Funke will Druckzentrum Erfurt Ende 2021 schließen

Dossier

13. ver.di DruckerTage 05.06.– 07.06.2019 in BielefeldWenn Funke die Schließung umsetzt, wäre Thüringen das erste Bundesland ohne Zeitungsdruckerei.  Am 31. Dezember 2021 soll Schluss sein mit dem Druckzentrum in Erfurt. Bisher werden dort Regionalzeitungen und Anzeigenblätter gedruckt. In einem Schreiben haben sich ver.di und die Betriebsräte an Funke gewandt und den Funke-Verantwortlichen vorgerechnet, dass sie mit der Schließung nicht sparen sondern mehr zahlen müssen. Unbestritten ist, dass in Erfurt die Druckmaschinen alt sind und dringend ersetzt werden müssen. Ab 2022 will Funke die bisherigen Druckausträge aus Erfurt nach Braunschweig verlagern. Doch so einfach ist das nicht: Auch in das dortige Druckhaus müsste zunächst investiert werden, dazu kämen Logistik-Kosten, um die fertigen Zeitungen nach Thüringen zu transportieren. Zudem würde die Verlagerung und der damit verbundene Arbeitsplatzabbau weitere Kosten verursachen (Sozialplan etc.)...“ Meldung vom 13.12.2020 bei ver.di Verlage, Druck und Papier externer Link samt Dokumentation des Schreibens von Funke und der Antwort der Arbeitnehmervertreter, dort auch Solidaritätserklärungen externer Link. Siehe dazu:

  • Funke-Druckereischließung: Sozialplan für Versandmitarbeiter unterschrieben New
    Das Funke-Druckereizentrum in Erfurt schließt Ende des Jahres. Nun haben sich Arbeitgeber und Betriebsrat auf einen Sozialplan für die Mitarbeitenden im Versand geeinigt. Die Thüringer Tageszeitungen werden künftig außerhalb Thüringens gedruckt. Knapp drei Monate vor dem Aus des Funke-Druckzentrums in Erfurt haben sich der Arbeitgeber und der Betriebsrat auf einen Sozialplan für die Versandmitarbeiter geeinigt. Das bestätigten beide Seiten MDR THÜRINGEN. Bislang hatte es nur einen Sozialplan für die rund 100 Drucker externer Link gegeben. Nach Angaben des Betriebsrats der Funke Thüringen Druckservice GmbH profitieren von der jetzt abgeschlossenen Vereinbarung rund 140 Versandmitarbeiter. Die Funke-Mediengruppe will zum Jahresende die einzige Tageszeitungsdruckerei in Thüringen schließen. Der Betriebsratsvorsitzende Matthias Teutsch sagte MDR THÜRINGEN: „Angesicht der Situation und der zähen Verhandlungen haben wir das Bestmögliche erreicht.“ Um jeden einzelnen Punkt im Sozialplan habe das Verhandlungsteam hart ringen müssen und auch Streik angedroht. „Von Wertschätzung für die über Jahrzehnte geleistete Arbeit der Mitarbeiter haben wir von Funke leider nichts gespürt“, sagte Teutsch. Die Stimmung in der Belegschaft habe einen Tiefpunkt erreicht. (…) Vor dem Arbeitsgericht Erfurt streiten nach MDR THÜRINGEN-Informationen noch mehr als ein Dutzend Versandmitarbeiter mit Funke um Schadenersatz für entgangenen Lohn. Sie fordern einen Nachteilsausgleich wegen der Absenkung ihrer Wochenarbeitszeit, als der Verlag Anfang 2021 überraschend das Anzeigenblatt „Allgemeiner Anzeiger am Mittwoch“ eingestellt hatte...“ Beitrag von Karsten Heuke vom 13. Oktober 2021 bei MDR Thüringen externer Link, siehe dazu auch:

    • Einigung in Erfurter Druckzentrum: Betriebsrat und Funke-Mediengruppe unterschreiben Sozialplan. Gewerkschaft kritisiert Konzernpläne
