Fusion geplatzt, Jobs auf der Kippe. Bei ThyssenKrupp einigten sich Vorstand und Gewerkschaft auf radikalen Konzernumbau

Dossier

Thyssen-Krupp: Betriebsräte protestieren gegen Stahlfusion - Aktionstag am 31. August 2016 in Duisburg„… Am Samstag unterzeichneten Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmensführung eine Vereinbarung. »Obwohl das kein guter Tag für das Unternehmen und die Beschäftigten ist, haben wir mit der Grundlagenvereinbarung die notwendigen Leitplanken gesetzt«, sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Dirk Sievers. »Diese ermöglichen uns, die anstehenden Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten.« Wann immer Unternehmensteile verkauft werden, sollten »Best/Fair-Owner-Regelungen« gelten. Die IG Metall forderte, dass Gewinne aus dem Börsengang nicht in die Taschen der Investoren wandern. »Das Geld, das ein möglicher Börsengang der Aufzugssparte in die Kasse von ThyssenKrupp spült, muss für die Stabilisierung des Konzerns eingesetzt werden«, sagte der IG-Metall-Bezirksleiter für Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler. »Dies betrifft alle Bereiche des Konzerns. Eine Ausschüttung an die Aktionäre darf es nicht geben.« Das Zusammengehen mit Tata sei immer mit Risiken verbunden gewesen. Der im Rahmen der Fusionspläne geschlossene Tarifvertrag habe langfristige Sicherheiten für die Mitarbeiter beinhaltet, solche Sicherheiten müsse es jetzt auch geben…“ Artikel von Sebastian Weiermann vom 12.5.2019 beim ND online externer Link, siehe zur gescheiterten Fusion unser Dossier Thyssen-Krupp: Betriebsräte protestieren gegen Stahlfusion und hier zur Entwicklung danach:

  • Stahlindustrie in NRW: IG Metall bezeichnet das ThyssenKrupp Strategie-Konzept als gescheitert und favorisiert die Produktion von U-Booten und weiteren Kriegsschiffen New
    „In Nordrhein-Westfalen werden jährlich etwa 16,5 Millionen Tonnen Rohstahl produziert, das sind 38 Prozent der gesamten bundesdeutschen Produktion. In der NRW-Stahlindustrie sind aktuell mehr als 45.000 Menschen beschäftigt. Die Stahlindustrie steht derzeit gewaltig unter Druck und allen Beteiligten ist bewusst, dass die drastische Reduktion der CO2-Emissionen nur mit einer neuen, teuren Technologie möglich ist. Das favorisierte neue Verfahren scheint die Roheisenherstellung mittels Wasserstoffes zu sein. Für diese neue Technologie hat der schwedische Stahlhersteller SSAB in Lula eine erfolgversprechende Pilotanlage aufgestellt, die bei der Roheisenherstellung Koks durch Wasserstoff ersetzt. Zur Erzeugung von Wasserstoff sind sehr große Mengen an Energie nötig. Für die Energiegewinnung sind die Verhältnisse in Schweden recht günstig, weil dort große Mengen an emissionsfreier Elektrizität aus Wasser- und Windkraft zur Verfügung stehen. In Deutschland müsste nach Angaben der IG Metall für die Umstellung auf „grünen Stahl“ ein Plan für die gesamte Stahlindustrie entwickelt werden und würde bis 2050 rund 30 Milliarden Euro kosten. Die gegenwärtige privatwirtschaftliche Verfassung der Stahlindustrie ist für eine solche Umstellung nicht in der Lage. Das größte deutsche Stahlunternehmen ThyssenKrupp hat sein Eigenkapital nahezu vollends verfrühstückt. Der Konzern ist wirtschaftlich am Ende, eine Sanierung von innen ist kaum noch möglich. Doch nun nach der „Zeitenwende, Kriegswirtschaft und Superaufrüstung“ will die IG Metall ein Stück von dem Kuchen des Sondervermögens Bundeswehr zur Lösung der Probleme haben und unterstützt die Vorbereitungen zur Verselbstständigung der Marine-Aktivitäten, zu der die Produktion von U-Booten und weiteren Kriegsschiffen gehört. (…) Die Gewerkschaft fragt sich, welche Geschäfte Thyssenkrupp noch aus eigener Kraft entwickeln kann und wo „Partner“ notwendig sind. Sie vermisst seit Monaten ein Gesamtkonzept des Vorstandes. Die IG Metall hat dabei die Sparte Marine Systems besonders im Auge, dort will sie die angelaufenen Vorbereitungen zur Verselbstständigung der Marine-Aktivitäten, zu denen die wichtige Produktion von U-Booten und weiteren Kriegsschiffen gehört, unterstützen. Sie weißt dabei auf einen Beschluss des  Aufsichtsrates hin, in dem es heißt: „Wir nehmen wahr, dass die Bundesregierung die Bildung eines starken nationalen Schiffbauunternehmens unterstützt“ und hofft, so weitere Investoren mit „ins Boot“ holen zu können. Doch es gibt auch andere Konzepte für die Zukunft der Stahlindustrie in NRW, die noch Ende des Jahres 2022 ernsthaft in den Gewerkschaften diskutiert werden konnten, einem Zeitpunkt, vor „Zeitenwende, Kriegswirtschaft und Superaufrüstung“. (…) Bei der Transformation in der Stahlindustrie sollte über eine Neuordnung der Eigentumsverhältnisse nachgedacht werden, um eine solche notwendige riesige Umstellung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang wird oft auf die Eigentumsverhältnisse der saarländischen Stahlindustrie verwiesen, deren Anteilseigner die „Montan-Stiftung-Saar“ ist. Aber auch die Überführung von Schlüsselindustrien in Gemeineigentum sollte in die Strategien der Gewerkschaften eingehen. Schließlich sind über 80 Prozent der Bevölkerung abhängig Beschäftigte, die nicht selbst über ihre Zukunft bestimmen können. (…) Im Oktober 1983 erhob der Gewerkschaftstag der IG Metall per Ergänzungsantrag zur Entschließung Wirtschaftspolitik die Forderung nach Vergesellschaftung der Stahlindustrie. Das war nichts neues, da in der Satzung der IG Metall die „Überführung von Schlüsselindustrien in Gemeineigentum“ anzustreben ist. Von der IG Metall war die Überführung nie konkret verfolgt worden, es stellte sich immer nur die Frage, zu welchem Zeitpunkt bzw. unter welchen Bedingungen die Forderung nach Vergesellschaftung zu konkretisieren war. 1983 wurde die Forderung nach Vergesellschaftung von der IG Metall deshalb gestellt, weil sich damals die Bundesregierung allen stahlpolitischen Forderungen der Gewerkschaft verschlossen hatte und der Unmut der Beschäftigten in den Betrieben für die Gewerkschaftselite gefährlich wurde. Daran müsste die Diskussion in den Gewerkschaften wieder anknüpfen. Das erfordert aber die Öffnung für eine Zusammenarbeit der Gewerkschaften mit sozial- und umweltpolitischen Gruppen, den Fokus ihrer Arbeit nicht ausschließlich auf die Tarifpolitik zu legen, sich laut und deutlich in der Umweltpolitik zu artikulieren und sich klar von Militarisierung, Aufrüstung und Krieg zu distanzieren.“ Beitrag vom 5. April 2023 im gewerkschaftsforum.de externer Link

    • Anm.: Bringt gut das aktuelle Chaos zum Ausdruck: Für Militärproduktion und für grünen Wasserstoff, die Lieblingslösung nicht nur der FDP. Ob da das Vergesellschaftung wirklich die Lösung ist? Zumindest müsste der umweltpolitische Nutzen herausgearbeitet werden. Denn was macht mensch dann anders?
    • Siehe auch: [Broschüre] Die Zukunftsdebatte der IG Metall und die Praxis bei Thyssenkrupp
  • Broschüre: Stahlindustrie: Staatsbeteiligung oder Gemeineigentum? 
