Stellenabbau bei WISAG–Bodenabfertigung auf den Flughäfen

Dossier

Kundgebung der WISAG-Arbeiter am Rhein-Main Airport am 17.Dezember 2020 gegen Entlassung“Medienberichten zufolge plant der Berliner Bodenabfertiger Wisag Aviation, zahlreiche Arbeitsplätze abzubauen. Die Wisag ist neben der Aeroground und der Firma Swissport mit zurzeit rund 1.500 Beschäftigten der größte Bodenabfertiger auf den beiden Berliner Flughäfen. (…) ver.di wurde von der Information, dass bei Wisag in Berlin 800 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, überrascht. Auch die Beschäftigten sind bisher vom Arbeitgeber nicht informiert worden. (…) Tätig sind in Tegel und Schönefeld bei den drei Unternehmen insgesamt über 2.000 Beschäftigte, die Flugzeuge be- und entladen, den Check-in vornehmen oder mit Vorfeldarbeiten wie Fahren von Abfertigungsfahrzeugen oder das Einwinken von Flugzeugen betraut sind.“ ver.di Pressemitteilung vom 10.07.2020 externer Link, siehe dazu:

  • Weiterer Erfolg zweier WISAG-Flughafenarbeiter vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht New
    Erneut haben zwei Bodenarbeiter am Frankfurter Flughafen ihren Fall in der zweiten Instanz gewonnen. Das Landesarbeitsgericht Hessen urteilte, dass WISAG Ground Service GmbH sie wiedereinstellen und ihnen die entgangenen Bezüge nachzahlen muss. Ein dritter, ehemaliger WISAG-Vorfeldbusfahrer drang dagegen mit seiner Klage auf Weiterbeschäftigung nicht durch…“ Beitrag von Marianne Arens vom 14.10.2022 bei wsws externer Link
  • Erfolg zweier Flughafenarbeiter vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht: WISAG Ground Service muss Bodenarbeiter wieder einstellen 
    Am 5. Oktober haben zwei WISAG-Beschäftigte ihren Fall vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht gewonnen. Beide Kläger sind Flughafenarbeiter, die als Disponenten für die Firma WISAG Ground Service das Laden und Entladen von Flugzeugen koordinieren. Beide waren im Dezember 2020 zusammen mit 230 weiteren WISAG-Beschäftigten gekündigt worden. Das Gericht unter dem Vorsitzenden Richter Matthias Kreutzberg-Kowalczyk urteilte in beiden Fällen, dass das Arbeitsverhältnis durch die Kündigung nicht beendet sei, und dass WISAG die Kläger „bis zum rechtskräftigen Abschluss des Rechtsstreits“ weiterbeschäftigen müsse. Das Urteil könnte indessen das Ende des Rechtsstreits sein, denn es erfolgte bereits in zweiter Instanz. Es bedeutet, dass ein erstes Urteil des Frankfurter Arbeitsgerichts im August 2021, das die Entlassungen für rechtmäßig erklärt hatte, abgewendet wurde. (…) WISAG hatte sich entschieden, das feste Personal am Flughafen auf 60 Prozent zu reduzieren. Pro Schicht sollte es nur noch zwei ACC-Disponenten geben. Sevins Rechtsanwalt Marcus Hübner führte aus, was die Klägerseite daran kritisierte: Erstens sei die konkrete Umsetzung der Entscheidung durch WISAG nie ausreichend erläutert worden. Zweitens sei bei den Entlassungen die Qualifikation und die Sozialauswahl nicht berücksichtigt worden, und auch die Art und Weise, wie die Betriebsratsanhörung stattgefunden habe, werfe ernste Probleme auf. Drittens sei der Einsatz von Leiharbeitern völlig ungeklärt. „Die Beklagte legt die Karten nicht offen auf den Tisch“, sagte Hübner. Im ACC-Bereich würden offenbar Leiharbeiter beschäftigt. „Faktisch kann es dort eigentlich keine Leiharbeit geben“, so Hübner. (…) Bei den Antworten der WISAG-Seite wurde offensichtlich, wie kaltschnäuzig der Konzern die Corona-Krise genutzt hat, um längst gehegte Pläne umzusetzen. Für WISAG waren Geschäftsführer Holger Kube und Rechtsanwalt Alexander Pfeiffer von der Wirtschaftskanzlei Schweibert, Leßmann & Partner anwesend. Pfeiffer führte aus: „Wir reden natürlich nicht über eine Reduzierung des Umsatzes auf 60 Prozent, sondern über einen kleineren Betrieb. Wir wollen weniger Leute dauerhaft auf dem Hof.“ Diese Entscheidung sei unabhängig von der Pandemie und vor dieser getroffen worden, denn „ein geringerer Personalbestand bedeutet Kostensenkung“.
