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Pakistan: Die Flut, die nach der Hitze kam [mit Spendenaufruf]

Dossier

Solidarität gefragt! (LabourNet Germany)„Klima, Ökonomie, Politik: Pakistans Menschen zahlen auch den Preis für das, was weltweit falsch läuft. (…) Millionen Menschen haben nicht nur ihr Haus, sondern auch ihre Ernte und damit ihre Zukunft verloren. (…) Dabei ist Pakistan nicht nur stärker von der Klimakrise betroffen als die meisten anderen Länder der Welt, es steht seit längerem schon vor dem Staatsbankrott und dem Kollaps seiner Ökonomie, auch vor dem Kollaps seiner seit Jahrzehnten schon prekären politischen Ordnung. Insofern ist die Katastrophe dieses Monsuns keine nationale, sie ist eine kontinentale und zuletzt auch eine globale Katastrophe. Trotz der Verantwortung, die die pakistanischen Machteliten bekanntermaßen für das Desaster tragen, ist der absehbare Zusammenbruch nicht einfach „hausgemacht“…“ Bericht von Thomas Rudhof-Seibert vom 30. August 2022 bei medico international mit Spendenaufruf externer Link und nun:

  • Flut in Pakistan: „Ground Zero“ der ökologischen Katastrophe – Anspruch auf Hilfe, aber v.a. auf Reparationen New
    Ein Gespräch mit Mustafa Zaor von unserer Partnerorganisation HANDS über Regierungsverantwortung und -ohnmacht, über Hilfe und Reparationsforderungen angesichts der Fluten, die Pakistan überschwemmen. (…)
    Rund 1500 Menschen sind gestorben, weit über 12.000 verletzt. Große Teile der Provinz Sindh stehen unter Wasser, geschätzt zwei Millionen Häuser sind zerstört, 13.000 Kilometer Straßen, 300 Brücken, die Fluten haben auch Krankenhäuser und Schulen zum Einsturz gebracht oder schwer beschädigt. 33 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen, fast die Hälfte von ihnen muss jetzt versuchen, auf offener Straße, unter freiem Himmel zu überleben. Die Ernte des ganzen Jahres ist zerstört, niemand weiß, wann wieder ausgesät werden kann. Die Leute haben aber nicht nur die Ernte, sie haben auch ihr Vieh verloren. Nicht zuletzt: es gibt keine Läden, keine Märkte mehr, und kaum jemand hat Bargeld in der Tasche.
    [Wie kommen die Leute in solcher Lage zurecht?]
    Sie kommen nicht zurecht: wie sollen sie auch! Sie sind zutiefst verstört, verzweifelt, fühlen sich alleingelassen. Sie hungern, sie werden krank. Das Wasser ist verdreckt, weshalb sich Hautkrankheiten und Durchfälle ausbreiten. Über den Wassern schwirren Milliarden von Mücken, bringen Malaria und Denguefieber. Und die Obdachlosigkeit ist natürlich selbst ein untragbarer Zustand, zuerst für die Leute, die weiter auf der Straße leben, zum Teil auf Autobahnen, aber auch für die, denen es gelungen ist, in einem der Nothilfelager unterzukommen. Viele Organisationen, viele Leute wollen helfen, haben dafür aber nicht genügend Ressourcen. Keine Boote, kein Werkzeug, um Dämme zu reparieren oder Abflusskanäle zu graben, keine Nahrungsmittel. (…)
    [Sherry Rehman, Pakistans Ministerin für den Klimawandel, bezeichnet Pakistan als den „ground zero“ der ökologischen Katastrophe. Von den Ländern des globalen Nordens fordert sie deshalb nicht nur Hilfe, sondern Reparationen. Und: Sie fordert den Norden selbst zu tiefgreifenden Umwälzungen auf, zu massiven Veränderungen der Produktions- und Lebensweisen in Europa und den USA.]
    Was soll ich dazu sagen? Sie hat einfach Recht, trotz allem, was ich ihrer Regierung und den Vorgängerregierungen vorgeworfen habe. Reparationen statt bloß freiwilliger Hilfe fordert auch die Menschenrechtskommission unseres Landes. Ich glaube nicht, dass die Kommission mit dieser Forderung ihr Mandat überschreitet. Dass Pakistan nicht allein Hilfe, sondern Reparationen bekommt, ist eine Menschenrechtsfrage. Eine Menschenrechtsfrage ist auch, dass die Länder, die für den Klimawandel verantwortlich sind, ihre Produktionsweise ändern müssen. Dasselbe gilt für die Weltwirtschaftsordnung. Unser Land ist überschuldet, wir nehmen immer neu Schulden auf, nur um unsere Schulden zurückzahlen zu können. Wie viele Länder des globalen Südens leben wir zu einem erheblichen Teil von den Rücküberweisungen von Pakistaner:innen, die im Ausland arbeiten. Das ist eine aussichtslose, eine absurde Situation. Und, noch einmal: Pakistans Beitrag zu den globalen Treibhausgasemissionen liegt bei 0,4 Prozent. Wir bezahlen eine Rechnung, für die andere verantwortlich sind…“ Interview von Karin Zennig und Thomas Rudhof-Seibert am 11. Oktober 2022 bei medico externer Link
