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In Mexiko mehren sich Morde an JournalistInnen – bundesweite Proteste fordern Aufklärung und ein Ende der Gewalt gegen Medienschaffende

Dossier

Mexiko: Aufruf zu bundesweiten Protesten gegen die Ermordungen der drei Journalisten„Nach der Ermordung von drei Journalisten innerhalb weniger Tage haben am Dienstag Proteste in 30 der 32 mexikanischen Bundesstaaten stattgefunden. Die 53-jährige Journalistin María de Lourdes Maldonado aus dem Bundesstaat Baja California ist das aktuellste Opfer gewesen. (…) Einige Tage vor ihrer Ermordung hatte Lourdes Maldonado an den Protesten gegen den Mord an ihrem Kollegen, dem Fotojournalisten Alfonso Margarito Martínez Esquivel, in Tijuana teilgenommen. Martínez, 49 Jahre alt, wurde am 17. Januar mit einem Kopfschuss vor seinem Haus in Tijuana getötet. (…) Eine Woche zuvor, am 10. Januar, wurde im Bundesstaat Veracruz José Luis Gamboa Arenas in der Nähe seines Hauses erstochen. Gamboa Arenas war Herausgeber der Online Zeitung Inforegio. (…) Nach Angaben der unabhängigen Organisation Articulo 19 wurden während der Regierung von Amlo seit 2018 27 Medienschaffende wegen ihrer journalistischen Arbeit ermordet.“ Beitrag von Leticia Hillenbrand vom 28. Januar 2022 bei amerika21 externer Link und leider weitere Opfer:

  • Proteste nach Ermordung eines weiteren Journalisten in Mexiko New
    „Nach einem weiteren Mord an einem Journalisten in Mexiko haben Verbände und Institutionen gegen die Gewalt an Medienschaffenden protestiert. Nachdem Cecilia López Aguilar, die Ehefrau des Journalisten Luis Martín Sánchez Iñiguez, ihn als vermisst gemeldet hatte, wurde seine Leiche am 8. Juli nahe der Hauptstadt Tepic im Bundesstaat Nayarit aufgefunden. Der 59-Jährige war langjähriger Mitarbeiter bei Crítica Digital Noticias und seit zwei Jahren Korrespondent von La Jornada, einer der wichtigsten Tageszeitungen Mexikos. (…) Diverse Journalistenverbände äußerten sich entsetzt über die neuen Gewalttaten gegen ihren Berufsstand. Der Mord an Sánchez Íñiguez ist die sechste Bluttat gegen einen Reporter in Mexiko in diesem Jahr. Die Medienschaffenden organisierten Kundgebungen in verschiedenen Städten, außer in Nayarit selber, aus Sicherheitsgründen, wie der Journalist Temoris Grecko auf Twitter schreibt: „Unsere Genossinnen und Genossen aus Nayarit können aufgrund dieser Situation nicht demonstrieren. Wir werden es in CDMX [Mexiko-Stadt], Guadalajara und Oaxaca tun“. Auch internationale Gremien wie die Vereinten Nationen und die europäischen Botschaften in Mexiko äußerten einmal mehr ihren Protest gegen die Gewalt. (…) Einem Bericht der Unesco zufolge ist die Zahl der ermorderten Journalisten 2022 weltweit auf 86 gestiegen, von denen mehr als die Hälfte (44) auf Lateinamerika und allein 19 auf Mexiko entfallen. Sánchez ist zudem nach Miroslava Breach Velducea 2015 in Chihuahua und Javier Valdez Cárdenas im Mai diesen Jahres in Sinaloa bereits der dritte La Jornada-Korrespondent, der im Zusammenhang mit seiner Berichterstattung ermordet wurde.“ Beitrag von Philipp Gerber von 15. Juli 2023 bei amerika21 externer Link
  • Forschung endet tödlich: Journalist stirbt bei Recherchen zu umweltbelastenden Infrastrukturprojekten. Angehörige und Kollegen vermuten Mord 
