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Hafenarbeiter*innen in Kanada stimmen mit 99,24 Prozent für Streik ab dem 24. Juni 2023, der auch Auswirkung auf US-Wirtschaft haben wird

Dossier

Dutzende Hafenarbeiter*innen Kanadas stehen in Vancouver vor den Kränen mit TransparentenIn Kanada haben Hafenarbeiter*innen nahezu parallel zu den stattfindenen Hafenstreiks an der Westküste der USA über einen ähnlichen Streik abgestimmt. 99,24 Prozent der Kolleg*innen und ILWU Canada Mitglieder votierten dafür ab dem 24. Juni 2023 mit Arbeitsniederlegungen zu beginnen. Das wird auch Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben, denn 15 Prozent des gesamten US-Containeraufkommens werden im größten kanadischen Hafen Vancouver abgewickelt. Deshalb versuchte auch in diesem Fall die US-„Arbeitsministerin“ der Biden-Regierung, Julie Zu, in Kanada zu intervenieren, um den Streik abzuwenden… Siehe weitere Informationen:

  • Erneuter Streik der Hafenarbeiter in Kanada für den 22. Juli gleich wieder abgesagt: Unter dem Druck wurde ein zweiter vorläufiger Tarifvertrag vorgelegt, Abstimmung entscheidet New
    • ILWU sagt für den 22. Juli geplanten Streik wieder ab und will Urabstimmung über weiteres Angebot einleuten
      „Mit sofortiger Wirkung ist die Streikankündigung vom 22. Juli 9:00 Uhr entfernt worden“ – engl. Stellungnahme der ILWU Kanada vom 19. Juli 2023 – auf Fratzebuch externer Link
    • Gewerkschaft der Hafenarbeiter will erneut über Tarifvertrag abstimmen
      „… Die interne Führung der ILWU Canada überdenkt den vorläufigen Tarifvertrag mit der BC Maritime Employers Association. Die Gewerkschaft gab am Donnerstag bekannt, dass für morgen eine Dringlichkeitsabstimmung im Ausschuss geplant ist. Der Fraktionsvorstand hatte das Abkommen am Dienstag abgelehnt und damit die jüngste Runde der arbeitsrechtlichen Unsicherheit ausgelöst. Wenn der Gewerkschaftsvorstand dem Abkommen zustimmt, wird es der gesamten Mitgliedschaft zur Abstimmung vorgelegt. Wenn die Mitglieder zustimmen, wäre der Streik beendet…“ Artikel von Marco Vigliotti vom 20. Juli 2023 in iPolitics externer Link („Longshore workers union to hold new vote on labour deal”)
    • ILWU erneuerte Streikankündigung in der Hoffnung, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, stattdessen klagte der Arbeitgeber gegen den Streik
      „Der Streik der ILWU gegen den BCMEA für einen Tarifvertrag, der den Arbeitenden in den Häfen eine faire Entlohnung bietet und ihre Arbeitsplätze schützt, geht nach dem heutigen Urteil des CIRB weiter. Die ILWU befindet sich seit dem 1. Juli in einer legalen Streikposition, hat aber auf Ersuchen des Arbeitsministers die Streikposten ausgesetzt, während die ILWU einen Tarifvertrag mit den von einem Vermittler vorgeschlagenen Vergleichsbedingungen prüfte.
      Wie in unserer Satzung vorgeschrieben, hat der ILWU-Vertragsausschuss den vorläufigen Vertrag in einer zweitägigen Sitzung geprüft. Der Caucus war nicht zufrieden damit, dass der Vorschlag des Vermittlers den Zielen der Mitglieder entsprach, und wies den Verhandlungsausschuss an, sich um eine Verhandlungsvereinbarung zu bemühen. Nachdem sie den Arbeitsminister und den BCMEA informiert hatte, nahm die ILWU ihre rechtmäßigen Streikposten wieder auf.