  • Flut, Hunger und Krankheit – Sammelabschiebung nach Pakistan geplant. PRO ASYL, die Landesflüchtlingsräte und Hum Hain Pakistan e.V. kritisieren die Abschiebungen nach Pakistan und fordern einen Abschiebestopp.
    Am heutigen Dienstag, den 11. Oktober, soll voraussichtlich vom Flughafen Frankfurt aus eine weitere Sammelabschiebung nach Pakistan stattfinden. Die unterzeichnenden Organisationen fordern, Abschiebungen in die absolute Existenznot sofort einzustellen. Pakistan leidet nach wie vor stark unter der Flutkatastrophe und ihren Folgen. Viele Landesteile sind vom Rest des Landes abgeschnitten, mehr als 30 Millionen Menschen in Pakistan trifft die Flutkatastrophe direkt. Die Überschwemmungen haben Brücken, Straßen, Ernten und unzählige Häuser zerstört. Vielen Menschen fehlt jegliche Lebensgrundlage. Nun kommen schwere Krankheiten und Hunger dazu. UNO und WHO warnen vor einer humanitären Katastrophe, da keine Ernährungssicherheit gewährleistet werden kann und sich Malaria, Dengue oder Cholera massiv ausbreiten. „Pakistan wird sich nicht so schnell von der Flut erholen können. Jeden Tag entstehen neue Nöte. Die Hilferufe aus der pakistanischen Zivilgesellschaft sind alarmierend,“ berichtet Samar Khan vom Hum Hain Pakistan e.V. „In Anbetracht des Klimawandels muss klar benannt werden, dass die Verantwortung zu großen Teilen bei den Industriestaaten liegt. Nun Schutzsuchende in diese Flut, Hunger und Krankheit abzuschieben, ist mehr als grausam,“ ergänzt Khan. In diesen Krisennotstand will Deutschland weiterhin abschieben. Bereits am 06. September 2022 gab es eine Sammelabschiebung mitten in die Flutkatastrophe. PRO ASYL, die Landesflüchtlingsräte und Hum Hain Pakistan e.V. fordern in einer gemeinsamen Pressemitteilung einen Abschiebestopp nach Pakistan sowie dass Klimakatastrophen als Hinderungsgrund für eine Abschiebung stärker berücksichtig werden…“ Pressemitteilung vom 11.10.2022 externer Link
  • Abschiebeflug aus München am 6.9.22: Abschiebung nach Pakistan ist humanitäre Bankrotterklärung 
    Trotz der Flutkatastrophe in Pakistan startete in München ein Sammelabschiebeflug nach Islamabad. Flüchtlingsorganisationen sprechen von einer humanitären Bankrotterklärung. Während die UN Nothilfen nach Pakistan schicken, schiebe Deutschland Menschen in das Land ab.
    Flüchtlingsorganisationen haben die Abschiebung pakistanischer Geflohener in ihre unter einer Flutkatastrophe leidende Heimat verurteilt. Dass mitten in dieser Ausnahmesituation einen Sammelabschiebeflug nach Pakistan gestartet sei, sei eine humanitäre Bankrotterklärung, kritisierten der Bayerische Flüchtlingsrat, Abschiebungsreporting NRW und der Verein Hum Hain Pakistan. Am Dienstag ist demnach ein Sammelabschiebeflug von München in die pakistanische Hauptstadt Islamabad geflogen. Laut den Vereinten Nationen sind rund 33 Millionen Bewohner in 80 Distrikten von der Flutkatastrophe betroffen, die durch ungewöhnlich starke Regenfälle während des Monsuns ausgelöst wurde. Mindestens 1.300 Menschen sind bislang gestorben. Menschen gegen ihren Willen in das pure Chaos abzuschieben, sei keine Übernahme von Verantwortung, sondern eine humanitäre Bankrotterklärung, sagte Samar Khan von Hum Hain Pakistan. Das südasiatische Land stehe durch massive Monsunfluten inmitten einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Während die Vereinten Nationen Nothilfen nach Pakistan schickten, schiebe Deutschland vulnerable Personen dorthin ab. In Bayern und Baden-Württemberg hätten in den vergangenen Tagen mehrere Menschen aus Pakistan in Abschiebehaft gesessen, erklärten die drei Organisationen. Auch Nordrhein-Westfalen schiebe regelmäßig nach Pakistan ab. In dem jüngsten Flug seien auch Personen gewesen, die Jobangebote hatten und unter die geplante Regelung für langjährig Geduldete fallen könnten und deren Angehörige durch die Fluten alles verloren hätten…“ Beitrag vom 06.09.2022 im Migazin externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203961
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