[Nach ver.di-Streiks am Boden] Lufthansa-Piloten machen sich streikbereit

Dossier

Stoppt die Profitgier„… Grund für die Streikvorbereitungen der VC sind die nach sechs Gesprächsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Aus VC-Sicht hat die Lufthansa bislang kein verhandelbares Angebot vorgelegt. Die VC verlangt nach eigenen Angaben unter anderem Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Sie hatte den vorherigen Tarifvertrag zum 30. Juni gekündigt. Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden dürfen, die dem Konzerntarifvertrag unterliegen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen…“ Aus der Meldung vom 31.07.2022 bei aero.de externer Link, siehe dazu VC und weitere Infos:

  • Neues Angebot zum Manteltarifvertrag unzureichend – Streik des Cockpit-Personals bei Eurowings vom 17. bis zum 19. Oktober 
    Das neue Angebot der Eurowings über einen Manteltarifvertrag (MTV) für das Cockpit-Personal vom Donnerstag ist aus Sicht der Tarifkommission unzureichend. Die Arbeitgeberseite weigert sich weiter, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Die Verhandlungen sind daher gescheitert. Die Vereinigung Cockpit ruft deshalb die Pilotinnen und Piloten bei Eurowings zum Streik auf vom 17. Oktober 2022 um 00:00 Uhr bis 19. Oktober um 23:59 Uhr. Kernforderung der VC bleibt die Reduzierung der Arbeitsbelastung der im Cockpit Beschäftigten. Dies soll unter anderem durch die Begrenzung der maximalen Flugdienstzeiten und eine Verlängerung der Ruhezeiten erreicht werden…“ VC-Pressemitteilung vom 14 Oktober 2022 externer Link, siehe dazu:

    • Pilotenstreik bei Eurowings: Gewerkschaften sind zum Kämpfen da – Eurowings-Management stellte den Streikenden ein Ultimatum New
      Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bestreikt derzeit die Lufthansa-Tochter Eurowings. Dabei erleben wir ein Novum: Das Eurowings-Management stellte den Streikenden ein Ultimatum. Zwar werden sie nicht in Handschellen abgeführt und allesamt gefeuert, wie streikende US-Fluglotsen der Gewerkschaft Patco im Jahr 1981 unter Ronald Reagan. Doch stellt dieser ultimative Stil eine deutliche Verschärfung zumindest im Ton dar. Möglicherweise will die Lufthansa bei Eurowings ein Exempel statuieren. Die Piloten sind neben den Bahnarbeiter*innen der GDL Vorreiter der Gewerkschaftsbewegung und Seismografen der Streikbereitschaft. Sie scheinen vorbildlich organisiert – besonders im Vergleich zu konkurrierenden Riesengewerkschaften. Ihre Apparate wirken schlank, basisnah und effizient. Sie wissen noch, wo der Hammer hängt und trainieren ihre Konfliktfähigkeit regelmäßig durch Ausübung eines im Grundgesetz verankerten Rechts: Sie machen, wofür Gewerkschaften da sind. Streiken. (…) Mit ihrer Streikforderung haben die Eurowings-Piloten außerdem einiges richtig gemacht: Es geht bei Eurowings nicht um mehr Geld, sondern um Entlastung. Ein Ziel, dem sich sehr viele Lohnabhängige anschließen können, denken wir nur an Kranken- und Altenpfleger*innen. Insgesamt ist in der deutschen Arbeitswelt ein Trend zur systematischen Überlastung der Lohnabhängigen unter anderem durch personelle Unterbesetzung zu beobachten. Was die gesetzlich erlaubten Höchstarbeitszeiten angeht, so war der Flugverkehr ursprünglich sogar das Maß der Dinge. Ein Transatlantikflug von Irland nach New York dauerte früher zehn Stunden. Und so setze der Gesetzgeber genau an dieser Marke die gesetzlich vorgeschriebene maximale Arbeitszeit fest. In Notfällen kann sie auf maximal 14 Stunden erhöht werden. Schon seit Jahren wird dieser angebliche Notfall besonders von Billiglinien gezielt und flächendeckend herbeigeführt, ja fest eingeplant. Genau darum dreht sich der aktuelle Streik. (…) Wenn sich einfache Lohnabhängige – in ihrer Aggregatform als Mallorca-Touristen – gegen streikende Piloten aufhetzen lassen, wäre das ein negatives Zeugnis für die allgemeine Moral der arbeitenden Bevölkerung. Davon kann derzeit zum Glück keine Rede sein…“ Kommentar von Elmar Wigand vom 18.10.2022 im ND online externer Link
