Ryanair-Gruppe missbraucht die Krise für Sozialdumping: Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland und 20 Prozent Gehaltseinbußen

Dossier

ryanair lowest wages“Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) verurteilt die Pläne der Ryanair-Gruppe, die die Covid-19-Krise dazu nutzen will, Tarifverträge zu unterlaufen und Beschäftigte zu entlassen, um sie anschließend zu Dumping-Konditionen wiedereinzustellen. „Das ist ein Angriff auf die Errungenschaften, die die Mitarbeiter mit viel Mut und internationaler Solidarität erkämpft haben. Wir werden nicht akzeptieren, dass ein Unternehmen mit liquiden Mitteln von 4 Milliarden Euro von den Beschäftigten Einkommensverzicht fordert und diese damit Gefahr laufen, an die Armutsgrenze zu geraten“, erklärt Susana Pereira-Ventura, Gewerkschaftssekretärin für die Low-Cost-Carrier in der ver.di Bundesverwaltung. (…) Das Unternehmen will rund 1.200 Stellen streichen und über einen Zeitraum von fünf Jahren die Gehälter des Bestandspersonals um 10 Prozent in der Kabine und 20 Prozent im Cockpit – sowie bei neueingestelltem Personal generell um 20 Prozent – kürzen. Auch unbefristete Arbeitsverträge soll es nicht mehr geben. (…) Dies alles geschehe vor den Augen der Europäischen Kommission, deren Mitgliedsstaaten mit horrenden Summen Airlines retten, während Sozialstandards abgebaut werden sollen und der Verdrängungswettbewerb und Preiskampf durch solche Methoden ins Unermessliche gefördert würden. Auch bei der Ryanair-Tochter Laudamotion gebe es große Probleme. In einem Memo an die Beschäftigten habe die Geschäftsführung angekündigt, Ende Mai keine Gehälter auszuzahlen und möglicherweise den Betrieb ganz stillzulegen…“ ver.di-Pressemitteilung vom 27.05.2020 externer Link, siehe auch:

  • Ryanair will mit Coronakrise sparen. Das Management des Billigfliegers fordert mehr Flexibilität und Einschnitte beim Lohn von seinen Angestellten New
    Der weitgehende Stillstand im Luftverkehr durch die Coronapandemie hinterlässt tiefe Spuren in der Branche. Zwischen April und Juni machte Ryanair einen Verlust von 185 Millionen Euro, wie der Billigflieger am Montag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 243 Millionen Euro Gewinn. Mit Jobvernichtung, Standortschließungen und dem Rückhalt der EU-Kommission setzt die Konzernführung alles daran, um den jüngsten Einbruch bei Umsatz und Passagierzahlen zu überwinden, die Marktposition offensiv zu stärken und gegen alle Widerstände als Krisengewinnler aus dem Geschehen hervorzugehen. Die Kriegskasse ist prall gefüllt. So lassen Meldungen über die Konfrontation des Ryanair-Managements mit den Gewerkschaften aufhorchen. Konzernchef Michael O’Leary verlangt massive Gehaltskürzungen um mindestens ein Drittel sowie rigorose Stellenstreichungen. Sein Konzept ist klassische Fire-and-Hire-Politik: feuern und zu viel schlechteren Bedingungen wieder anheuern. Die bei der Ryanair-Tochter Malta Air angestellten Piloten haben nach Angaben des Pilotenverbands Cockpit (VC) mehrheitlich ein Spardiktat der Ryanair-Bosse abgelehnt. Knackpunkte waren die Forderungen nach extremer Flexibilität, drastisch reduzierten Arbeitszeiten und Einkommen sowie hohe Produktivitätssteigerungen. O’Leary wäre nicht O’Leary, wenn er in der Krise nicht alles versuchen würde, um die in zähen Streiks erkämpften Zugeständnisse an die Gewerkschaften vom Tisch zu wischen und alle Standards weiter nach unten zu drücken. Die jüngst angekündigte Schließung der Stützpunkte an den Flughäfen Frankfurt-Hahn im Hunsrück, Weeze am Niederrhein und Berlin-Tegel im Herbst könnte dabei als Druckmittel dienen, um die Angestellten zur Kapitulation zu zwingen, argwöhnt die Gewerkschaft Verdi. Bereits gefeuert wurden seit März Beschäftigte mit Befristung und in der Probezeit. (…) Eine Auswirkung des jüngsten Rettungspakets der Bundesregierung für die angeschlagene Lufthansa ist die Vorgabe der EU-Kommission, dass Lufthansa nun einige Start- und Landerechte (Slots) an den Drehkreuz-Flughäfen in Frankfurt am Main und München an die Konkurrenz abgeben muss. Dies kommt der Absicht der Ryanair-Manager entgegen, die seit Jahren auf die Eroberung des größten deutschen Flughafens Frankfurt setzen und ein Auge auf diese Slots geworfen haben. Ihnen kommen hessische Landespolitiker und der Flughafenbetreiber Fraport weit entgegen. So entsteht im südlichen Flughafenbereich ungeachtet der Corona-Einbrüche derzeit ein neues, auf Billigflieger wie Ryanair zugeschnittenes Terminal 3. Es soll spätestens 2024 stehen und die Abfertigung von jährlich zusätzlich 25 Millionen Passagieren ermöglichen. Auf der Strecke bleiben könnten bald Regionalflughäfen wie Frankfurt-Hahn oder Weeze, die als Ryanair-Standorte seit der Jahrtausendwende Scharen von Touristen anlockten...“ Artikel von Hans-Gerd Öfinger vom 27.07.2020 im ND online externer Link
  • Malta Air schließt Standorte, kündigt Entlassungen an und fordert Gehaltsverzicht für fünf Jahre / Gewerkschaften mobilisieren Beschäftigte 
    • Fliegender Sweatshop. Ryanair-Tochter »Malta Air« will hierzulande Standorte schließen und Stellen streichen. Gewerkschaften mobilisieren Beschäftigte
      Die irische Billigfluglinie Ryan­air ist dafür bekannt: Rabiater Umgang mit Beschäftigten und Ticketkampfpreise gegen die Konkurrenz. Nun stehen weitere Arbeitskonflikte für Belegschaften und Gewerkschaften an: Gegen Standortschließungen und Stellenstreichungen. Konkret geht es hierzulande um die Ryanair-Tochter »Malta Air«. Die Schließungspläne im einzelnen: Die »Low Cost Airline« will zum 1. November ihre Basis am Hunsrück-Airport Hahn schließen. Gleichfalls droht den Standorten in Berlin-Tegel und im nordrhein-westfälischen Weeze vor dem Winter das Aus, wie »Malta Air« in einem internen Schreiben nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch mitgeteilt haben soll. Eine jW-Anfrage am Freitag ließ Ryanair bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Unterdessen macht Verdi mobil, eine Delegation besuchte am Donnerstag Beschäftigte am Standort Hahn, berichtete Gewerkschaftssekretär Dennis Dacke gleichentags jW. »Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust«, so Dacke, »ist unter den Mitarbeitern groß.« ­Verdi vermutet hinter der Ryanair-Politik taktische Winkelzüge: »Es ist nicht auszuschließen, dass die Gewerkschaften mit der Ankündigung in den laufenden Verhandlungen unter Druck gesetzt werden sollen«, sagte Verdi-Verhandlungsführer Sven Bergelin gegenüber dpa am Mittwoch. Von den Plänen sind seinen Angaben zufolge etwa 350 der rund 1.000 Flugbegleiter der »Malta Air« in Deutschland betroffen, der Großteil vermutlich am Berliner Standort Tegel. »Von den 350 Stellen könnten 150 bis 200 allein dort wegfallen«, sagte Bergelin…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 25.07.2020 externer Link
    • Malta Air schließt Standorte, kündigt Entlassungen an und fordert Gehaltsverzicht für fünf Jahre
      Die Tarifverhandlungen für das Kabinenpersonal zwischen Malta Air und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) wurden am heutigen Mittwoch (22. Juli 2020) ohne Ergebnis fortgesetzt. Gestern hatte Malta Air bekannt gegeben, dass die Standorte an den Flughäfen Hahn, Niederrhein (Weeze) und Berlin-Tegel geschlossen werden sollen, so dass etwa 350 betroffene Kabinenbeschäftigte in den nächsten Tagen mit Kündigungen rechnen. „Das bekannte rücksichtslose Verhalten von Ryanair und seiner Tochter Malta Air gegenüber den Beschäftigten wird mit der Schließung der drei Standorte in Deutschland nochmals besonders deutlich. Das Unternehmen verlagert das gesamte Risiko auf die Beschäftigten, deren Notlagen werden dabei komplett ignoriert“, betont ver.di-Verhandlungsführer Sven Bergelin. „In den Verhandlungen fordert Malta Air von den Beschäftigten eine langfristige Gehaltskürzung und lässt sich die Option offen, die Beschäftigten gegebenenfalls mit abgesenkten Vergütungen unterhalb des Existenzminimums in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Das zeigt den Zynismus eines Unternehmens, das mit Dumpingpreisen auf Kosten der Beschäftigten Profite erzielt.“ Bei den Tarifverhandlungen fordert Malta Air unverändert einen Gehaltsverzicht von bis zu 10 Prozent für die nächsten 5 Jahre. Zusätzlich sollen Kabinenbeschäftigte künftig nur noch nach „Bedarf“ flexibel beschäftigt und bezahlt werden. Als Vorbedingung für Verhandlungen über einen möglichen Gehaltsverzicht forderte ver.di einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Nach den Vorstellungen von Malta Air soll es diesen jedoch nur während der Gewährung von Kurzarbeitergeld, das heißt bis maximal März 2021, geben. Unabhängig davon soll Kabinenbeschäftigte an den von Schließung betroffenen Standorten dennoch gekündigt werden, wenn sie nicht bereit sind, sich an anderen Standorten von Malta Air einsetzen zu lassen. Die Netto-Vergütungen für Kabinenbeschäftigte liegen bei Ryanair für Vollzeitbeschäftigte regulär durchschnittlich unter 1.700 Euro und befinden sich damit bereits jetzt auf einem niedrigen Niveau tariflicher Vergütungen für Kabinenbeschäftigte in Deutschland. Während der Kurzarbeit gab es – auch durch massive Fehler bei den Gehaltsabrechnungen ab April – teilweise Auszahlungen von weniger als 800 Euro monatlich. Die Flugbegleiter hatten in den letzten Jahren mit ver.di erstmals einen Tarifvertrag und deutsches Arbeitsrecht erkämpft.“ ver.di-Pressemitteilung vom 22.07.2020 externer Link
  • „Michael O’Leary holt die Corona-Brechstange raus“ am 27. Mai 2020 bei airliners.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=173140
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