    Als 2020 die Diskussion über eine Staatsbeteiligung an Thyssenkrupp-Steel aufkam, schrie der CDU-Wirtschaftsrat auf: Die „Transformation der Industrie (…) darf nicht als Hebel benutzt werden, um unsere Wirtschaftsordnung zu verändern“. Auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) witterte in einer Staatsbeteiligung die „Aushebelung des kapitalistischen Wirtschaftssystems“ (HB 08.10.20).
    Ob Staatsbeteiligung, Verstaatlichung, Vergesellschaftung oder Gemeineigentum – die KapitalistInnen wissen genau, worum es geht: Um ihr Privateigentum an den Produktionsmitteln. Sie wollen verhindern, dass diese in die Hände des Staates oder der Lohnabhängigen fallen. Die Unternehmerverbände möchten über eine Verstaatlichung erst gar nicht öffentlich diskutieren.
    Doch die Diskussion hat längst begonnen. Bei Thyssenkrupp-Steel in Hamborn wurde das Thema Staatsbeteiligung unter KollegInnen zum Pausengespräch. In Berlin diskutiert eine ganze Stadt über die Enteignung der Wohnungskonzerne. Was, wenn solche Diskussionen zusammenfließen?
    Vor allem die notwendige Umstellung auf grünen Stahl wirft Fragen auf: Bis wann erfolgt sie? Wer bezahlt sie? Welche Maßnahmen werden zur Beschäftigungssicherung getroffen? Mit wem verbünden wir uns? Indem der Staat finanziert, beteiligt er sich. Doch was bekommt er dafür?
    Der nächste, längst überfällige Schritt für alle KollegInnen in der Stahlindustrie ist eine Konferenz der IG Metall mit VertreterInnen aller Stahlstandorte, WissenschaftlerInnen und der Bewegung für Klimagerechtigkeit. Dort muss eine einheitliche Strategie für die Umstellung diskutiert und festgelegt werden. Sonst spielen uns die StahlkapitalistInnen, die Industrie und die bürgerliche Politik Standort gegen Standort, Belegschaft gegen Belegschaft aus.
    Mit unserer Broschüre wollen wir zur Diskussion bei Thyssenkrupp und in der Stahlindustrie beitragen. Es geht um die Umstellung der Produktion auf grünen Stahl und um den Erhalt unserer Arbeitsplätze.“ Vorwort zur Broschüre vom Juni 2021 von und bei Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet externer Link (RIR)
  • Industriegigant im Niedergang: Massenentlassung bei Thyssen-Krupp vorangetrieben. Bonus für Konzernführung…
    „Bei der Hauptversammlung am Freitag hatte die Vorstandsvorsitzende des Stahlkonzerns Thyssen-Krupp, Martina Merz, kein leichtes Spiel. Namhafte Investoren hatten im Vorfeld geklagt, der Konzernumbau gehe nicht schnell genug voran und wirke planlos. Es galt also, die Gemüter zu besänftigen. So verkündete Merz gegenüber den virtuell versammelten Aktionären laut ihrem vorab veröffentlichten Redemanuskript zunächst, es gebe trotz des zweiten Shutdowns Zeichen der wirtschaftlichen Erholung. Man partizipiere derzeit an einer positiven Entwicklung. Auch die strukturellen Maßnahmen trügen erste Früchte. Wie die Geschäftslage sich im Detail darstellt, war jedoch nicht zu erfahren. Konkrete Quartalszahlen will die Konzernführung erst Mitte kommender Woche präsentieren. (…) Immerhin mit einer beeindruckenden Zahl konnte Merz auf der Hauptversammlung aufwarten: 4.000 der 11.000 versprochenen Stellenstreichungen seien bis Dezember 2020 bereits umgesetzt worden. Zudem werden derzeit durch die staatlichen Lohnsubventionen mittels Kurzarbeit in großem Stil Personalkosten eingespart. So blieben letztlich sogar noch Mittel für Sonderzahlungen an den Vorstand frei, die vielleicht als Schmerzensgeld zu verstehen sind. Schließlich sei der Stellenabbau, so Merz am Freitag, »sehr schmerzhaft für uns alle«. (…) Dabei geht das miese Vorjahresergebnis vor alle auf krisenbedingte Umsatzausfälle zurück. Die IG Metall hatte daher bereits im vergangenen Herbst für einen Staatseinstieg plädiert. Stahl sei systemrelevant und Staatsbeteiligungen gängige Praxis, hieß es im vergangenen Oktober bei der Industriegewerkschaft. »Schaut man sich die Landschaft der Stahlunternehmen in Deutschland an, liegt eine Beteiligung des Landes NRW an Thyssen-Krupp Steel auf der Hand«, so der Hauptkassierer der Gewerkschaft, Jürgen Kerner. Die Forderung nach staatlicher Unterstützung wurde seitens der IG Metall Nordrhein-Westfalen am Donnerstag erneuert…“ Artikel von Steffen Stierle in der jungen Welt vom 06.02.2021 externer Link
  • Thyssenkrupp: Fall ins Bodenlose? Immer mehr Arbeitsplätze werden ohne Gegenwehr der Belegschaften vernichtet.
    “… Mehrere Millionen Menschen verkauften seit Bestehen der Fabriken dort ihre Arbeitskraft. Immer gut vernetzt mit den jeweiligen Regierungen (ganz gleich ob Konservative, Sozialdemokraten, Christen oder Faschisten) gelang es den Eignern, Gewinne riesigen Ausmaßes aus der Arbeit der dort Tätigen anzuhäufen. Dies war die Voraussetzung, um mit Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts als Global Player auftreten zu können. (…) Mitte 2018 gaben Tata Steel und thyssenkrupp ihr beabsichtigtes Joint Venture bekannt, was nach Einspruch der EU-Kommission wegen Wettbewerbsverzerrung ein Jahr später wieder fallen gelassen wurde. Ab hier geht es eigentlich darum, die drohende Insolvenz abzuwenden, indem unprofitable Betriebsteile stillgelegt, profitable Betriebe hingegen verkauft werden (Rolltreppen, Aufzüge), um Finanzlöcher zu stopfen und Boni an Manager zahlen zu können; Verwaltungen werden immer dichter zusammengelegt, und Personal wird drastisch gekappt. Zuletzt hat der geschäftsführende Vorstand (GV) den Milliarden-Einstieg des Bundes abgelehnt, weil der Bund auf den üblichen Zinssatz beharrt und thyssenkrupp keine Sonderkonditionen eingeräumt hat, da zuvor thyssenkrupp eine direkte Einflussnahme des Bundes abgelehnt hatte. Die ständig defizitäre Stahlsparte (27 000 Beschäftigte) will man loswerden – entweder verkaufen (einzeln oder komplett an einen Bieter) oder dichtmachen, auch wenn das mit dem „Tabubruch“ von Entlassungen einhergeht. Die Beschäftigtenzahl bei thyssenkrupp hat sich weltweit von 162 000 (2019) auf 104 000 (2020) verringert. Der erhebliche Rückgang ist vor allem auf den Verkauf der profitablen Aufzugsparte mit rund 53 000 Beschäftigten zurückzuführen. Mindestens 11 000 Stellen sollen in den nächsten 2 Jahren gestrichen werden, zwei Drittel davon in Deutschland. Deutschlandweit sind nur noch 56 445 (Geschäftsbericht 2019/20) Kolleg*innen beschäftigt. Nun wird das Werk in Duisburg-Hüttenheim für Grobblech mit 800 Beschäftigten spätestens zum 30.09.2021 komplett geschlossen. Entlassungen „sollen vermieden werden“. Rund 90 % der Beschäftigten sollen auf andere Arbeitsplätze bei thyssenkrupp versetzt werden, 10 % über Altersteilzeitregelungen ausscheiden. thyssenkrupp Olpe-Lüttringhausen wird Ende 2021 geschlossen. Von den rund 340 Beschäftigten beteiligten sich gut 200 an einem Warnstreik (Juli 2020). Ein Sozialplan wurde abgeschlossen. (…) Bei alledem ist in den Betrieben und Verwaltungen kaum etwas an Gewerkschaftspräsenz zu verspüren. Am 16.10.2020 fand in Düsseldorf eine Demonstration mit 3 000 Gewerkschafter*innen statt, wo die IG Metall noch Gegenwehr signalisierte und den GV dazu aufforderte, dem Einstieg des Bundes bei thyssenkrupp zuzustimmen. Seitdem aber werden weder strategische Gewerkschaftspositionen durch Info-Material vermittelt, noch lassen sich Betriebsräte auf irgendeine Form des Austausches ein (Corona gibt eine gute Ausrede ab). Reguläre Betriebsversammlungen finden auch nicht statt. Die Onlineveranstaltungen werden von Vorstands-Profirednern stundenlang dominiert. Dabei sind an den meisten Konzernstandorten mehr Betriebsräte freigestellt, als es nach dem Betriebsverfassungsgesetz notwendig wäre. Insgesamt führt dies in den Belegschaften zu einer nahezu fatalistischen Grundhaltung. Die Erfahrungen des teilweise selbständigen Handelns der 70er Jahre und der vereinzelten großen Streiks der 80er mit treibenden Initiativen aus den Betrieben heraus liegen weit zurück…“  Beitrag von und bei der Arbeiterpolitik vom Januar 2021 externer Link
  • Landtag NRW diskutierte über Thyssenkrupp: Kein Kredit für bürgerliche Stahlpolitik! 