      Obwohl die ILWU ihre Streikposten freiwillig entfernte, während sie die vorläufige Vereinbarung prüfte, beschloss der BCMEA, unseren guten Willen auszunutzen, indem er sich beim CIRB [Canada Industrial Relation Board – Arbeitsgericht] beschwerte, dass die ILWU einen neuen Streik begonnen habe, für den eine Ankündigung von 72 Stunden erforderlich sei. Die ILWU hat sich an das kanadische Arbeitsrecht gehalten, das besagt, dass ein Streik ab dem Zeitpunkt der Arbeitsniederlegung bis zur Ratifizierung eines Tarifvertrags andauert. Das CIRB folgte jedoch nicht der gängigen Rechtsprechung und entschied, dass eine neue Streikankündigung erforderlich war. Die ILWU wird gegen die Entscheidung des CIRB Berufung einlegen, aber das Urteil respektieren und eine neue Streikankündigung herausgeben. Die ILWU bedauert die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Arbeitskonflikts und die Tatsache, dass staatliche Eingriffe wie die CIRB-Entscheidung den Streik nur verlängern werden. Wir fordern die Regierung erneut auf, freie Tarifverhandlungen zuzulassen und den Arbeitenden die im kanadischen Arbeitsrecht vorgesehenen Möglichkeiten einzuräumen…“
      engl. Pressemittelung der ILWU Kanada vom 19. Juli 2023 externer Link („ILWU to reissue strike notice with the hope of returning to the bargaining table by ILWU“)
    • Siehe dazu auch die engl. Pressemitteilung der ITF_Dockers zum Streik vom 13. Juli 2023 externer Link: „Die ITF-Dockers‘ Section ist in Vancouver, Kanada, und zeigt sich solidarisch mit den Schwestern und Brüdern der ILWU Canada…“
  • Hafenarbeiter*innen in Kanada sind ab dem 1. Juli 2023 in 72-Stunden-Streik getreten – ITF solidarisiert sich
    • Verhandlungen zwischen dem Hafenbetreiber B.C. und der ILWU laufen während des Streiks weiter
      „Die Verhandlungen zwischen den Arbeitenden in den Häfen von B.C. und ihrem Arbeitgeber wurden am Kanadatag bis in die Abendstunden fortgesetzt, nachdem der Bundesarbeitsminister erklärt hatte, dass er während der Gespräche in Vancouver bleiben würde. Hafenarbeiter in ganz B.C. streikten am Samstagmorgen im Rahmen einer weitreichenden Arbeitsniederlegung, die Auswirkungen auf den weltweiten Schiffsverkehr haben könnte. Die International Longshore and Warehouse Union Canada (ILWU) hatte am Mittwoch eine 72-stündige Streikankündigung veröffentlicht und legte am Samstag um 8 Uhr morgens offiziell die Arbeit nieder. Seamus O’Regan, der Bundesminister für Arbeit, kam nach Vancouver, um auf die Arbeitsniederlegung zu reagieren. Auf Twitter erklärte er, dass „die besten Lösungen für beide Seiten“ durch Verhandlungen erreicht werden und dass Bundesmediatoren bei den Gesprächen behilflich sind. „Die Parteien sitzen immer noch am Verhandlungstisch, und das schon seit mehr als 24 Stunden“, sagte O’Regans Pressesprecher Hartley Witten in einer Erklärung am Samstagabend. „Minister O’Regan bleibt in Vancouver und hat nicht vor, die Stadt zu verlassen. Der Streik betrifft rund 7.400 Terminal-Frachtverlader und 49 der Hafenarbeitgeber der Provinz in mehr als 30 Häfen von British Columbia, darunter der verkehrsreichste Hafen Kanadas, Vancouver. Nach Angaben der ILWU sind Auslagerung, Hafenautomatisierung und Lebenshaltungskosten die Hauptgründe für den Arbeitskampf der Gewerkschaft. Ihr Arbeitgeber, die B.C. Maritime Employers Association, gab eine Erklärung ab, in der es heißt, dass die Verhandlungsversuche mit einem Bundesvermittler drei Tage lang erfolglos blieben. „Unser Verhandlungsausschuss hat sich wiederholt bemüht, flexibel zu sein und einen Kompromiss zu den wichtigsten Prioritäten zu finden, aber leider ist es den Parteien noch nicht gelungen, eine Einigung zu erzielen“, heißt es in der Erklärung. „Wir wissen die Unterstützung der Bundesmediatoren zu schätzen und sind weiterhin offen für alle Lösungen, die zu einer ausgewogenen Einigung führen“. (…) Die Streikankündigung erfolgte fast drei Monate nach dem Auslaufen des letzten Vertrags am 30. März. Die ILWU gab damals eine Erklärung ab, in der sie dem Arbeitgeberverband vorwarf, trotz „Rekordgewinnen während der COVID-19-Pandemie“ „große Zugeständnisse“ von der Gewerkschaft zu verlangen…“ Artikel von CBC News vom 1. Juli 2023 externer Link („Labour talks continue in B.C. port workers‘ strike that could have major economic impact”)
