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Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm„… Seit dem 21. Januar, dem Bekanntwerden des Coronavirus, sind 213 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben, 9692 sollen den Infekt (Stand 31.1.2020) in sich tragen. Von einer Pandemie ist die Rede, die Weltgesundheitsorganisation hat bereits den Notstand ausgerufen. Woher kommt bloß diese Panikmache? Vergleicht man das Coronavirus beispielsweise mit der Grippe, erscheint der neuartige Erreger eher als Leichtgewicht in puncto Bevölkerungsreduktion. 2017/18 starben an der Influenza alleine in Deutschland 25.000 Menschen, seit Beginn dieses Jahres sind es bereits 42. Das ist ein alter Hut, schon klar, nur verweisen die Zahlen auf eine Irrationalität im Umgang mit der Angst, die von Fakten nicht gedeckt ist. Liegt das eventuell daran, dass das Virus aus dem fernen Osten kommt und nicht etwa aus Österreich? Oder Ungarn? Verschärft sich der Grusel, wenn sich das Böse aus dem Land des so verhassten, real existierenden Kommunismus verbreitet? „Corona-Angst. China-Rückkehrer werden HIER isoliert!“, titelt etwa die „Bild“ und zeigt ein Lager mit mülltütenblau überzogenen Feldbetten, die für die China-Flüchtlinge zurechtgestellt wurden. Dieselbe „Bild“ teilt übrigens auch im Netz ein Video, in dem eine Frau an einer Fledermaus in einer Suppenschüssel knabbert. Das Tier (ein in Teilen Asiens „kulinarischer Leckerbissen“) sieht so aus, als entspanne es in einem Whirlpool. „Was diese Fledermaus mit dem Corona-Virus zu tun hat“, heißt es schaurig im die tiefsten Ängste bedienenden Clip. Tatsächlich nicht so viel, wie die Zuschauerin schließlich erfährt. Vielmehr werden gemäß chinesischer Seuchenschutzbehörde Wildtiere im Allgemeinen und Schlangen, Ratten und Dachse im Speziellen als Verbreiter des Erregers genannt. (…) Die Botschaft, dass wer Hunde und Fledermäuse isst und auch noch im Feindbildland China lebt, gar nicht anders kann, als Killerviren zu produzieren, kommt an...“ – aus dem Kommentar „Todesvirus aus dem Land der Fledermaus-Esser“ von Katja Thorwarth am 02. Februar 2020 in der FR online externer Link über die keineswegs unterschwellige Hetze, die im Zusammenhang mit der Seuche betrieben wird. Siehe dazu auch eine aktuelle Materialsammlung sowohl über Rassismus in bundesdeutschen Medien, über einige vielleicht nötige und andere mit Sicherheit diktatorische Maßnahmen keineswegs nur in der VR China und über Reaktionen sozialer Bewegungen in verschiedenen Ländern auf diese Entwicklungen

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm

„Eine Angst, die rassistisch ist“ von Lin Hierse am 01. Februar 2020 in der taz online externer Link kommentiert: „… Meine Angst war natürlich nicht böse gemeint, das macht sie aber nicht weniger rassistisch. Rassismus braucht keine bösen Absichten. Meine Angst in der U-Bahn gründet darauf, dass ich in einer islamfeindlichen Welt aufgewachsen bin. Sie formte sich aus sehr mächtigen Bildern und Worten, die das Feindbild des „arabischen Terroristen“ besonders seit 9/11 immer wieder befeuern. Warum ich diese Geschichte erzähle? Weil sie gut die schwelende Angst vor dem Coronavirus aus China deutlich macht. Besonders, seit die ersten Infektionen mit dem Virus in Deutschland bestätigt worden sind, bin ich besorgt. Denn die durchaus menschliche Angst vieler vor einer Ansteckung mit dem unbekannten Erreger äußert sich eben nicht in stiller, unschuldiger Sorge. Sie äußert sich in Rassismus. Schon in den ersten Stunden nach Bekanntwerden der Corona-Seuche verbreiteten sich Bilder von essenden Asiat:innen im Netz. Besonders populär war ein Video, auf dem eine junge Frau eine Suppe mit einer Fledermaus isst. Dass die Aufnahme erstens nicht aus Wuhan, sondern aus dem Inselstaat Palau stammt, zweitens nicht aktuell ist und drittens einen Ausnahmefall asiatischer Esskultur zeigt, war egal. Was hängen bleibt: Die da essen alles und deshalb muss sich die Welt jetzt vor einem Killer-Virus fürchten. Für Menschen mit asiatischen Wurzeln sind abwertende Äußerungen über „die asiatische Esskultur“ nichts Neues. Wahrscheinlich wurde jede:r von uns schon mal gefragt, ob „sie in China wirklich Hunde essen“. Es wurde die Nase gerümpft, wenn wir unsere Tupperdosen mit Mamas Tofu geöffnet haben. Es werden uns lange Vorträge über ungesundes Glutamat oder giftige Tapiokaperlen in Bubble Tea gehalten. Und während sie jetzt beim regionalen Bioschlachter damit werben, das Schwein ganz nachhaltig komplett zu verwerten, gelten an Hühnerfüßen knabbernde Chines:innen als ekelhaft…“

