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Kritische WM-Berichterstattung: „Katar will die Plattform Fußball politisch nutzen“

ProFans fordert DFB zum Verzicht auf die WM 2022 auf„… Über einen anderen Aspekt wird weniger gesprochen: Sportereignisse wie die WM oder die Olympischen Spiele hängen unter anderem von Lizenzgebühren großer Fernsehanstalten ab. Auch ARD und ZDF überweisen viel Geld an den Weltfußballverband Fifa, um Bilder von der WM in Katar senden zu dürfen. (…) Das Geflecht zwischen Sportverbänden, Sponsoren und Medien sei tatsächlich kaum noch aufzubrechen, meint der freie Sportjournalist Ronny Blaschke, der fünf Bücher über Politik und Fußball geschrieben und auch länger in Katar recherchiert hat. (…) Aber Katar will die Plattform Fußball politisch nutzen, neue Wirtschaftszweige erschließen, wirbt um Investoren, Fachkräfte und Touristen.“ Eine unkritische Berichterstattung um die WM helfe also den katarischen Anliegen (…), erklärt der Journalist: „Je schwärmerischer wir über Tore und Titel berichten, desto weniger Zeit haben wir letztlich für die Thematisierung von Menschenrechtsverletzungen.“…“ Der Sportjournalist Ronny Blaschke im Gespräch mit Vera Linß und Marcus Richter beim Deutschlandfunk Kultur vom 27. August 2022 externer Link Audio Datei, siehe mehr daraus und dazu:

  • WM-Eklat in Katar: Dänischer Journalist heftig angegangen und bei seiner Berichterstattung bedroht New
    „… Sicherheitsleute drohen mit Zerstörung von Kamera: Der dänische Korrespondent Rasmus Tantholdt vom Sender TV2 ist im Vorfeld der WM in Katar in seiner Live-Berichterstattung gestört worden. Tantholdt sei zudem von Sicherheitskräften bei dem Vorfall vom Dienstag angedroht worden, die eingesetzte Kamera zu zerstören. Dies belegen Bilder, die der Sender auf seiner Homepage veröffentlichte. „Sie haben die gesamte Welt eingeladen, hierherzukommen. Warum können wir hier nicht filmen? Das ist ein öffentlicher Ort“, sagte Tantholdt zu den Sicherheitskräften und zeigte seine Akkreditierung vor: „Wir dürfen filmen, wo wir wollen. Sie drohen uns damit, die Kamera zu zerstören?“ Dazu kam es nicht, die Journalisten mussten nach dem Vorfall laut TV2 eine halbe Stunde warten, bis ein Vorgesetzter der Sicherheitskräfte dem TV-Team recht gab. (…) Auch der US-Amerikaner Grant Wahl berichtete auf seiner Homepage von einem Vorkommnis, das die Pressefreiheit beeinträchtigt. Wahl hatte laut eigener Angabe beim offiziellen Akkreditierungszentrum seinen Arbeitsausweis abholen wollen und dabei den Slogan „Now is all“ an einer Wand fotografiert. Eine Sicherheitskraft sei binnen Sekunden bei ihm gewesen und habe ihn zur Löschung aufgefordert, der er offenbar nicht nachgekommen ist…“ Artikel von Korbinian Kothny vom 16.11.2022 in der FR online externer Link
  • PR für Katar in Deutschland: Kritik unerwünscht 
    Kurz vor der WM präsentiert sich Katar als Wohltäter, mit Spenden auch für das flutgeschädigte Ahrtal. Recherchen von Report Mainz zeigen: Katar wollte dabei Kritik verhindern, dies sogar mit Hilfe von Fußballfunktionären.
    Ein dankbarer PR-Termin: Kinder, die lächelnd in die Kameras schauen. Der zweite Sekretär der katarischen Botschaft, Ahmad Al-Hay, besucht den kleinen Ort Hönningen im Ahrtal. Dieser wurde im Juli 2021 von der Flut verwüstet. Das Emirat Katar spendete eine Million Euro an eine Stiftung des Fußballverbandes Rheinland. Dafür sollen im Ahrtal Minifußballfelder entstehen. Am vergangenen Sonntag wird das erste eingeweiht. Den Termin plante Walter Desch mit. Er ist Vorsitzender der Stiftung, an die das Geld geflossen ist. Für seinen Gast zeigt er an diesem Vormittag viel Verständnis, auch mit Blick auf in vielen Medien erhobene Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen in Katar. „Ich habe mitbekommen und mich informiert, dass auch Frauen sehr wohl Rechte haben“, ruft Desch auf offener Bühne. „Und zwar auch in Führungspositionen, wie ich gesehen habe.“ Der Botschaftssekretär nickt. Besser könnte es gar nicht laufen. (…) Auch im Ahrtal hatten die Katarer Hilfe. Desch erinnert sich: Bei den Gesprächen über die Spende im Ahrtal war immer ein weiterer Mann dabei: der Geschäftsführer einer bekannten Lobbyagentur. Er habe den Deal mit eingefädelt, behauptet Desch. Auch am Sonntag ist der Lobbyist mit dabei. Dieser erklärt auf Anfrage, sich zu Mandaten nicht äußern zu wollen. Bei der Spende fürs Ahrtal ging es noch um etwas anderes: Denn das Geld, das Katar spendete, ging an die Stiftung „Fußball hilft!“, die ehemalige „Theo-Zwanziger-Stiftung“, ursprünglich benannt nach dem früheren DFB-Präsidenten, einem der bekanntesten Kritiker Katars. In der Vergangenheit hatte er den Golfstaat als „Krebsgeschwür des Weltfußballs“ bezeichnet. Laut Dokumenten, die dem ARD-Politikmagazin Report Mainz vorliegen, ging es darum, Zwanziger dazu zu bringen, sich nicht kritisch zur Spende des Golfstaats an die Stiftung des Fußballverbands Rheinland zu äußern…“ Beitrag von David Meiländer und Anna Stradinger , SWR, am 15.11.2022 in tagesschau.de externer Link mit Videos zum Thema
  • Weiter im Interview beim Deutschlandfunk Kultur vom 27. August 2022 externer Link Audio Datei (Audiolänge ca. 8 Min.):… Zudem sei Katar einer der größten Auslandsinvestoren in Deutschland, mit Anteilen an Volkswagen, der Deutschen Bank oder Hapag Lloyd. Und deutsche Konzerne hätten auch an der Infrastruktur in Katar massiv mitgebaut: Siemens, die Deutsche Bahn, auch SAP. „Und wir wissen spätestens seit dem Besuch von Wirtschaftsminister Robert Habeck in Doha, dass Deutschland bald auf katarisches Flüssiggas angewiesen sein könnte. Da gibt es viele Abhängigkeiten auch des demokratischen Deutschlands nach Katar.“ In der Berichtersattung müsste also auch das immer wieder thematisiert werden…“ 
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203959
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