    • ITF solidarisiert sich mit dem Streik der Hafenarbeiter*innen in Kanada / British Columbia
      „Da der Streik der ILWUCanada heute beginnt, ruft die ITF eine halbe Million Hafenbeschäftigte in aller Welt zu unerschütterlicher Unterstützung und Solidarität auf. Es ist absolut wichtig, dass die heutigen und zukünftigen Arbeitenden in Kanada und anderswo vor profitgetriebener Inflation und steigenden Kosten, den zerstörerischen Auswirkungen der Hafenautomatisierung und neuer Technologien sowie der ernsthaften und schädlichen Bedrohung hochwertiger Arbeitsplätze durch die Auslagerung geschützt werden. Wir bewundern die Stärke, den Weitblick und die Einigkeit der ILWU Canada und die prinzipientreue Haltung, die sie eingenommen hat. Die ITF steht Seite an Seite mit euch, bis ihr den Vertrag bekommt, den eure Mitglieder verdienen. Solidarität mit der ILWU Canada! #WeMoveTheWorld“ Tweet der ITF vom 1. Juli 2023 externer Link (engl.)
    • ILWU Kanada kündigt 72 Stunden Streik an
      „Seit Februar dieses Jahres laufen freie Tarifverhandlungen zwischen der International Longshore and Warehouse Union Canada (ILWU) und der British Columbia Maritime Employers Association (BCMEA), um den am 31. März 2023 auslaufenden branchenweiten Tarifvertrag zu erneuern. Die Gewerkschaft strebt ein faires Abkommen an, das die Arbeitenden der Longshore-Branche respektiert und unsere Arbeitsplätze und unseren Zuständigkeitsbereich schützt. Wir streben nach Anerkennung für die harte Arbeit und die Opfer, die Longshore-Arbeitenden während der Pandemie gebracht haben, und für die außerordentliche Arbeit, die die Longshore-Ortsverbände geleistet haben, um die Arbeitenden während der Aussperrungen zu den Terminals zu bringen.
      Unsere Hauptziele sind: Die Aushöhlung unserer Arbeit durch Contracting Out zu stoppen; Schutz der heutigen und zukünftigen Generationen vor den verheerenden Auswirkungen der Hafenautomatisierung; Schutz der Arbeitenden vor der rekordverdächtig hohen Inflation und den explodierenden Lebenshaltungskosten.
      Aber die Arbeitgeber und ihr Verhandlungsführer, der BCMEA, haben unsere harte Arbeit und unser Engagement mit Forderungen nach großen Zugeständnissen belohnt. Ihr einziges Ziel ist es, den Arbeitenden ihre Rechte und Bedingungen zu nehmen, nachdem sie während der Pandemie Rekordgewinne eingefahren haben. Die Arbeitenden hielten diese Provinz und das Land während der Pandemie am Laufen, und als die Kanadier*innen aufgefordert wurden, sich in Sicherheit zu bringen, gingen unsere Leute an die Arbeit! Wir arbeiteten unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen, um sicherzustellen, dass die Gemeinden, in denen wir leben, und alle Kanadierinnen und Kanadier über die notwendigen Vorräte und persönliche Schutzausrüstung verfügten, um sich gegen das Covid19-Virus zu schützen. Dies war eine noch nie dagewesene Zeit in der Weltgeschichte und die Arbeitenden haben bewiesen, dass wir für die Menschen in Kanada da sind. Es ist bedauerlich, dass unsere Arbeitgeber uns so verachten. Leider sind dem ILWU Canada Bargaining Committee die Möglichkeiten am Verhandlungstisch ausgegangen, weil der BCMEA und seine Mitgliedsarbeitgeber sich geweigert haben, über die wichtigsten Fragen zu verhandeln. Daher hat die ILWU Kanada am 28. Juni 2023 um 8:00 Uhr morgens eine 72-stündige Streikankündigung an den BCMEA gerichtet. Die Arbeitenden sind darauf vorbereitet, am 1. Juli 2023 um 8:00 Uhr morgens die Arbeit niederzulegen. Wir sind nach wie vor entschlossen, ein Ende dieses Konflikts auszuhandeln, das die Arbeitenden respektiert, und wir fordern die BCMEA auf, alle Zugeständnisse aufzugeben und ernsthaft mit der Gewerkschaft zu verhandeln.“ Pressemitteilung der IWLU vom 28. Juni 2023 externer Link („ILWU Canada Issues 72hr Strike Notice“)
  • 99,24 Prozent stimmen für Streik
    “Grüße Brüder und Schwestern, Die Ergebnisse der Streikabstimmung vom 9. und 10. Juni 2023 zeigen, dass 99,24% für die Unterstützung von Streiks gegen die Mitgliedsunternehmen der BC Maritime Employers Association sind, wenn diese notwendig sind. Im Namen eures Verhandlungsausschusses; In Stärke und Solidarität Rob Ashton“ Pressemitteilung der ILWU Canada vom 12. Juni 2023 externer Link (engl.)
