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Das Nickelproletariat und die Umweltfrage in Indonesien

iz3w – Zeitschrift zwischen Süd und Nord - Nr. 393 vom Nov/Dez 2022 "Rohstoffe – auf ins grüne Glück?"Am Nickelabbau in Indonesien lässt sich zeigen, wie eng die soziale mit der ökologischen Frage verknüpft ist.  (…) Für die indonesische Regierung ist der Nickelabbau der Einstieg in eine Industrialisierungsstrategie, die mit der Weiterverarbeitung des Erzes beginnt und die mit Batterieproduktion und Elektroautoherstellung weitergeführt werden soll. (…) Die staatlich geförderten Industriekonglomerate sind eng mit der Regierung verflochten; ihre nationalistisch formulierte Entwicklungsstrategie wird auch von weiten Teilen der Gewerkschaften mitgetragen. (…) Es kommt nicht nur zu schrecklichen Unfällen, etwa bei der Verarbeitung mit Hochdrucksäure. Die Arbeit mit schweren Maschinen ist von Ganzkörpervibration begleitet, die auf die Dauer krankmacht. Hinzu kommt, dass der permanente Zeitdruck mittels brutaler Zielvorgaben der Akkordarbeit und die langen Arbeitsschichten einen permanenten Zustand von Übermüdung und Erschöpfung erzeugen…“ Aus dem Artikel von Oliver Pye in iz3w – Zeitschrift zwischen Süd und Nord – Nr. 393 vom Nov/Dez 2022 externer Link („Rohstoffe – auf ins grüne Glück?“), siehe weitere Informationen:

  • Nickel für die Welt: Indonesien setzt auf Batterien für E-Autos und »grüne« Wirtschaft auf Kosten der Gesundheit Zehntausender Arbeiter New
    Indonesien ist der weltweit größte ­Nickelproduzent und verfügt über rund 22 Prozent der weltweiten Vorkommen. Das Metall ist für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge stark nachgefragt. Das weltweite Epizentrum der Nickelproduktion ist auf Sulawesi, wo das chinesische Unternehmen Tsingshan den Indonesia Morowali Industrial Park (IMIP) betreibt. Neben anderen Großbetrieben gibt es Hunderte kleinere, meist in indonesischem Besitz befindliche Minen, die den Regenwald durchziehen. (…)
    Vor Jahren war Labota ein Fischerdorf; heute ist es zu einer sich ausbreitenden Stadt geworden, in deren Zentrum IMIP steht, ein 15 Milliarden US-Dollar teures Werk mit 50 Fabriken auf einer Fläche von mehr als 3.000 Hektar. Mauern umgeben den Industriekomplex, der Stahlwerke, Kohlekraftwerke und Manganverarbeitungsanlagen umfasst sowie über einen eigenen Flughafen und Seehafen verfügt. Die Zahl der Beschäftigten ist inzwischen auf rund 66.000 angestiegen.
    Laut einer Recherche der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) verschmutzen die nickelverarbeitenden Fabriken die Luft, indem sie Schwefeldioxid, Stickoxide und Kohleasche ausstoßen – Partikel, die »feiner als Strandsand sind und beim Einatmen extrem schädlich sein können«. Die Küste Sulawesis trägt die Hauptlast der Umweltzerstörung durch die Minen. Nach Angaben der indonesischen Regierung sind etwa 50 Nickelbergbauunternehmen im Bezirk Nordkonawe im Südosten der Insel tätig. Es gibt drei Fischerdörfer rund um die Abbaugebiete. Das kleine Tapunggaya ist die Heimat der Bajau, die als tapfere Seeleute, fähige Fischer und zuverlässige Taucher bekannt sind und vom Meer leben. Laut einer Recherche der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) verschmutzen die nickelverarbeitenden Fabriken die Luft, indem sie Schwefeldioxid, Stickoxide und Kohleasche ausstoßen – Partikel, die »feiner als Strandsand sind und beim Einatmen extrem schädlich sein können«. Die Küste Sulawesis trägt die Hauptlast der Umweltzerstörung durch die Minen. Nach Angaben der indonesischen Regierung sind etwa 50 Nickelbergbauunternehmen im Bezirk Nordkonawe im Südosten der Insel tätig. Es gibt drei Fischerdörfer rund um die Abbaugebiete. Das kleine Tapunggaya ist die Heimat der Bajau, die als tapfere Seeleute, fähige Fischer und zuverlässige Taucher bekannt sind und vom Meer leben.“ Bildreportage von Garry Lotulung in der jungen Welt vom 06.04.2024 externer Link
  • Fast and Furious for Future: Die dunkle Seite der Batterieproduktion für E-Autos in Indonesien
    Aktuell gelten E-Autos Vielen als effektive Strategie, um sowohl die Treibhausgasemission des Verkehrssektors zu senken als Luftverschmutzung und Lärm im Straßenverkehr in den Griff zu bekommen. Nickel ist einer der Hauptbestandteile von Lithiumbatterien, ohne die Elektroautos undenkbar wären. Indonesien verfügt über einige der größten Nickelvorkommen der Welt. Ein Teil der aktuellen Strategie zur Bekämpfung der Klimakrise basiert also auf dem Abbau von Ressourcen, vor allem in Indonesien. Deshalb ist es wichtig, den Nickelabbau für E-Auto-Batterien entlang von internationalen Umwelt-, Arbeits- und Menschenrechtsstandards zu überwachen. Die neue englischsprachige Publikation «Fast and Furious for Future» aus dem «Climate Justice Dialogue Programme» der Rosa-Luxemburg-Stiftung stellt die Akteure der indonesischen Nickelproduktion für E-Auto-Batterien vor, beginnend bei den Betreibern kleiner Schmelzöfen und über alle Zwischenprodukte der globalen Wertschöpfungskette für E-Auto-Batterien. Ebenso werden die potentiellen Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus für die Nickelgewinnung untersucht (das sog. «deep-sea tailing disposal», kurz DSTD). Zudem stellt die Publikation die Ergebnisse von Felduntersuchungen zu den Auswirkungen der bestehenden Nickelindustrie in Indonesien vor, die sich durch die künftige Entwicklung des Sektors weiter verschlimmern könnten.“ RLS externer Link zur engl. Studie von Muhammad Rushdi, Apditya Sutomo, Pius Ginting, Risdianto und Masri Anwar externer Link vom März 2021
  • Die dunkle Seite der Batterienproduktion für Elektroautos in Indonesien
    Die Batterienproduktion für Elektroautos in Indonesien hat viele Schattenseiten: Die Arbeiter*innen werden schlecht bezahlt und leiden gesundheitlich unter der harten Arbeit, Abbaugebiete für das benötigte Nickel werden oft nicht wieder aufgeforstet und die Energie für die Produktion kommt aus umweltschädlichen Kohlekraftwerken. Deshalb müssen wir uns weltweit für ökologische und soziale Standards in der Nickel Produktion und in der Batterienproduktion einsetzen.“ Video vom 15.06.2021 bei RLS externer Link

Siehe auch vom Dezember 2020: Da wurde es heiß: Hunderte indonesische Nickel-Bergarbeiter im Streik gegen chinesisches Unternehmen: Für Lohnerhöhung – und für das Ende der ewigen Zeitarbeitsverträge

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=205449
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