IG-Metall-Chef plädiert für Viertagewoche – „Mit einem gewissen Lohnausgleich“

Dossier

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich„… In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung plädiert nun IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zur Rettung von Jobs in der Metall-, Elektro- und Autoindustrie für eine Vier-Tage-Woche. „Die Kurzarbeit ist dazu da, den Konjunktureinbruch abzufedern. Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie“, sagte Hofmann. Transformation dürfe nicht zur Entlassung, sondern müsse zu guter Arbeit für alle führen. „Künftig sollte allen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie dieser Weg offenstehen“, so Hofmann. „Mit einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können und mit Anreizen, diese freie Zeit für berufliche Fortbildung zu nutzen.“ Weniger variable Lohnkosten und höhere Produktivität seien die Vorteile auf der Arbeitgeberseite. (…) Am Lamento der Kritiker der flächendeckenden Arbeitszeitverkürzung – der Wirtschaftsstandort Deutschland könne sie eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht leisten, die Wettbewerbsfähgikeit wäre in Gefahr, enorme volkswirtschaftliche Schäden wären die Folge – scheint sich über die Jahrzehnte wenig geändert…“ Artikel von Bulgan Molor-Erdene vom 16. August 2020 in telepolis externer Link – siehe auch „Gewerkschaft IG Metall: „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort“. Jörg Hofmann, Chef der mächtigen IG Metall, will in der Corona-Krise durch kürzere Arbeitszeit Jobs retten.“ Interview von Alexander Hagelüken und Benedikt Peters vom 15. August 2020 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link, allerdings nur im Abo. Siehe nun die Meldung der IG Metall und erste Kommentare (und zur Tarifrunde 2021 unser Dossier):

  • Wer hat an der Uhr gedreht: Die IG Metall fordert die Vier-Tage-Woche. Das Revival der Arbeitszeitverkürzung hat jedoch einen Haken: Bezahlen sollen dafür die Lohnabhängigen New
    „Die disposable time, die zur freien Verfügung stehende Zeit, die nicht durch den Zwang eines äußeren Zwecks bestimmt ist, war für Marx das Maß des Reichtums. Seit Beginn der Arbeiterbewegung war das Ringen um mehr Freizeit – um kürzere Arbeitszeiten, mehr Urlaub, freie Wochenenden, aber auch um eine möglichst selbstbestimmte Gestaltung der freien Zeit – wesentlicher Gegenstand von Arbeitskämpfen. Dem Versprechen von weniger Arbeit und mehr Zeit für Erholung und Genuss wohnte immer ein utopisches Moment inne, das die Perspektive auf ein Leben ohne Mühsal und Plackerei eröffnete. Kein Wunder, dass es die Kämpfe um kürzere Arbeitszeiten waren, die die Massen besonders enthusiastisch auf die Straßen trieben. In den vergangenen Jahrzehnten ist es allerdings ruhig geworden im Kampf um die freie Zeit. So ist es inzwischen mehr als 35 Jahre her, dass die IG Metall mit dem Slogan »Mehr Zeit zum Leben , Lieben, Lachen« und mit einer lachenden Sonne als Logo den Einstieg in die 35-StundenWoche erkämpfte. (…) Aus der größten sozialen Machtprobe der Nachkriegszeit ging die IG Metall nach sieben Wochen Streiks und Aussperrungen letztlich siegreich hervor. (…) Es folgten allerdings Jahre der Rückzugsgefechte in der Arbeitszeitfrage. (…) Die steigende Arbeitslosigkeit und eine umfassende neoliberale Deregulierung des Arbeitsmarkts drängten die Gewerkschaften in die Defensive. In zahlreichen Branchen kam es nicht nur zum Stillstand, sondern zu einem regelrechten Rollback. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten stieg in manchen Bereichen Anfang der nuller Jahre die reale durchschnittliche Wochenarbeitszeit. (…) Vor diesem Hintergrund muss auch der vieldiskutierte Vorschlag der IG Metall nach einer Vier-Tage-Woche verstanden werden. Bei der Ankündigung des IG-Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann , die Vier-Tage-Woche zum Thema bei der im Herbst anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie zu machen, war daher – im Gegensatz zu den Wahlmodellen der vergangenen Jahre – auch von einer Umverteilung der Milliardengewinne der Branche zugunsten der Beschäftigten nicht mehr die Rede. Statt dessen betonte Hofmann, das Ziel der kürzeren Wochenarbeitszeit sei es, »den durch Digitalisierung, Energiewende und Klimawandel getriebenen Strukturwandel zu meistern« – sprich: die deutsche Wirtschaft fit zu machen für den nach der Pandemie erwarteten Wirtschaftsaufschwung.  