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Island setzt auf 4-Tage-Woche: Fast 9 von 10 IsländerInnen können jetzt kürzer arbeiten – ein Vorbild?

Dossier

Island setzt auf 4-Tage-Woche: Fast 9 von 10 IsländerInnen können jetzt kürzer arbeitenIsland hat die 4-Tage-Woche getestet – es ist der größte Versuch weltweit. Er war so erfolgreich, dass jetzt 86 Prozent der isländischen Beschäftigen eine Arbeitszeitverkürzung oder die Möglichkeit dazu bekommen haben. Denn der Island-Versuch hat gezeigt: Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn macht die Beschäftigten glücklicher, gesünder und produktiver – und rechnet sich wirtschaftlich. Auf Druck der Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft haben der Stadtrat von Reykjavík und die isländische Regierung 2015 das weltweit größte Experiment zur Arbeitszeitverkürzung gestartet. Vier Jahre lang haben 2.500 Beschäftigte aus über 100 Unternehmen statt 40 im Schnitt nur 35 oder 36 Stunden gearbeitet. All das bei vollem Lohn. Der Versuch war so erfolgreich, dass nun generell die Arbeitszeitregelungen geändert wurden. (…) Es zeigte sich, dass die Beschäftigten mit kürzerer Arbeitszeit weniger Stress erlebten und das Risiko für ein Burn-out abnahm. Sie fühlten sich glücklicher, hatten mehr Zeit für Erholung, Familie, Haushalt, Hobbies oder Sport. Gleichzeitig nahm weder Produktivität noch Qualität ab…“ Artikel von Lena Krainz vom 6. Juli 2021 bei kontrast.at externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Die 4-Tage-Woche in Island funktioniert – hier könnte sie es auch New
    Zwei Studien aus Island belegen: Die 4-Tage-Woche macht uns produktiver und zufriedener. Für die isländischen Beschäftigten ist eine verkürzte Arbeitswoche nun Realität geworden. Andere Länder sollten nachziehen. Es ist zu einem großen Teil gewerkschaftlicher Organisierung zu verdanken, dass Island in zwei umfangreichen Versuchen die Idee einer kürzeren Arbeitswoche erprobte. Die Testläufe begannen 2015 und 2017 und sollten ermitteln, welche Folgen eine kürzere Arbeitszeit ohne Lohnkürzungen nach sich ziehen würde. Das Ergebnis war ein in jeder Hinsicht überwältigender Erfolg. Seither gilt dieses Modell für fast 90 Prozent der isländischen Arbeitenden. Im Juni veröffentlichten die in Großbritannien ansässige Denkfabrik Autonomy und die isländische Organisation Alda einen Bericht, der die Ergebnisse sowie die Auswirkungen des Experiments präsentiert. JACOBIN hat mit Guðmundur D. Haraldsson, einem der Autoren, darüber gesprochen, welche Erkenntnisse die Versuche nahelegen und wie das Modell auch in anderen Ländern etabliert werden könnte. (…) Die Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass die Qualität der Dienstleistungen durch die Versuche unverändert blieb. Es mussten jedoch neue Strategien entwickelt werden, um dies zu erreichen. Das ist gelungen. Die Versuche hatten außerdem eine positive Wirkung für die Arbeitenden: Ihr Wohlbefinden stieg bei einer Reihe von Indikatoren, von ihrem empfundenen Stress bis hin zur Gesundheit und Work-Life-Balance. Sie gaben an, sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause zufriedener zu sein, weniger Stress und Spannungen im Haushalt zu haben und mehr Zeit mit ihren Familien verbringen zu können. Täglich mehr Zeit zu haben, war für viele von besonderer Bedeutung. (…) Ich glaube, dass Versuche mit kürzeren Arbeitszeiten überall dort initiiert werden können, wo ein erhebliches Interesse daran besteht, sei es auf lokaler oder nationaler Ebene, bei Unternehmen, Körperschaften oder gemeinnützigen Organisationen. Private Unternehmen haben beispielsweise hier in Island andere, kleinere Versuche durchgeführt, aus reinem Interesse. Auch diese Versuche waren ein Erfolg. Erforderlich sind also das Interesse und Engagement. Außerdem müssen die Beteiligten – also Arbeitende, Managerinnen usw. – einbezogen werden, um die Arbeitsprozesse weiterzuentwickeln. Erforderlich ist zudem ein gemeinsames Verständnis dafür, dass eine erfolgreiche Erprobung kürzerer Arbeitszeiten allen zugutekommen kann – den Arbeitenden, den Managerinnen, der Arbeitsumgebung und so weiter.“ Interview mit Guðmundur D. Haraldsson geführt von Luke Savage, in der Übersetzung von Franziska Heinisch am 14.09.2021 in Jacobin.de externer Link
  • Ich wär’ so gern noch produktiver. Eine Vier-Tage-Woche wäre nur sinnvoll, wenn sie die Arbeit nicht noch mehr verdichtet. Genau das wäre aber zu erwarten 