      „.. Der nun unterschriebene Deal für die Mitarbeiter im Versand ist dem der Drucker sehr ähnlich, so Schulze-Husmann. »Wir haben ein gutes Ergebnis erreicht«, sagte er. Dass die Schließung nicht verhindert werden konnte, sei aber trotzdem bitter. Vom Sozialplan für die Versandhelfer sind rund 150 Menschen betroffen. Vollzeitbeschäftigte erhalten demnach pro Jahr Betriebszugehörigkeit eine Abfindung in Höhe von 80 Prozent ihres durchschnittlichen Monatsbruttoverdienstes. Zudem wurde eine Treueprämie von bis zu 9.000 Euro ausgehandelt. »Die Kollegen sind zufrieden«, so Verdi-Sekretär Schulze-Husmann. Erreichen konnte man das Ergebnis, weil die Versandhelfer entschlossen und wenn nötig dazu bereit waren – wie die Drucker vor ihnen –, in den Arbeitskampf zu treten. Das habe Funke nun unbedingt verhindern wollen...“ Artikel von Raphaël Schmeller in der jungen Welt vom 14.10.2021 externer Link
  • Protest gegen Schließung: Streik in Funke-Druckerei in Erfurt – Funke sucht Leiharbeiter als Streikbrecher
    „… Beschäftigte des Erfurter Druckzentrums haben am Dienstagabend mit einem Warnstreik gegen die geplante Schließung der Druckerei protestiert. Am Mittwoch gab es erneut einen Warnstreik. Wegen eines Warnstreiks im Erfurter Druckzentrum sind die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Mittwoch nicht wie gewohnt zugestellt worden. Nach Angaben von Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi haben am Dienstagabend und am Mittwoch Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Dadurch kam es zu Verzögerungen beim Druck und der Auslieferung von Zeitungen. Wie der Betriebsratsvorsitzende Dustin Hertel MDR THÜRINGEN sagte, hatten sich Dienstagabend 34 Menschen an dem Protest gegen die Schließung des Druckhauses beteiligt und vor dem Betriebsgelände versammelt. 30 von ihnen wären von einer möglichen Schließung betroffen. Am Mittwochvormittag legten etwas 30 Beschäftigte die Arbeit nieder. (…) Der Gewerkschaft zufolge suchte Funke am Mittwoch Leiharbeiter, um den Betrieb aufrecht zu erhalten…“ Meldung von MDR THÜRINGEN vom 05. Mai 2021 mit Video externer Link : „Streik in Funke-Druckerei in Erfurt verzögert Produktion von Zeitungen“
  • Entschlossen gegen Funke-Pläne: Kampf um Druckzentrum in Erfurt-Bindersleben geht weiter 
    Die Belegschaft und Verdi lassen nicht locker. Mit einer Mahnwache protestierten sie am vergangenen Sonntag gegen die geplante Schließung des Erfurter Druckzentrums. »Wir geben nicht auf, wir wollen weiter Druck aufbauen«, sagte Jan Schulze-Husmann, zuständiger Tarifsekretär von Verdi, am Mittwoch im Gespräch mit jW. Der Funke-Mediengruppe schmeckt das nicht. Sie will das Druckhaus in Erfurt-Bindersleben bis Ende 2021 dichtmachen, die 270 Drucker vor die Tür setzen – und zwar möglichst geräuschlos. Zumindest das aber wird dem Medienkonzern nicht gelingen. Denn für die kommenden Wochen hat Verdi bereits mehrere Aktionen geplant. Am 10. April soll eine große Demonstration in der Erfurter Innenstadt stattfinden. Zudem wurden für den kompletten Monat sonntägliche Mahnwachen angekündigt. »Auch bei den Erste-Mai-Kundgebungen in Thüringen wollen wir die Schließung zum Thema machen«, erklärte Schulze-Husmann. (…) Sozialplanverhandlungen gibt es bis dato noch nicht. »Doch die Vorstellungen zwischen dem Funke-Konzern und der Belegschaft liegen bereits jetzt weit auseinander«, so Schulze-Husmann. Für Verdi gehe es nun darum, die kommenden Gespräche mit Protesten zu flankieren, um der Geschäftsführung die Entschlossenheit der Beschäftigten aufzuzeigen. »Die Stimmung in der Belegschaft ist gut, die Kollegen sind kampfesmutig und aktionsbereit«, bekräftigte der Verdi-Sekretär. Nach anfänglichem Zögern hat sich nun auch die Landesregierung klar für die Drucker positioniert…“ Artikel von Raphaël Schmeller in der jungen Welt vom 01.04.2021 externer Link
  • Druckereischließung ist betriebswirtschaftlicher Unsinn 