  • So kreativ wie absurd. Wie der Eurowings-Personalchef versucht, den Pilotenstreik zu diskreditieren 
    Es ist immer wieder spannend zu sehen, wann Manager*innen ihren Sinn für Anstand und Moral wiedergewinnen. Spoiler: Meist nicht, wenn es um ihre Gehälter oder Privilegien geht. Ein Paradebeispiel ist Eurowings-Personalchef Kai Duve. In Zeiten, »in denen sich Millionen Menschen vor einem kalten Winter und der nächsten Heizkostenrechnung fürchten«, sei der Pilot*innenstreik bei seiner Lufthansa-Tochter maßlos, ätzte er. Als ob die Pilot*innen damit etwas moralisch Verwerfliches täten. Die Sorge um seine Mitmenschen dürfte den Manager weniger umtreiben, stattdessen will er damit einen legitimen Streik diskreditieren. Schließlich ist es das gute Recht von Beschäftigten, für ihre Anliegen notfalls auch mal die Arbeit niederzulegen. Daran ändert auch die Energiepreiskrise im Zuge des Ukrainekrieges nichts. Zumal von niemandem die Gasrechnung sinken würde, wenn nicht gestreikt würde…“ Kommentar von Simon Poelchau vom 06.10.2022 im ND online externer Link
  • Verhandlungen über Manteltarifvertrag gescheitert: Streik der Eurowings-Piloten am 6. Oktober 2022 
    Die aktuellen Verhandlungen über den so genannten Manteltarifvertrag (MTV) bei Eurowings sind gescheitert. Zehn Verhandlungsrunden, davon zwei nach dem eindeutigen Signal der Urabstimmung, haben zu keiner nennenswerten Annäherung geführt.  Die zentrale Forderung der VC ist die Entlastung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch beispielsweise die Reduzierung der maximalen Flugdienstzeiten sowie die Erhöhung der Ruhezeiten. Seit 2015 besteht der aktuelle MTV ohne Anpassungen. „Die Arbeitsbelastung ist erheblich gestiegen. Der Arbeitgeber schöpft regelmäßig die Einsatzzeit der Kolleginnen und Kollegen bis zum zulässigen Maximum aus, das kann kein Dauerzustand sein,“ so Matthias Baier, Pressesprecher und Vorstandsmitglied der Vereinigung Cockpit. „Wir bedauern die Einschränkungen für die Fluggäste, doch aufgrund des mangelnden Entgegenkommens des Eurowingsmanagements bleibt uns derzeit nur die Option, unseren Forderungen mit einem Arbeitskampf Nachdruck zu verleihen.“ (…) Daher ruft die Vereinigung Cockpit die Pilotinnen und Piloten bei Eurowings am 6. Oktober 2022, zwischen 00:00 und 23:59 Uhr zum Streik auf.“ Pressemitteilung vom 04. Oktober 2022 der Vereinigung Cockpit externer Link
  • Kein Streik – Vereinigung Cockpit und Lufthansa erreichen Einigung über Teillösung – Details des „Pakets monetärer und struktureller Themen“ folgen 
    Die Vereinigung Cockpit und die Lufthansa haben sich am heutigen Dienstag erfreulicherweise auf eine Teillösung geeinigt. Ein umfängliches Paket monetärer und struktureller Themen wurde im Kern vereinbart und harrt der Ausgestaltung in den kommenden Tagen.  Die angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen für diese Woche werden abgesagt. „Wir freuen uns, dass ein Ergebnis am Verhandlungstisch erzielt werden konnte und dadurch weitere Nachteile für Kunden, Mitarbeiter und Unternehmen vermieden werden können“, so Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik, „heute wurden wichtige erste Schritte in Richtung einer nachhaltigen Zusammenarbeit erzielt“.PM der Vereinigung Cockpit vom 06 September 2022 externer Link
  • Lufthansa lässt Zeit notzlos verstreichen – Streik ab 7. bis 9. September 2022