„“Ein Essen – aber bitte ohne Coronavirus!““ von Marco Müller am 05. Februar 2020 bei der Deutschen Welle externer Link berichtet über „asiatische Selbstverteidigung“ gegen Hasskampagnen unter anderem: „… In sozialen Medien liest man, wie in verschiedenen Ländern Asiaten seit dem Ausbruch des Coronavirus diskriminiert werden. Unter dem französischen Hashtag #JeSuisPasUnVirus, dem englischen #IAmNotAVirus oder dem deutschen #IchBinKeinVirus kann man lesen, wie Passanten die Straßenseite wechseln, wenn ein asiatisch aussehender Fußgänger den Weg kreuzt, wie Asiaten in bestimmten Restaurants nicht bedient werden oder sie als Viren-Träger beschimpft werden – oder dass Gäste asiatischen Restaurants fern bleiben. Sind das Einzelfälle oder beschreiben diese Fälle den aktuellen Alltag von Asiaten in Deutschland? Eines wird schnell klar: Das Coronavirus ist eines der absolut beherrschenden Themen. Beim Besuch einer Apotheke am Rande der Bonner Innenstadt fällt sofort ein an der Kasse angebrachter Aushang auf, der über das Virus informiert – und vor Panikmache warnt. Dort heißt es: „Dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit das eigene Risiko einer Ansteckung signifikant verringert, ist nicht wissenschaftlich belegt (kein Eigenschutz).“…“

„Wenn es um Seuchenangst geht, ist der Aluhut nicht weit“ von Peter Nowakam 29. Januar 2020 bei telepolis externer Link zur Seuchenangst:“… Man würde sich wünschen, dass auch die Bekämpfung anderer Krankheiten, die oft viel gefährlicher sind als das Coronavirus mit ebenso viel Engagement und Aufwand bekämpft würden. Dann müssten vielleicht weniger Menschen an eigentlich heilbaren Krankheiten sterben. Wenn man die Toten des Coronavirus mit den Opfern vergleicht, die durch die erhöhten Feinstaubwerte sterben, wird deutlich, es geht bei dem Coronavirus nicht nur um die Gesundheit. (…) Das macht auch deutlich, dass solche Verschwörungen in einem Klima der Angst und der Irrationalität dann wirkungsmächtig werden können, wenn die Krankheit sich auch hier ausbreitet. Rationale Erklärungen, die darauf verweisen, dass es viel gefährlichere und weit verbreitere Krankheiten gibt, die kaum beachtet werden verfangen da nicht. Die Kombination einer als Seuche markierten Krankheit mit einem Land, das als globaler Konkurrent wahrgenommen wird, kann derart ein ideologisches Gebräu amalgamieren, das auch gesellschaftlichen Einfluss hat. Natürlich wirkt sich die Krankheit auch auf die innenpolitische Situation von Chinas Nachbarländern aus. So hat in Südkorea eine Petition auf der Präsidenten-Webseite dazu aufgerufen, „chinesische Staatsbürger aus unserem Land zu verbannen“. Nach wenigen Tagen war die Initiative bereits von über 285.000 Menschen unterschrieben worden, obwohl bisher nur von drei Krankheitsfällen in dem Land die Rede ist. Auch hier geht es nicht in erster Linie um Gesundheitsschutz. Das ist nur der Vorwand für eine neue rassistische Mobilisierung gegen Menschen chinesischer Herkunft in Südkorea. Diese antichinesischen Kampagnen haben auch nichts mit einer Kritik an der realen Politik der chinesischen Regierung zu tun. Das lässt sich schon daran festmachen, dass in verschiedenen asiatischen Staaten immer wieder chinesische Händler, die dort seit Generationen leben und keinerlei Beziehungen zur chinesischen Regierung haben, Opfer solcher rassistischen Angriffe werden. Sie werden von den einheimischen Händlern als Konkurrenten gesehen und sollen verjagt werden...“

