Netzwerk und Konferenzen: Arbeiten bei den Guten? – Na herzlichen Glückwunsch! Arbeitsbedingungen bei NGOs

Dossier

Arbeiten bei den Guten? – Na herzlichen Glückwunsch! Arbeitsbedingungen bei NGOsDen Blick vom Leid in der Welt auf die eigene Situation richten: Das ist das Ziel einer Konferenz zu Arbeitsbedingungen bei NGOs, die am 5. und 6. Mai 2023 im Künsterler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt am Main stattfindet. Organisiert wird sie von Beschäftigten, für Beschäftigte. „Nur wenn wir selbst gut arbeiten können, können wir auch andere unterstützen“, erklärt Mitorganisator Tina Herbert das zentrale Motiv der Initiative. Ob in der humanitären Hilfe, im Umweltschutz oder in der politischen Bildung: NGOs leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. „Das muss mehr Anerkennung finden“, fordert Tina Herbert. Doch die Liste der Probleme ist lang: Arbeitsverdichtung, Befristungen, freiwillige Selbstausbeutung, Leistungsdruck, Mobbing, niedrige Löhne, Überstunden, tyrannische Chefs…“ Pressemitteilung externer Link auf der Homepage des „Arbeiten bei den Guten“-Netzwerks externer Link zur Konferenz 2023 und weitere Informationen:

  • Gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen bei NGOs – Bericht zur Konferenz „Arbeiten bei den Guten“ im Mai 2023 und Konferenz 2024 im Juni 2024 zum Vormerken New
    • Gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen bei NGOs – Bericht zur Konferenz „Arbeiten bei den Guten“ im Mai 2023
      Am Wochenende des 5. und 6. Mai haben wir – ca. 50 Beschäftigte aus NGOS – uns im Frankfurter Mousonturm zusammengefunden, um uns über die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen auszutauschen.
      Wir arbeiten in der Demokratieförderung, der Bildung für nachhaltige Entwicklung, der Geflüchtetenunterstützung oder im Klimaschutz. Kolleg*innen aus kleinen Vereinen mit weniger als 10 Beschäftigten waren da und Kolleg*innen aus großen Organisationen mit mehr als 100 Arbeitnehmer*innen. Ganz unterschiedliche Arbeitskontexte also. Doch der gemeinsame Nenner steckt schon im Namen der Konferenz: Arbeiten bei den „Guten“. Denn wir arbeiten alle bei Organisationen, die dem selbst formulierten Anspruch nach die Welt zu einem besseren, gerechteren Ort machen wollen. Und die meisten Beschäftigen teilen dieses Selbstverständnis. Die Bedingungen, unter denen wir arbeiten stehen dem jedoch konträr entgegen und sind oft prekär. Sie reichen von Kettenbefristungen, entgrenzten Arbeitszeiten, geringer Bezahlung, keinerlei Tarifbindung bis zu mangelnder Verantwortungsübernahme durch Führungskräfte und Union-Busting. Spätestens auf unserer Konferenz ist uns ganz klar geworden: Wir leisten sinnstiftende Arbeit. Und wir müssen es trotzdem nicht akzeptieren, schlecht bezahlt, befristet und unter miesen Arbeitsbedigungen zu arbeiten!
      Öffentlich werden, Betriebsräte gründen und Konfrontation – ermutigende Beispiele aus der Organisierungspraxis
      Wie man sich organisiert und sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen wehrt, haben uns Kolleg*innen aus verschiedenen Betrieben gezeigt. Am ersten Abend der Konferenz haben sie uns von ermutigenden Erfahrungen aus ihren betrieblichen Organisierungsprozessen berichtet. (…)
      Schlechte Arbeitsbedingungen nicht einfach aushalten – Tools zur Gegenwehr
      In verschiedenen Workshops haben wir am zweiten Tag der Konferenz Instrumente an die Hand bekommen, um uns gegen schlechte Arbeitsbedingungen zu wehren. (…)
      Die Konferenz hat uns das Gefühl von Rückhalt, Solidarität, Stärkung, Reflexion und Absicherung gegeben. Viele von uns sind mit mehr Wissen, mehr Kontakten und mehr Energie in ihre Strukturen zurückgegangen. Und viele wünschen sich eine nächste Konferenz! Es sind auch schon Ideen entstanden, wie es konkret weiter gehen kann…“ Bericht beim „Arbeiten bei den Guten“-Netzwerk externer Link
    • Arbeiten bei den Guten? Na herzlichen Glückwunsch! Konferenz am 21. – 23. Juni 2024 in Frankfurt am Main
      Lust auf sinnstiftende Arbeit in einer NGO? Interesse an Jobs in gesellschaftskritischen Institutionen statt profitorientierten Unternehmen? So haben wir alle mal angefangen.  Und heute? Viele von uns sind ausgebrannt, gefangen im Hamsterrad entgrenzter Lohnarbeit oder einfach nur frustriert. Frustriert darüber, dass der schöne Job in der ach so guten NGO nicht hält, was er verspricht. Doch wir haben gute Neuigkeiten für dich:

 Als wachsendes Netzwerk von Beschäftigten aus dem NGO-Bereich laden wir euch erneut am 21. – 23. Juni 2024 nach Frankfurt am Main zu unserer dritten KonferenzArbeiten bei den Guten? Na herzlichen Glückwunsch!ein. Mehr Infos folgen.“ Ankündigung beim „Arbeiten bei den Guten“-Netzwerk externer Link
  • Arbeiten bei NGOs: Werte statt Wert: Nichtregierungsorganisationen leisten unerlässliche Beiträge für die Zivilgesellschaft. Doch die Arbeitsbedingungen lassen häufig zu wünschen übrig
    „Sie klären über Antisemitismus und die extreme Rechte auf, erstellen Bildungsmaterialien zu Rassismus und setzen sich für die Wahrung der Menschenrechte ein. Sie sind landauf, landab unterwegs, um Workshops zu halten, Ausstellungen zu kuratieren, scheuen auch den Weg in die abgelegenen und strukturschwachen Regionen nicht, um dort demokratische Werte zu vermitteln. Ohne die Arbeit zahlreicher Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wäre es hierzulande um die Aktivität und die Sichtbarkeit der Zivilgesellschaft eher schlecht als recht bestellt. Woran es kaum mangelt, sind öffentliches Lob und Anerkennung für die Vielzahl an Projekten und Kampagnen sowie die dadurch angestoßenen gesellschaftlichen Diskurse. Weniger stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen jedoch die Bedingungen, unter denen diese Arbeit häufig stattfindet. Um diese zu verbessern und sich über die Möglichkeiten betrieblicher Organisierung auszutauschen, trafen sich am vergangenen Wochenende knapp 50 Mitarbeiter*innen diverser Einrichtungen bei der Konferenz »Arbeiten bei den Guten? Na, herzlichen Glückwunsch!« in Frankfurt am Main. Lukas Schneider arbeitete früher bei einer über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannten NGO und gehört zu den Organisator*innen der Konferenz. Wie sehr Beschäftigten in der Branche das Thema Arbeitsbedingungen unter den Nägeln brennt, habe man bereits im vergangenen Herbst gemerkt, als zu einem ersten Austausch eingeladen wurde. Damals, berichtet Schneider, sei er überrascht davon gewesen, dass es auch bei Beschäftigten anderer Träger »ziemlich hohe Frustration und viel Wut« gegeben habe. Die Gründe, die er im Gespräch aufzählt, bekommt man nahezu wortgleich auch von den übrigen Konferenzteilnehmer*innen zu hören. Von befristeten Verträgen, fehlenden Lohnordnungen und ungeregelten Arbeitszeiten ist da genauso die Rede wie von »Kolleg*innen, die innerhalb der Organisation aufsteigen, entsprechende Aufgaben übernehmen, aber überhaupt nicht geschult sind in Themen wie Personalverantwortung oder Arbeitsrecht«, erzählt Schneider. (…) Von der oftmals eher geringen Bezahlung ganz zu schweigen. Bruttogehälter unterhalb der Grenze von 2000 Euro für Teilzeitstellen seien in der Branche nichts Ungewöhnliches. Einbußen beim Gehalt sind dennoch für viele hinnehmbar, gewissermaßen als Entschädigung dafür, einer Tätigkeit nachzugehen, die als sinnstiftend empfunden wird. Einer Studie der Strategieberatung Deloitte zufolge sehnt sich weltweit über die Hälfte der Menschen zwischen 16 und Ende 30 nach einem Job, mit dessen Werten sie sich identifizieren können. (…) Erschwerend hinzu komme, dass Organisationen teilweise bei der Beantragung von Fördermitteln bei Ministerien und anderen öffentlichen Geldgebern zueinander in Konkurrenz stünden und der dadurch entstehende Druck an die Belegschaften weitergegeben werde. Fehlende betriebliche Mitbestimmung sowie unsichere Beschäftigungsverhältnisse durch sogenannte Kettenbefristungen schürten zudem immer wieder den Unmut der Mitarbeiter*innen. Eine Folge: Aufgrund hoher Fluktuation werden kontinuierlich neue Leute eingearbeitet, mit dem Ende eines Beschäftigungsverhältnisses büßen Organisationen Kontakte und Netzwerke ein, Erfahrungen mit und Vertrauen gegenüber Kooperationspartner*innen müssen beständig und langfristig neu aufgebaut werden. Pollmanns Fazit: »Die Arbeit ist nicht wirklich nachhaltig.« Um dem entgegenzuwirken, braucht es seiner Auffassung nach eine »gute tarifliche Eingruppierung und klare Spielregeln im Betrieb«. Gleichzeitig müssten die gemeinnützigen Organisationen aber auch lernen, diese Standards gegenüber ihren Auftraggeber*innen transparent zu machen und einzufordern. »Die Einrichtungen müssen auch selber versuchen zu verhandeln und können sich keine Projekte aufzwingen lassen, die nicht ausfinanziert sind«, sagt Pollmann…“ Artikel von Joel Schmidt vom 12. Mai 2023 in Neues Deutschland online externer Link

Siehe die Aktionsseite externer Link mit allen Infos, siehe auch deren Twitter-Account externer Link für Organizing & Vernetzung zum Aufbau von Gegenmacht in NGOs.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=211473
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