    „Der erste – dieses Jahr. Abisaí Pérez Romero ist im laufenden Jahr der bisher erste mutmaßlich ermordete Journalist in Mexiko. Am Sonntag, dem 12. Februar, verschwand der Journalist und Aktivist in der Gemeinde Tula de Hidalgo und wurde einen Tag später leblos neben einer Landstraße aufgefunden. Todesursache: ein stumpfer Schlag ins Gesicht. (…) Mexiko ist der tödlichste Ort der Welt für Journalisten. 17 verloren im vergangenen Jahr ihr Leben, 12 davon direkt aufgrund ihrer Arbeit, so die Organisation Articulo 19. Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es kein Jahr mit mehr getöteten Medienschaffenden. Die Aufklärungsrate geht gen Null. »Seit einer unserer Genossen vor einem Jahr nach einer Kundgebung ermordet wurde, war Abisaí bewusst, dass er mit seinem Journalismus und Aktivismus gefährlich lebt«, sagte seine Freundin und Kollegin Monika Streule, die als Stadtforscherin in Mexiko arbeitet, am Dienstag abend bei einem Telefonat mit junge Welt. (…) Romero hätte gewusst, dass er sich exponierte mit seinen Artikeln, dem Dokumentarfilm und seinem Youtube-Kanal, aber es sei ihm wichtig gewesen, dass die Themen seiner Arbeit nicht in Universitätskreisen bleiben, sondern auch die Betroffenen erreichen. »Wir hatten gemeinsam an einem Podcast gearbeitet, haben die Interviews mit Experten und Betroffenen schon aufgenommen.« Der Aktivist sei an der Vernetzung verschiedener indigener und Umweltorganisationen beteiligt gewesen, die gegen die Megaprojekte in der Region kämpfen. Trotz der bekannten Gefahren hatte niemand mit seinem Tod gerechnet. Ihres Wissens nach sei er nicht bedroht worden, doch »die Verwicklungen der staatlichen Behörden, nationaler und internationaler Konzerne und dem organisierten Verbrechen mögen keine Öffentlichkeit«, so Streule. Zunächst sprachen die Behörden von einem »Überfall« auf den 29jährigen. Seine Familie machte jedoch stutzig, dass seine Wertsachen nicht gestohlen, sondern bei ihm gefunden worden waren. Daraufhin deklarierten die Behörden den Tod als Fahrradunfall und wollten den Fall schließen. (…) Doch wie so oft in Mexiko wurde ein Foto vom Tatort geleakt. Dieses Foto spreche gegen die Theorie der Behörden, Romero sei »vom Fahrrad gefallen«. Das Bild zeige ihn, als sei er auf die Knie gesackt und nach hinten gefallen, sagte seine Kollegin Streule, die das Foto gesehen hat, im jW-Gespräch. »Wer fällt so vom Fahrrad?« Seine Familie, die Universität und verschiedene Umweltverbände fordern in einem offenen Brief die Aufklärung des Todesfalls. Streule wird den Podcast fertigstellen und veröffentlichen, das hätte Romero so gewollt.“ Artikel von Annuschka Eckhardt in der jungen Welt vom 23. Februar 2023 externer Link, siehe dazu:

    • Mexiko: Gewaltsamer Tod eines weiteren Umweltaktivisten in Hidalgo
      „Der junge Umweltaktivist und Journalist Abisaí Pérez Romero ist am 13. Februar außerhalb der Stadt Tula auf einer Schotterstraße neben seinem Fahrrad tot aufgefunden worden. Seine Familie meldete ihn seit dem Vortag als vermisst. Pérez Romero dokumentierte verschiedene Widerstandsprozesse der indigenen Gemeinden im zentralmexikanischen Bundesstaat Hidalgo. Während der Freundeskreis von Abisaí Pérez und soziale Organisationen ein Gewaltverbrechen aufgrund seines Aktivismus vermuten, gaben die lokalen Untersuchungsbehörden bekannt, der Körper des Studenten habe Verletzungen am Kinn durch einen Sturz aufgewiesen, weshalb sie seinen Tod als Unfall zu den Akten legen wollen. Abisaí studierte an der linken Autonomen Universität von Mexiko-Stadt (UACM), wo er unter anderem Dokumentarfilme realisierte. Er stand in Kontakt mit dem Netzwerk für Umweltbewusstsein „Queremos Vivir“ (Wir wollen leben), welches die Schäden anprangert, die der Bevölkerung des Mezquital-Tals in Hidalgo durch den Bau eines gigantischen Abwassertunnels von Mexiko-Stadt entstehen. Das Mezquital-Tal ist aufgrund seiner Abwässer- und Abfallproblematik als eine der „Umwelthöllen“ Mexikos bekannt. Pérez Romero stand ebenfalls in Verbindung mit dem Umweltverteidigungskomitee von Atitalaquia, das die Einrichtung einer Mülldeponie in der Gemeinde Dendhó anprangert und Gerechtigkeit für die Ermordung von Jesús Bañuelos Acevedo fordert. Dieser Aktivist wurde im Protestcamp gegen die Mülldeponie am 20. Juni 2022 von einem bewaffneten Kommando ermordet, die Tat blieb bis heute straffrei. Der 29-jährige Pérez Romero dokumentierte die Umweltproblematiken Hidalgos und die Repression gegen Menschenrechtsaktivist:innen in verschiedenen journalistischen Arbeiten, unter anderem als Reporter in der Sendung Son Politikón FM auf Radio Violeta und mit Recherchen auf der investigativen Plattform Atlas de Justicia Ambiental. Zahlreiche Journalistenverbände und Umweltorganisationen fordern die mexikanischen Behörden auf, den gewaltsamen Tod von Abisaí Pérez Romero aufzuklären.“ Beitrag von Philipp Gerber vom 21. Februar 2023 in amerika21 externer Link
