Die Krügers allein zu Haus – Zu den Streikenden kommen viele

Zugegeben, es ist nicht das reine Zuckerschlecken für die Streikenden, bei Minusgraden oder bei Regen sich eine ganze Schicht vor den Betriebseingängen oder in der Jurte aufzuhalten. Stimmt: Zu Hause wäre es gemütlicher. Aber: Es kommen täglich viele BesucherInnen zu einem Schnack vorbei, bringen Kuchen mit oder Obst. Viele Bekannte sind dabei, die schon seit fast sieben Wochen immer wieder kommen. Es kommen KollegInnen aus anderen Betrieben, aus Chemiebetrieben, aber auch ganz anderen Bereichen – mit denen wäre man ohne Streik nicht in Kontakt gekommen! Es kommen Musikgruppen vorbei, natürlich umsonst, es geht ja um Unterstützung. An den Zeltwänden hängen hunderte von Soli-Schreiben.
Zugegeben, es gibt kein opulentes Frühstück, nur Brötchen mit Wurst, Käse oder Marmelade und mittags einen Schlag Eintopf, wohlschmeckend! Sie wissen, daß sie nicht nur für sich streiken sondern gegen alle Krügers in Deutschland, die „ihre“ Beschäftigten ähnlich entwürdigend und niedrig bezahlen. Aus all diesem ziehen die Streikenden ihre Kraft!

Und wie sieht es bei den Krügers aus? Sie kommen aus ihren Villen von der Elbchaussee oder von der Alster, sitzen warm und trocken und blicken aus den Büros auf die Streikenden herab. Zu ihnen ist noch kein Nachbar gekommen, hat was vorbei gebracht, einen Schnack gehalten. Nicht mal die eigenen Klassengenossen lassen sich blicken. Haben sie schon eine Mail ode einen Anruf bekommen: Haltet durch, ihr macht es auch für uns! Stattdessen Artikel in Abendblatt und Welt, die mehr als Distanz aufweisen. Und woraus beziehen die Krügers ihren Durchhaltewillen für ihre Starrheit?: Aus dem Haß auf die eigene Belegschaft und die Gewerkschaft, aus dem geizhaften Antrieb, weiter an der Zahlung von Hungerlöhnen festzuhalten, wodurch Beschäftigte gezwungen werden, bei den Ämtern aufzustocken. Das stört ja keinen ehrbaren Hamburger Kaufmann, als der man gesehen werden will. Wenn es einen Geist gibt, der durch die Villen am Elbufer oder an der Alster schwebt, dann ist es der Geist des Profits – in der zugigen, kalten Jurte ist es der Geist der Solidarität, der wärmt und stark macht. Aber das ist für die Krüger-family eine fremde Welt. Und es ist für sie auch fremd und unverschämt, wenn die Belegschaft jetzt nur 83 Prozent des Flächentarifvertrages der IG BCE fordert. Für sie ist es auch unverständlich und unverschämt, wenn „ihre“ Profitobjekte jetzt aufstehen und den Namen Neupack auf ihre Weise als den Namen für Widerstand in Deutschland bekannt machen. So wie die ArbeiterInnen in Nordhausen, die den Namen Bike System durch ihre viereinhalb monatige Betriebsbesetzung und die Produktion von strike bikes bekannt machten.

Dieter Wegner,  Soli – Kreis Neupack, 18.12.2012
soli-kreis@gmx.de
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