Besorgniserregende Gewalt gegen Geflüchtete wird durch offizielle Statistik bagatellisiert

Amadeu Antonio Stiftung: „Leben in Gefahr – Gewalt gegen Geflüchtete in Deutschland“Freital, Dresden, Tröglitz, Chemnitz und viele weitere Orte stehen bis heute für Gewalt gegen Geflüchtete, die vor allem bis 2018 Schlagzeilen machte. Die Aufmerksamkeit für flüchtlingsfeindliche Gewalt ist abgeebbt, obwohl es bis heute deutschlandweit zu durchschnittlich zwei flüchtlingsfeindlichen Vorfällen täglich kommt. Das belegt eine Langzeitauswertung der Amadeu Antonio Stiftung unter dem Titel „Leben in Gefahr – Gewalt gegen Geflüchtete in Deutschland“. Allein für das Jahr 2020 erfasst die Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle mehr als 1600 Angriffe gegen Geflüchtete. Die Amadeu Antonio Stiftung und PRO ASYL kritisieren die mangelhafte Erfassung von offizieller Seite und fordern die Innenministerien von Bund und Ländern zu einer vollständigen und transparenten Zählung sowie der zeitnahen Veröffentlichung der Fälle auf. Geflüchtete, die mit Baseballschlägern verprügelt werden oder Kinder, die auf dem Weg in die Schule bespuckt und geschlagen werden: Selbst krasse Fälle von Körperverletzung werden – wenn es um Geflüchtete geht – durch die Eingangsstatistiken der Polizei häufig nicht erfasst…“ Pressemitteilung vom 16.12.2021 bei Pro Asyl externer Link zur Langzeitauswertung externer Link und Chronik flüchtlingsfeindlicher Gewalt externer Link. Siehe dazu:

  • Blinde Flecken: Flüchtlingsfeindliche Gewalt taucht in vielen Polizeistatistiken nicht auf New
    Bis 2018 war Gewalt gegen Geflüchtete ein Thema, das immer wieder in den Schlagzeilen war. Und heute? Ist es still geworden darum. So als ob es das alles nicht mehr gäbe. Doch das Gegenteil ist der Fall! Es ist noch gar nicht so lange her, als erschreckende Bilder über die Fernsehbildschirme in deutschen Wohnzimmern flimmerten: Da sah man brennende Flüchtlingsunterkünfte oder einen wütenden Mob, der einen Bus mit Schutzsuchenden angriff. Freital, Dresden, Tröglitz, Chemnitz und viele weitere Städte – nicht nur im Osten Deutschlands – sind für viele Menschen zu Orten der Angst und Gewalt geworden. Seit 2015 dokumentiert die Amadeu Antonio Stiftung flüchtlingsfeindliche Vorfälle in einer gemeinsamen Chronik mit PRO ASYL. Mehr als 11.000 Vorfälle, davon 284 Brandanschläge und 1.981 Körperverletzungen, listet die öffentlich zugängliche Chronik seitdem. Eine aktuelle Auswertung offenbart nun eine eklatante Verzerrung im Vergleich zur offiziellen Kriminalstatistik, die die Delikte nur mangelhaft und mit großer zeitlicher Verzögerung erfasst. Laut Bundeskriminalamt (BKA) kam es im Jahr 2021 deutschlandweit jeden Tag zu durchschnittlich zwei flüchtlingsfeindlichen Vorfällen, wobei die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegen dürfte. Die Amadeu Antonio Stiftung und PRO ASYL haben in einer Langzeitauswertung zusammengetragen, dass täglich fünf Menschen rassistisch angegriffen oder beleidigt werden; allein für das Jahr 2020 erfasst die Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle mehr als 1600 Angriffe gegen Geflüchtete. (…)Dass ein Großteil dieser Fälle in den offiziellen Polizeistatistiken gar nicht auftaucht, ist skandalös. Zu ihnen zählen Schutzsuchende, die mit Baseballschlägern verprügelt werden oder Kinder, die auf dem Weg in die Schule bespuckt und geschlagen werden. Doch selbst krasse Fälle von Körperverletzung oder versuchtem Totschlag werden durch die Eingangsstatistiken der Polizei häufig nicht erfasst. Grund hierfür ist, dass diese Gewalt einigen Polizeidienststellen zufolge nicht im »öffentlichen Interesse« liege. Die Konsequenz ist, dass die Polizei keine Pressemitteilung dazu verfasst – und so weder Opferberatungs-stellen noch Journalist*innen davon erfahren, wenn die angegriffenen Menschen sich nicht selbst dazu äußern, was viele aus Angst oder Resignation nicht tun. Eine Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle listet verschiedene Fälle auf – wir stellen vier Beispiele vor…“ Beitrag vom 22.12.2021 im Migazin externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=196242
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