Anders als noch in den achtziger Jahren ist von einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich längst keine Rede mehr. Hofmann erwähnt zwar in einem Nebensatz, dass sich die IG Metall einen »gewissen Lohnausgleich « als Anreiz wünsche, bezahlen sollen die Modernisierung der Wirtschaft jedoch im Wesentlichen die Lohnabhängigen selbst. Angesichts dieser gewerkschaftlichen Selbstaufgabe ist es kein Wunder, dass die SPD in Gestalt des Arbeitsministers Hubertus Heil der Gewerkschaft sogleich zur Seite sprang, um die noch skeptischen Arbeitgeberverbände davon zu überzeugen, dieses unschlagbare Angebot eines Strukturhilfeprogramms auf Kosten der Arbeiter anzunehmen.“ Beitrag von Stefan Dietl vom 24. November 2020 beim gewerkschaftsforum.de externer Link
  • Arbeitszeitverkürzung ist ein Aspekt der laufenden IG-Metall-Tarifrunde – „Gift für das Kapital“ 
    „… Auch in der jetzigen Krise ist die Länge des Arbeitstages ein Angriffsziel des Kapitals. Gegen die Forderung des IG-Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann nach einer 4-Tage-Woche mit „gewissem“ Lohnausgleich für Betriebe mit Beschäftigungsproblemen hetzt Gesamtmetall und nennt sie „totales Gift“. Scharfmacher Stefan Wolf, der im November zum Nachfolger von Rainer Dulger an die Gesamtmetall-Spitze gewählt werden soll, bringt sich in Stellung: „Wir brauchen jetzt Mehrarbeit ohne vollen Lohnausgleich. Das können mal zwei oder auch mal vier Stunden pro Woche sein“, sagte Wolf der „Bild“-Zeitung, und der gesamte bürgerliche Blätterwald von A wie „Automobilwoche“ bis Z wie „Zeit“ applaudierte. Eine starre 35-Stunden-Woche passe nicht mehr in die Zeit. Er wolle flexibel abweichen, je nach Auftragslage, so Wolf weiter. Auch Pausenregelungen sollen auf den Prüfstand. So greift er den Arbeitstag von verschiedenen Seiten an. Aber auch die Löhne werden an mehreren Stellen angegriffen. Kurzarbeit will Wolf generell nur mit entsprechenden Lohnabschlägen und Spätzuschläge sollen teils abgeschafft werden. Diese seien „nicht mehr zeitgemäß“. Auch Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld sind ihm ein Dorn im Auge. Tariferhöhungen soll es keine geben. Von einer doppelten Nullrunde ist die Rede. 2020 nichts und 2021 auch nichts. Die Angriffe des Kapitals werden von Monat zu Monat dreister. Sie wollen ihre Profite auch in der Krise sichern auf Kosten der Arbeiterklasse und greifen Arbeitszeiten sowie Löhne gleichermaßen an. Durch „Krisenregelungen“ wie Verlängerung und einfachere Zugangsvoraussetzungen für Kurzarbeit wurde von staatlicher Seite dem Kapital zugearbeitet – damit konnten sie Einbrüche bei Produktion und Umsatz abfangen, allerdings bezahlt durch Beitrags- und Steuergelder der Lohnabhängigen. Doch das ist den Metallkapitalisten nicht genug (…) Die IG Metall muss der Offensive des Kapitals eine Offensive der Gewerkschaftsbewegung entgegensetzen. Dass die Kolleginnen und Kollegen dazu bereit sind, haben die vielen betrieblichen Aktionen im September und Oktober bewiesen. Wie 1984 braucht es eine Forderung, die alle Kolleginnen und Kollegen vereint, gleiche Standards setzt, also eine für alle gleiche Arbeitszeitverkürzung, nicht nur für einen kleinen Teil, wie vom IGM-Vorstand vorgeschlagen. (…) Es war seit über 150 Jahren Konsens in der Arbeiterbewegung, dass Arbeitszeitverkürzungen mit vollem Lohnausgleich erfolgen müssen – wie auch 1984 – und nicht nur mit einem „gewissen“. Dieser bisher gehaltene Standard darf nicht verschenkt werden. Die Erfahrung aus den 80ern lehrt auch, dass weiteren Arbeitsverdichtungen Einhalt geboten werden muss, wenn Arbeitszeit verkürzt wird. Dass all dies nur mit Streik erreichbar ist und nicht mit Sozialpartnerschaftsideologie am Verhandlungstisch durchgesetzt werden kann, ist angesichts der Angriffe von Gesamtmetall logisch…“ Artikel von Christa Hourani aus der UZ vom 13. November 2020, dokumentiert bei VKG externer Link
  • Verzicht sichert keine Arbeitsplätze! Ja zur 30-Stunden-Woche! Nein zu Lohnabsenkungen! 