  • Journalismus in Mexiko: Berichten unter Lebensgefahr 
    Nirgendwo auf der Welt werden so viele Journalisten ermordet wie in Mexiko. María Aviles lebt in Guerrerom – und macht trotz Drohungen weiter. (…) wer im falschen Moment das Falsche schreibt, kann schnell selbst zum Opfer der Guerreros Unidos, Rojos, Tlacos, Ardillos, Familia Michoacana oder anderer bewaffneter Banden werden. Erst im August wurde hier der Kollege Fredid Román ermordet – einer von fast 160, die seit 2000 in Mexiko eines gewaltsamen Todes gestorben sind. (…) „Schon wenn du in einen Landkreis reinfährst, notieren sie, wer du bist, wohin du gehst, was du machst“, erklärt María Avilés. „Das organisierte Verbrechen sammelt diese Informationen.“ Die Reporterin spricht von „Zonen des Schweigens“. Sie muss publizieren, was die Kriminellen vorgeben. „Du kannst nur über den Vorfall, beispielsweise einen Mord, schreiben, aber du darfst keine Namen und keine Hintergründe nennen.“ (…) Jede Fahrt von Iguala nach Apaxtla, von San Miguel Totolapan nach Coyuca de Catalán kann tödlich enden. Sei es, weil die Reporter in ein Feuergefecht geraten, überfallen und ausgeraubt werden oder das Falsche schreiben. Bei Recherchen herrschen klare Regeln. Wer eine Stadt verlässt, schickt eine Nachricht in die WhatsApp-Gruppe, bei der Ankunft in der nächsten Gemeinde folgt wieder eine. Gibt es keine Rückmeldung, kümmern sich die Kollegen. „Obwohl wir für verschiedene Medien arbeiten, sind wir untereinander sehr solidarisch“, betont Avilés. (…) Es sind oft dezente Hinweise, mit denen die Verfolger deutlich machen, dass sie missliebige Reporter im Blick haben: Auffällig unauffällige Autos, die regelmäßig im privaten Umfeld auftauchen, oder verschwundene Haushaltsgegenstände, während Journalisten nicht zu Hause sind. Die Botschaft: Wir können jederzeit in dein Haus eindringen. (…) Márquez bringt diese täglichen Bedrohungen, die schwierige Arbeit auf lokaler Ebene und die prekären Arbeitsbedingungen mit einem weiteren Projekt zum Ausdruck. In der Ausstellung „Vestigios“ – übersetzt: Relikte – im Rathaus von Den Haag und im Berliner Salon am Moritzplatz zeigt er im November billige Kameras, Presseausweise, Notizbücher und andere Arbeitsgegenstände von sieben Kolleginnen und Kollegen, die im vergangenen Jahrzehnt in Veracruz ermordet wurden. Eingerahmt von Fotos von Beerdigungen, Demonstrationen und anderen Motiven sollen sie ein Zeichen gegen das Vergessen, für die Erinnerung und den Kampf gegen die Straflosigkeit setzen…“ Artikel von Wolf-Dieter Vogel und Vania Pigeonutt vom 11.1.2023 in der taz online externer Link – eine insgesamt interessante Reportage
  • [JournalistInnen als Zielscheibe von Angriffen in Mexiko] Frauen schaffen einen kämpferischen Journalismus 