    Ungeachtet anderslautender Ankündigungen ist die Lufthansa bis heute nicht auf uns zugekommen und legte ebenso kein neues Angebot vor. Dies ist absolut unverständlich und führt zu einer weiteren unnötigen Eskalation der Situation. Matthias Baier, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit, erklärt hierzu: „Um auch in dieser Lage nichts unversucht zu lassen, haben wir dennoch einen Verhandlungstermin für Dienstag angeboten. Dieser wird dem Vernehmen nach stattfinden. Klar muss jedoch sein, der angekündigte Streik kann nur durch ein ernstzunehmendes Angebot des Unternehmens abgewendet werden.” Die Pilotinnen und Piloten der Deutschen Lufthansa AG sollen nun vom 7. September 2022 ab 00:01 Uhr bis 8. September 2022 23:59 Uhr und die der Lufthansa Cargo vom 7. September 2022 ab 00:01 Uhr bis 9. September 2022 23:59 Uhr zum Streik aufgerufen werden…“ PM der Vereinigung Cockpit vom 05 September 2022 externer Link
  • Streik der PilotInnen bei Lufthansa am 2. September 2022 – hohe Streikbereitschaft bei Eurowings 
    • Pilotenstreik bei Lufthansa und LH Cargo 
      „Am Freitag haben sich rund 5000 Lufthansa-Pilotinnen und Piloten an einem 24-Stunden-Streik beteiligt. Zu Dutzenden blieben die Maschinen der Kernmarke Lufthansa und von Lufthansa Cargo am Boden. An den Flughäfen Frankfurt und München wurden etwa 800 Flüge annulliert, rund 130.000 Passagiere waren laut Konzernangaben betroffen. Alle Versuche, mit Lufthansa einen neuen Tarifvertrag auszuhandeln, seien gescheitert, so die offizielle Erklärung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Die Gewerkschaft fordert Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr (bei einer Inflation von mittlerweile 8,5 Prozent!) sowie einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Dagegen behauptet das Management, ein „sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot“ gemacht und zuletzt 900 Euro mehr pro Kopf und Monat angeboten zu haben. „Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC“, schimpfte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann vor der Presse. Das vergiftete Angebot von 900 Euro mehr pro Kopf und Monat, das 18 Monate lang gelten soll, dient vor allem zweierlei: Nach dem Stellenabbau aus dem Corona-Lockdown fehlen dem Konzern viele Piloten, die er damit anlocken möchte. Und zweitens will Lufthansa damit dem geforderten automatischen Inflationsausgleich und einer verpflichtenden Garantie für die Arbeitsplätze aus dem Weg gehen. Denn in Wirklichkeit geht es um sehr wesentliche Fragen: Die tariflich abgesicherten Arbeitsplätze im Lufthansa-Cockpit geraten immer stärker unter Druck. Vorstandschef Carsten Spohr ist dabei, immer mehr Flüge über die neuen, tariflich ungebundenen Fluglinien Eurowings Discover und CityLine2 zu führen. Diese fliegen im Rahmen der Lufthansa, aber ihre Crews werden wesentlich schlechter bezahlt. Der seit 30 Jahren bestehende, schon stark durchlöcherte Konzerntarifvertrag (KTV) wird immer stärker unterhöhlt. Dagegen setzt die Pilotengewerkschaft die Forderung, dass der Vorstand eine Mindestanzahl an Maschinen der Kernmarke Lufthansa, die den Konzerntarifvertrag respektieren, garantiert aufrechterhalten müsse. Selbst die wirtschaftsnahe FAZ räumte ein, dass das Feilschen um Prozente in diesem Tarifkonflikt nur ein formaler Aufhänger sei: „Tatsächlich geht es den Piloten mit ihrer Forderung nach einer Mindest-Flottengröße für die Kernmarke Lufthansa um die langfristige Sicherheit ihrer Arbeitsplätze.“ (…) Dabei sind auch die Pilotinnen und Piloten von Eurowings streikbereit, wie nur wenige Stunden vor Streikbeginn bekannt wurde. Sie hatten sich in einer weiteren Urabstimmung der VC mit 97 Prozent für Streikmaßnahmen im Tarifkampf ausgesprochen. Auf die Frage der WSWS, warum VC den Arbeitskampf von Lufthansa und Eurowings nicht gemeinsam führe, antwortete VC-Pressesprecher Matthias Baier, es handle sich um ganz verschiedene Tarifauseinandersetzungen, die nichts miteinander zu tun hätten und nur zufällig zeitlich zusammenfielen. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade die Faktoren, die die Lufthansa-Pilotinnen und Piloten am meisten umtreiben – die Inflation, Arbeitsplatzunsicherheit, Unsicherheit der Pandemie und des Kriegs – betreffen auch alle anderen Beschäftigten. Die Unruhe wächst, und mit ihr die Kampfbereitschaft…“ Beitrag von Marianne Arens vom 3. September 2022 bei wsws.org externer Link