    Ende 2021 will die Funke-Mediengruppe die Erfurter Zeitungsdruckerei schließen – laut Gutachten spart der Konzern dadurch aber nichts (…) ein Cyberangriff auf die digitale Säule führte quasi zum völligen Lockdown aller Druckausgaben. Das änderte bislang nichts daran, dass der Konzern mit eben der lauten Parole »Digitalisierung« die geplante Schließung der Funke-Druckerei in Erfurt begründet, womit rund 270 Beschäftigte ihren Lebensunterhalt verlieren würden. Und Thüringen wäre das erste Bundesland ohne eigene Zeitungsproduktion. Digitalisierung? Nur »floskelhaft« werde dieses Wort vom Verlag vorgebracht, kritisierte Dustin Hertel, Betriebsratsvorsitzender der Druckerei, jüngst im MDR nach einem Gespräch mit Christoph Rüth, dem für die Zeitungen zuständigen obersten Vertreter der Konzernführung. Inzwischen verlagert diese die Verantwortung wieder auf die lokale Ebene. Doch die jüngsten Gespräche mit den Druckerei-Verantwortlichen in Erfurt blieben »ohne Ergebnisse«, so Jan Schulze-Husmann, der zuständige Sekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). Zwar wollen er und der Betriebsrat die Gespräche noch fortführen. Doch Verdi bereitet jetzt eine Mitgliederversammlung vor. Auf dieser werde, so Schulze-Husmann, auch über mögliche Streikaktionen gesprochen werden. Die Voraussetzungen dafür verbessern sich gerade: Bislang nicht organisierte Beschäftigte träten der Gewerkschaft bei. Betriebsrat Hertel bekräftigt, die Belegschaft sei weiterhin kampfeslustig: »Einheitlicher Tenor ist: Weiterkämpfen!« Das Schlagwort »Digitalisierung« verschleiert, dass die Druckereischließung betriebswirtschaftlich unsinnig ist. Das belegt ein Wirtschaftsgutachten, das der Betriebsrat in Auftrag gegeben hatte und dessen Zahlen die Funke-Geschäftsleitung nicht anzweifelt – wie auch, stützte sich der Gutachter auf von Funke gelieferte Zahlen. Danach würde die Schließung der Funke-Druckerei bis zum Jahre 2030 rund fünf Millionen Euro teurer kommen als deren Fortführung…“ Artikel von Friedrich Siekmeier vom 01.02.2021 im ND online externer Link
  • »Es ist wichtig, Farbe zu bekennen und zu streiken«. Ende 2021 will die Funke-Mediengruppe die Zeitungsdruckerei Erfurt schließen. Kampf um Sozialplan beginnt.
    „[Die Funke-Mediengruppe beharrt auf der Schließung des Erfurter Druckzentrums. Welche Handlungsmöglichkeiten haben nun die Beschäftigten des Standorts?] Nach dem Tarifvertragsgesetz können sie mit Hilfe und unter Führung der zuständigen Gewerkschaft Verdi einen sogenannten Sozialtarifvertrag fordern. Dieser gilt für die Höhe der Abfindungen, die Finanzierung für die Ausbildung in andere Berufe, die Verlängerung der Kündigungsfristen und unter bestimmten Voraussetzungen auch für die Betriebsänderung, also die Frage der Stillegung selbst. In der Praxis werden oft die Verhandlungen über einen Sozialplan und einen Sozialtarifvertrag gemeinsam geführt. Meistens bleibt es aber bei der Unternehmerentscheidung zu Standortschließung oder weitgehendem Personalabbau. Doch mit Streikmöglichkeit im Hintergrund gelingen in der Regel qualitativ bessere Sozialpläne. Bei der Belegschaft in Erfurt ist die Bereitschaft da, etwas in diese Richtung zu machen. Es ist wirklich wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen Farbe bekennen und möglichst vollständig und solidarisch streiken, wenn der Betriebsrat in seinen Verhandlungen nicht weiter kommt. Für den Betriebsrat sind Arbeitskampfmaßnahmen verboten. [Die Belegschaft hat sich nun erst einmal entschieden, die Einigungsstelle anzurufen. Kann diese die Schließungspläne von Funke noch durchkreuzen?] Die Einigungsstelle tagt üblicherweise unter Vorsitz eines unparteiischen