    „Seit fast 30 Jahren ist Reyna Haydee Ramírez als Reporterin tätig. Begonnen hatte sie bei den Zeitungen Grupo Reforma und El Imparcial. Seit 2017 ist sie freie Journalistin und arbeitet aus Hermosillo, Sonora, im Norden Mexikos. Wie viele ihrer Kolleg*innen ist Ramírez schon zur Zielscheibe von Angriffen geworden. Trotzdem zeigen ihre Erfahrungen ihr: Immer mehr Journalistinnen wehren sich gegen die Versuche, die Presse zum Schweigen zu bringen. „Es sind immer häufiger die Frauen, die den kämpferischen Journalismus in Mexiko vorantreiben”, erklärt Haydee Ramírez in einem Interview mit Lucía Moguel Osori des Nachrichtenportals CIMAC. Auch im journalistischen Bereich ist Digitalisierung auf dem Vormarsch, so können Netzwerke großflächiger geknüpft werden und reichen über die lokale Ebene hinaus. (…) „Für mich und viele Reporterinnen ist es eine große Ehre, wenn es ein heikles Thema gibt, über das keiner berichten will, und es dann doch eine Frau ist, die darüber schreibt”, so Reyna Haydee Ramírez. Mithilfe der beruflichen Netzwerke werden inzwischen viele große journalistische und investigative Projekte von Frauen geleitet, darunter komplexe Sachverhalte wie die Gewalt gegen indigene Gemeinschaften, Korruption und gewaltsames Verschwindenlassen. Damit tragen Frauen zur Lösung der großen Probleme bei, unter denen Mexiko leidet. Dennoch sind Journalist*innen in Führungsebenen und als Entscheidungsträger*innen weiterhin in der Minderheit. „In den traditionellen Medien sind wir oft weiterhin nur Reporterinnen oder Chefinnen von etwas Unwichtigem. Und es fehlt immer an Geld”, so Ramírez. Dazu kommen weitere Herausforderungen: Immer wieder wird versucht, den Journalismus zum Schweigen zu bringen, des Öfteren sogar mit öffentlichen Mitteln und nicht selten mit Gewalt. Reyna Haydee Ramírez meint, dass es eher Männer sind, die diesem Druck nachzugeben. Für diejenigen, die nicht einwilligen, folgen auf laute Stimmen oft Diffamierungen. Zudem können Angriffe in körperlicher und sogar tödlicher Gewalt ausarten. (…) “Wenn sich ein*e Reporter*in in den Morgenkonferenzen traut, die Dinge beim Namen zu nennen, dann ist es, als würde ein Spot auf ihn oder sie gerichtet. Dann heißt es: ‚Hier ist jemand, der AMLO nicht unterstützt oder der nicht schweigt wie alle anderen’. Dadurch wirst du zur Zielscheibe von Angriffen aller Art – nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in deinen eigenen Reihen”, erzählt Reyna Haydee Ramírez. (…) Eine weitere Folge kritischer Fragen an die Regierung ist die Stigmatisierung als wichtigstes Instrument im ‚Wer-ist-wer-in-den-Nachrichten‘: „Sie nutzen das aus, um diejenigen anzugreifen, die er als ‚Widersacher*innen’ betrachtet, und zu diffamieren, was er für unwahr hält… Dieser Teil seiner Konferenz ist wirklich erniedrigend, und es ist jämmerlich, dass die Regierung zu solchen Mitteln greifen muss. Das sollte so nicht sein”. (…) Obwohl sie diffamiert werden, machen Reyna Haydee Ramírez und viele ihrer Kolleginnen weiter mit ihrer Arbeit. Angesichts der Diskriminierung von anderer Politiker*innen oder ihrer eigenen Kolleg*innen ist Schweigen keine Option mehr. Warum? Weil man nur so soziale Gerechtigkeit erreicht. Nur so kann die freie Meinungsäußerung weiter bestehen.“ Portrait vom 27. Dezember 2022 in der Übersetzung von Patricia Hänsel vom und beim Nachrichtenpool Lateinamerika externer Link
  • Juan Arjón López: Erneut ist in Mexiko ein Journalist ermordet worden, der 18. ermordete Journalist in diesem Jahr  Der mexikanische Journalist Juan Arjón López ist am 16. August nahe der Stadt San Luis Río Colorado im Bundesstaat Sonora tot aufgefunden worden. Das hat die Generalstaatsanwältin vom Sonora, Claudia Indira Contreras, bekanntgegeben. (…) Der 62-jährige wurde seit dem 9. August vermisst. Seine Kollegen und Freunde, die sich in den sozialen Medien darüber austauschten, starteten die Suche. Aufgrund dessen nahmen die Behörden ebenfalls die Suche auf, obwohl keine Vermisstenanzeige aufgegeben wurde, so die Generalstaatsanwältin. (…) Die Leiche des freien Journalisten wurde 15 Kilometer von San Luis Río Colorado entfernt am Rande der Autobahn San Luis-Luis B gefunden. Die Autopsie ergab Hirnverletzungen als Todesursache. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, betonte Contreras. Laut der internationalen Menschenrechtsorganisation Article 19 Mexico ist Arjón López der 18. ermordete Journalist in diesem Jahr…“ Beitrag von Leticia Hillenbrand am 21.08.2022 in amerika21 externer Link („Erneut ist in Mexiko ein Journalist ermordet worden“)
