Auch die Berliner Zustellplattform Dropp demnächst mit Betriebsrat (!?)

Auch die Berliner Zustellplattform Dropp demnächst mit Betriebsrat (!?)Hallo Welt! Wir sind die am schlechtesten bezahlten Arbeiter bei #Dropp, einem Logistik-/Liefer-Startup mit einem einzigen Standort in Berlin in der Dorotheenstr. 54, 10117. Dropp erfüllt alle Klischees der Berliner Start-up-Kultur und wird unter anderem von ehemaligen Gorillas-Chefs und Atlantic Labs stark investiert. Wenn Sie bei Gotigerapp oder EveryFoods oder einer anderen Marke bestellt haben, haben Sie möglicherweise eine Lieferung erhalten, die von uns vorbereitet und zu Ihnen gebracht wurde.Wir liefern Bestellungen mit E-Lastenrädern in ganz Berlin (auch Niederschönhausen) in +/- 2 Stunden aus und wenn es mal keine Bestellungen gibt, sitzen wir nicht still – wir sind schließlich flexible, unterbezahlte Wanderarbeiter (…) Wir sind eine Gruppe von Arbeitern, die entschieden haben, dass genug genug ist. Gestern, am 29. April, haben wir zu dritt die offizielle Einladung zur 1. Betriebsversammlung mit dem späteren Ziel, einen Betriebsrat (Betriebsgewerkschaft) zu wählen, ausgehängt…“ Aus der Selbstdarstellung von „dropp Workers Organize“ vom 30.4.2022 – siehe mehr daraus und dazu:

  • Betriebsratswahl bei Lieferdienst Dropp am 16.5. nicht gekickt: Berliner Arbeitsgericht sieht keine groben Verstöße gegen die Wahlordnung New
    Beim Lie­fer­dienst Dropp kann am Mon­tag ein Betriebs­rat gewählt wer­den. Mit einem Antrag auf einst­wei­li­ge Ver­fü­gung hat­te das Unter­neh­men ver­sucht, das zu unter­bin­den. Dies wur­de unter ande­rem damit begrün­det, dass meh­re­ren Beschäf­tig­ten durch den Wahl­vor­stand der Zutritt zur Betriebs­ver­samm­lung ver­wei­gert und deren Wahl­recht aner­kannt wor­den sei. Ein von die­sen Beschäf­tig­ten ein­ge­brach­ter Wahl­vor­schlag sei nicht ange­nom­men wor­den. Zudem hät­ten die meis­ten Beschäf­tig­ten die erfor­der­li­che Betriebs­zu­ge­hö­rig­keit von sechs Mona­ten noch nicht erreicht.
    Für eine Nich­tig­keit der Wahl müs­sen aller­dings offen­sicht­li­che und gro­be Ver­stö­ße gegen Wahl­vor­schrif­ten vor­lie­gen. Sol­che konn­te das Ber­li­ner Arbeits­ge­richt am Frei­tag offen­bar nicht erken­nen und wies den Antrag zurück. Der Wahl­vor­stand müs­se jedoch zwei Per­so­nen, dar­un­ter den Lei­ter eines Waren­la­gers, in die Wäh­ler­lis­te auf­neh­men. Hier­mit, so die Argu­men­ta­ti­on des Gerichts, lie­ße sich das Risi­ko einer Anfech­tung der Wahl senken.
    Für den Wahl­vor­stand stell­te sich die Situa­ti­on so dar, dass die nicht zuge­las­se­nen Per­so­nen zum Zeit­punkt der Bestel­lung gar nicht dem Ber­li­ner Betrieb ange­hör­ten, son­dern in ande­ren Depen­dan­cen oder in der Ver­wal­tung tätig waren. Auch bestehe der Betrieb erst seit Novem­ber, dem­entspre­chend sei die Dau­er der Betriebs­zu­ge­hö­rig­keit in die­sem Fall uner­heb­lich. Der Wahl­vor­schlag sei nicht ein­ge­gan­gen. Es sei zudem bei einer Arbeit­neh­mer­ver­samm­lung zu Ein­schüch­te­rungs­ver­su­chen durch das Manage­ment gekom­men, bei dem der Orga­ni­sie­rungs­pro­zess in sei­ner jet­zi­gen Form als ille­gal bezeich­net und die Initia­to­ren­grup­pe »Dropp Workers Orga­ni­ze« in die Nähe gewalt­tä­ti­ger Aus­schrei­tun­gen am 1. Mai gerückt wor­den sei­en. Des Wei­te­ren habe ein Vor­ge­setz­ter einen Wahl­vor­stand mit Kün­di­gung bedroht. Dropp war zu die­sen Vor­wür­fen für eine Stel­lung­nah­me nicht zu erreichen.