    Wiederholt räumten Kube und Pfeiffer ein, dass es Leiharbeiter und auch Neueinstellungen gegeben habe und noch gebe. Im zweiten Prozess sagte Pfeiffer dem Kläger Bouchta Lakhouane ins Gesicht: „Ja, stimmt, wir haben zum 1.10. neue Leute eingestellt. Es ging im Juni wieder los. (…) Aber mir ist nicht bekannt, dass jetzt eine Stelle offen ist.“ (…)
    In dem Prozess spielte auch das Computersystem RTC eine Rolle, das den Disponenten angeblich alle Arbeit abnehme und sie überflüssig gemacht habe. Dazu sagte Sevin: „Ich habe zwei Jahre mit diesem System gearbeitet. Das klappt einigermaßen, aber man muss die Daten immer aktualisieren. Zum Beispiel kommt kurzfristig nicht die geplante Maschine, sondern an ihrer Stelle eine Charter-Maschine an. Sie ist anders gebaut. Die Entscheidung, was in jedem Fall nötig wird, kann das System nicht selbstständig treffen.“ Bobo erklärte zu dem System: „Die Maschine macht angeblich alles alleine, aber wir bekamen großen Ärger, wenn wir einmal fünf Minuten nicht an unserem Platz waren.“ (…) Während das Gericht an diesem 5. Oktober den Fall der zwei anwesenden Kläger positiv entschied, gab es für einen dritten, abwesenden Kläger, der telefonisch einem Vergleich zugestimmt hatte, nur eine Abfindung von 11.500 Euro brutto: ein Almosen für zwanzig Jahre Arbeit am Flughafen…“ Beitrag von Marianne Arens vom 11.10.2022 bei wsws externer Link
  • Frankfurter Arbeitsgericht lehnt Klage entlassener WISAG-Arbeiter ab 
    Am 27. Oktober 2021 wurden die Klagen von Youssef Al Bacheri und Cemaleddin Benli vor dem Arbeitsgericht Frankfurt verhandelt. Beide Kläger sind langjährige Flughafenarbeiter, die der Dienstleister WISAG im Dezember 2020 entlassen hat. Schon am 6. Januar 2021 hatten sie Klage eingereicht. Jetzt – fast zehn Monate später – kamen die Klagen in erster Instanz zur Verhandlung – und wurden prompt abgewiesen. (…) In der Verhandlung vom 27. Oktober traten die zwei entlassenen WISAG-Arbeiter Al Bacheri und Benli mit starken Argumenten auf und kämpften für ihr Recht auf Arbeit, während der Vorsitzende Richter und die WISAG-Vertreter sich die Argumente wie Bälle zuspielten. Den Vorsitz führte Benjamin Borschel, der erst seit sechs Monaten Richter am Arbeitsgericht ist. Für WISAG saß Geschäftsführer Holger Kube im Saal, den die Arbeiter als „rechte Hand von Michael Wisser“ bezeichnen, an seiner Seite Wirtschaftsanwalt Pfeiffer von der Kanzlei Schweibert Leßmann & Partner. Die Kanzlei ist für die „arbeitsrechtliche Begleitung großvolumiger Transaktionen“ bekannt; anders ausgedrückt: Ihre Anwälte liefern den großen Konzernen die juristischen Spitzfindigkeiten, wenn es um Massenentlassungen und andere Angriffe auf die Arbeiter geht. Von Anfang an führte Richter Borschel die Argumente der Unternehmensseite ins Feld. (…) Wirtschaftsanwalt Pfeiffer behauptete, mit Hilfe einer automatischen Steuerung sei die Arbeit im ACC (Area Control Center) und an der Rampe völlig neu organisiert worden. Geschäftsführer Holger Kube brüstete sich, dass mit dem neuen System bis zu 60 Prozent der Tätigkeiten der Mitarbeiter in den WISAG-Betrieben am Flughafen eingespart werden könnten. Dagegen wandte Klägeranwalt Thilo Allwardt ein, die Gegenseite habe anfangs zur Einführung der neuen Software „vorgetragen, dass die Einführung dieses neuen Systems zu keiner Entlassung führen werde. Aber Arbeiter wurden entlassen, und andere machen stattdessen Überstunden.“ (…) Ganz nebenbei war so zu vernehmen, dass die Krankheitsquote derzeit bei 28 Prozent der Beschäftigten liegt. In den arbeitsreichen Sommermonaten seien drei von vier Arbeitern krank gewesen. Damit lieferte Kube ungewollt ein weiteres drastisches Bild für die Schinderei, die bei WISAG am Flughafen vorherrscht. Es war Benli, der die Arbeitsbedingungen konkreter schilderte. Er wies darauf hin, dass es oftmals darum gehe, nicht bloß Cargo-Maschinen sondern auch PAX-Maschinen zu beladen. Das bedeutet: Frachtstücke in Passagiermaschinen sicher zu verladen. „Das kann eine Person allein unmöglich stemmen.“ Als Kube behauptete, dass das heute zwei Beschäftigte pro Schicht alleine schaffen würden, wies Benli darauf hin, dass sie nicht nur Überstunden machen, sondern WISAG zusätzlich mehrere Leihfirmen eingesetzt hat…“ Bericht von Marianne Arens vom 2.11.2021 bei wsws externer Link
  • [Prozess am 27.10.21 vor dem Frankfurter Arbeitsgericht] Entlassener Flughafenarbeiter berichtet über seine Klage gegen WISAG 
