Seite wechseln“: In zahlreichen Städten in Frankreich haben am Samstag Tausende Menschen gegen Gewalt an Frauen demonstriert – darunter viele Frauen, aber auch Männer. Mehr als 400 Organisationen und Persönlichkeiten hatten zu Protesten unter anderem in Paris, Bordeaux, Marseille und Lille aufgerufen. In Paris bewegte sich der Protestzug am Nachmittag vom Gare du Nord in Richtung Bastille. „Alle zwei Minuten eine Metro, alle sieben Minuten eine Vergewaltigung“, war auf einem Transparent zu lesen. (…) Dieses Jahr stehen die Kundgebungen unter dem Eindruck des aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozesses von Avignon, in dem am Montag das Plädoyer der Staatsanwaltschaft beginnt…“ Beitrag vom 23.11.2024 in ZDF.de externer Link mit mehr zum Fall Gisèle Pelicot, siehe hier Aufrufe und Links:

  • Über 100 Spritzenattacken auf Frauen bei Fête de la Musique in Frankreich – dass sich Täter sicher fühlen, hat international System New
    • Mysteriöse Angriffe: Über 100 Spritzenattacken auf Frauen bei Fête de la Musique
      Die in Frankreich groß gefeierte Fête de la Musique ist in diesem Jahr von einer Welle mysteriöser Spritzenattacken auf Frauen überschattet worden. Landesweit hätten 145 Frauen Anzeige erstattet, 21 davon in Paris, weil sie mit einer Spritze gestochen worden seien, teilte das Innenministerium mit. Zwölf Tatverdächtige seien festgenommen worden. Zuvor habe es in den sozialen Medien offenbar Aufrufe gegeben, Frauen während der Fête de la Musique anzugreifen und mit Spritzen zu stechen, so das Ministerium. Einige der Opfer seien in Krankenhäuser aufgenommen worden und es seien toxikologische Untersuchungen durchgeführt worden. Zu den Ergebnissen war zunächst noch nichts bekannt. Was sich in den Spritzen befand, ist also noch unklar…“ Meldung vom 24.06.2025 im Deutschlandfunk externer Link
    • Spritzen-Attacken bei Fête de la Musique: Im Stich gelassen
      Bei der Fête de la Musique wurden Frauen in Frankreich mit Spritzen gestochen. Männer riefen online dazu auf. Dass sich Täter sicher fühlen, hat System.
      Sexuelle Gewalttäter wähnen sich zu sicher. Nur ein Bruchteil der von ihnen begangenen Straftaten wird zur Anzeige gebracht. Ein noch kleinerer Teil landet vor Gericht. Ein wiederum noch kleinerer Teil der Täter wird verurteilt. Ihre Sicherheit hat System. Der Glaube von Tätern, unantastbar zu sein, manifestiert sich so weit, dass sie ihr Vorhaben sogar öffentlich ankündigen. Zuletzt vergangenes Wochenende in Frankreich.
      Nach der Fête de la Musique, einem Musikfestival zum Sommerbeginn, haben Mädchen und Frauen landesweit gemeldet, mit Spritzen attackiert worden zu sein externer Link. 145 davon erstatteten deswegen Anzeige. Im Vorfeld hatte es in verschiedenen sozialen Medien Posts von Männern gegeben, in denen sie ankündigten und dazu aufriefen, Frauen bei den Feiern in der Stadt mit Spritzen zu stechen. (…)
      Vergewaltigungen an Gisèle Pelicot waren online bekannt
      Die Angriffe bei der Fête de la Musique lassen einen sprachlos zurück. Wie konnte es so weit kommen, obwohl sich potenzielle Täter im Internet zuvor zu erkennen gegeben und ihre Absichten offengelegt hatten? Die Antwort darauf ist: Es konnte sehr leicht so weit kommen. Denn es hat schon gravierendere Gewaltverbrechen an Frauen gegeben, die über die versuchte Betäubung hinausgingen, bei denen sie sich im Internet systematisch selbst überlassen wurden. (…)