    • Verhandlungen mit Lufthansa erneut gescheitert – Streik für 02. September 2022 angekündigt
      Auch die erneuten Verhandlungen zu den Vergütungstarifverträgen, die auf Anregung der VC stattgefunden haben, sind gescheitert. Matthias Baier, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit, erklärt hierzu: „Im Bewusstsein unserer Verantwortung für Unternehmen und Gäste wollten wir nichts unversucht lassen und haben trotz unzureichendem Angebot und gescheiterten Verhandlungen einen weiteren Verhandlungstermin angeboten. Wir haben auch heute kein ausreichendes Angebot erhalten. Das ist ernüchternd und eine vertane Chance. Die Verhandlungen sind gescheitert. (…) Die Pilotinnen und Piloten sind nun am 02. September 2022 in der Zeit zwischen 00:01 und 23:59 bei der Lufthansa Cargo sowie der Deutschen Lufthansa AG zum Streik aufgerufen. „Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen“, so Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC. „Aktuell liegen wir zu weit auseinander. Neben dem Ausgleich des Reallohnverlustes, brauchen wir jetzt vor allem eine zukunftsfähige Lösung für die Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen.““ Pressemitteilung vom 31. August 2022 der Vereinigung Cockpit externer Link
    • Eurowings-Tarifverhandlungen: Erfolgreiche Urabstimmung verstärkt Forderung nach Entlastung im Cockpit
      Bei der heute zu Ende gegangenen Urabstimmung haben sich die Pilotinnen und Piloten der Eurowings klar dafür ausgesprochen, den aktuellen tarifpolitischen Weg weiterzuverfolgen. Bei einer Wahlbeteiligung von knapp 90% stimmten 97,7% für die Unterstützung der Tarifkommission. Das erforderliche Quorum wurde damit deutlich überschritten. Das Ergebnis der Urabstimmung zeigt die große Unterstützung der Mitglieder für die Ziele ihrer Tarifkommission bei den aktuellen Verhandlungen über den sogenannten Mantel-Tarifvertrag. Bei den Forderungen der Pilotinnen und Piloten geht es schwerpunktmäßig um die dringend benötigte Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter was z.B. die maximal Flugdienstzeit sowie Ruhezeiten angeht. Dr. Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC: „Wir wollen Arbeitszeiten, die ein Mindestmaß an Planbarkeit für eine Familienleben ermöglichen. Wir sehen in bei Eurowings wie in allen Flugbetrieben das immer stärkere Hochfahren der Arbeitsbelastung an das gerade noch zulässige Maximum. Das Maximum muss aber als solches gesehen werden, nicht den dauerhaften fliegerischen Alltag darstellen. Hinzu kommt, dass sich viele Pilotinnen und Piloten am Anfang ihrer fliegerischen Laufbahn befinden, gleichzeitig aber in der Lebensphase von Familiengründung und Kindern stehen. Den Ruf nach planbaren Arbeitszeiten vernehmen wir in diesem Flugbetrieb daher besonders stark. Um es deutlich zu sagen: Das Ergebnis der Urabstimmung ist kein Streikbeschluss! Es ist das verschärfte Signal, quasi die gelbe Karte an Eurowings. Es reicht nicht, am Verhandlungstisch zu sitzen – man muss auch Lösungswillen mitbringen.”“ Pressemitteilung vom 31. August 2022 der Vereinigung Cockpit externer Link
  • Nach massiven Zugeständnissen in der Corona-Pandemie wollen Piloten nicht mehr verzichten – Lufthansa bereit zur Rückkehr zur Perspektivvereinbarung
    • Lufthansa-Piloten stimmen mit überwältigender Mehrheit für Streik
