Verstöße gegen das Mindestlohngesetz am Nachwuchsleistungszentrum: Strafverfahren gegen Vorstand des FC Bayern

Stark für Arbeitsrechte - Protest gegen AdidasWegen möglicher Mindestlohnvergehen am Campus des Fußball-Bundesligisten FC Bayern ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen aktuelle und ehemalige Vorstände des Klubs, darunter Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Karl-Heinz Rummenigge. Unangenehme Post für den Vorstand der FC Bayern München AG kurz vor Weihnachten: Gegen zahlreiche Mitglieder der Bayern-Führung läuft ein Strafverfahren. Ermittelt wird vom Hauptzollamt München im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I. Es geht um den Verdacht des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt – um Verstöße gegen das Mindestlohngesetz am Nachwuchsleistungszentrum, dem FC Bayern Campus. (…) Auslöser für die Ermittlungen war die mehrfache Berichterstattung von Sport inside zu mutmaßlichen Mindestlohn-Vergehen in den Nachwuchsleistungszentren von Fußball-Bundesligisten. Nach dem FC Augsburg geriet auch schnell der FC Bayern ins Visier der Behörden. Jugendtrainer beider Klubs hatten bei Sport inside detailliert über die Bezahlpraktiken, nicht bezahlte Mehrarbeit und angeblich auf Anweisung gefälschte Stundenzettel, gesprochen…“ Artikel von Matthias Wolf vom 27.12.2021 bei sportschau.de externer Link – verlinkt nicht frei von etwas Häme… Neu dazu:

  • Lohndumping beim FC Bayern: Ermittlungen in »großer Sache« – weitere Vereine betroffen New
    Vorenthalten und Veruntreuung von Arbeitsentgelt: In mehreren Fällen wird wegen mutmaßlichem Lohndumping in Nachwuchsleistungszentren des Profifußballs ermittelt. Ist es Sozialversicherungsbetrug? Einige Trainer haben geklagt. (…) Es geht um mutmaßliche Verstöße gegen das Mindestlohngesetz am Campus. Inzwischen soll der millionenschwere FC Bayern keine Trainer mehr auf 450-Euro-Minijob-Basis beschäftigen, womöglich auch wegen der vorherigen Medienberichte zum Thema. Zuvor aber sollen Jugendtrainer des Vereins nicht angemessen bezahlt, sondern trotz umfangreicher Arbeits- und Betreuungszeiten mit Dumpinglöhnen abgespeist worden sein. Das Hauptzollamt München wurde dazu von der Staatsanwaltschaft München I mit Ermittlungen beauftragt.  (…) Fragt man auf Seiten der ehemaligen Jugendtrainer nach, decken sich die Eindrücke nicht mit Kahns Versprechen. Vielmehr agiere der FC Bayern nicht kooperativ und bestreite die Vorwürfe, heißt es. Einige Jugendtrainer hatten gegen den Klub geklagt, nachdem dieser ihnen gekündigt hatte. Die Kündigungen seien mit der Begründung ausgesprochen worden, dass die Coaches Betriebsgeheimnisse gegenüber Medien verraten hätten, angeblich auch im Zuge des Rassismusskandals. Für den kommenden Dienstag ist eine erste Entscheidung des Arbeitsgerichts in der Frage angesetzt, ob einem Nachwuchscoach rechtmäßig gekündigt worden ist. Unabhängig davon geht es für mehrere ehemalige Jugendtrainer um die Zahlung des mutmaßlich rückständigen Mindestlohns. Dieser kann bis zu drei Jahre rückwirkend eingeklagt werden. Sie streben einen Vergleich an, bei der letzten Verhandlung vor dem Arbeitsgericht soll vom Verein aber ein viel zu niedriges Angebot gemacht worden, heißt es.
    Im Hintergrund laufen derweil beim Hauptzollamt jene Zeugenbefragungen, die Aufschluss geben sollen, inwieweit die Vorwürfe des Lohndumpings zutreffen. Ein Eingeweihter spricht davon, dass durch die Behörde »ein Verstoß gegen das Mindestlohngesetz in ziemlich vielen Fällen« festgestellt werden dürfte. Käme es wirklich so, ergäbe sich daraus der Straftatbestand des Sozialversicherungsbetrugs. Angeblich geht es allein in München um rund 20 betroffene Jugendtrainer. (…)
    Der deutsche Branchenprimus ist aber nur der prominenteste Verein, gegen den ermittelt wird. Betroffen sind auch der FC Augsburg sowie mindestens je ein weiterer Bundesligist und Zweitligist. Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Victor Perli (Die Linke) hervor. Der Politiker sagte jüngst zu »Sport inside« über das offenbar verbreitete Lohndumping: »Das ist doch zynisch. Das sind Vereine, die zahlen ihren Spielern und Funktionären Millionen. Und für die in der zweiten Reihe, die den Nachwuchs trainieren und für künftige Erfolge mitverantwortlich sind, ist nicht mal Mindestlohn da?« Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußballliga seien gefordert, den Vereinen klare Vorgaben zu machen…“ Artikel von Maik Rosner, München, vom 1.2.2022 beim ND online externer Link
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