„Bitte keinen Corona-Rassismus im Land der Moral“ von Dang Yuan am 31. Januar 2020 bei der Deutschen Welle externer Link war ein Kommentar, in dem unterstrichen wurde: „… Und durch die breite Medienberichterstattung sind sie für die Gefahr sensibilisiert worden. Doch die Grenze zwischen Sensibilisierung und Überreaktion ist nicht selten fließend: Hustenden Asiaten werden inzwischen böse Blicke zugeworfen, als wären sie ausnahmslos Träger des neuartigen Coronavirus 2019-nCov. In Frankfurt wurde aus diesem Grund ein Asiate sogar rassisch angegangen. „Na, hast Du das China-Virus?“ wird man diese Tage öfters gefragt, nur weil man kurze Nase hat und von etwas Schnupfen geplagt wird. Das Schlagwort vom „China-Virus“ täuscht in der Tat über das Täter-Opfer-Verhältnis hinweg: China leidet mehr als alle anderen betroffenen Länder unter der Krankheitswelle und unternimmt mit einer historisch einmaligen Transparenz alle Anstrengungen, um die Infektionskette zu unterbrechen. In China selbst distanziert man sich von der Bezeichnung „Wuhan-Virus“, weil diese die ganze Stadt in Sippenhaft nimmt. Doch nicht die Menschen aus Wuhan sind der Auslöser der Krankheit sowie der panikartigen Überreaktion, sondern das Virus, das auch überall sonst auf der Erde hätte auftreten können. In Wuhan, wo die Behörden vom Verlassen der Wohnung abraten, beweisen Millionen von Menschen ihre Disziplin und opfern ihre Freizügigkeit, damit sich die Krankheit nicht noch weiter ausbreitet. Videos, die im Internet kursieren, zeigen Bewohner einer Siedlung, die sich abends durch offene Fenster über Megafon unterhalten, anstatt sich zu treffen…“

„Beunruhigender als der Virus“ von Anreas Wulf am 01. Februar 2020 bei medico international externer Link unterstreicht zu diktatorischen Maßnahmen und ihrer „erstaunlichen“ internationalen Unterstützung: „… Schon werden Kalkulationen angestellt, um wie viel Prozent das chinesische Wirtschaftswachstum 2020 einbrechen wird. Bei aktuell etwas mehr als 250 registrierten Todesfällen (fast alle in der Volksrepublik China) und knapp 12.000 bestätigten Infektionen bleibt die Gefährlichkeit (case-fatality rate) des neuen Virus immer noch deutlich unter der von SARS im Jahr 2003 und weit entfernt von den Opferzahlen eines „normalen“ Grippe-Winters, dessen Opfer weltweit regelmäßig auf mehr als eine halbe Million geschätzt werden. Beunruhigender als die aktuelle Entwicklung des Corona-Virus Ausbruchs erscheint deshalb auch die Selbstverständlichkeit, mit der die massiven Einschränkungen der Bewegungsfreiheit für Millionen von chinesischen Bürger*innen von der WHO und der Weltgemeinschaft offenbar als notwendig und gerechtfertigt angesehen werden. Es muss Sorge machen, wie schnell wesentliche Grundrechte von Menschen eingeschränkt werden. Und wie schnell die Kritik am autoritären chinesischen Kontrollregime verschwindet, wenn es um den vermeintlichen Schutz vor gefährlichen Keimen geht. Das Recht auf Gesundheit darf aber nicht gegen andere Menschen- und Bürger*innenrechte, wie das der Freizügigkeit, ausgespielt werden. Die trotz intensiver Zensurmaßnahmen der chinesischen Behörden bekannt gewordenen Proteste der Bevölkerung zeigen, dass hier statt mit Augenmaß und rationalen Argumenten eine repressive Staatsmacht agiert, um Handlungsfähigkeit gegenüber der internationalen Öffentlichkeit zu demonstrieren. Hier wäre eine frühzeitige klare und differenzierte Haltung der WHO wichtig gewesen – stattdessen hat WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus mit einem medial prominent aufbereiteten Blitzbesuch beim chinesischen Präsident Xi Jinping die massive Einsperrung noch unterstützt…“

„Thousands on virus lockdown at China-backed plant in Indonesia“ am 31. Januar 2020 in der Jakarta Post externer Link berichtet über die Belegschaft in einem chinesischen Industriepark in Indonesien, wo der Unmut darüber wächst, dass alle 43.000 Beschäftigten nur mit schriftlicher Erlaubnis die Zone betreten – oder verlassen – dürfen…