  • Wieder ein Journalist ein Mexiko getötet 
    Ein mexikanischer Journalist ist im Bundesstaat Guanajuato in einer Bar erschossen worden, wie die Menschenrechtsorganisation Article 19 mitteilte. Laut Gouverneur Diego Sinhue wurden mindestens zwei weitere Menschen bei dem Angriff in der Stadt San Luis de la Paz getötet. Ein bewaffnetes Kommando stürmte die Bar, die Mendez Familie gehörte, in der Nacht zum Mittwoch. Die Hintergründe sind bislang unklar. Article 19 appellierte an die Sonderstaatsanwaltschaft für Delikte gegen die Pressefreiheit, zu prüfen, ob die Arbeit des Journalisten ausschlaggebend für den Mord war. Ernesto Mendez, der die Nachrichtenseite „Tu Voz“ leitete, hatte zuvor Drohungen erhalten, so Article 19 in einem Tweet. „Es war ein direkter (Angriff)“, sagte der Regionaldirektor von Article 19, Leopoldo Maldonado, der Nachrichtenagentur Reuters. In Mexiko wurden in diesem Jahr mindestens elf Reporter getötet. Article 19 führt sogar 13 auf…“ Agenturmeldung vom 04.08.2022 bei Blickpunkt Lateinamerika externer Link
  • Mexiko: Ermordungen von Journalist:innen erreichen neuen Höhepunkt 
    „Im Jahr 2022 sind in Mexiko bereits zwölf Journalist:innen umgebracht worden – so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2017 insgesamt. Das berichtet die Organisation Reporter ohne Grenzen. Das lateinamerikanische Land gilt als eines der gefährlichsten, wenn es um die Ausübung des Journalismus-Berufs geht. Dieses Jahr könnte nun das Jahr mit der höchsten Mordrate an Journalist:innen bislang werden. Im Jahr 2017 wurden nach Angaben von Artículo 19, einer internationalen Organisation zur Verteidigung des Rechts auf freie Meinungsäußerung, im gesamten Jahr zwölf Presseangehörige getötet. Das war der bisherige Höchstwert. Seit dem 1. Dezember 2018 wurden insgesamt 30 Journalist:innen in Mexiko ermordet. Der jüngste Mord war letzte Woche der an Antonio de la Cruz in Ciudad Victoria im Bundesstaat Tamaulipas im Nordosten Mexikos. Seit 2012 gibt es in Mexiko einen expliziten Mechanismus zum Schutz der Presse. Wenn sich Journalist:innen im Falle einer Bedrohung an dieses Programm wenden, müssen die Zuständigen innerhalb von zwölf Stunden Sofortmaßnahmen zu ihrem Schutz einleiten. Beispiele hierfür kann die Einrichtung eines Panikknopfs oder die Versetzung lokaler Polizeistreifen in Alarmbereitschaft sein. Der Mechanismus ist jedoch von dem Ausmaß der Gewalt im Land überfordert. Dazu mangelt es an Ressourcen und Schulungen für Personal, das eine effektive Risikoeinschätzung vornehmen könnte. Pedro Cárdenas Casillas, mexikanischer Landeskoordinator für Dokumentation und Fallüberwachung bei Artículo 19 erklärt, dass die hohe Straflosigkeit eine Vorbeugung dieser Taten zusätzlich erschwere. In einer Erklärung mit dem Titel „Mexiko muss handeln, um seine Journalisten zu schützen“, prangert Reporter ohne Grenzen an, dass Journalist:innen in Mexiko von Drogenkartellen sowie lokalen Politiker:innen und Regierungsbeamt:innen ohne Konsequenzen angegriffen würden. Die Organisation forderte die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador auf, die Sicherheit für die Medienschaffenden zu verbessern.“ Beitrag von Katharina Hempfing vom 7. Juli 2022 bei amerika21 externer Link
  • Erneut zwei Journalistinnen in Mexiko getötet – nun elf Morde allein in diesem Jahr 
    Nach örtlichen Medienberichten sind die Direktorin des lokalen Nachrichtenportals El Veraz und eine Reporterin vom selben Medium von Unbekannten erschossen worden. Bereits jetzt liegt die Zahl der Tötungen über der im Vorjahr.