    Am Mittwochvormittag, dem 27. Oktober, findet vor dem Frankfurter Arbeitsgericht der Prozess des Flughafenarbeiters Cemaleddin Benli gegen WISAG statt. Benli ist einer von 232 Bodenarbeitern, die vor zehn Monaten angeblich „Pandemie-bedingt“ von dem Flughafendienstleister gekündigt wurden. Er klagt gegen WISAG auf Wiedereinstellung. Die World Socialist Web Site hatte diese Woche Gelegenheit, mit Benli über seinen Fall zu sprechen. (…) Als Abfindung habe ihm das Management anfangs 4000 Euro brutto als einmalige Summe angeboten. „Später haben sie auf 30.000 Euro erhöht. Ich habe das abgelehnt. 30.000 Euro für 22 Jahre, die ich in dieser Firma gearbeitet habe. Ich habe mein Leben für den Flughafen gegeben!“ Das WISAG-Imperium mit rund 50.000 Beschäftigten, das dem Frankfurter Oligarchen und Milliardär Claus Wisser (SPD) gehört, übernahm vor vier Jahren die Bodendienste am Rhein-Main-Flughafen, nachdem es schon in Berlin ein Programm von Lohndumping mittels Schein-, Leih- und Tochterfirmen umgesetzt hatte. Auch in Frankfurt wurde der Rotstift angesetzt, und schließlich verschaffte die Pandemie dem Konzern den passenden Vorwand, um langgediente Fachkräfte rücksichtslos durch billigere Leiharbeiter zu ersetzen. (…) 232 Arbeiter wurden fristlos entlassen. „Sie wollten sowieso reduzieren, aber als Grund haben sie die Pandemie bezeichnet.“ Mittlerweile, fast ein Jahr nach den Entlassungen, stellt WISAG am Frankfurter Flughafen fast täglich wieder neue Leute ein – allerdings zu Mindestlöhnen und neuen Konditionen. „Sie stellen wieder ein, ja, aber durch die Leihfirmen“, erklärt Benli. „Einerseits entlassen sie, und andererseits stellen sie neue Leute ein.“ Dem Arbeiter, der 37 Lebensjahre am Flughafen verbracht hat, geht es, wie er sagt, „jetzt überhaupt nicht gut – weder psychisch noch finanziell. Meine Familie ist kaputt.“…“ Artikel von Marianne Arens vom 23.10.2021 bei wsws externer Link
  • [Kündigungsschutzklagen von 22 Flughafen-Busfahrern] Arbeitsgericht stellt sich gegen WISAG-Busfahrer 
    „Das Frankfurter Arbeitsgericht hat am 29. Juni über die Kündigungsschutzklagen von 22 Flughafen-Busfahrern gegen den WISAG-Konzern verhandelt. (…) Im Oktober letzten Jahres hatten 31 Busfahrer ihre langjährige Festanstellung am Rhein-Main Airport verloren. WISAG hatte sie im Rahmen eines „Betriebsübergangs“ zu einer Strohmann-GmbH geschickt, die der Konzern kurz zuvor aus dem Hut gezaubert hatte: die Sky City Bus GmbH. Wer das nicht akzeptierte, dem wurde gekündigt und die Lohnauszahlung mit sofortiger Wirkung eingestellt. Ein Kläger, der Busfahrer Peter M., der heute für Sky City Bus arbeitet, erklärte der WSWS, was der Wechsel für die Arbeiter bedeutet: „Bei Sky City Bus habe ich echte Nachteile“, sagte er. „Ich hatte bisher 30 Urlaubstage, jetzt nur noch 25. Das Urlaubsgeld ist weg, auch bekomme ich kein Weihnachtsgeld und kein 13. Jahresgehalt. Und der Monatslohn ist auch geringer.“ (…) All dies interessierte die Richterin wenig. Ihr ging es an diesem Tag hauptsächlich darum, Teilvergleiche über ungeklärte Detailfragen zu verhandeln, um die entsprechenden Anträge zu bereinigen und das Verfahren so rasch wie möglich zum Abschluss zu bringen. Die Urteile sollen schriftlich erfolgen. (…) „Die Richterin und die Rechtsanwältin der Gegenseite stecken unter einer Decke“, so der bittere Kommentar mehrerer Arbeiter, die aus dem Gericht kamen. „Unsre Seite ist überhaupt nicht zur Anhörung gekommen. Es war wie gegen eine Wand gesprochen.“ (…) Die Richterin versuchte auch, die Demonstration zu stoppen, die vor dem Arbeitsgericht stattfand. Zur Unterstützung der Kläger waren mehr als dreißig Arbeiter, Kollegen und andere Beschäftigte des Flughafens zum Gericht gekommen, um die Solidarität aller Flughafen-Beschäftigten mit den Entlassenen auszudrücken. Aufgrund von Corona-Regeln durften sie den Verhandlungen nicht als Zuschauer beiwohnen, also demonstrierten sie mit Transparenten und Sprechchören vor dem Gericht und marschierten wiederholt rings um den Gebäudekomplex herum. Ihnen ließ die Richterin ausrichten, sie werde die Verhandlungen abbrechen, wenn weiter vor den offenen Fenstern Lärm gemacht werde. Die Arbeiter sprachen darüber und entschieden, dass sie nicht bereit seien, sich nach Hause schicken zu lassen. (…) Auch Arbeiter anderer Flughafenbetriebe waren gekommen, um ihre Solidarität mit den Entlassenen auszudrücken, und jeder bezog sich auf diesen Slogan: „Heute wir – morgen ihr“, der durch den Hungerstreik der WISAG-Arbeiter im Februar und März 2021 am Terminal 1 bekannt geworden war.“ (…) Die Kündigungen gehen weiter. Bei WISAG wurden 283, bei ASG 92 und bei Lufthansa Technik 800 Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt. Im Raum stehen noch Fraport, Frasec, LSG und Cargo-Bereich. Alles in allem sind 20.000 Arbeiter betroffen…“ Beitrag von Marianne Arens vom 1. Juli 2021 bei wsws.org externer Link
  • Interview zu Protesten am Frankfurter Flughafen: „Je mehr Arbeiter:innen sich uns anschließen, desto stärker können wir insgesamt werden!“ 