      Natürlich ist das kein französisches Problem. „STRG_F“, ein Rechercheformat des NDR, deckte kürzlich ein weltweites Vergewaltigungsnetzwerk auf externer Link. In Gruppen auf der Messengerplattform Telegram gaben sich Männer Tipps darüber, mit welchen Mitteln sie ihre Partnerinnen am erfolgreichsten betäuben können. Danach teilten sie Bilder und Videos der schlafenden Frauen und ihrer Vergewaltigungen. (…) Den Fall eines Mannes aus Niedersachsen, der seine Frau über 15 Jahre betäubte, die Vergewaltigungen filmte und auf der Seite hochlud, machte das Rechercheteam im Juli 2023 dem Bundeskriminalamt bekannt. Mehr als ein Jahr später und nur auf Nachfrage, nachdem ein neues Video auf seinem Profil erschienen war, begann die Polizei die Ermittlungen. In der Zwischenzeit wurde die Frau etwa alle zwei Wochen von ihrem Mann betäubt und vergewaltigt. Ihr Leid war nicht dringend genug. Alle, die dabei zusahen, haben ohnehin nichts zu befürchten
      …“ Kommentar von Valérie Catil vom 23.6.2025 in der taz online externer Link
  • Gesetz gegen Vergewaltigung in Frankreich: Nur Ja heißt jetzt Ja
    In Frankreich definieren Konservative, Liberale, Grüne und Linke »Vergewaltigung« neu. (…) Mit 161 zu 56 Stimmen wurde ein Entwurf angenommen, der sexuelle Gewalt neu definiert. Nach der Devise: Nur Ja heißt ja. Winkt auch die zweite Kammer des Parlaments, der Senat, diese Strafrechtsreform durch, bedeutet das in Zukunft: Alle sexuellen Handlungen erfordern die Zustimmung des Gegenübers. »Die Einwilligung muss frei und aufgeklärt, spezifisch, im Voraus und widerruflich sein«, heißt es in dem Gesetzestext. Übliche Ausreden à la »Sie ist aber mit in mein Hotelzimmer gekommen« gelten dann nicht mehr. Das soll dazu führen, dass mehr Verbrechen tatsächlich verurteilt werden. Zuletzt waren Verfahren zu sexueller Gewalt in sieben von zehn Fällen eingestellt worden, wie die Fachstelle Miprof für 2023 registriert hat.
    Für die feministische Gesellschaft
    Bislang gilt in Frankreich als Vergewaltigung nur Sex, der durch Gewalt, Zwang, Drohung oder Überraschung herbeigeführt wurde. Wenn keines der vier Kriterien erfüllt gewesen sei, hätten Richter oft gesagt: »Ich glaube den Frauen ja, aber ich kann keine Vergewaltigung nachweisen.« Dies erklärte Véronique Riotton von Ensemble pour la République (EpR) in der Nationalversammlung. Sie hatte den Entwurf zusammen mit Marie-Charlotte Garin (Grüne) erarbeitet. Dafür gestimmt haben neben diesen Fraktionen auch die linkspopulistische Partei La France insoumise, deren Abgeordnete Sarah Legrain einen vergleichbaren Entwurf bereits 2024 eingebracht hatte. In einer flammenden Rede für »die feministische Gesellschaft, die wir wollen«, drückte zum Beispiel Guillaume Gouffier Valente seine Unterstützung für die neue Definition aus und stellte klar: »Das Hauptproblem sind Männer.« (…)
    Zwar hat die französische Politik zuletzt einige Fortschritte, etwa im Kampf gegen Femizide, erreicht. Aber die neue Reform wäre ohne den Mut von Gisèle Pelicot nicht denkbar gewesen. Die Französin war über Jahre von ihrem Ehemann und mehr als 50 weiteren Männern mit Narkotika betäubt und vergewaltigt worden. Sie entschied sich, den Gerichtsprozess öffentlich zu führen, und prägte den Satz: »Die Scham muss die Seite wechseln.« Die so ausgelöste Empörung dürfte den nötigen Druck auf die Politik erzeugt haben
    …“ Artikel von Lotte Laloire vom 04.04.2025 in ND online externer Link,siehe dazu:

    • Oui + Oui = Oui
      Was ist Zustimmung? Die sexuelle Zustimmung bedeutet, dass jede Person freiwillig zustimmt, an einer sexuellen Beziehung teilzunehmen. Seine Aufnahme in die strafrechtliche Definition von Vergewaltigung ist entscheidend für die wirksame Bekämpfung sexueller Gewalt. Amnesty International Frankreich setzt sich dafür ein, hier die Gründe…“ franz. Dossier bei Amnesty International France externer Link
  • Scham wechselt Seite: Der Prozess Pélicot