    In Mexiko sind zwei Journalistinnen getötet worden – die zehnte und die elfte Tötung von Medienschaffenden in diesem Jahr. Nach einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft des ostmexikanischen Gliedstaates Veracruz vom Montag kamen in der Gemeinde Cosoleacaque die Direktorin des lokalen Nachrichtenportals El Veraz, Yessenia Mollinedo, und eine Reporterin vom selben Medium, Sheila García, ums Leben. Nähere Informationen gab es von der Behörde zunächst nicht, sie sprach in der Mitteilung auf Twitter lediglich von bedauernswerten Vorfällen, die untersucht würden. Nach örtlichen Medienberichten wurden die beiden Kolleginnen am Montagnachmittag (Ortszeit) von Unbekannten erschossen, als sie ein Geschäft verliessen und auf ein Auto zugingen. Erst am vergangenen Donnerstag war nahe der westmexikanischen Stadt Culiacán die Leiche des bekannten Kolumnisten Luis Enrique Ramírez – des neunten getöteten Journalisten in diesem Jahr in Mexiko – gefunden worden…“ dpa-Meldung vom 10.05.2022 bei der NZZ online externer Link („Zwei Journalistinnen in Mexiko getötet – elf Tötungen dieses Jahr“), siehe auch die Meldung von Democracy Now! externer Link
  • Mexiko: Journalismus in Gefahr – Der Schutzmechanismus bietet keinen ausreichenden Schutz 
    Die Zahlen sind besorgniserregend: In keinem Land starben in den vergangenen Jahren so viele Medienschaffende eines gewaltsamen Todes wie in Mexiko. Laut der Menschenrechtsorganisation Artículo 19 wurden seit dem Jahr 2000 insgesamt 153 Journalist:innen aufgrund ihrer Arbeit ermordet, 33 davon während der Amtszeit des aktuellen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador seit Dezember 2018. Alleine im Jahr 2022 waren es bis April acht Morde. Hinzu kommen Bedrohungen: 2021 erfasste die Organisation 644 Angriffe gegen die Presse – alle 14 Stunden einen. Über 40 Prozent davon gingen von staatlichen Funktionär:innen aus. 285 Angriffe waren auf Recherchen im Bereich Korruption, 155 im Bereich Sicherheit und Justiz zurückzuführen. Hinzu kommt, dass Journalist:innen häufig unter sehr prekären Bedingungen arbeiten. Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt Mexiko Platz 143 von 180. Es gibt Regionen, in denen eine freie Berichterstattung kaum mehr möglich ist. Wer zu Organisierter Kriminalität oder staatlicher Korruption recherchiert, muss mit Schikanen und Drohungen rechnen. Aufgeklärt werden die wenigsten Fälle, die Straflosigkeit liegt bei 98 Prozent. Vor allem die Drahtzieher:innen werden fast nie belangt. Journalist:innen spielen in Mexiko eine wichtige Rolle dabei, Verbrechen sichtbar zu machen und zur Aufklärung beizutragen…“ Beitrag der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko vom 6. Mai 2022 in untergrund-blättle.ch externer Link
  • Das gefährlichste Land. Drei Medienschaffende wurden in Mexiko innerhalb von zwei Wochen ermordet: Die Fälle haben eine Welle von Protesten ausgelöst
    „… Immer wieder gehen Pressearbeiter*innen gegen die Angriffe auf die Straße. Doch die Morde der letzten Wochen haben eine Welle von Protesten ausgelöst, wie sie das Land lange nicht erlebt hat. Von der nördlichen Grenzstadt Tijuana bis in den südlichen Bundesstaat Chiapas beteiligten sich Jounalist*innen an Kundgebungen, in etwa 50 Städten forderten sie mehr staatlichen Schutz. Sie zeigten Fotos getöteter Kolleg*innen und stellten in ihren Parolen klar: „Man tötet nicht die Wahrheit, in dem man Journalist*innen umbringt.