    Seit Monaten protestieren die Arbeiter:innen des  Dienstleistungsunternehmens „WISAG“ am Frankfurter Flughafen gegen Entlassungen und Outsourcing. Im Interview berichten Ertulug Kurnaz und Habip Bektas von den seit Monaten laufenden Protesten der Arbeiter:innen am Frankfurter Flughafen. [Nach einem Jahr Kurzarbeit hat die WISAG Ende 2020 zu Weihnachten 230 Bodenarbeiter:innen entlassen und durch Leiharbeiter:innen ersetzt. Zudem wurde 30 Busfahrer:innen, die sich der Versetzung in eine neue Tochter-GmbH verweigert hatten, sechs Monate lang der Lohn vorenthalten. Wie sieht die Situation aktuell aus?] Ertulug: Die Lage momentan sieht so aus, dass immer noch keine Gelder ausgezahlt wurden und die Gerichtsverhandlungen ausstehen. Die Arbeiter:innen warten momentan auf ihre Prozesse, die im Juli 2021 dann stattfinden sollen. Habip: Es handelt sich jedoch faktisch nicht um eine Tochter-GmbH, sondern um Outsourcing, also eine andere Firma. Es ist also keine Tochter-GmbH der WISAG und zudem auch nicht tarifgebunden. Das heißt: ich muss zu schlechteren Konditionen bei einer anderen Firma arbeiten. Und da müsste man eigentlich das Recht haben, widersprechen zu können. Das haben die Busfahrer auch getan, jedoch ist die Konzernspitze der Boss und sie können mit ihren Löhnen spielen, wie sie wollen. Sie zerstören Existenzen. Ohne Geld kann ich meine Miete nicht zahlen und meinen Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren. (…) Zu unseren Protesten können wir sagen, dass wir bis heute weiter kämpfen und es weiterhin tun werden. Bisher haben wir von der Konzernspitze auch noch nichts gehört. Wir haben sie auch eingeladen zu einem Gespräch. Wir wurden weder gehört noch ernst genommen. Daher haben wir keine anderen Möglichkeiten, als unsere Proteste zu verstärken und noch lauter zu werden. Jeden Donnerstag von 11 bis 13 Uhr werden wir diese auch am Frankfurter Flughafen weiterhin durchführen. [Zu einer eurer Aktionsformen gehörte auch das Ablegen eines Trauerkranzes vor der ver.di-Zentrale in Frankfurt. Was wolltet ihr damit ausdrücken und welche Rolle spielt die Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) hier?] Habip: Die ver.di-Spitze wurde von unserer Seite mehrmals eingeladen, sich an den Protesten zu beteiligen. Sie sind zu keiner Demo oder Kundgebung erschienen. Auch die Vorschläge, einen Dialog aufzubauen, wurde von ihrer Seite abgelehnt. Letztendlich hat kein Dialog zwischen uns und der ver.di-Spitze stattgefunden. Als ich bei dem Vertreter damals angerufen habe und mich erkundigte, ob sie überhaupt von den Entlassungen Bescheid wüssten, kam die Gegenfrage: Welche Kündigungen? Ich musste ihnen anschließend erklären, dass 230 WISAG-Mitarbeiter:innen gekündigt wurden. Die „IGL“ sind wir. Die Gewerkschaft lässt uns den Freiraum, selbst zu entscheiden und unterstützt die Proteste. Sie klären uns über die Dinge auf und informieren uns. Die IGL hat uns zur IGL gemacht. Das heißt wir, die Arbeiter:innen, sind die IGL…“ Interview vom 15. Mai 2021 von und bei Perspektive Online externer Link
  • Protest der WISAG-Arbeiter vor Verdi-Zentrale zeigt Bankrott der Gewerkschaften 
    Die Flughafen-Bodenarbeiter, die am Dienstag vor der Verdi-Zentrale in Frankfurt am Main demonstrierten, trugen einen schwarzen Totenkranz. Sie waren vor drei Monaten vom WISAG-Konzern willkürlich entlassen worden. Nun klagten sie lautstark die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an, die sie im Stich gelassen hat. „Wir kämpfen um unsere Arbeitsplätze und unsere Rechte – aber wo war Verdi die ganze Zeit?“, rief Riza Kodak, ein Sprecher der Gruppe. Der zuständige Verdi-Sekretär ließ sich entschuldigen. Nicht überraschend, hatte Verdi den WISAG-Arbeitern nichts zu sagen. (…) Einige Kollegen haben sich der IGL zugewandt, weil sie hoffen, dass die kleinere Gewerkschaft ihre Interessen eher vertritt als der Apparat von Verdi. Doch die Führung der IGL hat mehr als deutlich gemacht, dass sie nicht die Kumpanei Verdis mit den Unternehmen bekämpft, sondern die Stelle Verdis als gewerkschaftliche Kontrollinstanz übernehmen möchte. Sie wird von den Luftfahrtunternehmen bisher nur noch nicht akzeptiert. Der stellvertretende Vorsitzende der IGL, Daniel Wollenberg, erklärte schon am 29. Januar in einer Videosendung, dass seine Gewerkschaft bereit wäre, empfindliche Angriffe auf die Arbeiter durchzusetzen, wenn WISAG sie denn als Verhandlungspartner akzeptieren würde. „Wir sind keine Träumer. Wir sehen, was aktuell los ist: die Krise verschärft sich gerade nochmal und wir wissen alle nicht, wo die Reise hingeht“, erklärte er und fügte hinzu, dass die Kurzarbeit verlängert und die Entlassungen schließlich durch „befristete Teilzeitverträge“ ersetzt werden könnten. Dazu müsse WISAG mit dem IGL-Vorstand reden. „Wir wären bereit dazu“, so Wollenberg. „Befristete Teilzeitverträge“ – das wäre eine noch üblere Lösung als die schäbigen befristeten Verträge, die WISAG einigen Arbeitern schon im Dezember als Ersatz für ihre bisherigen Arbeitsverträge angeboten hatte. Die Arbeiter hatten sie zurecht rundheraus abgelehnt. Die IGL hat den Hungerstreik und die Proteste der WISAG-Arbeiter nie ernsthaft unterstützt…“ Beitrag von Marianne Arens vom 26. März 2021 in wsws.org externer Link
  • Hungerstreik am Flughafen Frankfurt [abgebrochen] – Teilnehmer erhebt schwere Vorwürfe