    Das Verfahren hat die Gesellschaft verändert. Der im September begonnene und am Donnerstag abgeschlossene Strafprozess in Avignon gegen einundfünfzig Angeklagte – ihr prominentester hieß Dominique Pelicot, sein Name ging weltweit durch die Presse, mehr als 180 Medien waren für den letzten Prozesstag akkreditiert – setzte Maßstäbe. Hinter diese zurückzufallen wird auch den verstocktesten reaktionären Antifeministen schwerfallen. Auch wenn manche es gerne anders hätten, ob sie nun in Avignon auf der Anklagebank hockten oder etwa auf jener, die für die Anwälte reserviert war – einer der Verteidiger schleuderte am Donnerstag Feministinnen entgegen: »Mein Mandant hat nur eine Botschaft für euch: Scheiße!« Der Prozess gegen »die Vergewaltigungen von Mazan«, wie er in Frankreich allgemein bezeichnet wurde – nach dem Wohnort von Dominique Pelicot und seiner früheren Ehefrau –, hat das Bild verändert, das man sich bis dahin in breiten Kreisen von Sexualstraftätern und Verbrechern gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frau machte. (…)
    Tag für Tag standen Frauen – und auch einige Männer – für sie Spalier und applaudierten ihr. Auch aus Spanien und aus der Schweiz kamen Prozessbeobachterinnen angereist.
    Nun muss die eingeleitete Veränderung weitergetrieben werden und Einzug in die Mentalitäten halten. Eine wichtige weitere Station könnte im April anstehen, wenn in Paris endlich ein Prozess gegen den Schauspieler Gérard Depardieu wegen Vergewaltigungsvorwürfen eröffnet wird. Dass er mindestens sexuell übergriffig war und Mitarbeiterinnen – gerne in sozial untergeordneter Stellung – etwa an Drehorten belästigte, war seit Jahrzehnten bekannt. Noch im vergangenen Jahr hat Staatspräsident Emmanuel Macron ihn jedoch als Repräsentanten des französischen Nationalprestiges in Schutz genommen
    .“ Artikel von Bernard Schmid, Paris, in der jungen Welt vom 20.12.2024 externer Link und auch:

  • franz. Text des Aufrufs von Noustoutes zu den Demonstrationen am 23. November 2024 externer Link gegen Frauenmorde, sexuelle Gewalt und alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt mit allen Demos landesweit, siehe auch
  • Journée internationale de lutte contre les violences faites aux femmes 2024. franz. Aufruf und Infos bei Grève féministe externer Link – und aktuelle Berichte auf Twitter externer Link
  • Aufrufe von Solidaires gegen Sexismus/Gewalt am Arbeitsplatz externer Link und gegen Feminizide externer Link
  • Marsch #NousToutes: Schließen Sie sich unserem Demonstrationszug an!
    Am Samstag, den 23. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der jedes Jahr am 25. November stattfindet, wird Amnesty International Frankreich an der Seite des Kollektivs #NousToutes und zahlreicher feministischer Kollektive und Vereine marschieren, um gemeinsam gegen sexistische und sexuelle Gewalt zu demonstrieren.Hinter dem Slogan „Alle für eine, Gerechtigkeit für alle!“ möchten wir dieses Jahr insbesondere auf die Hindernisse aufmerksam machen, denen marginalisierte Frauen begegnen, wenn sie eine Anzeige wegen sexueller Gewalt erstatten wollen. Wann: 23.11.2024 Wo: Gare du Nord, Paris…“ franz. Aufruf von  Amnesty France externer Link und deren Dossier: Les violences sexistes et sexuelles en France externer Link
  • Es muss in Stein gemeißelt werden, dass ein nicht frei vereinbarter Geschlechtsverkehr eine Vergewaltigung ist.
    Wir sind über 500 feministische Vereinigungen, Anwälte, gewählte Vertreter und Künstler und rufen dazu auf, den Begriff der Zustimmung im Gesetz zu verankern. In dieser Tribüne fordern 500 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner – Aktivistinnen aus Vereinen, gewählte Vertreterinnen und Vertreter, Anwältinnen und Anwälte – die gesetzliche Verankerung des Konzepts der Einwilligung…“  franz. Doku des Aufrufs vom 22.11.24 externer Link
  • Siehe auch Observatoire des VSS en politique externer Link

Siehe für Deutschland und internationalen Überblick das Dossier: Orange Day 25. November – internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=224410
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