Vorsitzenden. Wenn aber die Unternehmerseite stur bleibt, ist auch die Einigungsstelle machtlos. Sie kann nur das Scheitern feststellen. Danach darf der Unternehmer seine Pläne umsetzen. (…) Auch wenn wir weiter für den Bestand des Druckstandortes Erfurt und für die Neuinvestition in eine Maschine argumentieren werden, bin ich eher skeptisch. Die Konzernspitze in Essen kommt mir in dieser Frage vor wie die Coronaleugner. Alle mit der Sache befassten Fachleute kommen zu demselben Ergebnis: Die Standorterhaltung verbunden mit einer Neuinvestition in eine Druckmaschine ist wirtschaftlich wesentlich günstiger und sinnvoller als die Fremdvergabe und die damit verbundenen Stillegungskosten. Außerdem hätte Funke dann noch rund drei Millionen Euro mehr zur Verfügung für die als Begründung vorgeschobene Digitalisierungsstrategie. (…) Funke nimmt als Mediengruppe das Grundrecht der Pressefreiheit für sich in Anspruch. Dazu gehört aber nicht nur, dass die Verlegerinnen und Journalisten einseitig vom Grundrechtsschutz profitieren. Meines Erachtens verpflichtet dieses Grundrecht auch die Grundrechtsträger, also die Verleger, im Inte­resse und zur Erhaltung einer freien Presse, für eine aktuelle Tageszeitung zu sorgen. Die Verlagerung des Drucks in andere Bundesländer und die damit verbundenen längeren Transportwege zwingen dazu, den Andruck bis zu drei Stunden vorzuverlegen. Ergebnis: Die Leser in Thüringen haben eine veraltete, nicht aktuelle Tageszeitung auf dem Tisch, die keiner mehr braucht. Dieses Verlegerverhalten wird das beklagte Zeitungssterben noch mehr beschleunigen.“ Interview von Raphaël Schmeller in der jungen Welt vom 30.01.2021 externer Link mit Helmut Platow, Rechtsanwalt. Im Konflikt um das Erfurter Druckzentrum wurde er als Sachverständiger vom Betriebsrat eingeschaltet
  • Bedrohte Medienlandschaft. Nach Gesprächen mit Funke-Chef: Konzern beharrt auf Schließung des Erfurter Druckzentrums. Belegschaft und Verdi kündigen weiter Widerstand an 
    “Die Chancen auf den Erhalt des Erfurter Druckzentrums schwinden: Die Funke-Mediengruppe bleibt dabei, ihren Thüringer Standort Ende 2021 dichtmachen zu wollen – koste es, was es wolle. Belegschaft und Gewerkschafter kamen deshalb am Mittwoch zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zum Redaktionsschluss dieser Zeitung liefen die Diskussionen noch, doch »betriebliche Aktionen sind nicht auszuschließen«, ließ ein Beteiligter jW am Mittwoch wissen. Rund 270 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. (…) Die Funke-Gruppe will ihre drei Thüringer Regionalzeitungen in Zukunft in Braunschweig drucken lassen. Neben den bereits erwähnten »Argumenten« wird dieser Schritt mit zu hohen Kosten für die nötige Modernisierung des Standorts gerechtfertigt. Doch laut Verdi würde die Komplettschließung teurer sein als eine Investition in das Erfurter Zentrum. Denn hohe Transportkosten sowie die Aufrüstung einer Druckerei in Niedersachsen würden die Auslagerung unrentabel machen. »Auch auf diese einfache betriebswirtschaftliche Rechnung wurde nicht eingegangen«, beklagte Schulze-Husmann. Darüber hinaus gehe es auch um die medienpolitische Bedeutung des Druckstopps, meinte Güngör. »Die Schließung wäre ein trauriges Signal, denn Thüringen würde damit das erste Bundesland ohne eigene Zeitungsdruckerei.« Die Folge könnte sein, dass eine ganze Zeitungslandschaft zu verschwinden drohe und das Land auch das erste ohne Tageszeitung wäre, sagte sie weiter…“ Artikel von Raphaël Schmeller in der jungen Welt vom 21.01.2021 externer Link
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