„Wann kommt offene Kritik an Chinas Parteispitze?“ von Fabian Kretschmer am 04. Februar 2020 bei der Deutschen Welle externer Link hetzt zwar nicht rassistisch wie BLÖD, kann es aber kaum erwarten: „… Die „Mängel“ im Gesundheitssystem müssten beseitigt und das Krisenmanagement verbessert werden.“ Für die Kommunistische Partei ist dies ein seltenes Eingeständnis eigener Versäumnisse. Die täglich steigende Zahl der Toten und Infizierten durch das Coronavirus setzt Chinas Regierung unter Druck. 425 Festlandchinesen sind offiziell bis Dienstag Vormittag daran gestorben, das sind schon jetzt weitaus mehr als noch während der SARS-Pandemie 2002/2003. Gleichzeitig sind über 20.000 Ansteckungen von den Gesundheitsbehörden bestätigt worden. Noch vergangenen Woche gaben die staatlichen Gesundheitsexperten in Peking verhalten optimistische Prognosen ab: Laut Zhong Nanshan, der im Auftrag der Regierung die Verbreitung des Erregers eindämmen soll, werde in ungefähr „einer Woche“ die Epidemie ihren Zenit erreichen und sich danach abschwächen. Mittlerweile ist klar, dass Zhong Nanshan nicht recht behalten wird. Schließlich gelten weiterhin mehrere zehntausend Patienten als Verdachtsfälle, deren Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. In den sozialen Medien ist das Misstrauen gegenüber den Behördenangaben groß. In unverblümter teils gehässiger Sprache wettern chinesische User gegen inkompetente Parteikader. Als etwa der Bürgermeister von Wuhan auf einer öffentlichen Veranstaltung seine Gesichtsmaske offensichtlich falsch herum trug, wurde dies als Beweis für seine Realitätsferne herangezogen. Noch mehr Spott muss sich sein direkter Vorgesetzter gefallen lassen: Auf einer Pressekonferenz gerät der Gouverneur der Provinz Hubei ins Straucheln. Wie viele Atemschutzmasken man produziere, will ein Journalist wissen. Von 10,8 Milliarden Stück pro Jahr spricht Wang Xiaodong zunächst, bis ihm schließlich ein Papierausdruck zur Korrektur vorgelegt wird. „Tatsächlich sind es 1,8 Milliarden“, setzt Wang schließlich zum zweiten Versuch an – nur um wenige Minuten später zugeben zu müssen, dass die richtige Zahl bei lediglich 1,8 Millionen liegt…

„Wuhan turns to social media to vent anger at coronavirus response“ von  Shawn Yuan am 03. Februar 2020 bei Al Jazeera externer Link berichtet ausführlich über Posts in sozialen Medien, die der offiziellen Darstellung „alles im Griff“ widersprechen.

„Peking, stillgelegt“ von Fabian Kretschmer am 04. Februar 2020 in der taz online externer Link zur aktuellen Lage unter anderem: „… Sie selbst habe sich hingegen bewusst dazu entschieden, Ruhe walten zu lassen. „Unser zentralisiertes System ist sehr effizient. Die Regierung schickt unzählige Ärzte nach Wuhan und baut zwei Spitäler aus dem Nichts. Welches Land außer China kann das innerhalb so kurzer Zeit zustande bringen?“, sagt Cherie Liu, die sich als „Patriotin“ bezeichnet. Doch trotz dieser staatlichen Gegenmaßnahmen verbreitet sich das Coronavirus rasant. Bis zum Montag haben die Behörden landesweit 16.582 Infizierte und 360 Todesfälle bestätigt. Damit sind bereits deutlich mehr Menschen in Festlandchina an dem neuartigen Lungenerreger verstorben als zu Zeiten der Sars-Epidemie vor 17 Jahren, die als schwerwiegendste ihrer Art gilt. Die besorgniserregenden Statistiken finden zunehmend im Ausland Widerhall…“

„China plans to ban the trade in wild animals, believed to be behind the coronavirus as racism spreads worldwide“ am 04. Februar 2020 in Countercurrents externer Link berichtet von den Schritten der Regierung der VR China, den Handel mit Wildtieren zu verbieten, die als mögliche Quelle der Epidemie gesehen werden, sowie auf weitere Maßnahmen, die durchaus nicht unvernünftig scheinen. Und weist gleichzeitig ebenfalls auf antichinesischen Rassismus in diversen Ländern hin, von Italien bis Australien. Aus Australien wird darin der Leiter des Instituts für Notfallmedizin zitiert, der die Reaktionen nicht zuletzt verschiedenster Medien im Land als „medizinisches racial profiling“  kritisierte.