    Am Flughafen Frankfurt werden drastisch Jobs gestrichen, auch 200 Wisag-Mitarbeiter müssen gehen. Diese sehen die Corona-Pandemie nur als Vorwand und beginnen einen Hungerstreik. Die Wisag hat im Dezember 2020 200 Mitarbeitern im Boden- und Passagierbereich am Flughafen Frankfurt* gekündigt. Wegen Klagen gegen die Kündigungen laufen derzeit Gespräche am Arbeitsgericht Frankfurt*. Einige Mitarbeiter sind sogar in einen Hungerstreik getreten, um gegen ihre Entlassung zu protestieren. (…) Einige der gekündigten Mitarbeitenden veranstalteten in der vergangenen Woche einen Hungerstreik im Terminal 1, Halle A des Frankfurter Flughafens, um gegen ihre Entlassung zu protestieren. Sie werfen der Firma Wisag vor, die Corona-Pandemie werde nur als Vorwand genutzt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit alten Arbeitsverträgen „loszuwerden“ und sie durch „billigere Kräfte“ von Leiharbeitsfirmen zu ersetzen. Das berichtet ein Betroffener unserer Redaktion. Bis zur Entlassung am 17. Dezember 2020 hatte er bereits mehr als 20 Jahre für die Wisag gearbeitet. Infolge unserer Berichterstattung wandte sich der entlassene Wisag-Mitarbeiter mit seiner Kritik an unsere Redaktion. Der Mann berichtet, dass der Hungerstreik vom 24. Februar bis zum 3. März andauerte, bis er aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen werden musste. Der Streik am Frankfurter Flughafen sei zunächst von fünf ehemaligen Kollegen begonnen worden, er selbst sei daraufhin immer zur Unterstützung dabei gewesen. Die Wisag betonte in einer Pressemitteilung, dass sie den betroffenen Angestellten im November 2020 einen Sozialplan angeboten habe, „um die Folgen der Kündigung im Rahmen des Möglichen abzumildern“. Dieser sei vom Betriebsrat der beiden Gesellschaften abgelehnt worden. Der Mann berichtet nun, die entlassenen Mitarbeiter hätten weder über den Betriebsrat, noch über die Gewerkschaft Ver.di je von diesem Sozialplan erfahren. Stattdessen sollen den Entlassenen nach jahrzehntelanger Arbeit lediglich Abfindungen zwischen 3500 und 4000 Euro angeboten worden sein. „Ein Witz“, sagt Gekündigte…“ Fortlaufend aktualisierter Artikel (zuletzt am 08.03.2021) vonTheresa Ricke in fnp.de externer Link
  • WISAG-Arbeiter setzen Hungerstreik am Frankfurter Flughafen fort
    Auch am heutigen Montag setzen die entlassenen WISAG-Arbeiter ihren Hungerstreik am Rhein-Main Airport fort. Sie kämpfen gegen willkürliche Entlassungen und massiven Lohnraub. WISAG nutzt die Pandemie als Chance, um erfahrene Arbeiter durch billigere, rechtlose Leiharbeiter zu ersetzen und ein Regime von Hire and fire einzuführen. (…) Am Frankfurter Flughafen bildet der Hungerstreik seit sechs Tagen einen Anziehungspunkt für sehr viele Arbeiter, die die Streikenden besuchen und unterstützen. Viele von ihnen stehen vor ähnlichen Problemen und berichten ebenfalls über Stellenstreichungen und Lohnverlust. Der Lufthansa-Konzern hat gerade seine Catering-Tochter LSG verkauft, und auch Fraport, der Flughafenbetreiber, ist dabei, tausende Stellen abzubauen und Betriebsteile auszulagern. Aus München kam gerade die Nachricht von der Insolvenz von Swissport Losch mit 900 Bodenarbeitern. Am Samstag demonstrierte ein Teil der entlassenen WISAG-Belegschaft vor der Frankfurter Villa des Firmeninhabers Claus Wisser, der zu den 300 reichsten Familien Deutschlands gehört. (…) WISAG hat gerade diejenigen Arbeiter, die den Betrieb aufgebaut haben und auf Erfahrungen aus über zwanzig Arbeitsjahren zurückblicken, kurz vor Weihnachten zu Ende März entlassen. Mit dem Betriebsrat hatte WISAG davor zunächst einen bescheidenen Sozialplan vereinbart, den die Arbeiter jedoch abgelehnt hatten. „Wir wollen ja bloß weiter arbeiten“, betont Habip Seither habe sich der Betriebsrat zurückgezogen. „Wir haben nun insgesamt sieben Demonstrationen organisiert, aber kein einziges Mal war der Betriebsrat dabei“, wie Habip berichtet. Ganz zu schweigen von Verdi: „Sie haben uns im Stich gelassen.“ Özkan sagt: „Als wir hier den Kampf aufnahmen, waren wir alle nur Arbeiter, kein Betriebsrat war dabei. Wir haben diese Aktion gestartet, um uns selbst und alle andern zu schützen, und das werden wir auch weiter tun.“ Das Motto des Hungerstreiks lautet: „Heute wir, morgen ihr.“ Die Arbeiter hatten versucht, über die miesen Entlassungspläne mit dem Management ins Gespräch zu kommen. Aber der Konzern reagierte jedes Mal mit noch brutaleren Angriffen. (…) Als die Arbeiter Arbeitsschutzklagen eingereicht hatten, drohte WISAG damit, den ganzen Betrieb einzustellen. „Als wir gegen die Kündigung klagten, drohte das Management, die Firma komplett zu schließen und unter der Rhein-Main GmbH, die [WISAG-Geschäftsführer] Michael Dietrich erst 2020 gegründet hat, ganz neue Verträge mit neuen Leuten abzuschließen.“ Auch in Berlin sei das so ähnlich gelaufen. „Sie stellen den Betrieb ein, machen eine neue Firma auf und fangen ganz neu an.“ Und: „Mit diesem Beispiel versuchen sie, den Leuten Angst einzujagen.“ Die beiden schildern, welcher Methoden nach Gutsherrnart sich WISAG bedient. Unter den Entlassenen sind auch 31 Busfahrer, die seit Oktober 2020 keinen Lohn erhalten haben. „Diese Arbeiter sollten in eine Leihfirma abgeschoben werden, die sowieso keine Zukunft hat“...“ Beitrag von Marianne Arens vom 1. März 2021 bei wsws.org externer Link – siehe auch das Video externer Link : „WISAG-Arbeiter sprechen über ihren Hungerstreik gegen Entlassung und Auslagerung“
  • Kriminelle Methoden bei WISAG? 
