Atlas der Versklavung: Daten und Fakten über Zwangsarbeit und Ausbeutung

RLS: Atlas der Versklavung: Daten und Fakten über Zwangsarbeit und Ausbeutung. Wir können die moderne Sklaverei beenden und in Zukunft verhindern!„Wenn wir an Sklaverei denken, sehen wir in Ketten gelegte Menschen, die aus Afrika gewaltsam in alle Welt verschifft werden. Nur selten verbinden wir die Sklaverei mit den Arbeits- und Lebensbedingungen der Gegenwart. (…) Tatsächlich sind heute – in absoluten Zahlen – mehr Menschen versklavt als jemals zuvor in der Geschichte. Die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen spricht von «moderner Sklaverei» und schätzt, dass derzeit mindestens 40 Millionen Menschen davon betroffen sind. Mit unserem Atlas möchten wir Bewusstsein für die weithin ignorierte Sklaverei schaffen. (…) Mehr als 120 Länder gaben an, Betroffene aus über 140 verschiedenen Herkunftsländern entdeckt zu haben. Hinzu kommt, dass die nationalen Behörden manche Routen vermutlich nicht erkennen, auch weil viele Menschen bereits in ihren Herkunftsländern versklavt werden…“ Einleitung zum 60-seitigen ‚Atlas der Versklavung‘ der Rosa-Luxemburg-Stiftung in der 2. Auflage vom November 2021 externer Link und dazu:

  • Das Joch der Jobs. Internationale Arbeitsorganisation präsentiert Studie: Extraprofite durch Zwangsarbeit und Schuldenknechtschaft. Europa liegt an erster Stelle New
    „Die Bilanz ist dramatisch: 2021 mussten an jedem Tag schätzungsweise 27,6 Millionen Menschen auf der Welt zwangsarbeiten. Das geht aus der Studie »Profits and Poverty: The Economics of Forced Labour« (Profite und Armut: Die Ökonomie der Zwangsarbeit) hervor, die am Dienstag von der International Labour Organization (ILO), der Internationalen Arbeitsorganisation, vorgestellt wurde. Die Nutznießer der Zwangsarbeit erzielten dabei einen Profit von umgerechnet mehr als 217 Milliarden Euro per anno – ein Anstieg von 37 Prozent im Vergleich zu 2014. »Bei diesen illegalen Gewinnen handelt es sich um Löhne, die rechtmäßig in die Taschen der Arbeiter gehören, aber statt dessen in den Händen ihrer Ausbeuter bleiben, als ein Resultat ihrer Zwangspraktiken«, so die ILO. Als Zwangsarbeit definiert die Organisation »jede Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung einer Strafe verlangt wird und für die sich diese Person nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat«. 2021 waren davon 2,7 Millionen Menschen mehr betroffen als noch im Jahr 2016. Der Anstieg ist »sowohl auf die steigende Zahl der zur Arbeit gezwungenen Menschen als auch auf höhere daraus erzielte Gewinn zurückzuführen«, so die ILO. Mit 77,5 Milliarden Euro ist der Gesamtprofit aus erzwungener Mehrwertproduktion in Europa und Zentralasien am höchsten. Zu dieser Region zählen rund 50 Länder von Island über Deutschland und die Türkei bis Russland. Die Staaten der arabischen Welt bilden in dieser Statistik mit einem Gewinn von 17 Milliarden Euro die Schlusslichter. Betrachtet man den Gewinn, den die Ausbeuter im Schnitt mit jeder und jedem Zwangsarbeitenden erzielen können, liegt Europa ebenfalls an erster Stelle, danach folgen aber bereits die arabische Welt und die USA. Zwangsarbeit ist in fast allen Bereichen der Wirtschaft verbreitet: im Bergbau und Dienstleistungsgewerbe, in der Industrie, der Landwirtschaft und der Hausarbeit. Mit Zwangsprostitution verdienen die kriminellen Ausbeuter mit Abstand das meiste Geld. (…) Geflüchtete sind ebenfalls besonders gefährdet, weil sie sich häufig kommerziellen Fluchthelfern finanziell ausgeliefert haben und ihre Schulden mit Zins und Zinseszinsen durch Zwangsarbeit zurückzahlen müssen. (…) »Zwangsarbeit setzt den Teufelskreis von Armut und Ausbeutung fort und verletzt die Menschenwürde im Kern. Wir wissen jetzt, dass die Situation nur noch schlimmer geworden ist«, resümiert der Generaldirektor der ILO, Gilbert F. Houngbo, auf der Homepage der Organisation – und empfiehlt »die Stärkung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die Bereitstellung von Schulungen für Vollzugsbeamte, die Ausweitung der Arbeitsaufsicht auf Hochrisikosektoren und eine bessere Koordinierung zwischen Arbeits- und Strafverfolgung«.“ Artikel von Gerrit Hoekman in der jungen Welt vom 21. März 2024 externer Link zur englischsprachigen 48-seitigen ILO-Studie „Profit and poverty: The economics of forced labour“ externer Link
  • Moderne Sklaverei: Zwangsarbeit nimmt zu. Die Zahl der Opfer von moderner Sklaverei ist stark gestiegen 
    „Viele Menschen in den Industrieländern glauben, sie sei heute ein Randphänomen, das nur in autoritären Gesellschaften zu finden ist: moderne Sklaverei. Dabei ist sie insbesondere für Frauen weltweit Alltag, sei es in Zwangs- und arrangierten Ehen oder Zwangsprostitution, sei es in Anstellungsverhältnissen in Privathaushalten, die Gefangenschaft und oft brutale Gewalt bedeuten. Aber sklavereiähnliche Arbeitsverhältnisse breiten sich in den letzten Jahren weltweit in allen Bereichen der Gesellschaft wieder stärker aus. Am Mittwoch legte die Menschenrechtsorganisation Walk Free in London die neue Ausgabe des »Global Slavery Index« vor, also einen Bericht zu deren Verbreitung. Demnach waren im Jahr 2021 etwa 50 Millionen Menschen betroffen und damit zehn Millionen mehr als fünf Jahre zuvor. Zum Vergleich: 2008 ging die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) noch von 27 Millionen Betroffenen weltweit aus. Besonders gefährdet sind dem Bericht zufolge Menschen, die vor den Folgen des Klimawandels und vor Konflikten fliehen müssen. Auch eine weltweite Einschränkung der Frauenrechte sowie wirtschaftliche und soziale Auswirkungen der Corona-Pandemie verschärfen demnach die Situation. (…) Kritisch sieht Walk Free auch die Rolle der G20-Staaten. Jedes Jahr importieren diese nach Angaben der Organisation mutmaßlich unter Zwang hergestellte »Risikoprodukte« im Wert von 468 Milliarden US-Dollar (434 Milliarden Euro). Sie seien also über ihre Lieferketten mitverantwortlich für das Leid etwa der Hälfte der Betroffenen. »Die moderne Sklaverei durchdringt jeden Aspekt unserer Gesellschaft. Sie ist in unsere Kleidung eingewoben, beleuchtet unsere Elektronik und würzt unser Essen«, erklärte die Gründungsdirektorin von Walk Free, Grace Forrest. Die Organisation mit Sitz in Australien fordert wirksame Lieferkettengesetze, die Unternehmen in Industriestaaten für die Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben in die Pflicht nehmen. Außerdem appelliert Walk Free an die Regierungen, auch im Zusammenhang mit humanitärer Hilfe und beim Aufbau einer grünen Wirtschaft in ihren Einflussbereichen dafür zu sorgen, dass es nicht zu Zwangsarbeit kommt. Zudem müssten Kinder, insbesondere Mädchen, durch das Ermöglichen von Schulbildung und das Verhindern von Zwangsehen besser geschützt werden.“ Artikel von Jana Frielinghaus vom 24. Mai 2023 in Neues Deutschland online externer Link

Siehe auch: Sklaverei heute – Arbeitsmigration und Menschenhandel

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=195076
nach oben