    Rechts­an­walt Mar­tin Bechert, der den Wahl­vor­stand ver­tritt, kri­ti­siert das Ver­hal­ten der Fir­ma. »Ich wür­de es als Uni­on Bus­ting beschrei­ben, wenn das Manage­ment über Stun­den ver­sucht, in die Wahl­ver­an­stal­tung zu gelan­gen und Druck auf­zu­bau­en. (…)
    »Wir fin­den es nicht rich­tig, wie das Arbeits­ge­richt die Arbeit­nehmer­ei­gen­schaft von einem Vor­ge­setz­ten beur­teilt hat,« ergänzt Anwalt Bechert. »Der Wahl­vor­stand will es fürs Ers­te dar­auf beru­hen las­sen. Unklar ist, ob die Arbeit­ge­ber­sei­te noch mal in die Beschwer­de geht.« Es sei schwie­rig fest­zu­stel­len, wer zum Betrieb gehö­re und wer nicht. Daher, so Bechert, sei es wich­tig gewe­sen, dass das Gericht mög­li­che Feh­ler des Wahl­vor­stan­des nicht als aus­rei­chend für den Abbruch der Wahl ange­se­hen habe…“ Artikel von Moritz Aschemeyer vom 15.05.2022 im ND online externer Link – siehe für aktuelle Meldungen dropp Workers Organize auf Twitter externer Link
  • Wahlversammlung am 7.7. stellt – gegen Widerstände – die Weichen für die Betriebsratswahlen am 16. Mai 
    Die Arbeiterversammlung von Dropp am vergangenen Samstag (7. Mai) war ein großer Erfolg, und jetzt haben wir einen arbeiterfreundlichen Wahlrat, der die Wahlen für Montag, den 16. Mai vorbereiten wird! Aber der Weg dorthin war nicht einfach…
    Während uns das Management vor einigen Tagen scheinbar versprach, uns nicht in unsere Versammlung einzumischen und den Arbeitern zu erlauben, sich gewerkschaftlich zu organisieren, wurde am Mittwoch klar, dass dies nur ein @gorillasapp-artiger Unternehmensgag war.
    Es dauerte nicht lange, bis zwei der Chefs, die an der Verwaltung des Berliner Tagesgeschäfts beteiligt waren, anfingen, an die Gefühle der Arbeiter zu appellieren und Propaganda zu verbreiten, dass wir das Unternehmen dem Erdboden gleich machen würden. Während einige Kollegen darauf hereinzufallen schienen, waren es nur wenige.
    Andere sahen die Einheit der Arbeiter als entscheidend im Kampf für ihre Rechte an. Einer der Chefs drohte in seiner Verzweiflung sogar mindestens einem Kollegen mit Kündigung, wenn sie über den Betriebsrat auf der Arbeit sprechen, während der WH-Manager andere an ihren freien Tagen anruft […] sie davon zu überzeugen, zur Versammlung zu kommen, um über die mgmt-Liste abzustimmen. Ein vom Management geleiteter Betriebsrat ist kein Betriebsrat. Es verfehlt seinen eigenen Zweck, da ein Betriebsrat im Wesentlichen der andere Akteur am Verhandlungstisch mit denselben Managern wäre.
    Am Tag der Versammlung kamen Arbeiter von @LWC_Berlin, @GetirWorkers, @GorillasWorkers, @TechWorkersBER und mehr zusammen, um die Arbeiterdemokratie zu unterstützen und zu verhindern, dass das Management die Versammlung sabotiert.