    Am 27.11.2020 debattierten die Parteien im Landtag NRW in einer aktuellen Stunde über die Lage von Thyssenkrupp und die Perspektiven von Thyssenkrupp-Steel. (…) Über Managerkritik am Brasilienabenteuer kam die Kritik der Parteien nicht hinaus. Niemand erwähnte die bei der Thyssenkrupp AG dominierenden Finanzkapitalisten. Vor dem Kapital und den Aktionären macht die Kritik jeder bürgerlichen Partei halt. Zwar bedauerten alle Landtagsparteien den Arbeitsplatzabbau. Aber eine konkrete Kritik an der Kahlschlagpolitik der Vorstände Merz, Burkhard und Keysberg äußerte kein einziger Redner. Zum Jahresabschluss bekamen die drei Vorstandsmitglieder, wie die Abgeordneten unschwer im Geschäftsbericht hätten nachlesen können, bei 5,5 Mrd. Euro Jahresfehlbetrag eine Erfolgsprämie von 500.000 bzw. 200.000 Euro. Dort steht auch, dass sich durch den Verkauf der TK Elevator das Eigenkapital auf 10,2 Mrd. Euro und das Nettofinanzguthaben auf 5,1 Mrd. Euro erhöhte. TK-Steel sieht sich, verschärft durch die Corona-Pandemie, wachsender Konkurrenz auf dem Weltstahlmarkt ausgesetzt. Der Kampf gegen die Klimazerstörung verlangt eine Umstellung der Industrie auf nachhaltige Produktion. Um grünen Stahl herzustellen, braucht Thyssenkrupp 10 Mrd. Euro Investitionen. Thyssenkrupp ist schwer angeschlagen, aber nicht pleite. (…) Die weltweite Bewegung gegen die Klimazerstörung hat vielen die Notwendigkeit der Umstellung der Industrie auf CO2-arme Produktion bewusst gemacht. Allein Thyssenkrupp produzierte bislang 24 Mio. Tonnen Kohlendioxid jährlich. Die plötzliche Wendung der Stahlkonzerne zu grünem Stahl ist jedoch nicht auf umweltpolitische Einsicht, sondern auf massive Kapitalinteressen zurückzuführen. Gestern waren die deutschen Stahlkapitalisten gegen jeden Kompromiss in der Klimafrage. Sie verteidigten ihre Extra-Profite aus dem Emissionshandel von 763 Mio. Euro (2005-2012), die weiterfließen sollten. TK-Steel bezahlte ArbeiterInnen, um in Brüssel gegen die Klima-Auflagen der EU zu protestieren, und finanzierte einen Professor, für den CO2 „gut für den Planeten“ war. Den Kurs von TK bestimmten die Finanzkapitalisten, die allein Interesse an kurzfristigem Profit und nicht an langfristigen Umbauplänen haben. Sie wollen den Verlustbringer TK Steel unbedingt loswerden. Jede Milliarde Euro mehr für grünen Stahl ist eine Milliarde weniger für die Aktionäre. FDP-Minister Pinkwart konnte und wollte in der Landtagsdebatte jedoch nur die Folgen der Corona-Krise sehen, die Thyssenkrupp davon abhielten, in die notwendige Umstellung auf grünen Stahl zu investieren. Heute sehen die deutschen und europäischen Stahlhersteller in der Produktion von grünem Stahl die einmalige Chance, die EU gegen Stahlimporte abzuschotten. Wenn für jedes Auto, jede neue Brücke, jeden Stahlträger im Hochhausbau und für jedes neue Kriegsschiff der Nachweis erbracht werden muss, dass sie mit grünem Stahl in einer nachhaltigen Lieferkette produziert werden, dann werden viele Nicht-EU-Stahlhersteller aus den Angebotsverfahren herausfallen. Diese langfristige Politik wird von der Bundes- und den drei beteiligten Landesregierungen unterstützt. (…) Hinter den Kulissen der Bundesregierung wird an der Bildung einer Deutschen Stahl AG gebastelt, die aus Thyssenkrupp, der Salzgitter AG und aus Saarstahl bestehen soll. Das Druckmittel der Bundesregierung sind die Milliarden Steuergelder, die für die Umstellung auf CO2-arme Produktion und des Energieweges in Aussicht gestellt werden. An einer Deutschen Stahl AG wäre der Bund über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds beteiligt. (…) In der Landtagsdebatte lobte Herr Pinkwart die Rolle der Gewerkschaften bei Thyssenkrupp als „sehr verantwortungsvoll“. Was das Kompliment des FDP-Politikers meint, ist die Einbindung der Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat, der IG Metall-Bürokratie und der Betriebsratsspitzen der großen Stahlwerke in die neue herrschende Stahlpolitik. Die führenden IG Metall-Funktionäre im Stahlbereich, die sich früher über ´linke Spinner` mit ihren Enteignungsforderungen lustig machten, treten nun für eine Staatsbeteiligung an Thyssenkrupp ein. Sie, die – wie jetzt der SPD-Redner im Landtag – auf jeder Kundgebung deutschen Stahl für den „saubersten Stahl der Welt“ hielten, sind plötzlich für die Umstellung auf grünen Stahl. (…) In der betrieblichen Praxis sieht die Politik der IG Metall konkret so aus: Mit dem Tarifvertrag Zukunftspakt Stahl 20-30 wurde dem Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen zugestimmt, ohne den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen auszuschließen. Für das Werk Thyssenkrupp Süd in Hüttenheim bietet der Tarifvertrag keine Zukunft, sondern bedeutet das „AUS“. Es wurde keine einzige Milliarde Euro als Investition in grünen Stahl festgeschrieben, obwohl die Thyssenkrupp AG 17 Mrd. Euro durch den Verkauf von TK-Elevator einnahm. Das sind gleich drei Bankrotterklärungen auf einmal. Zwar haben IG Metall-Bürokratie und Betriebsratsspitzen über die gewerkschaftlichen Aufsichtsräte und die paritätische Mitbestimmung erheblichen Einfluss bei der TK AG. Aber sie waren an allen krassen Fehlentscheidungen beteiligt...“ Beitrag vom 06.12.2020 von und bei Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet externer Link (RIR)
  • IG Metall wehrt sich gegen thyssenkrupps neues Abbauprogramm 
    Industriekonzern thyssenkrupp will 5000 Stellen mehr streichen als bislang geplant. Die IG Metall lehnt das ab und fordert echte Lösungen sowie eine Staatsbeteiligung im Stahlbereich. 11 000 Stellen will thyssenkrupp abbauen. Das sind fast doppelt so viele, wie der Industriekonzern es vergangenes Jahr angekündigt hatte. Am Donnerstag, als thyssenkrupp seine Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr präsentierte, verkündete Konzernchefin Martina Merz: „Wir sind noch nicht da, wo wir hinmüssen. Die nächsten Schritte können schmerzhafter werden als die bisherigen. Wir werden sie dennoch gehen müssen.“ Schmerzhaft sollen die Schritte nach Plan der Vorstandsvorsitzenden vor allem für die Beschäftigten werden. Statt wie bisher geplant 6000, sollen nun also 11 000 den Konzern verlassen, geht es nach Merz. 3600 sind seit der ersten Ankündigung bereits verschwunden. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und IG Metall stemmen sich gegen den Stellenabbau. Für die Fehler, die der thyssenkrupp-Vorstand in der Vergangenheit gemacht hat, und für die Corona-Krise sollen jetzt also die Beschäftigten bluten. Das ist der IG Metall zu einfach!...“ Meldung vom 19. November 2020 von und bei der IG Metall externer Link