„China wirft USA Panikmache statt Hilfe vor“ am 04. Februar 2020 beim Deutschlandfunk externer Link zur offiziellen chinesischen Reaktion auf die der USA: „… Die chinesische Regierung wirft den USA im Umgang mit der neuen Lungenkrankheit Panikmache vor. Eine Sprecherin des Außenministeriums sagte in Peking, die Vereinigten Staaten seien die ersten gewesen, die ihr Konsulat in der Stadt Wuhan evakuiert hätten. Sie hätten auch dem Botschaftspersonal in Peking die Ausreise freigestellt und schließlich ein Einreiseverbot für Ausländer verhängt, die sich in den vergangenen zwei Wochen in China aufgehalten hätten. All das könne nur Angst schüren und sei ein schlechtes Vorbild. Auch habe man keine nennenswerte Hilfe aus den USA erhalten – anders als aus Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Japan, Iran und Russland, die zum Beispiel medizinische Ausrüstung wie Schutzanzüge und Atemmasken geliefert hätten. China steht wegen der Lungenkrankheit und der damit verbundenen Informationspolitik allerdings selbst in der Kritik…“ – wozu erinnert werden soll, dass die USA das erste Land der Welt waren, die ausdrücklich Gesetze erließen zur direkten Diskriminierung von Menschen aus China…

„Wachsende Nervosität angesichts der globalen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie“ von Benjamin Mateus und James Cogan  am 04. Februar 2020 bei wsws externer Link zu einigen Hintergründen und Auswirkungen unter anderem: „… In Wirklichkeit gefährdet die Störung des Welthandels Millionen von Arbeitsplätzen, nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. Der Vorsitzende der amerikanischen Federal Reserve Jerome Powell erklärte letzte Woche: „Chinas Wirtschaft ist jetzt sehr wichtig für die Weltwirtschaft, und wenn die chinesische Wirtschaft einen Abschwung verzeichnet, spüren wir es auch.“ China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA, ihr Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2019 fast 14,55 Billionen US-Dollar und machte 16,38 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. Im Jahr 2018 hat China laut der Weltbank weltweit Produkte im Wert von 2,5 Billionen Dollar exportiert. Während des Wochenendes stieg die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten weiter auf weltweit etwa 17.391 Fälle, die meisten davon in China, das von der Last der Herausforderungen dieses Ausbruchs erschüttert wird. Alleine in der Provinz Hubei wurden von einem Tag auf den anderen 2.800 neue Fälle gemeldet. Bisher gibt es mindestens 362 bestätigte Todesfälle, und Neuinfektionen werden aus allen Teilen des Landes gemeldet. Fast 10.000 Menschen mussten ins Krankenhaus, etwa 478 davon sollen sich in Lebensgefahr befinden. In Hubei leben insgesamt mehr als 60 Millionen Menschen. Sämtliche Städte der Provinz wurden von den chinesischen Behörden fast völlig abgeriegelt, der ein- und ausgehende Verkehr ist stark eingeschränkt. Das wirtschaftliche und soziale Leben wurde selbst in den Regionen stark eingeschränkt, in denen es nur wenige gemeldete Fälle gibt. Kulturelle Veranstaltungen, die mit dem chinesischen Neujahrsfest in Zusammenhang stehen, sowie wichtige chinesische und internationale Sportereignisse wie die Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften oder das Formel-E-Autorennen wurden abgesagt. Letzte Woche wurden 9.807 Flüge innerhalb Chinas sowie aus und nach Festland-China abgesagt, d.h. 10,8 Prozent aller geplanten Flüge. Apple hat alle 42 Geschäfte geschlossen. Amerikanische Großkonzerne wie Starbucks und McDonald’s haben ihre Geschäftstätigkeit in China stark eingeschränkt. IKEA-Läden in China haben geschlossen. General Motors und Honda erwägen, die Wiederaufnahme der Produktion nach der Feiertagspause zum Neujahrsfest in ihren Fertigungswerken in Wuhan zu verschieben. Insgesamt ist die normale Wirtschaftstätigkeit in den 21 Provinzen und Städten, die 80 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts und 90 Prozent seiner Exporte erwirtschaften, stark zurückgegangen. Im besten Fall wird sie frühestens nach einer Woche wieder beginnen, sich zu normalisieren. Als die chinesischen Aktienmärkte nach den Neujahrsfeiertagen am Montag wieder öffneten, gingen die Aktienkurse auf Talfahrt. An den wichtigsten Börsen in Shanghai und Shenzhen fielen die Kurse nahezu sofort um mehr als neun Prozent und erholten sich später nur geringfügig. Auch andere Märkte in Asien gingen zurück. Der japanische Nikkei und der australische ASX verloren bei Handelsbeginn mehr als ein Prozent…“

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=162350
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