    Das Arbeitsrecht allein würde die mgmt nicht daran hindern, sich einzumischen, es waren körperliche Kräfte und Zahlen erforderlich, um sie dazu zu bringen, sich um die Ecke zu verstecken und in den Pausen auf Nachrichten von ihren Boten zu warten. Ähnliches geschah bereits bei der Gorillas GA im Estrel im Juni 2021.
    8/15 der 23 teilnahmeberechtigten Arbeitnehmer nahmen an der Versammlung teil, von denen viele erst im letzten Monat bei Dropp angefangen haben. Das war ein Rekord!
    Trotz einiger Versuche der wenigen mgmt-freundlichen Arbeiter, die Versammlung zu sabotieren, ist es uns gelungen, einen arbeiterfreundlichen Rat zu wählen, der nun die Wahlen für nächste Woche vorbereiten wird!
    Ein großes Dankeschön an alle, die diese Versammlung ermöglicht haben, und an Oyoun (Kultur NeuDenken), der uns einen Raum angeboten und uns erlaubt hat, das Notwendige zu tun, um zu verhindern, dass mgmt das Ganze sabotiert.
    Eine Anekdote von der Versammlung:  DroppBoss: „Bist du Türsteher?“ @GetirWorkers  Kollege: „Weiß nicht. Probieren Sie es aus.“ DroppBoss: „Ich glaube, ich darf rein!“ @GetirWorkers Kollege: „Und ich glaube, ich bin berechtigt, zum Mars zu fliegen. Also?““ (engl.) Thread von dropp Workers Organize vom 9.5.22 externer Link
  • dropp Workers Organize (@droppworkers) haben sich am 30.4.22 in einem umfangreichen (engl.) Thread externer Link vorgestellt:
    Hallo Welt! Wir sind die am schlechtesten bezahlten Arbeiter bei #Dropp, einem Logistik-/Liefer-Startup mit einem einzigen Standort in Berlin in der Dorotheenstr. 54, 10117.
    Dropp erfüllt alle Klischees der Berliner Start-up-Kultur und wird unter anderem von ehemaligen Gorillas-Chefs und Atlantic Labs stark investiert. Wenn Sie bei Gotigerapp oder EveryFoods oder einer anderen Marke bestellt haben, haben Sie möglicherweise eine Lieferung erhalten, die von uns vorbereitet und zu Ihnen gebracht wurde.
    Wir liefern Bestellungen mit E-Lastenrädern in ganz Berlin (auch Niederschönhausen) in +/- 2 Stunden aus und wenn es mal keine Bestellungen gibt, sitzen wir nicht still – wir sind schließlich flexible, unterbezahlte Wanderarbeiter – Wir bereiten neue Bestellungen vor und führen Inventuren durch.
    Wir bohren auch Löcher in die Wände, montieren und demontieren Regale und Büromöbel, reparieren Fahrräder, putzen die Küche nach den HQ-Leuten. Wir haben auch den größten Teil des WH mit unseren Händen gebaut, für – Stand 1. Januar 2022 – 12 € /h.
    Eine Sache, über die wir uns nicht beschweren können, ist pünktliche Bezahlung, funktionierende Telefone und keine Bestellungen auf dem Rücken tragen zu müssen. Aber mit dem Wachstumsschub des Unternehmens und der schnellen Expansion in den letzten 2 Monaten in vier weitere Städte sind unsere Arbeitsbedingungen weit weg vom Fokus des Unternehmens.
    Wir sind eine Gruppe von Arbeitern, die entschieden haben, dass genug genug ist. Gestern, am 29. April, haben wir zu dritt die offizielle Einladung zur 1. Betriebsversammlung mit dem späteren Ziel, einen Betriebsrat (Betriebsgewerkschaft) zu wählen, ausgehängt.
    Wir sehen dies als einen ersten Schritt, um Klarheit zu schaffen und die Arbeit in diesem Unternehmen zu mehr als einem 1-2-monatigen Auskommen zu machen. Wir bitten um all Ihre Unterstützung bei unserem Vorhaben.
    Wir sind auch solidarisch mit den @GetirWorkers, die sich organisieren, um zu verhindern, dass am kommenden Montag, dem 2. Mai, eine gelbe Gewerkschaft gewählt wird!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=200684
nach oben