  • Thyssenkrupp: Beteiligung, Verstaatlichung, Sozialisierung? Die Diskussion hat begonnen… 
    Die Mobilisierung der Belegschaften von Thyssenkrupp Steel am 16. Oktober nach Düsseldorf war nicht gut. Nicht 3.000, sondern 1.500, höchstens 2.000 der 27.000 KollegInnen waren aus den verschiedenen Betrieben nach Düsseldorf gekommen. Das liegt nicht nur an den Corona-Auflagen. Die Mobilisierung in Düsseldorf war kein Auftakt zum Kampf. Aber die Diskussion hat begonnen, was das Ziel unseres Kampfes sein soll. Auf der Kundgebung verunsicherte das kurzfristig bekannt gewordene Kaufangebot des britischen Konzerns Liberty-Steel für Thyssenkrupp Steel (TKS). Vielleicht ist das sogar Zweck der Sache. Denn ein „nicht bindendes Gebot“ ist kein Angebot. Auch die Forderung nach einer Staatsbeteiligung ist neu. Das war bisher nicht die Position der IG Metall. (…) Kaum klingelten die 17 Mrd. Euro in den Kassen des Konzerns, wurden die Rufe der IG Metall-Bürokratie und der IGM-Betriebsräte nach einer Staatsbeteiligung laut. Die IGM möchte eine Beteiligung des Landes NRW bzw. des Bundes an Thyssenkrupp, damit der Staat 10 Milliarden Euro für die Umstellung auf grünen Stahl (bis 2050!) zahlt. Eine Offenlegung, wie viele der 17 Milliarden Verkaufserlös bereits ausgegeben wurden (wahrscheinlich 10 Mrd. Euro für Schulden und Verluste), bleiben uns bis heute die IGM-Aufsichtsräte schuldig. Sie sitzen nur deshalb im Strategieausschuss des Konzerns, um ihre Aufsichtsratsvergütung zu kassieren. Wieviel zahlt Thyssenkrupp für grünen Stahl? Diese Frage wollen die IGM-Bürokraten schon deshalb nicht beantworten, weil ihre Perspektive nur bis 2030 reicht und im Tarifvertrag Zukunftspakt Stahl 20-30 keine einzige Milliarde Euro für grünen Stahl festgeschrieben ist. Wie konnten die IGM-Aufsichtsräte dem Verkauf der TK-Elevator zustimmen, ohne dass die Aufteilung der 17 Mrd. Euro vertraglich vereinbart wurde? (…) Seit 2016 haben wir in unserem Betriebsflyer was tun bei TK-Steel aufgrund der Schieflage des Konzerns die Vergesellschaftung der Stahlindustrie gefordert. In Kreisen der IGM-Betriebsräte und Vertrauensleute wurden wir lange belächelt. Auch viele KollegInnen konnten mit einer Sozialisierung wenig anfangen. Doch heute findet die Debatte in den Pausenräumen statt. Jetzt sind sogar die IG Metall-Bürokratie und ihre Berufsbetriebsräte gezwungen, die Staatbeteiligung zu fordern, die sie früher abgelehnt haben. Morgen werden sie vielleicht die Vergesellschaftung fordern müssen…“ Beitrag vom 28.10.20 bei Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet externer Link, siehe auch „Thyssen-Krupp und Stahlindustrie vergesellschaften – jetzt!“ Debattenpapier der AKL NRW vom 27.10.2020 bei scharf links externer Link
  • Staatseinstieg, Verkauf oder Weiter so. 3000 Mitarbeiter von Thyssen-Krupp demonstrierten für eine Beteiligung des Landes 
    „… Der von der ehemaligen Bosch-Managerin Martina Merz geführte Konzernvorstand von Thyssen-Krupp will nun handeln. Investoren wie die schwedische Investmentgesellschaft Cevian dringen weiterhin darauf, die Verlustgeschäfte abzustoßen. Die Stahlsparte soll wohl verkauft werden. Für eine andere Option macht sich die IG Metall stark: ein Einstieg des Staates wie etwa bei der Lufthansa. »Schaut man sich die Landschaft der Stahlunternehmen in Deutschland an, liegt eine Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen an Thyssen-Krupp Steel auf der Hand«, erklärt Jürgen Kerner – das IG-Metall-Vorstandsmitglied sitzt auch im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp. Der Staat sei hier gefragt, denn es gehe um Klimaschutz, die Sicherung von Wertschöpfungsketten und die Arbeitsplätze. (…) Tekin Nasikkol, Betriebsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp Steel, verweist noch auf einen weiteren Aspekt: »Wenn VW einen neuen Golf konstruiert, kommen die zu uns, um die Außenhaut zu planen. Wir wissen also zwei, drei Jahre, bevor ein neues Modell vom Band läuft, wie es aussieht. Da braucht es Vertrauen und verlässliche Zusammenarbeit.« Wenn es keine Stahlproduktion in Deutschland mehr gäbe, müssten das die Autohersteller zum Beispiel mit chinesischen Unternehmen machen. »Ich glaube kaum, dass sie das wollen«, so Nasikkol weiter. Ohnehin sei ein Staatseinstieg in der Stahlbranche nichts Besonderes, argumentiert die Gewerkschaft. Niedersachsen sei an der Salzgitter AG beteiligt, und das Saarland habe seine Beteiligung an Saarstahl in eine Stiftung überführt…“ Artikel von Sebastian Weiermann vom 18.10.2020 im ND online externer Link, siehe dazu:

    • Stahlkocher in der Krise: IG Metaller fordern auf Protestkundgebung Staatseinstieg – Ministerpräsident Laschet laviert. Britische Liberty Steel richtet Übernahmeangebot an Thyssen-Krupp
      “Die Stahlkocher von Thyssen-Krupp sind wütend. Sie befürchten Stellenstreichungen, Werksschließungen und Übernahmen – kurzum: die Zerschlagung des Konzerns. Rund 3.000 von ihnen demonstrierten am Freitagmittag auf den Düsseldorfer Rheinwiesen. Ihre zentrale Forderung: Sie wollen eine Perspektive, zukunftssichere Jobs. Und einen Einstieg des Staates beim Unternehmen. (…) Thyssen-Krupp ist hierzulande nach wie vor Branchenprimus. »Wir reden von 27.000 Beschäftigten allein bei uns«, so Schürg. Nicht nur das: Zulieferer, Gewerbe, mehr als 150.000 Menschen seien im bevölkerungsreichsten Bundesland direkt von der Stahlproduktion abhängig. Menschen, die auch Wähler sind. NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat in spe Armin Laschet (CDU) war als Gastredner bei der Kundgebung angekündigt. Im Vorfeld lehnte er einen Einstieg des Landes beim Konzern ab – selbst einen temporären. Damit liegt er im Clinch mit der Gewerkschaft. (…) Politprofi Laschet blieb in seiner Ansprache indes unverbindlich, wollte sich nicht festlegen. »Alle haben erwartet, dass er die Buxe runterlässt«, so Lieske. Sie wurden enttäuscht. Die IGM sei in den vergangenen Jahren längst in Vorleistung gegangen, habe einem »sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau« unter der Prämisse von Investitionen für eine CO2-neutrale Stahlproduktion zugestimmt. »Zähneknirschend«, wie Lieske angesäuert nachschiebt. (…) Passend dazu schlagzeilten Nachrichtenagenturen am Donnerstagabend: »Liberty Steel will offenbar Stahlsparte von Thyssen-Krupp kaufen«. Das Konglomerat beschäftigt rund 30.000 Menschen und ist in zehn Ländern auf vier Kontinenten aktiv. (…) Die Offerte werde nun geprüft, gleichzeitig führe der Vorstand »mit anderen potentiellen Partnern Gespräche.