    Flughafen Frankfurt: WISAG nötigt Beschäftigte zu Aufhebungsverträgen und Dumping-Verträgen, die Falschaussagen enthalten. Interview mit Daniel Wollenberg, stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Luftverkehr e.V. (IGL) über den Widerstand gegen kriminelle Methoden beim Flughafen-Dienstleister WISAG in arbeitsunrecht FM Nr.4 als Podcast externer Link Audio Datei der Sendung vom 28.1.2021 (nur Sprache)
  • Flughafen Frankfurt: Wisag-Mitarbeiter klagen gegen ihre Entlassung 
    Wisag-Beschäftigte am Frankfurter Flughafen haben symbolisch Klageschriften gegen ihre Entlassungen beim Frankfurter Arbeitsgericht eingereicht. Zuvor hatte Bodendienstleister Wisag rund 230 Mitarbeitern wegen Corona betriebsbedingt gekündigt. Die Gewerkschaft Verdi hat eine Klagewelle gegen die ersten Entlassungen am Frankfurter Flughafen in der Corona-Krise angekündigt. Er rechne damit, dass fast sämtliche Betroffene gegen die Kündigungen des Dienstleisters Wisag klagen werden, sagte der Verdi-Fachbereichsleiter Verkehr, Mathias Venema. Beim Frankfurter Arbeitsgericht hatten Wisag-Beschäftigte symbolisch ihre Klageschriften eingereicht. Wisag hatte kurz vor Weihnachten circa 225 ihrer 850 Beschäftigten betriebsbedingt gekündigt, ohne die weiter bis zum Jahresende 2021 mögliche Kurzarbeit anzustreben. (…) Betroffen sind rund 200 Mitarbeiter bei den Töchtern Ground Service Frankfurt und Passage Service Frankfurt sowie rund 30 Busfahrer. Von den Vorfeld-Busfahrern hatte sich der Dienstleister schon zum Oktober getrennt. Konkret handelt sich dabei um die Sky City Bus GmbH, die auch im Umfeld des Flughafens im öffentlichen Nahverkehr tätig ist. (…) Es sei völlig unverständlich, dass das Unternehmen die Zeit nicht nutze, um nach sozialverträglichen Lösungen zu suchen, sagte nun Verdi-Funktionär Venema. Auch ein Sozialtarifvertrag sei nicht zustande gekommen…“ Meldung vom 7. Januar 2021 bei airliners.de externer Link, siehe einen früheren Beitrag zum Hintergrund:

    • Wisag verteidigt Frankfurter Jobabbau, Betroffene drohen mit Hungerstreik
      Bodendienstleister Wisag entlässt am Frankfurter Flughafen betriebsbedingt rund 230 Mitarbeiter. Zuvor konnten Arbeitnehmer und Arbeitgeber keine Einigung erzielen. Die Betroffenen drohen mit drastischen Mitteln. Die Corona-Pandemie trifft auch die Vorfelddienstleister immer schwerer. So sieht Bodenabfertiger Wisag keinen anderen Ausweg, als rund 200 Mitarbeiter am Standort Frankfurt betriebsbedingt zu kündigen (…) Betroffen seien Mitarbeiter bei den Töchtern Ground Service Frankfurt sowie Passage Service Frankfurt. Beide Gesellschaften Beschäftigen rund 850 Mitarbeiter am Airport. Zudem können weitere rund 60 Mitarbeiter laut Wisag zwar ihren Job behalten, allerdings nur zu veränderten Bedingungen, wie diese konkret Aussehen ließ das Unternehmen offen. Kritik an den betriebsbedingten Kündigungen kommt von der Industriegewerkschaft Luftfahrt IGL. Diese wirft dem Arbeitgeber „fehlende Verantwortung“ vor und spricht davon, dass einigen Mitarbeiter sogar mit einem Hungerstreik drohen würden. (…)Wisag teilt gegenüber airliners.de mit, dass man den betroffenen Mitarbeitern einen umfangreichen Sozialplan angeboten habe. „Neben Abfindungszahlungen sollte eine Transfergesellschaft den Mitarbeitern die Möglichkeit eröffnen, in neue Arbeitsverhältnisse zu wechseln“. Der Betriebsrat habe den Vorschlag aus den Augen des Wisag-Managements „überraschend“ abgelehnt und die Verhandlungen damit scheitern lassen. Auch die IGL bestätigt, dass sich Arbeitgeber und Betriebsrat nicht auf ein Sozialplan einigen konnten. Daraufhin wurde eine Einigungsstelle hinzugezogen, die am 7. Dezember mit zu einem Einigungsstellenspruch die gescheiterte Einigung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeberseite ersetzt. Demnach wird es keine Transfergesellschaft geben und laut IGL muss Wisag rund 800.000 Euro Abfindungen an die entlassenen Mitarbeiter leisten, was pro Person rund 3.500 Euro entsprechen würde. Die IGL kritisiert, dass 3500 Euro für einige Mitarbeiter, die schon seit mehr als 20 Jahren tätig sind, keiner sozialen Verantwortung entsprächen. Wisag hatte 2018 die Dienste in Frankfurt von Acciona übernommen. (…) Neben den 200 Mitarbeitern hat sich Wisag bereits von ihren 31 Vorfeld-Busfahrern getrennt. Der Dienstleister teilt mit, die Abteilung „Vorfeld Busverkehr“ in Frankfurt bereits zum 1. Oktober an einen Dienstleister übergeben zu haben. Konkret handelt sich dabei um die Sky City Bus GmbH, die auch im Umfeld des Flughafens im öffentlichen Nahverkehr tätig ist. Wisag erklärt, dass man dadurch den Mitarbeitern, die Möglichkeit geben wollte, auch während der Corona-Krise einen sicheren Arbeitsplatz zu haben und von Kurzarbeit verschont zu werden. Jedoch hätten viele Busfahrer dem Betriebsübergang widersprochen. In der Folge hat Wisag den Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt. Sie bekommen auch keine Abfindung…“ Meldung vom 10. Dezember 2020 bei airliners.de externer Link
  • WISAG entlässt über 350 Beschäftigte in Berlin-Tegel
