[Buch] Roter Widerstand in der bayerischen Provinz

Buch von Max Brym: Roter Widerstand in der bayerischen Provinz„Das Buch „ Roter Widerstand in der bayerischen Provinz“ von Max Brym habe ich ohne Unterbrechung an einem Nachmittag gelesen. Das spricht dafür, dass das Buch leicht zu lesen ist aber es vermittelt dennoch viel an Inhalt. Es geht um die sehr lange rot gebliebene Arbeiterschaft vor und nach 1933 in der bayerischen Provinz. Kurz wird der Arbeiterwiderstand in Kolbermoor, in Penzberg, im bayerischen Wald und sehr ausführlich im „ roten Burghausen“ an der Salzach beschrieben. Besonders beeindruckt hat mich die reale Arbeitereinheitsfront gegen die Nazis. (…) Bis März 33 hatten die Faschisten furchtbare Angst in Burghausen öffentlich aufzutreten. Noch am 9 März 33 benötigte die örtliche SS Hilfe von Landespolizeieinheiten, damit die Hakenkreuzfahne am Rathaus in Burghausen gehisst werden konnte. (…) Anschließend wird in dem Buch, der weitere Widerstand in Burghausen beschrieben. Ein Kapitel heißt „ Rote Hilfe und Radio Moskau“ in Burghausen. (…) Das Buch hat das Verdienst durch Beispiele aus dem Mikrokosmus zu belegen wie der Faschismus in Deutschland bei einer richtigen Linie von SPD und KPD (Einheitsfront) geschlagen hätte werden können. Von daher ist das Buch nicht nur von regionalgeschichtlicher Relevanz.“ Rezension von Jutta Schulz vom 19. April 2021 – wir danken! Siehe diese im Volltext und Infos zum Buch von Max Brym:

„Das Buch „ Roter Widerstand in der bayerischen Provinz“ von Max Brym habe ich ohne Unterbrechung an einem Nachmittag gelesen. Das spricht dafür, dass das Buch leicht zu lesen ist aber es vermittelt dennoch viel an Inhalt. Es geht um die sehr lange rot gebliebene Arbeiterschaft vor und nach 1933 in der bayerischen Provinz. Kurz wird der Arbeiterwiderstand in Kolbermoor, in Penzberg, im bayerischen Wald und sehr ausführlich im „ roten Burghausen“ an der Salzach beschrieben. Besonders beeindruckt hat mich die reale Arbeitereinheitsfront gegen die Nazis. Die Arbeiter waren damals sehr klassenbewusst und kümmerten sich oft wenig um die Linie der Parteiführungen von SPD und KPD im fernen Berlin. Die Arbeiter in Burghausen  waren Nachbarn und Kollegen am Arbeitsplatz bei der Wacker Chemie. Sie merken real was die Nazis sind. Ergo die Arbeiter- egal ob Sozialdemokraten oder Kommunisten- hielten zusammen. In Burghausen wurden die Nazis bei der Schlacht im heute noch existierenden Gasthof Glöckelhofer, am 7. Juli 1932 gemeinsam verprügelt. Der Leiter der Burghauser KPD Alois Haxpointner und der sozialdemokratische Reichsbanner unter Führung des späteren langjährigen Bürgermeisters von Burghausen Georg Schenk, mobilisierten gemeinsam, um die Nazis zu verhauen. Bis März 33 hatten die Faschisten furchtbare Angst in Burghausen öffentlich aufzutreten. Noch am 9 März 33 benötigte die örtliche SS Hilfe von Landespolizeieinheiten, damit die Hakenkreuzfahne am Rathaus in Burghausen gehisst werden konnte. Lange standen ihnen kräftige Kommunisten wie Peter Neudecker (militärischer Leiter der örtlichen KPD), Alois Haxpointner und der bei den Nazis besonders gefürchtete Kunstschütze Simon Vorburger, sowie Heinrich Breu mit ihrem Anhang gegenüber. Der Reichsbanner blieb an diesem Tag leider passiv. Anschließend wird in dem Buch, der weitere Widerstand in Burghausen beschrieben. Ein Kapitel heißt „ Rote Hilfe und Radio Moskau“ in Burghausen. Zweimal wöchentlich trafen sich Antifaschisten in der Wohnung von Sebastian Wallner und Phillip Huber, in der Altstadt von Burghausen. Huber leitete auch die illegale KPD Betriebsgruppe in der Wacker Chemie bis 1938 an. Für den Kriegsfall wurde Produktionssabotage vorbereitet. Ende 1938 flog die Gruppe auf. Vor dem „Volksgerichtshof“ in München wurden Huber und Breu im Frühjahr 1939 und andere verurteilt. Die genannten wurden erst 1945 aus dem KZ Dachau befreit. Genauso wie Alois Haxpointner welcher insgesamt 10 Jahre im KZ war und 1933 fast ein Jahr im Zuchthaus Bernau. Interessant ist wie nach 33 viele jugendliche Sozialdemokraten in Burghausen unter dem Einfluss der heute weitgehend unbekannten Gruppe „ Neu Beginnen“ nach links gingen. Sie setzten den Widerstand im Gegensatz zu vielen älteren Funktionären der SPD gegen die Nazis fort. Wer weis heute noch, dass die illegalen Sozialdemokraten um Georg Schenk Lenins „ Was tun“ studierten. Das Buch hat das Verdienst durch Beispiele aus dem Mikrokosmus zu belegen wie der Faschismus in Deutschland bei einer richtigen Linie von SPD und KPD (Einheitsfront) geschlagen hätte werden können. Von daher ist das Buch nicht nur von regionalgeschichtlicher Relevanz.“ Rezension von Jutta Schulz vom 19. April 2021 – wir danken!

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