“ Bis zum Wochenende haben über 55.000 Menschen eine Petition unterschrieben, in der zudem die Aufklärung der Verbrechen gefordert wird. Mobilisierungen dieser Größe hat es zuletzt 2017 gegeben, als die beiden bekannten Reporter*innen Miroslava Breach und Javier Valdez gewaltsam ums Leben kamen. (…) Nur die wenigsten der Morde werden strafrechtlich verurteilt, und das nicht zuletzt, weil korrupte Politiker*innen, Sicherheitskräfte und Jurist*innen es zu verhindern wissen. Um die jüngsten Fälle in Tijuana aufzuklären, hat die Gouverneurin des Bundesstaats Baja California, Marina del Pilar, die Einsetzung eines Sonderstaatsanwalts angekündigt. Beide Opfer von Tijuana befanden sich in einem staatlichen Schutzprogramm. Doch auch der damit verbundene Personenschutz konnte sie nicht retten. Maldonado wurde getötet, als die Beamten gerade abgezogen waren. Der Mord an der Journalistin wirft besondere Fragen auf. Maldonado hatte auf der Pressekonferenz des Präsidenten 2019 auch erklärt, dass sie sich in einem Arbeitskampf mit dem Medienunternehmer Jaime Bonilla befand und sich von ihm bedroht fühlte. Bonilla, ein politischer Verbündeter López Obradors, wurde damals gerade Gouverneur. Die Journalistin gewann jüngst ihren Arbeitsprozess und beschuldigte den Politiker der Korruption und Hinterziehung von Staatsgeldern. „Es wird ihm nicht passen, dass eine Journalistin seine Konten überprüft und recherchiert“, sagte sie in einem Video. Drei Tage später war sie tot. (…) López Obrador verwehrte sich dagegen, „Politisiererei“ zu betreiben. Nach ihrem Besuch der Pressekonferenz habe man Maldonado unterstützt, sagte er und kündigte an, das Schutzprogramm zu überarbeiten. Zugleich gießt er selbst Öl ins Feuer, in dem er ständig kritische Medienschaffende denunziert. Drei Tage nach dem Tod der Reporterin wetterte er erneut gegen Pressevertreter*innen und erklärte: „Nur sehr wenige Journalisten erfüllen die noble Aufgabe, zu informieren.“ Artikel von Wolf-Dieter Vogel vom 31. Januar 2022 in der taz online externer Link
  • Mexiko: „Die Gewalt ist eine Konstante“
    „… Mexikos Journalistinnen und Journalisten stehen vor allem in den von der organisierten Kriminalität dominierten Gebieten immer mit einem Bein im Grab, wenn sie über Kriminalität, Korruption, Drogenschmuggel und vor allem die Verquickung von Politik und Mafia schreiben. Es gibt im zweitgrößten Land Lateinamerikas immer mehr „Zonen des Schweigens“, Städte und Landstriche, in denen die Medien nicht mehr über Schießereien, Kartelle oder bestechliche Politiker:innen berichten. Immer mehr Reporterinnen und Reporter geben ihren Beruf auf oder fliehen ins Exil. Es ist ein typisch mexikanisches Problem, das weit über die Morde an Journalisten hinausgeht. 95 von 100 Gewalttaten bleiben ungeahndet. Die drei tödlichen Angriffe auf Medienschaffende im Januar und die neun von 2021 sind nur die Spitze des Eisbergs. Mexiko wird von Journalistenschutzorganisationen als das gefährlichste Land der Welt eingestuft. Die nackten Zahlen sind erschreckend: Nach Angaben des New Yorker „Komitees zum Schutz von Journalisten“ (CPJ) wurden in Mexiko seit 1992 mindestens 138 Reporter:innen getötet. Die mexikanische Sektion von „Article 19“ zählt 145 getötete Medienschaffende allein seit 2000. Laut „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) wurden seit dem Amtsantritt von Präsident Andrés Manuel López Obrador vor gut drei Jahren 25 Medienschaffende getötet. (…) „Die große Hoffnung, die Journalistinnen und Journalisten mit López Obrador verbanden, sind krass enttäuscht worden“, sagte der ROG-Lateinamerika-Direktor