    Die Folgen der kapitalistischen Krise für die abhängig Beschäftigten, vor allem die bittere Aussicht auf hunderttausende Jobverluste, werden spürbarer. Besonders in der exportorientierten Metall- und Elektroindustrie nehmen die Sorgen der Kolleg*innen zu. In den letzten Wochen wurden bereits Betriebsvereinbarungen bei Daimler, und Zuliefererkonzernen wie ZF oder Bosch über Arbeitszeitreduzierungen mit entsprechendem Lohnverlust verhandelt. Bei ZF zum Beispiel wurde – mit der Zusage einer Beschäftigungssicherung bis Ende 2022 – zunächst eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes vereinbart, dafür aber verzichten die Beschäftigten nicht nur auf eine Sonderzahlung in diesem Jahr. Die Zugeständnisse der Beschäftigten – eine weit gehende Flexibilisierung, und die Möglichkeit einer Arbeitszeitverkürzung bei gleichzeitigem Lohnverlust um zwanzig Prozent nach Auslaufen der Kurzarbeit – dürften für die Konzernführung wichtige Erfolge darstellen. Arbeitszeitverkürzung: Thema für die Tarifrunde? Nun erklärte der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann gegenüber dem Handelsblatt: „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie.“ und macht diese für die auf nächstes Jahr verschobene Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie zum Thema. Jahrelang wurde die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche von Arbeitgeberseite als völlig überzogen dargestellt. 2018 hatte die IG Metall das Fass Arbeitszeitverkürzung aufgemacht – allerdings nicht für alle und ohne vollen Lohn- und Personalausgleich. Von den Gewerkschaftsführungen wurde die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich immer als utopisch oder gar als „nicht mobilisierend“ bezeichnet. Wenn jetzt eine Vier-Tage-Woche gefordert wird, ist das einerseits zu begrüßen. Allerdings muss man den sehr großen Pferdefuß erkennen: auch diesmal wird kein voller Lohnausgleich gefordert. Stattdessen soll es laut Hofmann nur einen „gewissen Lohnausgleich“ geben, „so dass die Mitarbeiter sich das leisten können“, was aber sehr dehnbar ist: statt 17 Prozent weniger Lohn dann 16 oder „nur“ fünf Prozent weniger Lohn? Wie sollen dann Miete, Hausrat, Kosten für Kinder oder Pflege der Eltern eigentlich noch gezahlt werden? Auf diese Logik darf man sich nicht einlassen…“ Beitrag von Angelika Teweleit, Berlin, vom 10. September 2020 bei Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG) externer Link
  • Auch das noch: Kurzarbeit als Tarifforderung 
    „… Mit der Forderung nach einer Vier-Tage-Woche ist jüngst Jörg Hoffmann, Chef der IG-Metall, an die Öffentlichkeit gegangen und hat so die Tarifrunde zum Ende des Jahres eingeläutet (…) Der Vorstoß fand erwartungsgemäß ein geteiltes Echo. Während die Arbeitgeberseite, unterstützt von einigen Wirtschaftsforschungsinstituten, den Vorschlag ablehnte, konnten einzelne Politiker wie Arbeitsminister Hubertus Heil der Initiative durchaus etwas abgewinnen und würdigten sie als einen Beitrag zur Krisenbewältigung (…). Das Erstaunliche an der Debatte ist, wie frei hier über die Lebensbedingungen von Arbeitnehmern verfügt wird und wie sich dabei der höchste Vertreter einer der mitgliederstärksten Gewerkschaften präsentiert. Schon die Antwort auf die erste Frage der Journalisten zeigt die Stellung der Gewerkschaft zu der von ihr vertretenen arbeitenden Bevölkerung: SZ: Herr Hoffmann, wie schlimm trifft Corona die deutschen Arbeitnehmer? Jörg Hoffmann: Wir sehen einen einmaligen Einbruch des