    Wie ein Blitz schlug vor zwei Wochen bei der Belegschaft der WISAG Ground Services Tegel die Nachricht von der Vernichtung von etwa 800 Arbeitsplätzen ein. Das sind mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze bei den Bodendiensten der Flughäfen Tegel und Schönefeld. Auf der Betriebsversammlung, die am vergangenen Freitag in einem Hangar des Flughafens Tegel stattfand, gab das Unternehmen nun bekannt, dass es in Insolvenz in Eigenverantwortung gegangen sei. Bereits der Juli-Lohn an die Beschäftigten in Tegel werde nur noch im Rahmen der Insolvenz ausgezahlt. 350 Beschäftigte würden entlassen. In den nächsten zwei Monaten bekämen diese noch Lohn, dann sei auf dem Flughafen Tegel für alle Schluss. Nur eine kleine, handverlesene Gruppe von etwa 60 Vorarbeitern und höher qualifizierten Beschäftigten werde nach Schönefeld übernommen. Die Leiharbeiter, die auch unabhängig vom Insolvenzverfahren ihren Arbeitsplatz verlieren oder bereits verloren haben und deren Zahl wahrscheinlich über 400 liegt, wurden überhaupt nicht erwähnt (…) Die meisten Betroffenen, etwa 75 Prozent, erhalten Löhne der untersten Einkommensgruppen E1 bis E4, was einem Stundenlohn zwischen 11,10 und 13,20 Euro entspricht. Das macht bei Vollzeitbeschäftigung rund 1600 bis höchstens 2000 Euro brutto im Monat aus. Wer seit 20 oder 30 Jahren bei den Flughafen-Bodendiensten arbeitet, daher etwas mehr verdient und vielleicht noch einen Anspruch auf eine Betriebsrente oder einen besseren Sozialplan hat, verliert ebenfalls alles. Die Gewerkschaft Verdi hatte sich bereits im Jahr 2018 auf den Stellenabbau im Zuge der Schließung von Tegel eingestellt und für die Altbeschäftigten das Ausscheiden aus dem Betrieb mit einer Abfindung im Rahmen eines Sozialplans vereinbart. Die Abfindungshöhe belief sich nach diesem Vertrag auf bis zu 15 Monatsgehälter. Im Zuge der Insolvenz wird sie jetzt auf maximal 2,5 Monatsgehälter zusammenstrichen. Eines der Hauptziele von WISAG war es, diese Menschen und ihre Ansprüche auf einen Sozialplan und eine Betriebsrente loszuwerden. (…) Die ausländischen Leiharbeiter waren die ersten Opfer des Stellenabbaus. „Diese sind schon längst entlassen worden, bereits zu Beginn der Pandemie,“…“ Artikel von Gustav Kemper und Wolfgang Weber vom 27. Juli 2020 bei World Socialist Web Site externer Link
  • Sparwut trifft Flughafenarbeiter. Wisag beantragt bei Gericht Schutzschirmverfahren für Tochterunternehmen – und erntet Widerspruch
    Der Wisag Ground Service Tegel (WGST) droht die Abwicklung, rund 350 Menschen könnten ihren Job verlieren. Das Unternehmen, dessen Beschäftigte am Flughafen Tegel Flugzeuge be- und entladen oder einweisen, ist eine Tochter der Wisag. Nach nd-Informationen hatte die Geschäftsführung am vergangenen Freitag kurzfristig zur Belegschaftsversammlung eingeladen und darüber informiert, dass man das Insolvenzgericht angerufen habe. Auf nd-Anfrage betonte eine Wisag-Sprecherin, dass das Unternehmen nicht Insolvenz beantragt habe. In den kommenden drei Monaten werde das Management versuchen, »ein neues Geschäftsmodell für die WGST zu entwickeln mit dem Ziel, für einen Teil der Belegschaft eine Perspektive zu schaffen«. Hintergrund ist, dass die Wisag, einst der größte Bodendienstleister an den Berliner Flughäfen in Tegel und Schönefeld, in den letzten Wochen massiv Aufträge verloren hat. (…) Neben neuen Unsicherheiten für die betroffenen Kolleg*innen – nach nd-Informationen war bei der Belegschaftsversammlung am Freitag noch unklar, ob die Juli-Löhne gezahlt werden – kommt nun auch die Debatte um einen kommunalen Bodendienstleister wieder auf. So fordern die SPD-Abgeordneten Lars Düsterhöft und Jörg Stroedter die Gründung eines kommunalen Unternehmens an den Flughäfen und kritisieren die Wisag scharf. »Das Unternehmen zeigt jetzt in der Krise, dass es einmal mehr zu Lasten seiner Beschäftigen agiert«, sagt Jörg Stroedter zu »nd«. Die Privatisierungen kommunaler Unternehmen seit der Jahrtausendwende sieht er als Fehler. Man habe gesehen, dass dadurch »für die Bürger*innen nichts billiger wird. Und nun kaufen wir die Unternehmen für viel mehr Geld zurück, als wir damals dafür bekommen haben«. Das gelte auch am Flughafen. Im September will Stroedter einen Antrag auf Rekommunalisierung ins Abgeordnetenhaus einbringen. »Einerseits müssen wir jetzt mit Verdi und anderen politischen Akteuren ins Gespräch kommen und Verbündete finden. Andererseits ist ein Parlamentsbeschluss ein starkes Zeichen, dass der politische Wille da ist.«…“ Artikel von Jörg Meyer vom 26.07.2020 in ND online externer Link
  • Doppelt abgefertigt
    Was die Beschäftigten der Wisag Ground Service Tegel (WGST) in diesen Tagen mitmachen, ist in vielerlei Hinsicht richtig bitter. Denn im Prinzip wird die Belegschaft des Berliner Flughafen-Bodendienstleisters gleich zweimal abgefertigt. Die erste Packung gab es nach der Privatisierung der Bodenverkehrsdienste durch den damaligen rot-roten Senat im Jahr 2008. Schon vorher mussten die Knochenarbeiter – die auch bei 40 Grad schwere Gepäckstücke in die Flugzeuge wuchten – Einbußen bei den Weihnachts- und Urlaubsgeldern hinnehmen. Dann kamen das Chaos und die Dumping-Lohn-Konkurrenz dazu, die die Arbeitsbedingungen noch unlukrativer machten. Die Privatisierung zahlte sich am Ende nur für die privaten Unternehmer aus. Das Land Berlin erbte in der Hauptsache die teilweise chaotischen Zustände an den zeitweise völlig überlasteten Flughäfen. Die wahren Verlierer der rot-roten Politik waren aber die Arbeiter auf den Vorfeldern der Flughäfen. Jetzt, wo der Luftverkehr am Boden ist, droht den Beschäftigten die nächste Abfertigung – diesmal könnte es das endgültige Aus sein. Viele altbewährte Kräfte dürften mit der drohenden Insolvenz und dem bevorstehenden Umzug des Bodenpersonals an den BER künftig ohne Jobperspektive dastehen. Dass die Beschäftigten noch durch einen zweifelhaften Schutzschirm oder neue Geschäftskonzepte gerettet werden können, ist stark zu bezweifeln. Nicht auszuschließen, dass das Unternehmen die Coronakrise nutzt, um die Abfindungen zu drücken…“ Kommentar von Martin Kröger vom 26.07.2020 in ND online externer Link