« Der IGM-Bezirksleiter Knut Giesler reagierte via dpa am Freitag schroff: »Wer meint, in einem Ein-Euro-Laden Thyssen-Krupp billig kaufen zu können, ist nicht der Richtige.«…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 17.10.2020 externer Link
    • Demo vor der Staatskanzlei in Düsseldorf: IG Metall und Beschäftigte fordern eine staatliche Beteiligung an thyssenkrupp Steel
      “Über 3000 Beschäftigte von thyssenkrupp Steel zogen heute vor die Düsseldorfer Staatskanzlei. „Jetzt muss der Staat ran“, war ihre Forderung. Die Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter haben über Jahre alles getan, um den Konzern zu stützen. Sie machten Restrukturierungen mit, übten Verzicht und schufteten immer hart. Aber sie alleine haben es nicht mehr in der Hand. Die Coronakrise trifft das Unternehmen hart. Jetzt muss der Staat einsteigen, fordern deswegen IG Metall, Betriebsrat und Beschäftigte. Der Staat kann so die Zukunft von 27 000 Beschäftigten sowie die Zukunft des Klimaschutzes externer Link und des Industriestandorts Deutschland sichern. Noch zu Beginn des Jahres sah es eigentlich ganz gut für den Konzern aus. Der Verkauft der Aufzugssparte spülte Geld in die Kassen. Die IG Metall und der Betriebsrat konnten gemeinsam einen Zukunftstarifvertrag mit thyssenkrupp Steel aushandeln, der für einen großen Teil der Beschäftigten Sicherheit durch den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis 2026 und festgeschriebene Investitionen bedeutete. Doch dann, dann kam Corona. Das Virus und die dadurch ausgelöste Wirtschaftskrise machen es thyssenkrupp Steel unmöglich, seine anstehende Transformation anzugehen. Der Konzern hat eigentlich eine Mammutaufgabe vor sich, wie die anderen Stahlhütten in Deutschland auch: Sie müssen ihre Stahlproduktion auf klimaneutral trimmen. Dafür brauchen sie neue Anlagen. Langfristig gesehen müssen sie die Hochöfen durch Direktreduktionsanlagen ersetzen. Das kostet jede Menge Geld. 10 Milliarden Euro wird der Umbau mindestens kosten, schätzt thyssenkrupp Steel. Geld, das das Unternehmen nicht mehr hat. Denn Corona verbrennt jeden Tag Cash. Die Auftragsbücher sind leer. Die größten Kunden des Stahlherstellers kommen aus der Autoindustrie. Doch der Absatz von Neuwagen ist seit Monaten massiv eingebrochen und so bestellen die Hersteller natürlich auch viel weniger an Rohmaterial bei thyssenkrupp Steel. (…) Und warum ist die vergleichsweise kleine Stahlbranche systemrelevant? Die Antwort ist einfach: Die geschlossene Wertschöpfungskette von der Grundstoffindustrie bis zum fertigen High-End-Produkt, wie zum Beispiel dem Automobil oder im Maschinen- und Anlagenbau würde massiv gefährdet, wenn man sich von der Stahlindustrie verabschiedet. (…) Bislang hat sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zwar schon dazu bereit erklärt, thyssenkrupp Steel beim Umbau hin zur klimaneutralen Produktion helfen zu wollen, gegen eine Beteiligung wehrt er sich aber noch. Doch wenn er heute vor seine Staatskanzlei schaut, sieht er was er für sein Geld bekommen würde: Zukunft. Zukunft für 27 000 Beschäftigte, für eine klimaneutrale Stahlproduktion und für den Industriestandort NRW und Deutschland. Eine bessere Investition kann es wohl kaum geben.“ Bericht vom 16.10.2020 bei der IG Metall externer Link
  • Thyssenkrupp-Steel: Solidarität mit unseren Kollegen in KW1 – Grolms und Burkhard raus aus der IG Metall! 
    Einladung zur Einschüchterung: Anfang September will die Personalabteilung Thyssenkrupp-Steel mit mehr als einem Dutzend Kollegen von Schicht 3 / KW1 Personalgespräche führen, um sie einzuschüchtern. Ihnen drohen Abmahnungen wegen ´wildem Streik`, weil sie sich mit einem Kollegen solidarisiert hatten. Im KW1 hatte mehr als ein Dutzend Kollegen für die Festeinstellung eines dort befristet arbeitenden Kranfahrers spontan eine Schicht gestreikt. In der Schicht zuvor hatten schon andere Kollegen nicht gearbeitet, um sich beim Bereichsbetriebsrat zu informieren. Der Streik war nicht erfolgreich. Der Kollege wurde leider nicht übernommen. Personal-Leiter: Leiter der Personalabteilung TK Steel ist seit April 2020 der Arbeitsdirektor und im TKS-Vorstand für Personal zuständige Markus Grolms (IGM-Mitglied). Er war vorher stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender im TK-Konzern und trat dabei besonders unterwürfig und zuvorkommend gegenüber der Kapitalseite auf. Früher war Grolms Gewerkschaftssekretär beim IG Metall-Vorstand in Frankfurt. Ohne Wissen und Einverständnis von Konzern-Arbeitsdirektor Oliver Burkhard (IGM-Mitglied) können solche Einschüchterungsgespräche nicht laufen. Burkhard war früher IG Metall-Bezirksleiter NRW. Als TK-Vorstand hat er vor allem ein Verdienst. Er ist zum IG Metall-Millionär geworden.Der Weichgespülte und der Millionär, die sich nicht für die Übernahme eines Kranfahrers in KW1 einsetzen konnten, fühlen sich nun stark genug, zu versuchen, Stahlarbeiter einzuschüchtern. Wie Streikbrecher: Wer Kollegen wegen eines Streiks abmahnen oder einschüchtern will, ist als Streikbrecher zu behandeln. Grolms und Burkhard gehören aus der IG Metall ausgeschlossen. Eines sollten sie auf dem weiteren Weg nach oben mitnehmen: Stahlarbeiter lassen sich nicht einschüchtern. Von niemandem. Erst recht nicht von Karrieristen wie Grolms und Burkhard.“ Peter Berens, Oberhausen, 31.08.20 (https://riruhr.org/was-tun.html externer Link)
  • [Nach spontanem Streik bei Thyssen-Krupp in Duisburg] Weg mit der angedrohten Massenrepression bei Thyssenkrupp! 