Weltmarkts. Der Tiefpunkt dürfte, wenn es zu keiner zweiten Welle kommt, hinter uns liegen. Aber die Erholung wird lange dauern. Eine Antwort auf die gestellte Frage ist das eigentlich nicht, denn Hoffmann verliert keine Silbe zu den Folgen der Pandemie für diejenigen, die er vertritt. Er behandelt seine Klientel gleich als abhängige Variable des Wirtschaftsgeschehens. Dass sie nur dann ihren Lebensunterhalt bestreiten kann, wenn die Gewinnrechnung der Unternehmen stimmt, ist ihm die größte Selbstverständlichkeit; daher gilt seine Sorge in erster Linie der Frage, wie deutsche Unternehmen der Metallbranche auch weiter auf der Welt erfolgreich sein können. Dass deren Profite zur Zeit bedroht sind, weil sich ihre Produkte nicht mehr in ausreichender Zahl absetzen lassen, und sie daher ihre Produktion mit dem Einsatz neuer Technologien – Stichwort Digitalisierung – wieder auf Gewinnträchtigkeit trimmen wollen, macht sich der Arbeitnehmervertreter als Anliegen zu eigen und sieht die Regierung gefordert, den Erfolg der Unternehmen zu sichern. Dass diese neue Rationalisierungswelle viele der von ihm Vertretenen den Lebensunterhalt kosten wird, ist dabei als Normalität des Geschäftsgangs unterstellt. Aber deren Situation ist eben nicht Thema, wenn alles dafür getan werden muss, die Wirtschaft zu fördern. Als Gewerkschafter will Hoffmann schlicht und ergreifend seinen Beitrag zu dieser angeblichen Gemeinschaftsaufgabe leisten. So wie der Staat mit Kurzarbeit den Unternehmen in der Wirtschaftskrise hilft, Lohnkosten zu sparen – und sich damit für den Neustart in der Weltmarktkonkurrenz fit zu machen -, will die Gewerkschaft den „Strukturwandel“ in der Metallindustrie, wie Hoffmann die nächste Rationalisierungswelle nennt, mit der Vier-Tage-Woche unterstützen. Den Unternehmen würde so wie auch mit den bisherigen sozialstaatlichen Maßnahmen geholfen, ihre Fachkräfte zu behalten. Dass dies auch eine Leistung für die Arbeitnehmer ist, muss dabei nicht groß betont werden, ist einfach als Begleiterscheinung des Unternehmenserfolgs unterstellt. Können die verehrten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen doch froh sein, dass ihnen überhaupt noch eine Gelegenheit geboten wird, Geld zu verdienen…“ Beitrag von Suitbert Cechura vom 3. September 2020 bei Telepolis externer Link
  • Vier-Tage-Woche: Fließband, Kinder, Sport 
    „… Kaum hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann eine Vier-Tage-Woche vorgeschlagen, war die erste Umfrage da. Demnach stimmt eine Mehrheit der Idee voll und ganz oder eher zu. Gerade Vollzeit-Beschäftigte wünschen sich oft kürzere Arbeitszeiten, hatte das Statistische Bundesamt bereits im Januar berichtet. Volkswagen hat bereits jahrelang Erfahrungen gesammelt mit der Vier-Tage-Woche. 1994 wurde dort dieses Arbeitszeitmodell eingeführt, um Massenentlassungen zu verhindern. Damals wurde das »Wunder von Wolfsburg« gefeiert und auch wissenschaftlich erforscht. (…) Als einige Jahre später die Autokonjunktur wieder ansprang und VW zum erfolgreichen Exporteur vor allem nach China avancierte, wurden die betrieblichen Arbeitszeiten schrittweise wieder dem Normalstandard angepasst. Das innovative Zeitmodell geriet weitgehend in Vergessenheit, die IG Metall konzentrierte sich in ihrer Tarifpolitik auf höhere Löhne. Das »Pforzheimer Abkommen« von 2004 ermöglichte es Betrieben sogar, die Arbeitszeit zu verlängern, wenn die Gewerkschaft zustimmt. (…) In jüngster Zeit entdeckte die IG Metall Arbeitszeitverkürzung wieder, nicht nur um Entlassungen zu vermeiden angesichts des sich abzeichnenden Personalabbaus durch die Umstellung auf Elektroautos. Sondern auch zur Entlastung der Belegschaften. 