Colombié im Gespräch mit der FR. Unter Obradors Präsidentschaft habe sich nichts zum Schutz der Kollegen verbessert. „Der Teufelskreis der Gewalt setzt sich unvermindert fort“, unterstreicht er. Laut CPJ-Vertreter Hootsen ist Mexiko das einzige Land, in dem unabhängig von der Regierung das Ausmaß der tödlichen Gewalt gleich hoch bleibt. „Die Gewalt ist eine Konstante“, erklärte Hootsen gegenüber der spanischen Tageszeitung „El País“. In seinen drei Jahren an der Macht sei López Obrador weder in der Lage noch anscheinend gewillt gewesen, „die Morde an Journalisten, Verteidigern und Aktivisten aufzuklären oder zu verhindern“. Emmanuel Colombié geht noch weiter in seiner Kritik. Der Linkspräsident pflege selbst einen „stigmatisierenden Diskurs“ gegen kritische Medienschaffende und schikaniere sie. „Gerade die täglichen Pressekonferenzen nutzt der Präsident dazu, Reporter zu attackieren“, Colombié.“ Artikel von Klaus Ehringfeld vom 30. Januar 2022 in der Frankfurter Rundschau online externer Link
  • Angriffe auf Journalist*innen empören die Bevölkerung
    „… Aufgrund der Serie aufsehenerregender Morde steht die Grenzstadt Tijuana im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Gewalttätige und tödliche Angriffe auf Journalist*innen gab es in diesem Jahr jedoch schon im ganzen Land. Anfang Januar wurde der Reporter José Luis Gamboa im Bundesstaat Veracruz am Golf von Mexiko erstochen. Eine knappe Woche später drangen Unbekannte im Bundesstaat Yucatán in das Haus des Journalisten Jaime Vargas Chablé ein und versuchten, auch ihn zu erstechen. Unklar ist, ob der Angriff in direktem Zusammenhang mit seiner Arbeit stand. Bei einer Schießerei in der Gemeinde Buenavista de la Salud im Bundesstaat Guerrero geriet ein Journalist zwischen die Fronten, nachdem er mehr als eine Stunde auf das Eintreffen der Sicherheitskräfte gewartet hatte. (…) Als besonders gefährlich galt in den letzten Jahren der nordmexikanische Grenzstaat Baja California. Hier haben sich die Angriffe auf die Presse seit 2018 mehr als verdoppelt. Article 19 zählte im vergangenen Jahr 43 Angriffe. (…) Gewalt und Einschüchterung durch verschiedene Akteure gehören für mexikanische Journalist*innen zum Alltag, und nicht selten geht die Aggression von Regierungsbeamt*innen aus. So wurde beispielsweise der ehemalige Bürgermeister von Chínipas im Bundesstaat Chihuahua wegen seiner Beteiligung an der Ermordung der Journalistin Miroslava Breach im Jahr 2017 festgenommen und im Juni 2021 zu acht Jahren Haft verurteilt. (…) Nach Einschätzung des vor 40 Jahren gegründeten Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) gilt Mexiko für Pressearbeiter*innen weiterhin als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Deshalb gingen am 25. Januar Tausende von Menschen in mehr als 40 Städten des Landes auf die Straße, um ihr Entsetzen über die Gewalteskalationen auszudrücken. das Innenministerium und das Schutzprogramm für Menschenrechtsverteidiger*innen und Journalist*innen aufforderten, ihren Job zu machen und die Sicherheit aller Journalist*innen im Land zu garantieren. Außerdem forderten sie Gerechtigkeit für ihre Berufssparte und bessere Bedingungen für die Ausübung ihres Berufs.“ Beitrag von Parker Asmann vom 31. Januar 2022 beim Nachrichtenpool Lateinamerika (npla) externer Link
  • Siehe auch unser Dossier: Seit Juni 2020: Streik bei staatlicher Nachrichtenagentur Notimex in Mexiko
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=197388
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