    “Mit ihrem selbständigen Streik für die unbefristete Übernahme von zwei Kollegen mit Zeitverträgen haben die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kaltwalzwerk 1 (KW1) von Thyssenkrupp ein wichtiges Signal gesetzt. Der Streik hat den Vorstand getroffen und in die Defensive gedrängt. Über 100 Kolleginnen und Kollegen hatten während der Arbeitszeit unter anderem durch die Teilnahme an Kundgebungen am Tor den Kampf unterstützt. Ihnen wurde die Zeit abgezogen und jetzt sollen als erstes etwa 20 Kollegen von Schicht 3 gemaßregelt werden. Dazu will die Personalabteilung Anfang September mit ihnen ein „Personalgespräch“ führen. Diese Repressalien müssen vom Tisch! Wer einen angreift, greift alle an und bekommt es mit allen zu tun! Thyssenkrupp plant, den Stahlbereich bis Ende des Jahres zu verkaufen oder mit einem anderen Stahlbetrieb zu fusionieren. Damit stehen wieder Tausende Arbeitsplätze auf der Abschussliste. Ein konzernweiter Streik mit den Stahlarbeitern an der Spitze ist notwendig, um erfolgreich den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz zu führen. Deswegen soll der Streik im KW1 keine Schule machen. Dass der Streik dem Vorstand in die Knochen gefahren ist, zeigt sich daran, dass jetzt eine Reihe von befristet Eingestellten doch übernommen wurde, andere einen Jahresvertrag bekommen haben. Deshalb bleiben die Kaltwalzwerker bei ihrer Forderung: der jetzt arbeitslose entlassene Kollege muss übernommen werden! …“ Beitrag vom 24.08.2020 bei rote Fahne News externer Link, siehe zum Hintergund weiter unten die Meldung zu „Spontaner Streik wegen drohender Werksschließung bei Thyssen-Krupp in Duisburg“
  • Fusions-Fantasien von Thyssenkrupps Vorstand – Mitbestimmung bei Thyssenkrupp erhalten 
    “Die Tinte unter dem Tarifvertrag „Zukunftspakt Stahl 20-30“ externer Link ist noch nicht trocken und schon stellt thyssenkrupps Vorstandsvorsitzende Martina Merz schon wieder alles in Frage. Die Stahlsparte bräuchte nun doch eine Fusion und dabei dürfe es keine Denkverbote geben, verlautbarte sie bei der letzten Aufsichtsratssitzung. Damit brachte sie Partnerschaften ins Spiel, die thyssenkrupp Steel zum Juniorpartner degradieren würden: Merz sei bereits mit dem chinesischen Konzern Baosteel und SSAB aus Schweden im Gespräch, berichteten verschiedene Zeitungen. Sollte es mit einem dieser Kandidaten zur Fusion kommen, hätten in dem neuen Unternehmen wahrscheinlich nicht nur die Duisburger Unternehmenslenker nichts mehr zu melden, sondern auch die Arbeitnehmerseite nicht. Denn eine Montan-Mitbestimmung, wie sie bei thyssenkrupp Steel herrscht, kennen diese Konzerne nicht. Nicht mit der IG Metall, nicht mit dem Betriebsrat von thyssenkrupp Steel. „Denken darf man alles, machen aber nicht. Nicht mit uns“, entgegnet Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von thyssenkrupp Steel. Eine Minderheitenbeteiligung ist für Nasikkol eine rote Line. (…) Doch woher kommen plötzlich die Fusions-Fantasien von der Vorstandsvorsitzenden Merz? Bekommt der Konzern doch jetzt über 17 Milliarden Euro für den Verkauf der Aufzugsparte. Die kurze Antwort: Corona. Genauer erklären kann es Nasikkol: „Hätte das Geld vor der Krise vielleicht für den nötigen Konzernumbau gereicht, wird das jetzt sehr unwahrscheinlich. Corona verbrennt gerade unser Geld. Und keiner weiß, wie lange die Corona-Krise noch dauert und wie viel Geld so weiter verbrannt wird“, verdeutlicht der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von thyssenkrupp Steel. Aktuell ist die Nachfrage, besonders aus der Autoindustrie, aufgrund der Corona-Krise massiv eingebrochen. Das schmerzt die Unternehmen der Branche empfindlich. Dabei hätten sie eigentlich gerade eine ganz andere Mammutaufgabe vor sich. Um die Klimaschutzziele zu erreichen und CO2-frei Stahl zu produzieren, muss die Branche sich neu erfinden. Statt Hochöfen werden Wasserstoff-Direktreduktionsanlagen benötigt. Das kostet Geld. Jede Mende Geld. Geld, das die einzelnen Hersteller auch vor der Krise kaum hatten…“ Meldung der IG Metall vom 28.05.2020 externer Link
  • Neuer Tarifvertrag für thyssenkrupp Steel: IG Metall und Betriebsrat erstreiten Zukunftspaket und Corona-Vereinbarung 
    „… Der Tarifvertrag Zukunftspakt Stahl 20-30 steht. (…) Der wichtigste Punkt des Zukunftspakets ist: Betriebsbedingte Kündigungen sind bis zum 31. März 2026 ausgeschlossen. Es wird allerdings ein Restrukturierungsprogramm mit einem Abbau von bis zu 3000 Stellen stattfinden. Aber sozialverträglich – das ist nun auch vertraglich garantiert. Damit die thyssenkrupp Steel Europe AG wieder zukunftsfähig wird und sichere Beschäftigung auch gewährleisten kann, haben Betriebsrat und IG Metall auf ein großes Investitionspaket bestanden, das nun ebenfalls im Tarifvertrag verankert ist. Konkret heißt das auch: Den Stahlstandort Bochum wird es weiterhin geben, wenn auch zukünftig an einem statt an zwei Standorten. Mit Investitionen für ein Kompetenzzentrum E-Mobilität inklusive Hochfest- und Dualphasenstähle wird hier eine Zukunftsperspektive geschaffen. Der Verkauf des Grobblech-Bereichs steht allerdings weiter an. Betriebsrat und IG Metall konnten jedoch sicherstellen, dass der Verkaufsprozess für den Grobblech-Bereich in Duisburg-Hüttenheim nun transparent und unter Beteiligung des Betriebsrates und der IG Metall durchgeführt wird. Abwehren konnten die Betriebsräte und die IG Metall den Angriff auf das tarifliche Zusatzentgelt, das die IG Metall letztes Jahr durchgesetzt hat und das der Arbeitgeber gerne gestrichen hätte. (…) Nicht nur einen Zukunfts-Tarifvertrag, sondern auch eine Corona-Vereinbarung konnten Betriebsrat und IG Metall mit dem thyssenkrupp Steel Vorstand erzielen. Zum Hintergrund: Da die Auswirkungen der Corona-Krise immer dramatischere Formen annehmen, hat die Geschäftsführung bereits flächendeckend Kurzarbeit angekündigt. Um das Auskommen der Beschäftigten zu sichern konnten Betriebsrat und IG Metall eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent erstreiten. Dabei wird für die Bemessung der Aufstockung von einer um eine Stunde höheren individuellen Arbeitszeit ausgegangen. Bevor die Beschäftigten in Kurzarbeit müssen, werden die Möglichkeiten des Tarifabschlusses der Eisen- und Stahlindustrie von 2019 genutzt: Zur Reduzierung von Kurzarbeit wird für das Kalenderjahr 2020 das tarifliche Zusatzentgelt nicht ausgezahlt, sondern in einheitlich fünf freie Tage umgewandelt. Dadurch werden Kurzarbeitstage reduziert.“ Tarifinfo der IG Metall vom 25. März 2020 externer Link – klingt teilweise eher nach Satire als nach einem ernstzunehmenden Tariferfolg für die KollegInnen…
  • Spontaner Streik wegen drohender Werksschließung bei Thyssen-Krupp in Duisburg 