2018 setzte sie durch, dass Beschäftigte maximal zwei Jahre nur 28 Stunden pro Woche arbeiten können, wenn sie wollen. Das Gehalt wird entsprechend gekürzt. (…) Nun, mitten in der Corona-Pandemie und einer erneut massiven Absatzkrise in der Branche, geht der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann einen Schritt weiter. (…) Bereits seit 1994 können Betriebe die Arbeitszeit verkürzen, um Entlassungen zu verhindern. Allerdings sinkt dann das Gehalt der Beschäftigten entsprechend. Nun will die IG Metall einen »gewissen Lohnausgleich« durchsetzen.“ Artikel von Thomas Gesterkamp und Eva Roth vom 22. August 2020 in neues Deutschland online externer Link – entweder Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich oder gleich ein BGE z.B. von 1500 Euro! Auf immer weniger Lohn für freie Zeit arbeitet der DGB doch sowie so hin…
  • Vier-Tage-Woche: IG Metall plant nächsten Angriff auf Löhne und Arbeitsplätze / Corona killt den Lohnausgleich 
    • Vier-Tage-Woche: IG Metall plant nächsten Angriff auf Löhne und Arbeitsplätze
      Die Gewerkschaft IG Metall will den rund 4 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie empfindliche Lohnkürzungen verordnen. Vier Wochen nachdem IGM-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner gewarnt hat, in der Metall- und Elektrobranche seien 300.000 Arbeitsplätze in Gefahr, schlägt IGM-Chef Jörg Hofmann eine Vier-Tage-Woche mit heftigen Lohneinbußen vor. (…) Dass damit massive Lohnkürzungen einhergehen, hatte Hofmann selbst schon angedeutet, in dem er nur von „einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten“ redete. Die Betriebe sollten selbst entscheiden können, in welchem Ausmaß und mit welchem Lohnausgleich die Arbeitszeit verkürzt werde. (…) Für betroffene Arbeiter bedeutet dies, dass sie bis März 2022 mit erheblichen Einkommenseinbußen leben müssen, die durch die Tarifpolitik der IGM zusätzlich verschärft werden. Seit fast drei Jahren hat die Gewerkschaft Nullrunden bei den Löhnen abgeschlossen, so lange sind die Entgelttabellen nicht geändert worden. (…) Eigentlich sollten dann zu Beginn des Jahres neue Tarifverhandlungen stattfinden. Doch IG Metall und Unternehmen nutzten die beginnende Corona-Pandemie, um einen weiteren Lohnstopp bis Ende des Jahres zu beschließen. Neben dem Lohnstopp enthielt der Tarifvertrag, den als erstes die IGM in Nordrhein-Westfalen abschloss, auch Regelungen zur Aufstockung des Kurzarbeitergelds von 60 (bei Eltern 67) auf 80 Prozent – und zwar auf Kosten der Betroffenen selbst. Die Aufstockung wird nämlich durch die „Abschmelzung“ von Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld finanziert. Eine ähnliche Regelung hatte die IG Metall schon während der Finanzkrise 2008/09 vereinbart. Kommt jetzt noch eine 20-prozentige Arbeitszeitverkürzung ohne oder mit nur geringem Lohnausgleich hinzu, wird es für viele Arbeiter eng und gefährdet ihre Existenz. In Medien, Politik und Wirtschaft traf der Vorschlag sofort auf Resonanz. Wirtschaftsvertreter stellten klar, dass es gar keinen Lohnausgleich geben werde. Die Absenkung der Arbeitszeit sei generell ein „sinnvolles Instrument“, sagte Bertram Brossardt, Chef des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie, gegenüber dem Handelsblatt. Das gelte allerdings nur „bei gleichzeitiger Absenkung der Lohnkosten“. Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, sagte: „Die deutsche Wirtschaft erleidet gerade einen riesigen Produktivitätsschock. Eine Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich verschärft diesen Schock noch.“ Während die Bundesregierung mit ihren Corona-Programmen über eine Billion Euro auf die Konten der Unternehmen leitet, sollen die Beschäftigten also mit Lohnkürzungen dafür zahlen. (…) Die Technik, mit der Drohung von Arbeitsplatzabbau die Arbeitszeit zu verkürzen und Löhne zu senken, hat die IG Metall schon vor über 25 Jahren entwickelt. 1994 vereinbarte sie bei VW eine Vier-Tage-Woche (28,8-Stunden). Anlass war damals die Drohung von 30.000 Entlassungen. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit führte zu einer 16-prozentigen Lohn- und Gehaltseinbuße. Im Jahr 2006 hat VW die Vier-Tage-Woche dann wieder abgeschafft. Die Regelarbeitszeit wurde ohne entsprechende Lohnerhöhung auf 35 Wochenstunden erhöht. Für VW sind in dieser Zeit die Lohnkosten entsprechend gesunken. Die Gewinne der Aktionäre sind seitdem explodiert, genauso wie die Gehälter der Vorstandsetage – und der führenden Betriebsräte…“ Artikel von Dietmar Gaisenkersting vom 19. August 2020 bei wsws.org externer Link
    • IG-Metall fordert eine Vier-Tage-Woche: Corona killt den Lohnausgleich
      Arbeitszeitverkürzung klingt nach Freizeit. Aber wenn sie zur Krisenbewältigung dient, dann zahlen sie die Beschäftigten. In Zeiten der Hochkonjunktur haben die Gewerkschaften das Thema Arbeitszeitverkürzung nicht auf die Tagesordnung gesetzt – jetzt, in Zeiten der Pandemie, wird aus der schönen Vision vom stressfreien Leben ein Kriseninstrument. Finanziert würde eine mögliche Senkung unter diesen Umständen wohl vor allem von den Beschäftigten...“ Artikel von Anja Krüger vom 18.8.2020 in der taz online externer Link
  • Arbeitsplätze in der Corona-Krise sichern: IG Metall will Kurzarbeit verlängern und schlägt 4-Tage-Woche vor
    Die IG Metall fordert eine Verlängerung der Kurzarbeit und schlägt Optionsmodelle für kürzere Arbeitszeiten in Betrieben vor – etwa in Form einer 4-Tage-Woche. Dadurch können Unternehmen Arbeitsplätze in der Corona-Krise sichern und den Strukturwandel meistern. (…) Außerdem denkt die IG Metall über neue Modelle zur Reduzierung von Arbeitszeiten nach, mit einem teilweisen Lohnausgleich für Beschäftigte. Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, schlug hierzu etwa eine 4-Tage-Woche als Wahlmöglichkeit für Unternehmen vor. Neben der Bewältigung der Corona-Krise geht es der IG Metall auch darum, den durch Digitalisierung, Energiewende und Klimawandel getriebenen Strukturwandel zu meistern. (…) Die IG Metall wird in den kommenden Wochen in ihren Gremien und in den Betrieben über Lösungsvorschläge diskutieren – insbesondere auch in ihren Tarifkommissionen. Dort entscheiden gewählte Vertreterinnen und Vertreter aus den Betrieben und den Geschäftsstellen vor Ort über die Tarifforderungen der IG Metall. Ab Herbst stehen in mehreren Branchen Tarifverhandlungen an, darunter auch in der Metall- und Elektroindustrie…“ IG Metall-Meldung vom 19. August 2020 externer Link
  • Siehe zum Hintergrund unser Dossier: Von Bosch über Continental bis ZF: In der Zulieferer-Branche steht ein massiver Jobabbau an, Fabriken droht die Schließung. Gegen die Krise werden klassische Rezepte nichts helfen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176937
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