      „97,6 Prozent der Piloten der Lufthansa-Passagierairline und 99,3 Prozent der Piloten von Lufthansa-Cargo haben sich in einer Urabstimmung für Streik ausgesprochen, wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am vergangenen Sonntag bekannt gab. Sechs Verhandlungsrunden mit dem Lufthansa-Vorstand waren ergebnislos geblieben. Das Management legte noch nicht einmal ein ernsthaftes Angebot vor. (…) Die hohe Streikbereitschaft der Piloten ist auch eine Antwort auf die massiven Zugeständnisse, die die Vereinigung Cockpit in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie gemacht hat. Sie haben zu einer deutlichen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und zu hohen Einkommensverluste geführt. Cockpit hatte schon im Frühjahr 2020, kurz nach Beginn der Pandemie, zugestimmt, die Pilotengehälter zunächst bis zum Jahresende um bis zu 50 Prozent zu senken. Kurz vor Jahresende verlängerte die VC-Führung dann diese Gehaltskürzung bis Ende Juni 2022. Neben Kurzarbeit umfasste das Paket Zugeständnisse bei Gehalt und Altersversorgung. „Die in diesem Frühjahr vereinbarten und nun zusätzlich angebotenen Zugeständnisse belaufen sich auf einen Wert von insgesamt über 600 Millionen Euro. Dies entspricht gegenüber der Vorkrisenzeit Gehaltsreduzierungen von bis zu 50 Prozent“, erklärte vor knapp zwei Jahren der damalige VC-Präsident Markus Wahl. Auch die beiden anderen Lufthansa-Gewerkschaften Verdi und UFO (Unabhängige Flugbegleiter Organisation) boten die Streichung des Urlaubs- und Weihnachtsgelds, einen Lohnstopp und den Verzicht auf Zulagen an, sodass sich der Einkommensverzicht der Belegschaft auf insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro belief. Zur selben Zeit baute Lufthansa 32.000 Stellen ab, viele auch bei den Piloten. (…) Alleine im Mai erhielten 281 Pilotinnen und Piloten von Germanwings die Kündigung. Besonders skrupellos geht Lufthansa mit jungen Piloten und den Nachwuchskräften um. Ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie, die für die werdenden Piloten eine vollständige Unterbrechung ihrer teuren Ausbildung bedeutete, lud die Konzernleitung ihre rund 500 Flugschüler zu einer Videoschalte ein. Stephan Klar, der damalige Geschäftsführer der für Pilotenausbildung zuständigen Lufthansa-Tochter LAT, eröffnete den schockierten Schülerinnen und Schülern, dass man „weder wirtschaftlich noch perspektivisch für Sie einen Sinn“ sehe, „die Ausbildung fortzuführen“. Die Schüler seien aufgerufen, „sich beruflich neu zu orientieren“. (…) Nachdem die Lufthansa und andere Airlines im Zuge der Corona-Pandemie mit staatlichen Geldern in Milliardenhöhe gerettet wurden, sollen diese Beträge jetzt über Reallohnkürzungen und Stellenabbau aus dem Personal herausgepresst werden. Dagegen wächst der Widerstand…“ Beitrag von Gregor Link und Ulrich Rippert vom 4. August 2022 bei wsws.org externer Link, siehe auch:
    • Offen für Rückkehr zur PPV: Lufthansa bereut Kündigung von Piloten-Vereinbarung
      2021 kündigte Lufthansa ihre Perspektivvereinbarung mit Pilotinnen und Piloten. Nun gesteht das Management einen Fehler ein – und öffnet die Tür für eine Rückkehr. (…) In dieser PPV sagte das Lufthansa-Management den Pilotinnen und Piloten des Kernkonzerns zu, mit ihnen bis 2022 mindestens 325 Flugzeuge zu bereedern. Bis zu 600 Männer und Frauen sollten zudem bis dahin zu Kapitän:innen geschult und über 700 neue Pilot:innen eingestellt werden. Die PPV regelte zudem auch Vergütungsfragen. (…) Die Alternative zu den aktuellen Verhandlungen über Vergütungs- und Manteltarifvertrag «ist daher eine Gesamtlösung mit der PPV», so Niggemann. «Wir sind dazu jedenfalls bereit.» Lufthansa zeigt somit Interesse an einer Wiederbelebung oder Neuauflage der Vereinbarung…“ Artikel von Timo Nowack vom 03.08.22 in aerotelegraph.com externer Link