    Thyssen-Krupp droht mit Schließung des Grobblechwerks in Duisburg-Hüttenheim, sollte bis Ende Juni kein Käufer für das Werk gefunden werden. 300 ArbeiterInnen legten daraufhin spontan die Arbeit nieder und bestreikten die Spätschicht. Seit Jahren steckt der ehemals Weltmarkt-führende deutsche Stahlkonzern Thyssen-Krupp in einer tiefen Krise. Nach zahlreichen Werksschließungen und einer Zerschlagung der ehemaligen Konzernstruktur steht das Unternehmen vor weiteren Massenentlassungen. Mehrere tausend MitarbeiterInnen sollen hier in den nächsten Jahren ihre Jobs verlieren. Von den Einschnitten sind so gut wie alle Bereiche des Konzerns betroffen. 2.800 Stellen sollen im Stahlbereich abgebaut werden, konzernweit werden es mindestens 6.000 sein. Auch in der Essener Konzernzentrale soll die Hälfte aller Stellen gestrichen werden, so dass von den 800 aktuell hier Angestellten nur rund 400 übrig bleiben werden. Seit Monaten bangen die ArbeiterInnen des Grobblechwerks in Duisburg-Hüttenheim um ihre Jobs. Dass trotz positiver Entwicklung das Werk nicht konkurrenzfähig ist, wissen sie. Thyssen-Krupp habe hier seit vielen Jahren kaum Geld in neue Technologien und Maschinen investiert, so der Vorwurf der Belegschaft. Am Donnerstagabend teilte der Personalvorstand Oliver Burkhard dann den VertreterInnen von IG Metall und Betriebsrat mit, dass das Werk endgültig geschlossen werden müsse, sollte bis Ende Juni nicht doch ein Käufer gefunden werden. Rund 800 Arbeitsplätze hängen an dem Duisburger Werk. Als Reaktion auf die Nachricht legten gestern Abend spontan rund 300 ArbeiterInnen ihre Arbeit nieder. In den nächsten Tagen wollen Betriebsrat und IG Metall weitere Protestaktionen gegen die drohende Schließung planen…“ Beitrag vom 14.02.2020 bei Perspektive online externer Link – IG Metall NRW wie Duisburg sind bei Thyssen-Krupp noch in 2019… Siehe daher auch bei Rote-Fahne-News: Streik der Stahlarbeiter in Hüttenheim – das ist der richtige Weg externer Link
  • Thyssenkrupp: Markus Grolms wechselt von der IG Metall und aus dem Aufsichtsrat in den Konzernvorstand – natürlich als Personalvorstand
    “IG-Metall-Sekretär Markus Grolms, der bis gestern stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssenkrupp AG war, wird Personalvorstand im Stahlbereich. Damit macht sich die langjährige Zusammenarbeit mit dem Konzernvorstand bezahlt. Der Gewerkschaftsfunktionär wird Einkommensmillionär. Grolms übernimmt im April seinen Posten bei Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE). Er folgt auf die ehemalige IGM-Justiziarin Sabine Maaßen, die den Vorstandsbereich Personal und Organisation bei Audi übernimmt. (…) Gestern forderten die Aktionäre in der Hauptversammlung in Bochum, dass das Filetieren des Konzerns nun endlich beginnt. Dass am Ende dann doch noch die vollständige Zerschlagung steht, kann nicht ausgeschlossen werden. Für die Aufzugssparte wird ein Verkauf immer wahrscheinlicher, es gibt mehrere Bieter. Der finnische Konkurrent Kone hat ein Angebot über 17 Milliarden Euro abgegeben. Die jetzige Vorstands- und ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Martina Merz will im Mai einen endgültigen Plan vorlegen. Ihm werden möglicherweise weitaus mehr als die bislang vereinbarten 6000 Stellen im Gesamtkonzern zum Opfer fallen. Das könnte vor allem den Stahlbereich treffen, wo bisher der Abbau von 2000 der 27.000 Arbeitsplätze angekündigt wurde. Auch mehrere Standorte, wie das Grobblechwerk im Duisburger Süden, sind von Schließung bedroht. Im Stahlbereich sei eine „harte Restrukturierung“ nötig, sagte Merz gestern bei der Hauptversammlung. „Das wird nicht ohne Arbeitsplatzabbau gehen.“ (…) Grolms hat sich in den Augen des Konzerns und seiner Aktionäre für den Vorstandsposten qualifiziert, weil er bislang jeden Kahlschlagplan mitgetragen hat und in den letzten beiden Jahren an zentralen Stellen mitgeholfen hat, immer neue Pläne zu entwickeln. (…) Grolms arbeitet seit Jahren eng mit dem Personalvorstand des Gesamtkonzerns Oliver Burkhard, dem ehemalige Bezirksleiter der IG Metall in NRW, zusammen. Auch Burkhard war 2013 direkt aus der Chefetage der Gewerkschaft in den Vorstand des Konzerns gewechselt, wo er rund 5 Millionen Euro im Jahr verdient. (…) Nun kommen Gewerkschafter und Manager, die seit Jahren insbesondere bei Siemens zusammengearbeitet haben, wieder zusammen. Denn zum Nachfolger Grolms‘ im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat die Gewerkschaft Jürgen Kerner benannt. Er ist Hauptkassierer und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall in Frankfurt. Kerner, der bei Siemens seine Lehre zum Informationselektroniker absolviert hatte, war von 1990 bis 1995 freigestellter Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter bei der Siemens AG in Augsburg, bevor er hauptamtlich für die IG Metall tätig wurde. SPD-Mitglied Kerner sitzt mittlerweile in den Aufsichtsräten von Siemens, MAN, PremiumAerotec, Airbus Operations und Eurocopter. (…) Russwurm selbst war von 2008 bis 2017 Siemens-Manager. 2018 war er als möglicher Vorstandschef von Thyssenkrupp im Gespräch, übernahm 2019 dann aber den Vorsitz des Aufsichtsrats. Jürgen Kerner ist ihm kein Unbekannter. In einer Mitteilung von Thyssenkrupp wird betont, Kerner habe als Aufsichtsratsmitglied den Umbau verschiedener großer deutscher Konzerne „begleitet“. Dass er künftig auch im Thyssenkrupp-Aufsichtsrat sein werde, bezeichnete Russwurm als „ein starkes Signal“…“ Beitrag von Dietmar Gaisenkersting vom 01.02.2020 bei Word Socialist Web Site externer Link
  • Management unter Druck. Thyssen-Krupp: Beschäftigte der Aufzugssparte protestieren gegen Umbau 
    „… Nachdem bereits am Dienstag rund 6.000 Stahlkocher in Duisburg auf die Straße gegangen waren, demonstrierten am Mittwoch 2.500 Beschäftigte der Aufzugssparte »Thyssen-Krupp Elevator«. Sie kamen vor der Konzernzentrale in Essen zu einer Kundgebung zusammen und verlangten Auskunft über die Umbaupläne des Managements. Der Konzern will das profitable Aufzugsgeschäft ganz oder teilweise verkaufen oder an die Börse bringen. Mit den so verfügbaren Geldern soll die weitere Restrukturierung des Konzerns finanziert werden. Die Gewerkschaft IG Metall wirft dem Management vor, die Arbeitsplätze zum Spekulationsobjekt zu machen. Die Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag stockten. Das Management weigere sich beharrlich, die erforderlichen Sicherheiten für Arbeitsplätze und Standorte zu geben. Konzernchefin Martina Merz hatte am 22. November angekündigt, binnen vier Monaten Klarheit über die Zukunft der Sparte mit ihren rund 50.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund acht Milliarden Euro zu schaffen…“ Artikel von Bernd Müller in der jungen Welt vom 05.12.2019 externer Link
  • Solidarität mit den Beschäftigten bei ThyssenKrupp!