    Island begeistert: Nach sympathischen Fußballspielern und Insta-tauglichen Vulkanausbrüchen zaubert gerade eine Studie zur Vier-TageWoche weltweit Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Über mehrere Jahre haben rund 3.000 isländische Beschäftigte statt an fünf lediglich an vier Tagen pro Woche gearbeitet. Das Experiment habe funktioniert: Die Produktivität sei gleich geblieben oder sogar gestiegen. Und, nicht zuletzt: Die Beschäftigten waren weniger gestresst. Wäre das nicht auch was für andere Länder? Arbeitszeitverkürzung ist eine alte Forderung der Arbeiterbewegung. Trotzdem kann sie durchaus im Interesse des Kapitals sein. In Deutschland führte 1906 Bosch als eines der ersten deutschen Unternehmen den Acht-Stunden-Tag ein. Dabei ging es mitnichten darum, die Beschäftigten glücklicher zu machen. Sondern um Profitsteigerung. (…) Auch beim großen Kampf der Gewerkschaften um die 35-Stunden-Woche freuten sich letztlich die Unternehmer. 1984 einigte man sich auf den „Leber-Kompromiss“, benannt nach dem Gewerkschafter Georg Leber, was weniger Arbeitszeit für die Beschäftigten brachte, aber auch weit mehr Flexibilisierungen und Arbeitsverdichtung. Selbst die Samstags- und Wochenend-Arbeitszeit nahm in der Folge zu. Dem „Kompromiss“ ging ein langer Arbeitskampf vergleichsweise gut organisierter Gewerkschaften voraus. Wie sähe eine Einigung unter den heutigen Voraussetzungen aus, wo die Arbeiterbewegung weitaus schlechter aufgestellt ist? Unter aktuellen Bedingungen bliebe der zentrale Maßstab für eine Arbeitszeitverkürzung wohl die Frage, ob die Beschäftigten dadurch ihre Produktivität steigern könnten. Um dieselbe Arbeit in weniger Zeit zu erledigen. Arbeitsverdichtung und Lohnkürzungen wären die Folge. Der sinnvollste, wenngleich nicht einfachste Weg, die Arbeitszeit zu verkürzen, wäre freilich ein anderer: ein Wirtschaftssystem, das nicht mehr auf Profit ausgerichtet ist, eines, in dem nicht länger ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit für den Unternehmensgewinn aufgewendet werden müsste…“ Kommentar von Sebastian Friedrich in der Freitag Ausgabe 28/2021 vom 16.07.2021 externer Link – dem ich mich voll anschliesse!
  • Siehe die (engl.) Pressemitteilung der Association for Democracy and Sustainability externer Link und die Auswertung der Ergebnisse externer Link bei Autonomy
  • Viertagewoche im Test. Experiment in Island: Beschäftigte schieben weniger Stunden bei gleichem Lohn. Resultat: höhere Lebensqualität und verbesserte Leistung
    Für die Lohnabhängigen weltweit ist es in der Regel nicht mehr als ein Traum: weniger arbeiten gehen zu müssen – bei vollem Lohnausgleich. In Island wagte man zum ersten Mal dieses Experiment, und die Ergebnisse sind deutlich: weniger Stress bei der Arbeit, höhere Produktivität und mehr Zeit für Familie und Hobbys. Die Studie wurde nun von der isländischen Non-Profit-Organisation Alda (Association for Democracy and Sustainability) veröffentlicht. Der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten, ohne dabei auf Gehalt verzichten zu müssen, hat in den zurückliegenden Jahren in ganz Europa an Bedeutung gewonnen. Der technologische Wandel mit Digitalisierung und automatisierten Arbeitsprozessen hat diesen Wunsch mittlerweile zu einer gewerkschaftlichen Forderung werden lassen. Aufgrund seiner Arbeitsbedingungen war Island für die Experimente prädestiniert: Die Wochenarbeitszeiten gehören mit 45 Stunden zu den höchsten weltweit. Das Erwerbsleben von Männern dauert im Durchschnitt 49 Jahre, Frauen arbeiten 42 Jahre. Das Land weist eine hohe Zahl an Patienten auf, die an »Burn-out« leiden, und viele Menschen beklagen die wenige Zeit für Hobbys und Familie. In den Jahren 2015 bis 2019 wurden zwei großangelegte Feldversuche in dem Inselstaat durchgeführt. Man wollte herausfinden, welche Effekte eine abgesenkte Arbeitszeit mit sich bringt. Und man folgte damit auch dem langjährigen Drängen der Gewerkschaften und gesellschaftlichen Organisationen. (…) Das Ergebnis ist ein Erfolg: Das Wohlbefinden der Beschäftigten habe sich dramatisch gesteigert, heißt es in der Studie; sie konnten Arbeit und Familie besser miteinander vereinbaren, und sie kooperierten am Arbeitsplatz stärker mit den Kollegen. Das Stress- und Burn-out-Niveau ging zurück. Durch die kürzeren Arbeitszeiten und ein längeres Wochenende konnte die Freizeit besser genossen werden, was die individuelle Arbeitsleistung erhöhte. (…) Der Erfolg der Versuche hat inzwischen konkrete Verbesserungen für die isländischen Beschäftigten mit sich gebracht. Die Gewerkschaften haben durchgesetzt, dass nunmehr rund 86 Prozent der gesamten Arbeitsbevölkerung des Landes ein Recht auf verkürzte Arbeitszeit haben. In diesem Sinne wird in den Experimenten eine Blaupause für andere Länder weltweit gesehen…“ Artikel von Bernd Müller in der jungen Welt vom 08.07.2021 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191684
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