  • Lufthansa-Tarifverhandlungen: Erfolgreiche Urabstimmung setzt klares Signal für mehr Dynamik. Ergebnis zeigt die große Unterstützung der Mitglieder für die Ziele der Konzerntarifkommission
    „Bei der heute zu Ende gegangenen Urabstimmung haben sich die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa klar dafür ausgesprochen, den aktuellen tarifpolitischen Weg weiterzuverfolgen. Bei einer Wahlbeteiligung von 93,2 % (DLH) bzw. 95,7 (Lufthansa Cargo) stimmten 97,6% (DLH) bzw. 99,3% (Lufthansa Cargo) für die Unterstützung der Tarifkommission. Das erforderliche Quorum wurde damit deutlich überschritten. Das Ergebnis der Urabstimmung zeigt die große Unterstützung der Mitglieder für die Ziele der Konzerntarifkommission. Gegenstand der aktuellen, aber bislang leider nicht erfolgreichen Verhandlungen, ist die angemessene und ausgewogene Vergütung im Cockpit. Bei den Forderungen der Pilotinnen und Piloten geht es schwerpunktmäßig um einen Ausgleich des Reallohnverlustes. Ein weiterer zentraler Punkt der Forderungen an den Arbeitgeber ist die Angleichung der Vergütungssystematik im Personalkörper bei gleichzeitiger Steigerung der Attraktivität der unteren Lohnstufen. (…) Diese positive Urabstimmung führt noch nicht zwangsläufig zu Streikmaßnahmen. Aber sie ist ein unüberhörbares Signal an die Lufthansa, die Bedürfnisse des Cockpitpersonals ernst zu nehmen…“ Pressemitteilung der Vereinigung Cockpit vom 31. Juli 2022 externer Link
  • Vom Boden in die Luft: Pilot:innen wollen streiken
    „Der von ver.di ausgerufene Streik des Lufthansa-Bodenpersonals ist vorerst beendet. Jetzt wollen die Pilot:innen den Streik in die Lüfte tragen: “Wir bluffen nicht.” Der Warnstreik von ungefähr 5000 Beschäftigten des Lufthansa-Bodenpersonals hat am Mittwoch zu mehr als 1000 Flugausfällen geführt. (…) Hintergrund waren die stockenden Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Konzern. Trotz drastischer Verteuerung der Lebenshaltungskosten durch die Inflation haben die Angestellten bereits seit drei Jahren keine Lohnerhöhungen erhalten. Gleichzeitig hat die Lufthansa trotz staatlicher Hilfen massiv Stellen abgebaut, was für die Beschäftigten zudem erhöhte Belastungen bedeutet. Dementsprechend fordern sie jetzt eine Lohnsteigerung von 9,5 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr. Der Konzern bietet bislang aber nur ein Angebot aus Festbeträgen bei einer Laufzeit von 18 Monaten an und kommentiert die Arbeitsniederlegungen in folgender ideologischer Formulierung: “Wir hätten darüber auch weiter reden können […] Aber die ver.di hat sich für diesen radikalen Schritt entschieden.” Dabei ist die Radikalität des Arbeitskampfes noch deutlich zu intensivieren. Der Streik bei der Lufthansa reiht sich einerseits in eine internationale Welle von Streikbewegungen ein. So gab es in den letzten Wochen europaweite Streiks in der Luftfahrtbranche. Außerdem finden Kämpfe in verschiedenen Bereichen des Verkehr- und Logistiksektors statt: Es streikten zum Beispiel die deutschen Hafenarbeiter:innen und die britischen Eisenbahner:innen. Andererseits sehen sich die Bosse der Lufthansa jetzt auch mit den Forderungen der Pilot:innen konfrontiert, die das Momentum der Bodenstreiks in die Luft tragen wollen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bereitet sich gerade mittels einer Urabstimmung bis Sonntag auf einen Arbeitskampf vor. (…) Bringen wir den Streik vom Boden in die Luft, und wieder zurück!“ Beitrag von Max Freitag vom 29. Juli 2022 bei Klasse gegen Klasse externer Link

Siehe auch unser aktuelles Dossier: ver.di-Tarifrunde Lufthansa 2022: Mehr Geld und Entlastung von Personalabbau und Arbeitsverdichtung für Lufthansa Boden, Technik, Service etc.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203257
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