  • Wisag Ground Service Tegel GmbH insolvent – 350 Arbeitsplätze bedroht
    Die Wisag, Betreiberin mehrerer Bodendienstleisterfirmen auf den Berliner Flughäfen, hat jetzt für eine Tochterfirma, die Ground Service Tegel GmbH Insolvenz angemeldet. Betroffen sind rund 350 Beschäftigte, die zum großen Teil mehr als 30 Jahre auf dem Flughafen gearbeitet haben. Sie sind Altbeschäftigte der ehemaligen Globeground, die im Zuge von Privatisierungen im Jahr 2008 an die Wisag verkauft wurde. Nach internen Informationen will die Wisag für die Ground Service Tegel GmbH eine Insolvenz im Schutzschirmverfahren – also in Eigenverwaltung – durchführen. In einem Schreiben der Arbeitgeber an die Beschäftigten heißt es wörtlich: „Durch coronabedingte Umsatzeinbußen und großvolumige Kundenverluste befindet sich die WGST in einer existenzbedrohenden Lage, auf die wir reagieren müssen. Das Verfahren spannt nun einen dreimonatigen Schutzschirm über das Unternehmen und bietet uns die Chance, den operativen Betrieb fortzuführen. In den kommenden drei Monaten wird das Management versuchen, ein neues Geschäftsmodell für die WGST zu entwickeln mit dem Ziel, für einen Teil der Belegschaft eine Perspektive zu schaffen.“ Aus Sicht von ver.di stellt sich die Lage allerdings etwas anders dar: Die Gewerkschaft hatte bereits 2018 gemeinsam mit der Wisag AG tarifvertragliche Abfindungsansprüche für Mitarbeiter vereinbart, die beim Wechsel zum BER ihren Job verlieren. Hier sollten bis zu 15 Monatsgehälter Abfindung gezahlt werden. Die jetzt erklärte Insolvenz führt dazu, dass die Abfindungen auf maximal zweieinhalb Monatsgehälter nach Insolvenzordnung gedeckelt sind. „Das Verhalten der Wisag lässt vermuten, dass die Corona-Krise und die absehbare Schließung von Tegel dazu benutzt werden, Kosten zu sparen und die teureren, aber am besten qualifizierten Altbeschäftigten billig loszuwerden“, sagt Enrico Rümker, zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär. ver.di erwartet, dass die gemeinsam vereinbarten Tarifverträge umgesetzt werden. Sie wurden für genau den Fall abgeschlossen, der jetzt eingetreten ist. Die Tarifverträge durch eine innerhalb des Konzerns herbeigeführte Insolvenz aushebeln zu wollen, ist für die Beschäftigten frustrierend und mit Zukunftsängsten verbunden. „Nach Einschätzung von ver.di zeigt auch die jetzt erklärte Insolvenz, dass die Privatisierung und der Verkauf der Globeground im Jahr 2008 schwere Fehler waren, die jetzt korrigiert werden müssen. Die Bodenabfertigung gehört in die Hand des Flughafens“, Enrico Rümker.“ Pressemitteilung vom 24.07.2020 bei ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg externer Link
  • Spiel mit dem Rotstift: Wisag will an Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel Stellen streichen – und rudert nun etwas zurück
    “Die Aufregung am vergangenen Freitag war groß: Der Bodenabfertiger »Wisag Aviation Service Holding« plant, über die Hälfte seiner Beschäftigten an den Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel zu entlassen. Medienberichten zufolge sollen 800 der 1.500 Stellen gestrichen werden. Als Grund führte das Unternehmen die Umsatzeinbrüche während der Coronakrise und die bevorstehende Aufgabe von Tegel an. » Der dramatisch eingebrochene Luftverkehr in Berlin und die Schließung von Tegel zwingen uns zu einem Stellenabbau über alle unsere Berliner Gesellschaften hinweg«, teilte eine Sprecherin am vergangenen Freitag auf eine dpa-Anfrage mit. Das Magazin Business Insider hatte zuvor über die Streichliste mit bis zu 800 Beschäftigten berichtet. »Genaue Zahlen können wir heute nicht nennen, die Größenordnung ist jedoch im Ansatz richtig«, hieß es seitens der Wisag. (…) Nach jW-Informationen hat es noch am Freitag abend eine erste Kontaktaufnahme zwischen der Wisag-Geschäftsführung und Verdi-Vertretern gegeben. Über die Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Eine diesbezügliche Anfrage an die Wisag blieb bis Redaktionssschluss unbeantwortet. Bekannt ist indes soviel: Das Unternehmen zeigte sich ob der verfrühten Pressemeldung selbst überrascht, verfasste eilig einen Mitarbeiterbrief, der jW vorliegt. Darin bedauert die Geschäftsführung die Berichterstattung und die dadurch bei den Beschäftigten aufgekommene Verunsicherung. Das kolportierte Ausmaß des Arbeitsplatzabbaus sei demnach reine »Spekulation«. Man stehe »noch ganz am Anfang« eines Umbauprozesses innerhalb des Unternehmens. Eines macht Wisag-Chef Michael C. Wisser in seinem Brief aber deutlich: »Um einen Stellenabbau werden wir nicht herumkommen«.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 14.07.2020 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=175581
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