Schnell bestellt, schlecht bezahlt: Paket-Boten als Blitzableiter für gefrustete Kunden

Arbeitsunrecht: Der Weihnachtsmann bestellt NICHT bei AmazonJedes Jahr müssen vor Weihnachten mehr und mehr Pakete ausgeliefert werden. Hart trifft es da die Zusteller – Verdi spricht von zum Teil „mafiösen Strukturen“. So kurz vor Weihnachten ist die Paketbranche am Limit – um sechs bis acht Prozent steigt das Paketvolumen in diesem Jahr. Die Boten, viele aus Osteuropa, werden zum Blitzableiter für den Frust der Kunden, wenn das online bestellte Paket zu spät kommt. Rund drei Milliarden Sendungen werden pro Jahr in Deutschland versandt. DHL transportiert im Schnitt rund fünf Millionen Päckchen und Pakete pro Tag – vor Heiligabend sind es bis zu elf Millionen. DHL hat rund 60 000 Zusteller im Einsatz, insgesamt sind es in Deutschland rund 240.000. In der Branche gibt es große Unterschiede, gerade bei der Bezahlung. (…) Vollzeitbeschäftigte Paketboten bekamen im vergangenen Jahr durchschnittlich 2826 Euro im Monat – und damit gut 1000 Euro weniger als Durchschnittsbeschäftigte im produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich, so das Statistische Bundesamt. Diese verdienen im Schnitt 3880 Euro monatlich. Der Verdienst der Beschäftigten bei Post-, Kurier- und Expressdiensten ist zwar von 2010 bis 2018 um 14,5 Prozent gestiegen; im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich kletterten die Löhne im gleichen Zeitraum jedoch um mehr als 22 Prozent. Die Gewerkschaft Verdi sieht große Missstände: Es würden reale Stundenlöhne von 4,50 Euro oder sechs Euro gezahlt, weil die Arbeitszeiten oft bei zwölf oder 16 Stunden pro Tag lägen und nicht bei den gesetzlich festgeschriebenen acht Stunden. Verdi spricht von zum Teil „mafiösen Strukturen“. Maßgeblich dafür verantwortlich seien die vielen Subunternehmer, die für die großen Paketzulieferer tätig sind. Diese beauftragen wiederum Subunternehmer, deren Beschäftigte oft aus Osteuropa stammen, wie es bei Verdi heißt. Vor allem Hermes, DPD und GLS kooperieren fast nur mit Subunternehmern…“ Artikel von Georg Ismar und Marie Rövekamp vom 21.12.2019 beim Tagesspiegel online externer Link

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