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150.000 Stahlarbeiter*innen streiken in Südafrika für existenzsichernden Lohn und gegen Polizeigewalt – und legen (Auto)Fabriken lahm

Dossier

Oktober 2021: 150.000 Stahlarbeiter*innen streiken in Südafrika für existenzsichernden Lohn und gegen Polizeigewalt - und legen (Auto)Fabriken lahmSeit dem 05.10.2021 sind 150.000 Stahlarbeiter*innen der National Union of Metalworkers of South Africa (NUMSA) in Südafrika in den Arbeitskampf eingetreten. Die Arbeiter*innen fordern die Verhandlung eines neuen Tarifvertrags mit einer Lohnerhöhung von 8% in diesem Jahr und 2% in den beiden Jahren darauf, nachdem sie letztes Jahr wegen der Pandemie verzichtet hatten. Der Streik ist in Stahlwerken und metallverarbeitenden Fabriken offenbar beinahe 100% wirksam, so dass es etwa bei Autoherstellern wie BMW und co. die in Südafrika große Werke betreiben bald zu Stillständen in der Produktion kommen könnte. NUMSA hat bereits angekündigt, dass der Streik bis zum Beschluss eines akzeptablen Vertrags mit offenem Ende geführt wird – potenziell könnten mehr als 300.000 Arbeiter*innen mehr als 20% der südafrikanischen Volkswirtschaft bestreiken. Bereits am zweiten Tag des Arbeitskampfes kam es mehrerer zu Einschüchterung und Gewalt von Polizei und Sicherheitskräften, die sowohl mit Gummigeschoßen als auch scharfer Munition auf und neben Streikende schossen… So die wesentlichen Informationen aus dem englischen Artikel von Patrick Martin vom 06.10.2021 bei WSWS externer Link („Massive strike by steelworkers in South Africa“) – siehe Hintergründe und aktuelle Meldungen:

  • Gewerkschaftsführung der NUMSA kapituliert vor den Konzernen – der Streik der südafrikanischen Stahlarbeiter*innen ist beendet New
    Am Donnerstag den 21.10.2021 akzeptierte die Führung von National Union of Metalworkers of South Africa (NUMSA) einen neuen Tarifvertrag für die 155.000 Arbeiter*innen die sich seit dem 5.10 im Streik befinden. Statt den acht Prozent jährliche Lohnerhöhung welche die Arbeiter*innen gefordert hatten, einigte sich NUMSA mit den Konzernen auf sechs Prozent jährlich, und damit nur knapp über dem Inflationslevel, das in Südafrika bei fünf Prozent liegt. Sollte das Inflationsniveau in den nächsten Jahren also steigen, so könnten die Reallöhne der Arbeiter*innen sogar fallen. Die Gewerkschaftsführung, die sich während des Streiks kampfbereit zeigte und in revolutionärer Rhetorik hüllte, gestand ein, dass es sich bei diesem Vertrag nur um einen Kompromiss mit den Konzernen handeln kann. Ein Kompromiss, der verfrüht zu einem Zeitpunkt kam, als die Unternehmen gerade die vollen Konsequenzen des Arbeitskampfs, durch Verluste in Höhe von 41 Millionen Dollar, zu spüren bekamen. (Aus dem englischen Artikel von Emma Lee vom 23.10.2021 bei Leftvoice externer Link: „Union Leadership Accepts Paltry Wage Deal Just as South African Metalworkers’ Strike Begins to Hurt the Capitalists“
  • Stahlarbeiter*innen in Südafrika lehnen neuen Tarifvertrag ab – der Streik hält an! 
    Ein Angebot für einen neuen Tarifvertrag, welches Südafrikas größte Gewerkschaft die National Unionen of Metalworkers of South Africa (NUMSA) (anders als bei Reuters berichtet, hat NUMSA nicht 150.000 sondern 350.000 Mitglieder externer Link, es befinden sich lediglich 150.000 im Streik) mit dem Industrieverband Steel and Engineering Industries Federation of Southern Africa (SEIFSA) ausgehandelt hatte, wurde von den Streikenden Stahlarbeiter*innen abgelehnt. Somit läuft der Streik, der bereits in der Produktion von BMW zum Ausfall von 700 Autos geführt hatte, auch diese Woche weiter. (aus dem englischen Artikel von Wendell Roelf vom 14.10.2021 bei Reuters externer Link:  „S.African engineering union rejects new wage offer, strike continues“).
  • Südafrikanischer Gewerkschaftsbund ruft zum Generalstreik in Solidarität mit den Stahlarbeiter*innen auf
    Der Generalsekretär des südafrikanischen Gewerkschaftsbundes, Zwelinzima Vavi, hat die Gewerkschaften zu einem Generalstreik zur Unterstützung der streikenden Stahlarbeiter*innen aufgerufen, falls ihr Lohnstreit nicht beigelegt wird. […] Auf einer Pressekonferenz in Johannesburg sagte Vavi am Freitag: „Der SAFTU ruft alle SAFTU-Gewerkschaften und nicht angeschlossenen Gewerkschaften in der gesamten Wirtschaft auf, dringende sekundäre Streikankündigungen zur Unterstützung des von der NUMSA geführten Streiks der Ingenieure abzugeben.“ In dem Briefing […] sagte Vavi, dass SAFTU auch eine 14-tägige Ankündigung für einen zweitägigen nationalen Generalstreik herausgeben werde, als Antwort auf das, was er als „die Angriffe auf die Arbeiterklasse“ bezeichnete.“ Übersetzt aus dem englischen Artikel von Masego Mafata und Kimberly Mutandiro vom 08.10.2021 bei Groundup externer Link („Vavi calls for general strike to support metal workers“)
  • Siehe einen (mehrsprachigen) Bericht der IndustriALL über den Streik externer Link
  • Siehe Numsa auf Twitter externer Link mit vielen Videos, auch der Polizeiübergriffe sowie #NationalEngineeringStrike
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=194258
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