  • US-Arbeitsministerin interveniert auch in Kanada – Wirtschaftsministerin wäre wohl besserer Titel von Julie Zu
    „In einer erdrutschartigen Abstimmung stimmten 99,24% der ILWU Canada für die Unterstützung eines Streiks, aber ein Streik kann frühestens am 24. Juni stattfinden. Der Hafen von Vancouver ist der größte Hafen Kanadas, über den etwa 15 % des Containerverkehrs mit den USA abgewickelt werden, aber auch der Hafen von Prince Rupert ist wichtig für den Handel mit den USA. Die Streikabstimmung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Häfen an der US-Westküste durch die Probleme der ILWU-Beschäftigten in schwierigen Vertragsverhandlungen behindert werden. Laut einem Logistikexperten ist dies ein „bedeutender Schlag“ für die Stabilität des Handels an der Westküste, mit möglichen Auswirkungen auf viele US-Industrien, darunter die Hersteller im Mittleren Westen und die Automobilhersteller. (…) Die Abstimmung, die am 9. und 10. Juni stattfand, fiel in die 21-tägige Bedenkzeit zwischen der British Maritime Employers Association und ILWU Canada. Die Verhandlungen mit dem Federal Maritime Conciliation Service begannen am 28. März. Zwei von der kanadischen Regierung ernannte Schlichter beaufsichtigten die Gespräche, die bis Ende Mai liefen. Der größte Hafen, der betroffen ist, ist der Hafen von Vancouver, der größte Hafen Kanadas. Laut einer Sprecherin der Vancouver Fraser Port Authority sind etwa 90 % der Fracht, die durch den Hafen von Vancouver transportiert wird, kanadischer Handel. Aber es gibt auch mögliche Auswirkungen auf den US-Handel. Etwa 15 % des Containerhandels im Hafen von Vancouver ist für die USA bestimmt, und etwa 2 % der internationalen Importe aus den USA, die jedes Jahr in den Häfen der Westküste ankommen, werden über den Hafen von Vancouver abgewickelt, so die Hafenbehörde. (…) Schätzungen zufolge werden in den Häfen an der kanadischen Westküste jährlich Güter im Wert von fast 225 Milliarden Dollar umgeschlagen, darunter viele Konsumgüter wie Kleidung, Elektronik und Haushaltswaren. (…)
    CNBC hat erfahren, dass die amtierende Arbeitsministerin von Präsident Biden, Julie Su, die viel Erfahrung mit dem kalifornischen Arbeitsmarkt hat, sowohl mit der Gewerkschaft als auch mit dem Hafenmanagement gesprochen hat, um eine Einigung zur Vermeidung einer Hafenkrise an der Westküste zu erzielen. „Seit Covid haben wir keine Containerschiffe mehr gesehen, die so lange vor der Küste gewartet haben“, sagte Kapitän Adil Ashiq, Leiter der Nordamerika-Abteilung von MarineTraffic, am Montag gegenüber CNBC. Normalerweise wäre der Ankerplatz selbst in der Lage, die aktuellen Mengen an Ladung/Schiffen aufzunehmen, aber jetzt weckt das definitiv Erinnerungen.“
    Artikel von Lori Ann LaRocco vom 13. Juni 2023 auf CNBC externer Link („ILWU Canada workers authorize strike in landslide vote, a ‘significant blow’ to West Coast ports”)
  • Siehe für aktuelle Meldungen die Website der ILWU Kanada externer Link

Siehe dazu auch im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=212532
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