Kritik an neuem Hochschulgesetz in Bayern, mit dem Universitäten auf Wettbewerbsfähigkeit getrimmt werden

"Selbständige" SchuleDazu Christiane Fuchs vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft im Interview von Fabian Linder in der jungen Welt vom 22. August 2022 externer Link (»Unternehmerische Tätigkeiten sollen intensiviert werden«): „Die bayerische Staatsregierung fuhr von Beginn an eine intransparente Informationspolitik. (…) Zwar wurde einiges entschärft, dennoch gibt es weiterhin kritische Punkte. Ohne dass es im Gesetz explizit benannt wird, werden bestimmte Fächergruppen aus dem MINT-Bereich, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, zulasten anderer Disziplinen deutlich mehr davon profitieren, indem unternehmerische Tätigkeiten von Hochschulen und Wissenschaftlern künftig intensiviert werden sollen…“ Siehe mehr daraus und dazu:

  • Weiter Christiane Fuchs im Interview von Fabian Linder in der jungen Welt vom 22. August 2022 externer Link: „… Das zeigt sich etwa in der Einführung von sogenannten Gründungsfreisemestern, mittels derer sich Professoren ein Jahr lang bei vollen Dienstbezügen von ihren Aufgaben in Forschung und Lehre freistellen lassen können, um in dieser Zeit Unternehmen zu gründen. Neu sind auch sogenannte Exzellenzberufungen, bei denen Hochschulleitungen ohne öffentliche Ausschreibung und reguläres Berufungsverfahren nur in Absprache mit den zuständigen Dekanen Professoren berufen können. Ebenfalls neu sind die Innovationsfonds. Wenn eine Professur frei wird, soll künftig unter dem »Ziel der innovativen Weiterentwicklung des Hochschulprofils« geprüft werden, ob eine Neubesetzung im gleichen Fachbereich erfolgt oder das Geld über den Weg des Innovationsfonds in andere Disziplinen gesteckt wird. (…) Die Lobbyarbeit kam dabei weniger von seiten der Wirtschaft, sondern von einzelnen Hochschulpräsidenten, deren Einrichtungen einen starken Fokus auf Anwendungsorientierung im MINT- und Hightech-Bereich haben. Während der Freistaat Fördersummen in Milliardenhöhe in diese Disziplinen steckt, lässt man die Geistes- und Sozialwissenschaften am ausgestreckten Arm verhungern. (…) Ein Großteil der Kritikpunkte [der Gewerkschaften] sind Dauerbrenner. Für diejenigen, die keine Professur innehaben, sind die Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft extrem schlecht: ein hoher Grad an Befristungen, unbezahlte Überstunden und eine fehlende Dauerperspektive in der Wissenschaft sind der Regelfall. In puncto Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft sieht das Gesetz lediglich die Einrichtung von Karrierezentren vor, die es an vielen Hochschulen sowieso schon gibt und die keine Dauerstellen schaffen…“

Siehe auch im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203796
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