    Heute protestieren die Beschäftigten von ThyssenKrupp Elevator vor der Essener Konzernzentrale gegen die Sanierung des Konzerns auf ihrem Rücken und die Geheimniskrämerei der Konzernleitung. Schon gestern demonstrierten in Duisburg 6.000 Kolleg*innen von ThyssenKrupp Steel für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Konzern hat bereits angekündigt, 6.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Die Unternehmensleitung setzt jetzt darauf, ihre Profite durch die Aufzugssparte zu sanieren; ob dies über Börsengang, Komplett- oder Teilverkauf realisiert werden soll, ist noch unklar – ebenso, was dies für Arbeitsplätze und Löhne bedeutet. Jetzt kommt es darauf an, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen: Kolleg*innen aus allen Sparten des Konzerns und den verschiedenen Standorten in Deutschland und weltweit sollten sich vernetzen und eine gemeinsame Kampfstrategie für den Erhalt aller Arbeitsplätze sowie gegen Angriffe auf Löhne und Arbeitsbedingungen ausarbeiten. Und es sollte Kontakt zu den Kolleg*innen aus anderen Betrieben aufgenommen werden, bei denen Entlassungen auf der Tagesordnung stehen: in der Auto- und Zulieferindustrie sind Tausende Arbeitsplätze bedroht, Aldi hat gerade unter anderem am Mülheimer Standort 600 Beschäftigten gekündigt, bei der Deutschen Bank (18.000), BASF (6.000), Siemens (2.700) und der Telekom (1.200) haben die Bosse die Vernichtung tausender Arbeitsplätze angekündigt. Da Deutschland und die Weltwirtschaft am Beginn einer Rezession stehen (im Vergleich zum Vorjahr sank das deutsche Wirtschaftswachstum 2019 von 1,5 auf 0,5 Prozent) ist davon auszugehen, dass das nur der Anfang einer Welle von Massenentlassungen ist, mit denen das Kapital in Krisenzeiten seine Profite auf Kosten der Lohnabhängigen retten will. Die Kundgebungen dieser Woche sind ein mächtiges Signal, dass die Kolleg*innen für die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze mobilisierungsfähig sind. Es darf jedoch nicht bei symbolischen Aktionen bleiben. Wenn es bei ThyssenKrupp mit seinen rund 160.000 Beschäftigten (davon alleine 50.000 bei Elevator) zu Streiks käme, könnte der Chefetage Feuer unterm Hintern gemacht und Kündigungspläne vom Tisch gefegt werden. Es ist wichtig, dass IG Metall und Betriebsräte in die Offensive gehen, bevor es zu Entlassungen kommt. Durch Initiativen „von unten“ können Kolleg*innen in Betrieb und Gewerkschaft Druck für entschlossene Kampfmaßnahmen ausüben…“ Flugblatt der Sol Ruhr vom 4. Dezember 2019 externer Link, das beim Protest von tausenden ThyssenKruppe-Beschäftigten verteilt wurde
  • thyssenkrupp Steel Kundgebung in Duisburg: IG Metall fordert Zukunftsinvestitionen und Sicherheit
    In Duisburg haben heute 6.000 Menschen für Sicherheiten durch einen Tarifvertrag und für ein Zukunftskonzept für den Stahlbereich des thyssenkrupp-Konzerns demonstriert. Im Mai hatte das Unternehmen angekündigt, bis zum Herbst dieses Zukunftskonzept vorzulegen. Auf dessen Grundlage soll dann über einen Ergänzungstarifvertrag verhandelt werden, der analog zum Tarifvertrag „Zukunft Stahl“ langfristige Sicherheiten für die Beschäftigten gibt und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Tim Wißen, Stahlsekretär der IG Metall in Bochum:„Heute haben wir wieder einmal gesehen, dass die Beschäftigten von thyssenkrupp, ihr Unternehmen noch nicht aufgegeben haben. Wir fordern ein Zukunftskonzept, welches erfolgreich sein kann, ohne Kolleginnen und Kollegen zu entlassen. thyssenkrupp ist nicht nur ein Unternehmen, thyssenkrupp sind die Menschen in Duisburg, Dortmund, Bochum, Essen und in der restlichen Bundesrepublik. Gemeinsam ist dieser Konzern gewachsen und erfolgreich gewesen. Dies soll sich wiederholen.“…“ Bericht und Bilder vom 3.12.2019 bei der IG Metall Bochum externer Link
  • Drastisches Krisenprogramm bei Thyssenkrupp 
    „… Die Aufspaltung des Thyssenkrupp-Konzerns und die Fusion mit Tata sind gescheitert, weil die EU-Kommission Einwände politischer Art hatte. Nun steht der Thyssenkrupp-Vorstand mit dem Rücken an der Wand. Von der angekündigten „neue Strategie“, die im August vorgelegt werden sollte, ist keine Rede mehr. Gestern, am 8. August, wurden die Geschäftszahlen der ersten neun Monate des Geschäftsjahres (Oktober 2018 bis Juni 2019) veröffentlicht. Nach aller Bilanzmathematik weisen sie einen sogenannten negativen „Cash-Flow“ von über 2 Milliarden Euro aus. Das ist eine Milliarde Euro mehr Verlust als im gleichen Vorjahreszeitraum. (…) Jetzt soll der ganze Konzern umgebaut werden und Vorstandsvorsitzender Guido Kerkhoff „will im ganzen Konzern hart durchgreifen“. Alles, was nicht genügend Maximalprofit bringt, steht auf dem Prüfstand, mindestens 6000 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden, davon 2000 im Stahlbereich. Das ist ein Angriff auf die ganze Konzernbelegschaft. Der Vorstand will die Kosten des Krisenmanagements auf die Kolleginnen und Kollegen und ihre Familien abwälzen. Seit Monaten werden die Mitarbeiter schon zu „Sparmaßnahmen“ angehalten, Rechnungen werden nicht bezahlt, Reinigungsfirmen werden gekündigt, Stillstände, keine Überschichten mehr etc. Ganze Konzernbereiche sollen verkauft, an die Börse gebracht oder ganz geschlossen werden. Besonders hart treffen soll es den Autozulieferbereich, den Anlagenbau und die Grobblechproduktion mit Standorten unter anderem in Duisburg-Hüttenheim. Es werden Verkäufe und Börsengänge, zum Beispiel für den profitablen Aufzugsbereich vorbereitet. (…) Neu ist, dass auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen werden. Kerkhoff betont, dass diese „als letztes Mittel“ möglich seien. Dabei wurde erst im Mai in Zusammenarbeit mit der rechten Betriebsrats- und Gewerkschaftsführung ein Neuaufguss des Märchens „keine betriebsbedingte Kündigungen“ bis Ende des Jahres vereinbart. (…) Gleichzeitig gibt es eine Zunahme von Personalmaßnahmen wegen Nichtigkeiten und aktive kämpferische Kollegen stehen besonders im Visier. In Dortmund unterlag Thyssenkrupp in einer Berufungsverhandlung vor dem Landesarbeitsgericht. Die Konzernleitung wollte eine Kollegin schriftlich ermahnen, weil sie ein persönliches Flugblatt verteilte. So erhalten auch die Forderungen nach freier politischer und gewerkschaftlicher Betätigung im Betrieb und nach einem vollständigen und allseitigen gesetzlichen Streikrecht zunehmende Bedeutung…“ Beitrag der Landesleitung Nordrhein-Westfalen der MLPD vom 09.08.2019 bei Rote-Fahne-News externer Link (wegen der neuen Infos alternativlos)
  • Thyssenkrupp: Laschets Angst vor Streiks 
    Angesichts der angekündigten Werksschließungen bei Thyssenkrupp-Steel bekommt es NRW-Ministerpräsident Laschet kurz vor der Europawahl mit der Angst vor Aktionen zu tun…“ Flugblatt „Was tun bei TKS“ vom 20.05.2019 von Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet
  • Thyssen-Krupps Plan B. IG Metall fordert Klarheit für Beschäftigte. Vorstand will einzelne Geschäftsfelder verkaufen. Tarifvertrag verliert Gültigkeit 
    Nach der geplatzten Fusion mit Tata Steel will Vorstandschef Guido Kerkhoff Thyssen-Krupp in eine Holding umbauen, die einzelne Geschäftsfelder an neue Investoren verkaufen soll. Die Aufzugssparte, den wertvollsten Teil des Konzerns will Kerkhoff an die Börse bringen. »Das werden wir schnellstmöglich angehen«, sagte er dem Handelsblatt (Montagausgabe). Nach diesen Entwicklungen dringt nun die IG Metall auf rasche Klarheit für die Beschäftigten. »Ich erwarte ein neues Zukunftskonzept für den Stahlbereich«, sagte Stahl-Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Er betonte: »Betriebsbedingte Kündigungen hat es bei uns noch nie gegeben und darf es auch in Zukunft nicht geben.«...“ Agenturmeldung in der jungen Welt vom 14.05.2019 externer Link
  • Fusion geplatzt – Thyssen streicht 4000 Stellen in Deutschland
    „… Der deutsche Industriekonzern Thyssen-Krupp hat eine dramatische Folge der gescheiterten Stahlfusion mit dem indischen Unternehmen Tata bekanntgegeben: 6000 Arbeitsplätze sollen wegfallen. Davon entfielen zwei Drittel, also ungefähr 4000, auf Deutschland, sagte der Thyssen-Vorstandsvorsitzende Guido Kerkhoff in einer Telefonkonferenz. Betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht ausgeschlossen werden, ergänzte Personalvorstand Oliver Burkhard. In der Gesamtzahl seien 2000 Stellen enthalten, die auch bei der Stahlfusion mit Tata gestrichen werden sollten. „Es ist ein recht tiefgreifender Einschnitt“, sagte Burkhard. Eine Abspaltung des Stahls war ein Kernelement für den geplanten Umbau des Gesamtkonzerns. Die Zweiteilung in eine Werkstoff- und Industriegesellschaft ist nun vom Tisch, anstelle dessen will der der Vorstand dem Aufsichtsrat vorschlagen, die Aufzugssparte an die Börse zu bringen. Die Anleger an der Börse setzen offenbar sehr stark genau darauf: Der Thyssen-Aktienkurs legte an diesem Freitag um bis zu 20 Prozent zu während sich der Standardwerteindex Dax nur leicht positiv tendierte…“ Meldung vom 10. Mai 2019 bei der FAZ online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=158668
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